- Scheidegg-Scheffau
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Bayern Regierungsbezirk: Schwaben Landkreis: Lindau (Bodensee) Höhe: 800–1000 m ü. NN Fläche: 27,4 km² Einwohner: 4265 (31. Dez. 2007) Bevölkerungsdichte: 156 Einwohner je km² Postleitzahl: 88175 Vorwahlen: 08381 (Scheidegg) 08387 (Scheffau) Kfz-Kennzeichen: LI Gemeindeschlüssel: 09 7 76 125 Adresse der Marktverwaltung: Rathausplatz 6
88175 ScheideggWebpräsenz: Bürgermeister: Ulrich Pfanner Lage von Scheidegg im Landkreis Lindau (Bodensee) Scheidegg ist eine Marktgemeinde im schwäbischen Landkreis Lindau (Bodensee), Bayern, staatlich anerkannter Kneippkurort und heilklimatischer Kurort. Im Jahr 2007 war Scheidegg mit 2167 Sonnenstunden der sonnenreichste Ort Deutschlands.[1]
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die in der Region Westallgäu gelegene Marktgemeinde Scheidegg besteht aus dem Ort Scheidegg und 40 Ortsteilen, die größten darunter Scheffau und Lindenau. Die Gemeinde Scheidegg grenzt im Nordwesten an die Gemeinde Sigmarszell, im Norden an Opfenbach, im Nordosten an Lindenberg und im Osten an Weiler-Simmerberg. Im Westen und Süden grenzt sie außerdem an das österreichische Bundesland Vorarlberg, und zwar an die Gemeinden Möggers, Langen bei Bregenz und Sulzberg im Bezirk Bregenz.
Naturräumlich liegt die Gemeinde am Hang eines Bergrückens, der aus gefalteter Südwassermolasse aufgebaut ist und sich vom Pfänder oberhalb von Bregenz bis über Lindenberg hinaus von Westsüdwest nach Ostnordost zieht.
Siedlungsgeographisch hat sich der Ort aus einem Haufendorf entwickelt. und diese Situation ist noch immer sichtbar, auch wenn heute eine ganze Reihe größerer ehemals landwirtschaftlich genutzter Anwesen im Ortskern zu Dienstleistungseinrichtungen, insbesondere Gasthöfen unterschiedlicher Art, umgewandelt ist, was dem Dorf ein etwas städtischeres Gepräge verleiht. Zu diesem trägt außerdem das erhöht liegende Schulgebäude bei.
Geschichte
Die Besiedelung des Gebietes um Scheidegg erfolgte wahrscheinlich im 6. und 7. Jahrhundert durch die Alemannen. Scheidegg wurde jedoch infolge Urkundenverlustes erstmals erst 1255 in St. Gallen erwähnt.
Das Dorf gehörte zusammen mit Weiler bis 1286 zum großen Besitz des Klosters St. Gallen, erneut von 1532 bis 1571. Das Reichsbenediktinerkloster St. Gallen förderte Christentum und Kultur. 1296 versetzte Abt Wilhelm Scheidegg an Graf Hugo von Montfort-Bregenz. In Scheidegg und Weiler bestanden Kellhöfe des Klosters, d.h. Verwaltungssitze für den Klosterbesitz im Westallgäu. Aus dieser Rolle – und aus der Lage an der Alten Salzstraße von München über Landsberg am Lech und Kempten nach Lindau bzw. Bregenz am Bodensee – entwickelte sich die Funktion Scheideggs als ländlicher zentraler Ort in Form einer Marktgemeinde. Das Gebiet, das 1571 von Habsburg erworben wurde, blieb bis zum Pressburger Frieden 1805 (Napoleon) bei Vorarlberg und kam dann zu Bayern. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde Scheidegg (1634) durch schwedische Truppen niedergebrannt und von der Pest (1635) heimgesucht.
Im 18. Jahrhundert entwickelte sich aus Lindenberg kommend auch in Scheidegg die Herstellung von Strohhüten, die europaweit exportiert wurden. Anfang des 19. Jahrhunderts entstand daraus eine Hutfabrik.
