Schelllackplatte

Schelllackplatte

Die Schellackplatte ist der Vorläufer der heute noch hergestellten und häufig anzutreffenden Vinylschallplatte.

Schellackplatte der Deutschen Grammophon-Aktiengesellschaft: Der Harem auf Reisen von Rudolf Nelson mit dem Tanz-Orchester Godwin.

Schellackplatten hatten meistens einen Durchmesser von 10 Zoll (etwa 25 Zentimeter) oder 12 Zoll (etwa 30 Zentimeter) und überwiegend in Seitenschrift geschriebene Rillen, die mit einem gewöhnlichen Grammophon mit dicker Stahlnadel oder mit einem elektrischen Plattenspieler mit Spezialnadel abgetastet werden konnten. 10-Zoll-Schellackplatten boten maximal etwas mehr als 3 Minuten, 12-Zoll-Schellackplatten etwas mehr als 4 Minuten Spielzeit pro Seite. Letzteres war primär für längere klassische Musikstücke interessant.

Ein weiteres charakteristisches Merkmal der Schellackplatte ist die Abspieldrehzahl: Es gab Versuche mit 60 bis über 100 Umdrehungen pro Minute (UpM), wobei sich 78 UpM durchgesetzt haben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Im Oktober 1896 gab der Erfinder und Unternehmer Emil Berliner die Verwendung von Hartgummi als Plattenmaterial auf und ersetzte die Substanz durch eine von der Duranoid Co., Newark, New Jersey, hergestellte Pressmasse, die im Wesentlichen aus Schellack bestand. Der Schellack band die weiteren Bestandteile Bariumsulfat, Schiefermehl, Ruß und Baumwollflock zu einer verschleißfesten Masse. Die Neuerung verbesserte die Klangqualität und Haltbarkeit der Platten enorm, ein Nachteil war jedoch die hohe Sprödigkeit. Seit 1948 werden Vinylplatten verkauft, die praktisch unzerbrechlich sind und außerdem auch kompakter (sie erlauben geringere Abspieldrehzahlen und dadurch eine längere Spieldauer). Schellackplatten wurden bis in die frühen 1960er-Jahre hergestellt.

Abtastung der Platte

Ungarische Pathé-Tiefenschriftplatte mit Hülle; nur mit einem Saphir bei 90–100 UpM abspielbar
Schellackplatte der Firma Gramophone, hergestellt in Hannover 1908. Oft bemerkenswert bei frühen Aufnahmen, dass nur die Vorderseite abspielbar ist. Die Rückseite zeigt das Firmenlogo

Zur Abtastung von Schellackplatten waren zunächst einige nicht kompatible Systeme auf dem Markt. Vor dem Ersten Weltkrieg dominierte die französische Firma Pathé den Weltmarkt. Ihre Platten konnten nur mit einem abgerundeten Saphir bei 90-100 UpM abgespielt werden, liefen immer von innen nach außen und waren mit der sog. Tiefenschrift aufgenommen worden. Da Pathé zum Zeitpunkt des Aufkommens der Schellackplatten bereits über einen großen Fundus älterer Walzenaufnahmen verfügte, deren Grundlage ebenfalls die Tiefenschrift war, konnte die Firma mit einem für damalige Zeit unerwartet großen Sortiment ins Geschäft einsteigen. Die mit Tiefenschrift aufgenommenen Platten dürfen niemals mit einer Grammophonnadel abgespielt werden, da diese die Platte sofort zerstört. Für die Platten gibt es das Pathéphone oder als Adapter für Grammophone eine Pathé-Schalldose, welche jedoch nur mit Fachkenntnis installiert werden sollte.

Eine weitere frühe Variante stellte die nordamerikanische Edison-Diamond-Disc dar, welche jedoch nicht aus Schellack gefertigt wurde und sechs Millimeter dick war. Auch diese sensiblen Platten, welche in Europa sehr selten sind, dürfen nicht mit dem Grammophon abgespielt werden.

Für die klassische Schellackplatte ist nicht nur eine Geschwindigkeit von 78 UpM nötig, sondern auch ein dafür geeigneter Tonabnehmer. Da die Rillen von Schellackplatten breiter sind als die Rillen von Vinylplatten, muss auch die Nadel zur Abtastung entsprechend dicker sein.

Für Vinylplatten gedachten (dünne) Nadeln würden bei Schellackplatten keine gute Tonqualität ergeben und könnten beschädigt werden. Für Schellackplatten gedachte (dicke) Nadeln springen bei Vinylplatten aus den schmalen Rillen heraus oder quetschen sie breit und zerstören sie dadurch.

Bei einem Plattenspieler, der für beide Plattenarten gedacht ist, enthält der Tonabnehmer in der Regel zwei Nadeln, die über einen Hebel umschaltbar sind. Wo keine Umschaltung möglich ist, muss beim Austausch der Platten auch das Tonsystem gewechselt werden.

Nach dem Aufkommen der Vinylplatten wurden Schellackplatten mit einem N (für Normalrillen) in einem blauen Dreieck gekennzeichnet, während Vinylplatten ein rotes M (für Mikrorillen) erhielten.

Siehe auch

Literatur

  • Martin Fischer: Faszination Schellack: Grammophone, Schellackplatten, Nadeldosen. Battenberg Verlag, Regenstauf 2006, ISBN 3-866-46008-2
  • Fritz Bergtold: Moderne Schallplattentechnik. Taschen-Lehrbuch der Schallplatten Wiedergabe, Franzis-Verlag, München 1959

Weblinks


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