- Schiffsgeschütz
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Schiffsartillerie ist die Artillerie, die an Bord von Kriegsschiffen eingesetzt wird. Lange Zeit bestand die Schiffsartillerie aus Vorderlader-Glattrohrkanonen. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich das moderne Schiffgeschütz, der gezogene Hinterlader, der Granaten verschoss. Im und nach dem Zweiten Weltkrieg verlor das Geschütz mit der Entwicklung leistungsfähiger Flugzeuge und dem Aufkommen der Lenkflugkörper an Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung der Schiffsartillerie
Vorläufer der Artillerie
Zur Zeit des Altertums verwendete man Rammsporne an Schiffsrümpfen, um feindliche Schiffe anzugreifen. Nachdem die Schiffe mit der Zeit größer und schwerfälliger wurden und der Rammsporn mit der Zeit an Bedeutung verlor, begann man die Schiffe mit Schleudereinrichtungen auszustatten, so dass Steinkugeln und Pfeilgeschosse in Richtung Feind ausgebracht werden konnten. Die Griechen entwickelten als besondere Angriffswaffe das sog. Griechische Feuer, das eine brennende Flüssigkeit mittels eines gebündelten Strahls über eine bestimmte Distanz spritzte, so dass der Gegner immense Verluste durch Verbrennungen an Mensch und Material erlitt. Sogenannte Feuerlanzen wurden seit deren erster Entwicklung im 11. Jahrhundert auf chinesischen Kriegsschiffen eingesetzt. Damals waren diese Handfeuerwaffen zunächst noch aus Bambusrohr.
Trotz dieser Waffen wurden Seeschlachten hauptsächlich ähnlich den Landschlachten ausgefochten, d. h. im Kampf Mann gegen Mann, wobei die Schiffe als schwimmende Kampfplattformen dienten.
Schiffsartillerie der Segelzeit
Die Erfindung des Schwarzpulvers revolutionierte die Schiffsbewaffnung und zogen eine Änderung der Seekriegsführung nach sich. Der Kampf wurde mehr und mehr auf die Entfernung ausgetragen.
In Europa waren Kanonen seit dem 14. Jahrhundert auf Schiffen üblich. Es handelte sich hauptsächlich um Waffen kleinen Kalibers, z. T. Hinterlader sowie auch kleinere Kolubrinen, die mehr zum Einsatz gegen die Mannschaften als gegen die Schiffsrümpfe gedacht waren (“man-killers”). Die erste mit Quellen belegte Verwendung von Schiffsgeschützen fand im Jahr 1338 statt. So gab es zu diesem Zeitpunkt Galeeren, die mit einem Geschütz am Bug (Jagdkanonen) ausgestattet waren, diese Schiffe waren aber nach wie vor für einen Nahkampf durch Enterung vorgesehen.
Die ersten im 15. Jahrhundert vorkommenden schwereren Schwarzpulvergeschütze waren Bombarden, die im Laufe der nachfolgenden Jahrhunderte variiert wurden und unterschiedlichen Funktionen angepasst wurden. So wuchs das Kaliber der Kanonen im 15. und 16. Jahrhundert derart an, dass diese auch effektiv gegen die hölzernen Bordwände des Gegners eingesetzt werden konnten (“ship-smashers”). Außerdem ging man mehr und mehr zu Vorderladern über, die aus einem Stück aus Bronze und später Eisen gegossen waren.
Um das Jahr 1500 ging man dazu, Geschützpforten auf Segelschiffen entlang des Schiffsrumpfes zu installieren, da die Kanonen auf Grund ihres höheren Gewichtes nicht mehr hoch in den Aufbauten, sondern tiefer im Schiffsrumpf aufgestellt wurden. Sie feuerten über sog. Stückpforten in der Breitseite. Anfangs waren die Geschützpforten dabei noch direkt übereinander angeordnet (so. z.B. bei der Galeone Great Harry von 1514) – erst in der weiter Entwicklung der Schiffstypen fand man heraus, dass die sog. Schachbrettanordnung der Pforten strukturelle und taktische Vorteile bot.