Die Tradition von Scheidegg als Kur- und Erholungsort reicht bis zur Jahrhundertwende (zum 20. Jahrhundert) zurück. Als nach dem Bau der Eisenbahnlinie von Röthenbach nach Scheidegg im Jahr 1901 die ersten Sommerfrischler nach Scheidegg kamen, wurde bereits 1902 mit der Gründung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins der erste Versuch unternommen, den Fremdenverkehr zu organisieren. Als dann 1912 mit dem Bau der Prinzregent-Luitpold-Kinderklinik begonnen wurde, war dies der Grundstein für die Entwicklung von Scheidegg zum Kurort. 1936 wurde Scheidegg als Höhenluftkurort anerkannt.
Nach dem 2. Weltkrieg war ein neuer Anfang erforderlich. Die Notwendigkeit, sich als Kurort zu qualifizieren, wurde bald erkannt, so entstand 1964 der erste „anerkannte Kneippkurbetrieb“.
Im Jahr 1972 wurden im Zuge der kommunalen Neuordnung Bayerns die Gemeinden Scheidegg und Scheffau zusammengelegt.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Tourismus
Scheidegg verfügt über rund 3.200 Gästebetten. Pro Jahr werden ca. 450.000 Übernachtungen registriert. Damit gehört Scheidegg zu den 10 größten Kur- und Fremdenverkehrsorten im Verbandsgebiet Allgäu/Bayerisch-Schwaben.
Scheidegg ist ein traditioneller Wintersportplatz im Allgäu. Die Luggi-Leitner-Lifte (3 Schlepplifte und 1 Förderband) und ein ausgezeichnetes Loipennetz stehen dem Wintertourist zur Verfügung.
Scheidegg liegt an der Westallgäuer Käsestraße, die dort eingebundene Dorfsennerei im Ortsteil Böserscheidegg kann inkl. einer Käsprobe (u. a. Allgäuer Emmentaler) besichtigt werden. Weiterhin von gewisser touristischer Bedeutung sind der Reptilienzoo, das Heimatmuseum und einige Wasserfälle. Es gibt die "Original Scheidegger Wasserfälle", mit Bewirtung und Parkplatz, sowie die nahe gelegenen Hasenreuter Wasserfälle, Schwedenhöhle und Rickenbachfälle. Siehe auch Wasserfälle in Deutschland.
Bauwerke
In der Ortsmitte befindet sich die 1797–1798 erbaute Katholische Pfarrkirche St. Gallus mit Malereien des Münchener Malers Ludwig Glötzle. Die 1963 erbaute Evangelischen Auferstehungskirche enthält ein begehbares Fußbodenlabyrinth (nach dem Muster der Kathedrale von Chartres mit 7 Umgängen, ca. 6 m Durchmesser, 130 m Weg). Die Katholische Pfarrkirche St. Martin (17./18. Jh.) im Ortsteil Scheffau enthält einen barocken Hochaltar und eine Figur der Madonna im Kranz der 15 Rosenkranzgeheimnisse.
In der Umgebung von Scheidegg gibt es 13 Kapellen, darunter eine ökumenische. Alle Kapellen sind mit den Kirchen und dem Kreuzberg mit seinem Höhenweg durch den kleinen und den großen Ökumenischen Kapellenweg miteinander verbunden:
- Ökumenische St.-Hubertus-Kapelle, Forst, erbaut 1986–1988
- Lourdesgrotte, Sonnenstraße, erbaut 1897
- Annakapelle, Zollstraße, erbaut um 1500
- Galluskapelle am Höhenweg, erbaut um 1635
- Kruzifix auf dem Kreuzberg, errichtet 1898
- Kriegergedächtniskapelle, Zollstraße, erbaut 1922
- Kapelle St. Gallus und Magnus, Blieslings, erbaut um 1840
- Wendelinskapelle, Kinberg, erbaut um 1670
- Marienkapelle, Haus, erbaut 1981–1983
- Kapelle St. Katharina und St. Antonius, Böserscheidegg, erbaut 1710
- Filialkapelle St. Martina, Schalkenried, erbaut 1622 als Pestkapelle
- Anna-und-Joachim-Kapelle, Unterstein, erbaut um 1628
- Herz-Jesu-Kapelle, Ebenschwand, erbaut 1921–1922
- Ulrichskapelle bei Möggers, erbaut um 1000
Vereine
Die gut 4.000 Einwohner sind in ca. 40 Vereinen organisiert.
