BPM-Engine

BPM-Engine

Der Begriff Business Process Engine bezeichnet eine Anwendung, die sich auf die (reine) Ausführung (execution) von Prozessen konzentriert. Die auszuführenden Prozesse - also die vorstrukturierte Abfolge von einzelnen Aktivitäten - müssen vorher entsprechend definiert werden (in einer Prozess Definition oder einem Prozess Template); beim eigentlichen Ausführen des so definierten Prozesses arbeitet die Business Process Engine einfach alle Aktivitäten und ihre "Verbindungen" (also die Übergänge von einer Aktivität zur nächsten) ab. Die gerade in Ausführung befindlichen Prozesse nennt man dabei im Unterschied zur Prozess Definition Prozess Instanzen.

Bei den Aktivitäten unterscheidet man typischerweise Humanaktivitäten (oft auch Tasks genannt) und Maschinenaktivitäten, letztere sind also Aktivitäten, die wieder von einem (anderen) Programm, Programmteil oder Modul einer anderen Applikation ausgeführt werden. Im Rahmen einer service-orientierten Architektur werden oft SOA Services als Maschinenaktivität aufgerufen bzw. ausgeführt.

Durch die Fähigkeit der Business Process Engine, die Ausführung von Humanaktivitäten und Maschinenaktivitäten in bzw. zu einem ganzen Prozess zu verknüpfen, werden derartige Anwendungen gerne (und sinnvollerweise) im Rahmen der Integration von Prozessen oder auch der Enterprise Application Integration eingesetzt.

Verwandte Themen

Verwandte Begriffe sind Workflow Management System (WfMS) und Business Process Management System (BPMS). Während sich eine Business Process Engine nur um die Ausführung von (irgendwo anders definierten) Prozess Definitionen kümmert, beinhalten WfMS oder BPMS Systeme die notwendigen zusätzliche Funktionen, um auch derartige Prozesse definieren zu können (typischerweise in Form eines Prozess Designers) und die in der Business Process Engine ablaufenden Prozessinstanzen überwachen und steuern zu können (heute als Business Activity Monitoring, BAM geläufig).

In diesem Sinne ist eine Business Process Engine notwendiger Bestandteil eines WfMS (man könnte dann auch von einer Workflow Engine sprechen) bzw. eines BPMS.

Viele Programme im Bereich des Enterprise Application Integration haben sich heute in Richtung eines Enterprise Service Buses (ESB) weiterentwickelt, wobei ein ESB typischerweise ebenfalls in der Lage ist, einzelne (atomare) Services miteinander zu höherwertigen (zusammengesetzten) Services zu verknüpfen. Da jede derartige Verknüpfung (technisch nennt man das Service-Orchestrierung) ebenfalls so etwas wie eine Orchestration Engine benötigt, bezeichnen manche Hersteller (fälschlicherweise) ihren ESB ebenfalls als Business Process Engine (oder WfMS oder BPMS). Die Nagelprobe für derartige Bezeichnungen ist immer die Frage, ob die Engine (der ESB) in der Lage ist, neben Maschinenaktivitäten auch Humanaktivitäten auszuführen; dann und nur dann verdient die Orchestration Engine des ESBs die Charakterisierung als Business Process Engine.

Nebenbemerkung: Vieles Orchestration Engines setzten heute den WS-BPEL (Web Services - Business Process Execution Language) Standard ein, um ausführbare Prozesse zu definieren. Derartige Engines sind also im Wesentlichen WS-BPEL Interpreter. Beachtenswert in diesem Zusammenhang ist die Tatsache, dass der reine WS-BPEL 2.0 Standard nicht in der Lage ist, Humanaktivitäten in die Definition einzubinden und auszuführen. Die Hersteller erweitern daher den Standard um proprietäre Elemente, um sich trotzt WS-BPEL "Konformität" auch die notwendigen Funktionen einer Business Process Engine zur Verfügung zu stellen.

Einsatzgebiete

Ein wesentliches Einsatzgebiet für eine Business Process Engine ist die Prozessautomatisation und das Business Prozess Management. Aber auch in einer (vollen) SOA haben Business Process Engines zur Ausführung von (Human) Prozessen einen festen Platz.

Beispiele für Business Process Engines

Bei den kommerziellen Anbietern kann unterscheiden zwischen Anbietern, die

  • von einer integrationszentrischen (SOA-zentrischen) Perspektive [INT], oder
  • von einer humanzentrischen Perspektive [HUM]

kommen (zufällige Reihenfolge):

  • IBM WebSphere Process Manager [INT]
  • Software AG webMethods BPMS [INT]
  • Tibco Rendezvous [INT]
  • Tibco Staffware P8 [HUM]
  • Oracle Business Process Manager [INT]
  • SAP NetWeaver Process Engine [INT]
  • Pegasystems [HUM]
  • Fuege [HUM]
  • Appian [HUM]
  • Savvion [HUM]
  • Lombardi [HUM]
  • Fujitsu Interstage [HUM]
  • Intalio [HUM]
  • Microsoft [INT]
  • Vitria [INT]

In den meisten Fällen bieten haben die Anbieter ihre Business Process Engine zu einem kompletten Business Process Management System (BPMS) erweitert.

An Open Source Business Process Engines sind u.a. zu nennen:

  • Enhydra Shark
  • JBoss jBPM

Beides sind wirklich reine (= nackte) Engines ohne viele zusätzlichen Werkzeuge zum (graphischen) Erstellen der notwendigen Prozess Definitionen oder auch zum Auswerten oder Steuern der ablaufenden Prozessinstanzen (im Sinne von BAM).


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