Zwar gab es Anfangsschwierigkeiten wie Feuergefahr, die mangelnde Treffsicherheit von schwankenden Schiffen aus und Rückstoßbelastungen des Schiffsrumpfes. Auch wurden die Schiffe in Einzelfällen mit Artillerie überladen und waren deshalb nicht seetüchtig (vgl. die Wasa, die auf ihrer Jungfernfahrt kenterte und die Grande Françoise, die nicht in der Lage war, die Hafeneinfahrt zu verlassen). Jedoch leiteten die geschützbewaffneten Segelschiffe mit für die damalige Zeit schwere Bewaffnung das Ende des Galeerenzeitalters ein (vgl. hierzu die Candia in der Seeschlacht von Preveza, die sich über einen ganzen Tag gegen mehrere Angriffswellen feindlicher Galeeren erwehren konnte).
Bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts war die Entwicklung der Vorderlader-Glattrohrartillerie weitgehend abgeschlossen. Die Linienschiffe trugen die Mehrzahl der Geschütze auf zwei oder drei durchgehenden Batteriedecks mit den schwersten Geschützen auf dem untersten Deck. Mitte des 17. Jahrhundert waren dies die sog. Cannons, Demi-cannons und Culverines, die 42, 32 bzw. 18 Pounds (19, 14,5 bzw. 8,2 kg) schwere Eisenkugel verschossen. An Oberdeck standen leichtere Kanonen. Die Geschützrohre waren dabei mit seitlichen Schildzapfen auf hölzernen Radlafetten gelagert. Mit Hilfe eines Richtkeils konnte durch Drehen des Rohres um die Schildzapfen deren Erhöhungswinkel verändert werden. Die Kanonen rollten beim Abfeuern durch den Rückstoß ins Schiffsinnere und wurden nach dem Nachladen mit Tauen wieder durch die Stückpforten ausgerannt. Auf Grund des hohen Gewichts der Kanonen benötigte man dazu große Bedienungsmannschaften. Diese machten einen Großteil der Besatzung eines Kriegsschiffes aus.
Bis Ende des 17. Jahrhunderts war die Bewaffnung soweit standardisiert, dass auf den durchgehenden Batteriedecks der Segelkriegsschiffe jeweils nur ein Kanonentyp stand. Im 18. Jahrhundert bezeichnete die britische Marine die Kanonen nach der Gewicht der Kugeln als 42-, 32-, 24-, 18-, 12-, 9-, 6-, 4- und 3-Pfünder sowie 0,5-Pfünder als Drehbassen. Gegen Ende des 18. Jahrhundert wurden die 42-Pfünder durch 32-Pfünder ersetzt, da erstere auf Grund ihres Gewichtes und der schweren Geschosse zu unhandlich waren. Der 32-Pfünder, der in den unteren Decks der Linienschiffe mit 74 und mehr Kanonen Aufstellung fand, wog immer noch fast 3 Tonnen und hatte bis zu 14 Mann Bedienung.