Wirtschaft und Infrastruktur
Medizinische Einrichtungen
Scheidegg im Allgäu besitzt die Prädikate Heilklimatischer Kurort (seit 1981) mit Zusatz Premium-Class (seit 2002), Kneippkurort (seit 1973) mit Zusatz Premium-Class sowie Viabono-Wohlfühlort (seit 2003) und WellVital-Ort. Das Kurangebot reicht von ambulanter Badekur (früher: offene Badekur) und stationärem Aufenthalt in Rehabilitationsklinik oder Sanatorium über Kneippkur, Schrothkur, Mayr-Kur und Aslan-Kur bis hin zu Kinder- und Mutter-Kind-Kuren. Mit folgenden Instituten bietet Scheidegg ein äußerst breit gefächertes Spektrum an Therapieverfahren, u. a. im Bereich der Onkologie und Psychosomatik:
Kur- und Gesundheit:
- Panorama Fachklinik - Klinik für Psychosomatik Psychotherapeutische Medizin, Naturheilverfahren und Traditionelle Chinesische Medizin (Kurviertel, Richtung Ablers47.57389690589.8582446575 ).
- Kursanatorium Herzberger.
- Sanatorium Dr. Kadzidroga für Bein- und Venenerkrankungen, Tinnitusbehandlung und Migränethera.
- Sanitas Klinik Maximilian, Fachklinik für Mutter, Vater & Kind sowie Vorsorge- und Rehabilitationsklinik für Kinder und Jugendliche aus ganzheitlicher Sicht (körperlichen, seelische und soziale Aspekte umfassend).
- Fachklinik Prinzregent Luitpold zur Rehabilitation für Kinder und Jugendliche bei den Hauptindikationen Übergewicht, Verhaltensprobleme, Asthma bronchiale, Neurodermitis, nach Herzoperationen, Kopfschmerzen und Migräne.
- Paracelsus-Klinik, Fachklinik für Tumornachsorge zur Anschlußheilbehandlung (auch psychotherapeutisch) nach Brustkrebs, gynäkologischen Tumoren und Tumoren der Verdauungsorgane.
- Kneipp- und Schrothkurhaus Sebastian.
- Evangelisches Mutter Kind Kurhaus Scheidegg
- Diagnostikzentrum Scheidegg - sportmedizinisches Institut mit drei Diplomsportlehrern und fünf Ärzten, wissenschaftlich vom Fachbereich Sport der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz geleitet, führt sportmedizinische Leistungsdiagnosen durch, erstellt Trainingsprogramme und betreut Trainingscamps, Laufseminare und sportliche Sonderveranstaltungen (Bodenseemarathon u.ä.) (Ortsausgang Richtung Böserscheidegg47.57939901179.863576889 ).
- Akademie Vitale - vom Ostheopathen und Physiotherapeuten Stefan Schöndorfer geleitete Ausbildungs- und Trainigsstätte für Gymnastik, Kraft- und Ausdauer mit speziellen Programmen für Rheuma, Yoga, Autogenes Training, Ernährung, Bewegungs- und Verhaltensdefizite bei Kindern. (Ortsmitte, Haus der Sonne47.58098849.8506032 )
Persönlichkeiten
- Tobias Steinhauser, ehemaliger Radrennfahrer
Literatur
- Peter Bauer, Karl Meisburger: Wege für Leib und Seele. Ökumenischer Kapellenweg Scheidegg. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2003, ISBN 3-89870-125-5
- Josef Spindler: Geschichte von Scheidegg. Selbstverlag, Scheidegg 1948
- Josef Spindler: Beiträge zur Geschichte von Scheidegg. Schnell & Steiner, München 1950
- Scheidegg. – In: Dr. Anton Gruber: Der Landkreis Lindau. Verlag des Heimatpflegers von Schwaben, Kempten 1956, S. 156-162
Fußnoten und Einzelnachweise
Weblinks
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