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Klassifikation nach ICD-10 H81.1 Benigner paroxysmaler Schwindel ICD-10 online (WHO-Version 2006) Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel (BPLS) ist eine harmlose, wenn auch äußerst unangenehme, sehr häufige Form des Schwindels.
Synonyme sind: Cupulolithiasis, Canalolithiasis und (verkürzt) Gutartiger Lagerungsschwindel; nicht zu verwechseln mit Lageschwindel
Inhaltsverzeichnis
Häufigkeit
Zuverlässige und systematische Untersuchungen über die Häufigkeit des gutartigen Lagerungsschwindels liegen kaum vor. Ein Grund hierfür liegt in der hohen Rate an Spontanremissionen, die den Schwindel noch vor der Arztkonsultation verschwinden lassen. Außerdem werden systematische Erhebungen durch häufige Fehldiagnosen erschwert.
Vorhandene Zahlen gehen von 64 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohnern im Jahr aus und von jährlich 160.000 Neuerkrankungen in den USA. Neueste Zahlen aus Deutschland schätzen, dass der BPLS für etwa 1/3 der Schwindelformen, die auf eine Störung des Innenohrs zurückzuführen sind, verantwortlich ist.
Ursachen
Die Grundlage des gutartigen Lagerungsschwindels ist die Ablösung der als Otolithen bezeichneten Calciumcarbonatkristalle von den im Dienste des Gleichgewichtes stehenden Otolithenorganen des Innenohrs. Folgt man der weitgehend anerkannten Theorie der sogenannten Canalolithiasis, so gelangen diese Otolithen in die Bogengänge des Innenohrs und bewegen sich hier bei entsprechenden Kopfbewegungen hin und her. Durch diese Bewegung wird ein Sog ausgelöst, der die Bogengangsrezeptoren reizt. Solch eine Reizung geschieht normalerweise nur bei einer Kopfbewegung in der entsprechendenen Ebene des Bogengangs. Die Folge ist, dass das Gehirn eine Meldung über eine Bewegung erhält, die von anderen Sinnessystemen nicht gemeldet wird. Das Ergebnis sind widersprüchliche Informationen im Hirn (vestibulärer Mismatch), die zu Schwindel führen.
Warum sich die Otolithen ablösen, ist nur teilweise verstanden. Studien legen nahe, dass dies Teil des normalen Alterungsprozesses ist. Abgelöste Otolithen können bei vielen Menschen und sogar bereits bei Kindern nachgewiesen werden, ohne dass sie unter Schwindel leiden. Das Ablösen von Otolithen scheint sich mit zunehmendem Alter zu verstärken, was auch die Wahrscheinlichkeit an einem gutartigen Lagerungsschwindel zu erkranken im Alter erhöht. Daneben gibt es aber noch andere Faktoren, die größere Mengen an Otolithen ablösen und damit das Risiko für einen gutartigen Lagerungsschwindel steigern: Schädelhirntrauma, Innenohroperationen und Entzündungen im Bereich des Innenohrs. Auch der Morbus Menière und die Migräne stellen Risikofaktoren für einen BPLS dar.
Symptome
Die Patienten klagen beim Hinlegen, beim Drehen des Kopfes, beim Hoch- oder Runterschauen über kurze Drehschwindelattacken, die selten länger als 30 Sekunden dauern. Nicht wenige Patienten klagen über Übelkeit, manche sogar über Erbrechen. Einige klagen nach den Drehschwindelattacken zudem über ein Gefühl, wie auf Watte zu laufen. Manche Patienten entwickeln schnell ein Vermeidungsverhalten, um den als sehr unangenehm empfundenen Schwindel nicht mehr erleben zu müssen.
Diagnose
Der Arzt stellt die Diagnose durch eine gezielte Befragung und ein spezielles Provokationsmanöver, der Dix-Hallpike-Lagerungsprobe. Hierzu wird der Patient auf eine Untersuchungsliege gesetzt und mit zur Seite gedrehtem Kopf schnell hingelegt, um den Schwindel hervorzurufen. Dabei beobachtet der Arzt die Augen, um einen Nystagmus zu erkennen. Typisch ist, dass die Symptome erst mit einer Latenz von ca 1-2 Sekunden nach Provokation auftreten.
Therapie
Da der gutartige Lagerungsschwindel durch im Bogengang befindliche Otolithen hervorgerufen wird, besteht die Behandlung in einer Abfolge von Körperlagerungs- und Kopflagerungsübungen, mit denen diese aus den Bogengängen des Gleichgewichtsorgans herausbefördert und in eine unschädliche Ruheposition gebracht werden. Eine dieser Behandlungsmaßnahmen ist das sogenannte Epley-Manöver. Neben der Behandlung durch den Arzt besteht grundsätzlich auch die Möglichkeit der Selbstbehandlung mit der Vertigo-Therapie. Diese sollte jedoch erst nach gesicherter Diagnose durch einen Arzt erfolgen. Nur er kann letztendlich sicher zwischen einem gutartigen Lagerungsschwindel und möglichen anderen Schwindelursachen unterscheiden. Den Patienten sollte klar gemacht werden, dass das bloße Vermeiden der Symptome zu einer Verlängerung der Krankheitsdauer führt, das gezielte Auslösen der Symptome aber zu einer gewissen Gewöhnung, möglicherweise durch zerebrale Adaptationsprozesse.
Verlauf und Prognose
Der gutartige Lagerungsschwindel ist eine ungefährliche, aber äußerst unangenehme Erkrankung. Zwar verschwindet er auch ohne Behandlung meist nach wenigen Tagen und Wochen, doch bei einigen Patienten treten längere Verläufe auf, teilweise über Monate oder sogar Jahre. Daher und wegen des erheblichen Leidensdrucks ist eine Therapie in jedem Fall gerechtfertigt und sollte nicht durch einen Verweis auf die Spontanremission verzögert werden.
Der gutartige Lagerungsschwindel tritt mit oder ohne Behandlung bei 30-50 % der Patienten innerhalb von 2 Jahren erneut auf. Durch spezielle Lagerungsverfahren kann der Patient solche Rückfälle selbstständig zu Hause behandeln (siehe Weblinks).
Weblinks
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