Der wichtigste Munitionstyp war während der ganzen Zeit die eiserne Vollkugel, die gleichermaßen gegen Rumpf, Takelage und Mannschaft eingesetzt werden konnten. Speziell zum Einsatz gegen die Takelage wurden Ketten- oder Stangenkugeln (Barren) mitgeführt (eiserne Halbkugeln, die durch Ketten bzw. Stangen verbunden waren). Außerdem wurde auf kurze Entfernungen gegen die gegnerische Besatzung Kartätschen oder Hagel verwendet, z. B. zur Abwehr von Enterern. Obwohl die Reichweite der Kanonen bis 2 km betrug, waren auf Grund fehlender Feuerleit- und Visiereinrichtungen die Trefferaussichten jenseits einiger hundert Meter äußerst gering. Die meisten Kommandanten der britischen Marine trainierten ihre Geschützbedienungen auf möglichst schnelles Feuern und versuchten das Gefecht auf wenige 10 Meter Entfernung zu führen, so dass Vorbeischießen praktisch unmöglich war. Die Artillerie eines Segelkriegsschiffs war normalerweise in der Lage, auf kurze Entfernungen die Bordwände eines vergleichbaren Gegners zu durchschlagen. Auf Grund der geringen Größe der Kanonen war es aber schwer, einen gleichgroßen Gegner zu versenken. Die Wirkung der Kanonen richtete sich besonders beim Schießen in den Rumpf gegen die feindliche Bewaffnung und Besatzung, bei denen die Mehrzahl der Verluste durch Holzsplitter entstanden. Durch den Verlust von Masten oder Takelage konnte ein Schiff manöverierunfähig geschossen werden. In vielen Einzelgefechten, also in Kämpfen fern der großen Seeschlachten, war der Kommandant eines Schiffes ohnehin auf relative Vorsicht bedacht, brachte ihm und der eigenen Besatzung doch ein geentertes Schiff samt gefangen genommener Besatzung und Schiffsladung (Prise) unter bestimmten Voraussetzungen eine Menge Prisengeld ein.
Karronaden
1774 wurde die nach den Carron Iron Company benannte Karronade entwickelt. Ursprünglich für Armeeverwendung entworfen, kam 1779 eine bordverwendungsfähige Version in Gebrauch. Sie wies ein kurzes Rohr und eine vergleichsweise kleine Pulvertreibladung auf. Dadurch wies das Geschoss eine niedrigere Geschwindigkeit auf und erzielte an den Holzrümpfen eine sehr starke Splitterwirkung. Karronaden waren sehr leicht – die 68-Pfünder-Karronade wog mit 1,8 Tonnen etwa soviel wie ein normaler 12-Pfünder. Damit brauchten sie eine kleinere Mannschaft, konnten hoch im Schiff aufgestellt werden und erlaubten eine schwere Bewaffnung auch auf kleinen Schiffen, die aber nur auf kurze Entfernung eingesetzt werden konnte (vgl. hierzu das letzte Gefecht der USS Essex). Karronaden waren auf Gleitlafetten montiert.
Mörser
Zur Segelschiffszeit waren Mörser die einzigen Kanonen, die standardmäßig Explosivgeschosse verfeuerten. Sie waren auf speziellen Schiffen, den Mörserschiffen oder Brandern montiert und nicht für Seegefechte, sondern für den Einsatz gegen Landziele und verankerte Schiffe vorgesehen. Die britische Marine verwendete Mörser der Kaliber 13 Zoll und 10 Zoll (33 cm und 25,4 cm).
Entwicklung im 19. Jahrhundert
Im 19. Jahrhundert kamen mit den Bombenkanonen die ersten Kanonen auf, die standardmäßig Explosivgeschosse verfeuerten. Die in Folge dessen gepanzerten Rümpfe und die stetige Verbesserung der Panzerqualität erforderten eine immer durchschlagskräftigere Artillerie. Durch den technischen Fortschritt waren insbesondere die folgenden Entwicklungen möglich:
- Der Übergang zum gezogenen Geschütz um 1860 ermöglichte treffgenaues Schießen über eine größere Entfernung. Außerdem konnten aus gezogenen Rohren statt Kugeln Langgeschosse eingesetzt werden, so dass beim gleichen Kaliber das Gewicht des Geschosses und damit Durchschlagskraft und Trefferwirkung stiegen. In den USA wurden auf Grund der begrenzten technischen Möglichkeiten aber bis in den Sezessionskrieg große Glattrohrkanonen (Dahlgrenkanonen) eingesetzt.
- Die Entwicklung des Hinterladers vereinfachte den Ladevorgang. Allerdings gab es bis weit ins 19 Jahrhundert erhebliche Probleme beim der Herstellung der Verschlüsse, insbesondere mit der Gasdichtigkeit. Aus diesen Grund verwendete die britische Marine bis ca. 1880 gezogene Vorderladergeschütze bis zu einem Kaliber von 40,6 cm.
