- Schattentheater
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Als Schattentheater bezeichnet man neben dem Wayang und dem chinesischen Schattentheater das moderne Schattenspiel, also alle Formen des Theaters, die mit dem Mittel des Schattens arbeiten. Den Gegensatz dazu bilden die asiatischen Vorbilder dieser Kunstform, die kein Theater im engeren Sinne, sondern ein kultisches Ereignis sind – der Spieler (Dalang) hat zum Beispiel in Indonesien während des Spiels die Funktion eines Priesters. Während asiatische Schattentheaterfiguren aus Pergament gefertigt sind und an Stäben bewegt werden, setzten sich in Europa Figuren aus Pappe, Holz oder Metall durch. Das festere Material erlaubte eine höhere mechanische Belastung und damit mehr Animationsmöglichkeiten.
Geschichte der Technik des Schattentheaters in Deutschland
Seit der Blütezeit des Schattentheaters in der Romantik wurden vor allem in Frankreich (Chat noir) und später in Deutschland (Schwabinger Schattenspiele) immer bewegungsfähigere Figuren entwickelt. Mit Steckmechanismen kann der Spieler Figuren auf einer Spielschiene fixieren. So ist es möglich, über das traditionelle Bewegen allein der Arme der Figur hinaus weitere differenzierte Animationen vorzunehmen. Diese Entwicklung förderten in Deutschland zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem E. M. Engert und M. Cordes, die mit Koppelung von Figurenteilen und Fadenzügen erstaunlich lebendig wirkende Szenen entstehen ließen. Mitte des 20. Jahrhunderts setzte der Maschinenbauingenieur Otto Kraemer mit vielen Inszenierungen und Publikationen („Meister des Puppenspiels“ und „Technik des Figurentheaters“) neue Maßstäbe. Dies setzten weitere Bühnen wie die „Vagantei Erhardt“ fort. Durch die Einrichtung von Schattentheaterfestivals in Schwäbisch Gmünd (alle drei Jahre) und in Hannover (alle zwei Jahre) erlebte das Schattentheater in Deutschland eine Renaissance.
In der Pädagogik fand das Körper-Schattenheater in Deutschland Anfang der 1980er-Jahre seinen Eingang durch die Arbeit des deutschen Choreographen und Pädagogen Rainer Pawelke. Dieser stellte 1980 inner-halb eines pädagogischen Sporttheaterprojektes das Körper-Schattenheater als Bühnenshow an der Universität Regensburg vor, an der er als Dozent in der Sportlehreausbildung tätig war. Unter dem Namen „Traumfabrik – ein poetisches Sporttheater“ wurde u.a. das Körper-Schattenheater als pädagogisches Projekt in mehreren Deutschlandtourneen und in Fernsehsendungen bekannt gemacht u.a. 1981 im ZDF-Sportstudio. Den entscheidenden Impuls für die Verbreitung des Körper-Schattenheaters in Schule und Verein gab Rainer Pawelke dadurch, dass ein von ihm entwickeltes Workshop-Programm seit 1983 in ununterbrochener Reihenfolge bis heute bei der Internationalen Sportkultur-Akademie der Traumfabrik für Lehrer, Übungsleiter und andere Multiplikatoren angeboten wird.
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