Schlacht von Rocroi

Schlacht von Rocroi
Schlacht von Rocroi
Teil von: Französisch-Spanischer Krieg (1635–1659)
Gemälde von François-Joseph Heim (1787–1865)
Gemälde von François-Joseph Heim (1787–1865)
Datum 19. Mai 1643
Ort Rocroi, Frankreich
Ausgang französischer Sieg
Konfliktparteien
Königreich Frankreich Königreich Spanien
Befehlshaber
Louis de Bourbon-Condé Francisco de Melo
Truppenstärke
23.000 Mann[1] 27.000 Mann[1]

In der Schlacht von Rocroi vom 19. Mai 1643 trafen während des Französisch-Spanischen Krieges (1635–1659) die französischen und spanischen Armeen aufeinander. Die Schlacht endete mit einer verheerenden Niederlage der spanischen Truppen.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Um den französischen Druck auf Katalonien zu entschärfen und eine Invasion der Freigrafschaft (Franche-Comté) zu verhindern, beschloss der spanische Befehlshaber, Herzog Francisco de Melo, die französische Festung von Rocroi anzugreifen. Melo hatte seine Kavallerie nicht adäquat mit Pferden versehen können, da diese im vom Krieg gezeichneten Europa zu teuer und die spanischen Kassen leer waren.[2]

Auch die Soldaten waren zum größten Teil den Strapazen eines Feldzuges nicht gewachsen. Im Februar 1643 wurde in der Flandernarmee verfügt, dass auch weniger taugliche und kleinere Männer angeworben werden dürften, um den Mangel an Rekruten auszugleichen. Bis zu 25 dieser weniger tauglichen Soldaten durften in je einer Kompanie Dienst tun. Um sie auch bewaffnen zu können, wurden die kleineren Arkebusen wieder eingeführt, welche man erst 1636 ausgesondert und durch Musketen ersetzt hatte.[3]

Am 12. Mai kamen die Spanier in Sichtweite dieser Festung und begannen mit den Vorbereitungen für eine Belagerung. Zur gleichen Zeit wurde Herzog Ludwig von Enghien mit dem Oberbefehl der französischen Truppen in der Champagne betraut. Er beschloss der Garnison in Rocroi zu Hilfe zu kommen. Durch ein gewagtes und schnelles Truppenmanöver konnte Enghien sein französisches Heer einige Kilometer südlich der spanischen Armee positionieren. Am 17. Mai konnten die Franzosen die Garnison in Rocroi um 150 Musketiere aufstocken. Am 18. bezogen die Armeen ihre Stellung in einer Ebene südwestlich von Rocroi und begannen nachmittags mit dem gegenseitigen Bombardement.

Herzog Ludwig von Enghiens Ziel war es, die Schlacht noch vor dem Eintreffen des spanischen Nachschubes unter Johann von Beck (etwa 1000 Reiter und mehr als 3000 Fußsoldaten) zu forcieren.

Schlachtverlauf

Karte zum Schlachtverlauf

Die Franzosen verfügten insgesamt über etwa 22.000 Mann: 18 Bataillone der Infanterie und 32 Kavalleriekompanien. 15 der Infanteriebataillone unter Espenan, wurden auf zwei Linien verteilt. Die Kavallerie wurde in zwei Flügel angeordnet wobei der Linke (13 Kompanien) von La Ferté und der Rechte (15 Kompanien) von Enghien und Gassion befehligt wurden. Die Reserve (drei Bataillone und vier Kavalleriekompanien) stand unter dem Kommando des Baron de Sirot. Darüber hinaus hatte Ludwig von Enghien 600 bis 1000 Musketiere zwischen den beiden Linien der Infanteriebataillone postieren lassen.

Das spanische Heer war etwa gleich stark und bestand wahrscheinlich aus 19 Bataillonen der Infanterie. Die Kavallerie wurde, wie auf der französischen Seite, in zwei Flügel (links und rechts) von der Infanterie postiert, die ebenfalls in zwei Linien (zehn und neun Bataillone) angeordnet war. Zusätzlich muss man erwähnen, dass die Spanier eine eigene Form der Infanteriepositionierung im 30-jährigen Krieg entwickelt hatten: das sogenannte "Terzio". Diese Verbände, rechteckig angeordnete Kampfformationen aus Musketieren und Pikenieren, konnten im Caree sogar direkte Kavallerieattacken abwehren.