- Als Material wurde statt Gusseisen Schmiedeeisen und später Stahl verwendet. Dies machte größere Geschütze und stärkere Treibladungen möglich. In einem weiteren Schritt wurden die Geschützrohre durch einen oder mehrere Stahlringe oder –blöcke verstärkt (Ring- und Mantelringkanonen).
- Die Einführung langsam abbrennenden Pulvers ab 1880 ermöglichte nochmals größere Treibladungen. Da der langsamere Abbrand der Treibladung längere Geschützrohre sinnvoll machte, stiegen die Kaliberlängen von ca. L/15 auf L/30 bis L/40. Dadurch wurde die Reichweite, Durchschlagskraft und Treffsicherheit erhöht.
- Die Qualität der Geschosse wurde verbessert. Um eine bessere panzerbrechende Wirkung zu erreichen, stellte man sie ab 1868 aus Hartguss (Grusonwerke), dann aus Stahl her. Außerdem wurde die Schwarzpulverfüllung durch wirkungsvollere Sprengstoffe ersetzt (Brisanzgranaten).
Außerdem stieg generell die Größe der Schiffsgeschütze, so dass weniger, aber größere Geschütze mitgeführt wurden.
Die neuen Geschütze erforderten eine robustere Lafettierung als zuvor. Mitte des 19. Jahrhundert wurden vielfach noch eiserne Rahmenlafetten verwendet. Schleifschienen und Gummipuffer nahmen den Rückstoß auf. Schließlich wurden mit der Rohrwiege und der hydraulischen Rohrrücklaufbremse eine Methode gefunden, die eine effektive Laffettierung auch der größten Geschütze erlaubte. Als weitere Entwicklung kamen Ende des 19. Jahrhundert Schnellfeuergeschütze (Schnellladekanonen) und Maschinenkanonen (z. T. als Revolverkanonen) hinzu. Die Maschinenkanonen mit Kalibern von 37 mm bis 47 mm waren zur Abwehr von Torpedobooten gedacht, verschwanden aber bald wieder auf Grund ihrer geringen Trefferwirkung. Schnellfeuergeschütze wurden mit Patronenmunition geladen und verfügten über schnell arbeitende Verschlüsse. Anfänglich bei leichten Geschützen verwendet, wurde das Prinzip zur Jahrhundertwende auf Kaliber bis 15,2 cm ausgedehnt und Feuergeschwindigkeiten von 5 Schuss pro Minute bei diesem Kaliber erreicht.
Durch die Verbesserung der Verschlüsse, der Ladevorrichtungen und der Munitionszufuhr konnte auch bei der Hauptartillerie der Linienschiffe im 19. Jahrhundert die Feuergeschwindigkeit auf 2 Schuss pro Minute gesteigert werden. Auch auf diese Geschütze wurde die Bezeichnung Schnellladekanone übertragen.
Vor dem spanisch-amerikanischen Krieg 1898 sah man ca. 1000 m als ideale Gefechtsentfernung an. In diesem Krieg wurde jedoch in der Schlacht in der Bucht von Manila und in der Seeschlacht von Santiago teilweise wirkungsvoll über mehrere Kilometer gefeuert. Die gestiegenen Gefechtsentfernungen erforderten die Einführung formalisierter Schießverfahren.
Die moderne Schiffsartillerie
Um 1900 hatte sich die Entwicklung der Schiffsartillerie stabilisiert. Linienschiffe und Panzerkreuzer besaßen normalerweise eine dreigeteilte Artillerie aus Schnelladekanonen (von der Rohrkonstruktion her weiterhin Mantelringrohre):
- Zwei bis vier (bei Panzerkreuzern gelegentlich auch mehr) Geschütze der Hauptartillerie, normalerweise in Geschütztürmen angeordnet. Das Kaliber bei Linienschiffen betrug meist 30,5 cm, bei Panzerkreuzern meist 20,3 bis 25,4 cm.
- Eine auf den Schiffsseiten aufgestellte Mittelartillerie in Kasematten oder Türmen zur Unterstützung der Hauptartillerie mit einem Kaliber um 15,2 cm.
- Eine auf den verfügbaren Plätzen frei, hinter Schilden oder in Kasematten aufgestellte leichte Artillerie zur Abwehr von Torpedobooten mit Kalibern von 37 mm bis 8,8 cm.
Geschützte Kreuzer trugen als Hauptbewaffnung meist Geschütze vom Kaliber 10,2 cm bis 15,2 cm in Einzelaufstellung hinter Schilden oder in Kasematten.
Die Dreadnought-Revolution brachte eine Verstärkung der Hauptartillerie und teilweise den Wegfall der Mittelartillerie. Spätestens mit dem Ersten Weltkrieg wurde klar, dass die leichte Artillerie zu leicht zur Abwehr von Torpedobooten war. Teilweise wurde sie durch erste Flugabwehrgeschütze ersetzt.
Im Ersten Weltkrieg wuchs das Kaliber der Hauptartillerie der Linienschiffe bis 40,6 cm, was bis bis auf zwei Ausnahmen (HMS Furious, Yamato-Klasse) bis zum Ende der Ära der schweren Artillerie nicht überschritten wurde. Ab Anfang der 1920er Jahre verschwanden auf neugebauten Schlachtschiffen und Kreuzern die in Kasematten und außer bei der Flak hinter Einzelschilden aufgestellte Geschütze weitgehend.
Gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde mit der Entwicklung vollautomatischer Geschütze der Kaliber 15,2 cm und 20,3 cm für Kreuzer (britische Tiger-Klasse, US-amerikanische Worcester-Klasse, Des-Moines-Klasse) begonnen, die jedoch auf Grund der Entwicklung von Flugkörper nicht lange verwendet wurden.
Die Geschütze des ersten Weltkriegs erlaubten bereits Gefechtsentfernungen von 10 bis 20 km, was eine entsprechende Feuerleitung notwendig machte. Die notwendigen Verfahren und Geräte (Feuerleitanlage, Entfernungsmesser) wurden noch vor dem Ersten Weltkrieg entwickelt. Bekannte und gemessene Daten (eigener Kurs, eigene Geschwindigkeit, Richtung des Ziels, Zielentfernung) wurden mit geschätzten (Kurs und Geschwindigkeit des Ziels) in mechanischen Rechenmaschinen kombiniert und die so ermittelte Ausrichtung an die Geschütze weitergegeben. Zur Korrektur wurde die Lage der Aufschläge beurteilt und in die Schätzung einbezogen. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Feuerleitung durch die Verwendung von Radar nochmals entscheidend verbessert. Zur Beobachtung der Trefferlage und zum Schießen über den Horizont führten Schlachtschiffe und Kreuzer ab Mitte der 1920er Jahre meist Bordflugzeuge mit.
Flak
Die ersten Luftabwehrgeschütze wurden im Ersten Weltkrieg auf Schiffen aufgestellt. Ab den 1920er Jahren erhielten Kriegsschiffe generell Fla-Kanonen. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges trugen Schlachtschiffe, Flugzeugträger und Kreuzer generell eine Schwere Flak (Kaliber 7,5 cm bis 13 cm), Maschinenkanonen im Kaliber 20 mm bis 40 mm (teilweise auch nur halbautomatisch) sowie Fla-MGs. Die Rolle der schweren Flak wurde teilweise von Mehrzweckgeschützen der Mittelartillerie übernommen. MGs wurden auf Grund ihrer geringen Wirkung im Krieg teilweise durch das 20 mm-Geschütz von Oerlikon verdrängt. Bei der schweren und mittleren (37 mm, 40 mm) Flak zeigte sich, dass die Wirksamkeit entscheidend von der Qualität der Feuerleitung abhing. Gegen Ende des Krieges verfügte die US Navy über eine effektive Radarfeuerleitung für ihre 12,7 cm- und 40 mm-Flak.