Der Kern der Spanier unter dem Duc d' Enghien bildeten sechs dieser Terzios, gefürchteter denn je. Die Kommandanten waren unter anderem die Italiener Visconti (rechtes Zentrum) und Velandia (beide fielen im Kampf gegen Gassions Berittene und Enghiens rechten Kavalleriefluegel) aber vor allen ist der burgundische Veteran Comte de la Fontaine zu erwähnen. Ebendieser fiel gegen Ende der Schlacht, als er sich in einem Tragsessel vor die feindlichen Linien tragen ließ, um die Feuerintervalle zu dirigieren.

Rechts bestand sie aus sieben Regimentern unter Isenburg und links aus zwölf unter dem Herzog von Alburquerque. Darüber hinaus verfügten sie über eine Reservekompanie unter dem Baron von André. In der Nacht auf den 19. Mai beschloss de Melo, Musketiere in einem Dickicht unweit der linken Flanke zu platzieren, um diese besser verteidigen zu können.

Die etwa gleichstarken Heere prallten aufeinander, wobei Enghien primär alles daran legen musste, den spanischen Nachschub zu unterbinden. Dennoch gelang es ihm, das spanische Heer stark zu dezimieren (etwa 7500 Tote, während die Franzosen nur 4000–4500 Opfer zu beklagen hatten). Doch der spanische Rest dachte nicht an eine Kapitulation (Das 11. spanische Infanterieregiment lehnte das Angebot einer ehrenvollen Kapitulation mit den Worten ab: "Seine Exzellenz scheinen zu vergessen, dass er es hier mit einem spanischen Regiment zu tun hat!") und verteidigte sich noch eine Zeit, bis es Enghien schließlich doch noch schaffte, eine Kapitulation auszuhandeln. Am 19. Mai um 10:00 Uhr morgens, war die Schlacht beendet und die Franzosen hatten gesiegt.

Noch erwähnenswert: Nachdem die Spanier sich ergeben hatten, begannen im Gewühl steckende französische Reiter - vermutlich hielten sie eine Bewegung unter den Spaniern für das Wiederaufleben des Widerstandes - alles niederzuhauen. Enghien beendete diese Metzelei sofort, zum Teil unter Einsatz des eigenen Lebens. Als er vom Pferd stieg, so Augenzeugenberichte, war er nicht von eigenen Soldaten umringt, sondern von Spaniern, die ihm auf Knien dankten. Fakt ist, dass selten ein Feldherr auch von den Truppen des Gegners so geachtet wurde.

Folgen

Die Schlacht von Rocroi erlangte Berühmtheit als die schwerste Niederlage, die eine spanische Armee jemals erlitt. Oft wurde sie auch als Wendepunkt in der Geschichte und Ende der spanischen Vorherrschaft in Europa bezeichnet.[2] Tatsächlich jedoch dauerte der Krieg noch weitere 15 Jahre und obwohl Spanien noch weitere Niederlagen erlitt, konnte es seine Position in den südlichen Niederlanden behaupten.[2]

Einzelnachweise

  1. a b Geoffrey Regan: Battles that changed History, London 2002, S.109
  2. a b c John Lynch: The Hispanic world in crisis and change 1598–1700, Oxford 1992, S.165
  3. Geoffrey Parker: Die militärische Revolution - Die Kriegskunst und der Aufstieg des Westens 1500–1800, Frankfurt am Main/ New York 1988, S.86

Verfilmung

Szenen aus der Schlacht von Rocroi inkl. Zitat des 11. sind am Ende des Spielfilms "Alatriste" von Augustin Diaz Yanez nach der Vorlage von Arturo Pérez-Reverte zu sehen.

Literatur

  • Mark Bannister: Condé in Context - Ideoligical Change in Seventeenth-Century France, European Humanities Research Centre, Oxford 2000. ISBN 1-900755-42-4
  • John Lynch: The Hispanic world in crisis and change 1598–1700, Blackwell, Oxford 1992. ISBN 0-631-19397-9
  • Georges Mongrédien: Le Grand Condé, Hachette, Paris 1959.
  • Geoffrey Parker: Die militärische Revolution - Die Kriegskunst und der Aufstieg des Westens 1500–1800, Campus-Verlag, Frankfurt am Main/ New York 1988. ISBN 3-593-34365-7
  • James Breck Perkins: The Great Condé, in: The English Historical Review 3 (1888), Nr. 11, S. 478-497.
  • Bernard Pujo: Le Grand Condé, Éditions Albin Michel S. A., Paris 1995. ISBN 2-226-07671-9
  • Geoffrey Regan: Battles that changed History (2. Aufl.), Carlton Publishing Group, London 2002. ISBN 0-233-05051-5

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