Gegenwart
Heute werden auf den meisten Kriegsschiffen Kanonen bis zum Kaliber 15,5 cm benutzt, die eine automatische Ladevorrichtung haben und deren Schussweite sich nach der verwendeten Munitionsart richtet. Geschütze dienen der Nahbereichsabwehr von Booten, Flugzeugen und Flugkörpern oder zum Küstenbeschuss. Für den letzteren Zweck hat die moderne Schiffsartillerie oft ein zu geringes Kaliber, weshalb auch die US Navy zwei Schlachtschiffe der Iowa-Klasse bis 2006 in Dienst hielt.
Historische Bedeutung der Kanone als Schiffsartillerie
Die Entwicklung der Kanone und ihre Perfektionierung in Europa hat letztlich entscheidend dazu beigetragen, dass europäische Staaten, wenn auch zahlenmäßig unterlegen, sich gegen Annektierungsversuche anderer Völker und Militärs anderer Kontinente durchsetzen konnten. Der türkische Vorstoß 1529 und 1683 unter Großwesir Kara Mustafa sei hier zitiert, der sich mit den Wienern und ihren Verbündeten bedeutende Schlachten lieferte. Natürlich haben auch oder gerade Europäer expandiert – die Frage die sich dabei stellte ist, wie das im frühen Mittelalter noch rückständige Europa bereits im 14./15. Jahrhundert in einigen Kerntechnologien Asien abhängen konnte[1] und in welcher Weise dies dann zu einer europäischen Kolonialisierung anderer Kontinente führen konnte[2].
Wie in vielen Kriegen spielten Distanzwaffen eine immer größere Rolle, um Schlachten oder Gefechte zu gewinnen. So waren im Mittelalter beispielsweise Bogenschützen eine überaus effektive Waffe, um eine Schlacht zu seinen Gunsten zu entscheiden. Einen ähnlichen Vorteil schufen auch die europäischen Erfinder der Kanone, die europäische Nationen in die Lage versetzten, über weite Distanzen gegnerische Streitmächte auszuschalten - ohne dabei eigene Verluste hinnehmen zu müssen oder diese möglichst gering zu halten. Dieser Vorteil wurde natürlich auch innerhalb Europas ausgespielt, da bestimmte Nationen zunächst nicht in der Lage waren, funktionierende Kanonen zu gießen. Dass im Umkehrschluss auch eigenen Expansionsphasen der Europäer mit Kanonen mehr Nachdruck verliehen werden konnte, liegt auf der Hand und hat dazu geführt, dass europäische Kanonen eine maßgebliche Rolle in der europäischen und in der Weltgeschichte gespielt haben und auch den Erhalt wie die Expansion Europas gesichert haben (andere Faktoren bleiben dabei unbelassen, die selbstverständlich auch Ihren weltgeschichtlichen Beitrag geleistet haben)[2].
Die asiatischen Gegner hatten zwar auch Kanonen, deren Funktionalität aber bei Weitem nicht so gegeben war, wie bei den europäischen Entwicklungen. Zudem setzten die asiatischen Feldherren in Sachen Kanonenbau eher auf die Größe, denn auf die taktische Überlegenheit: Sie ließen für Schlachten weitaus größere Kanonen als die Europäer bauen (zum Teil mangels Know-How von Europäern – so errichtete ein deutscher Jesuit 1640 die kaiserlich-chinesische Geschützgießerei). Teilweise wurde für Schlachten nur eine einzige Riesenkanone mitgeführt: Riesenkanonen verursachten, wenn sie den Einsatz überstanden, einen ohrenbetäubenden Knall – man erhoffte sich dadurch entsprechenden Eindruck bzw. Verzweiflung beim Gegner zu erwirken und die eigene –technische Überlegenheit- zu demonstrieren[2].
Dass sich die Riesenkanonen wegen der Schwerfälligkeit gar nicht ausrichten ließen, somit gar kein Ziel trafen und lediglich in der Größe, nicht aber in der militärischen und taktischen Funktion überlegen waren, war vielen asiatischen Militärs zweitrangig bzw. erkannte man zu spät. Teilweise war man während der Schlacht in der Lage, lediglich einen Schuss aus einer solchen Riesenkanone abzugeben – was allenfalls eine Machtdemonstration war – taktisch und bezogen auf die Effektivität waren diese Kanonen meist nutzlos - zumal die Waffen ihren Einsatz oftmals nicht überstanden, sondern explodierten und somit zahlreiche Bedienmannschaften töteten[2].
Europäer hatten hingegen schnell festgestellt, dass leichte, mobile Geschütze taktische Vorteile bieten – da sich diese schnell an fast jeden Ort des Schlachtfeldes verlegen und sich auch schnell ausrichten ließen[2]. Davon abgesehen waren mit kleineren Kanonen im Rahmen des Militärdrills auch die Trefferquoten viel höher, da man sich auf Ziele einschießen konnte. Gerade auf dem Wasser, also auf Kriegsschiffen, stellte sich schnell heraus, dass ein einzelnes mit leichten Kanonen bestücktes Schiff eine Übermacht erfolgreich bekämpfen konnte – ohne dabei selber über das Maß Schaden zu nehmen[2]. Dies war dann auch maßgeblich ein „Erfolg“ Europas, sich zum Einen gegen Einflüsse asiatischer Expansionsversuche zu wehren und auf der anderen Seite eigene Expansions- und Kolonialisierungsinteressen durchzusetzen.[2]
So ist es offensichtlich, warum es Spaniern, Portugiesen - später dann Holländern, Franzosen und Engländern gelingt, auf anderen Kontinenten Fuß zu fassen und entsprechende Einflüsse dort geltend zu machen: Sie bestückten dickbäuchige Handels- und Kriegsschiffe mit einer angemessenen Anzahl an Kanonen und waren so in der Lage, sich Vormachtstellungen in Europa und gleichzeitig ihre Kolonialinteressen zu sichern[2].
Anmerkungen und Einzelnachweise
- ↑ Duchesne, Ricardo (2006) Asia First? The Journal of The Historical Society 6 (1).
- ↑ a b c d e f g h Cipolla, Carlo M.: „Segel und Kanonen – Die europäische Expansion zur See“, Berlin: Verlag Klaus Wagenbach, 1990. ISBN 3-8031-3602-4
Siehe auch
Literatur
- Frank Howard: Segel-Kriegsschiffe 1400-1860. 2. Auflage. Bernard & Graefe Verlag Koblenz, 1989, ISBN 3-7637-5239-0.
- Ulrich Israel u. Jürgen Gebauer: Kriegsschiffe im 19. Jahrhundert. Gondrom-Verlag, Bindlach 1989, ISBN 3-8112-0626-5
- Ulrich Israel u. Jürgen Gebauer: Panzerschiffe um 1900. Brandenburgisches Verlagshaus, ISBN 3-89488-027-9
- Jane's Battleships of the 20th Century. Harper Collins Publishers, London 1996; ISBN 0-004-70997-7
- Brian Lavery: Nelson’s Navy. The Ships, Men and Organisation 1793-1815. Conway Maritime Press London, 1989, ISBN 0-85177-521-7.
- Cipolla, Carlo M.: Segel und Kanonen – Die europäische Expansion zur See, Berlin: Verlag Klaus Wagenbach, 1999. ISBN 3-8031-3602-4
- zu Mondfeld, Wolfram: Historische Schiffsmodelle (Sonderausgabe). Orbis Verlag, München 2003, ISBN 3-572-01464-6.
- Robertson, Scott: Basiswissen Schiffsmodellbau . Verlag für Technik und Handwerk, Baden-Baden 2004, ISBN 3-88180-733-0
- Krick, Klaus: Historische Schiffsmodelle selbst gebaut . Neckar Verlag, Villingen-Schwenningen 2003, ISBN 3-7883-3136-4
Weblinks
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