Schlesisch Ostrau

Schlesisch Ostrau
Ostrava
Wappen von Ostrava
Ostrava (Tschechien)
DEC
Basisdaten
Staat: Tschechien
Region: Moravskoslezský kraj
Bezirk: Ostrava-město
Fläche: 21.401 ha
Geographische Lage: 49° 50′ N, 18° 18′ O49.84138888888918.291666666667335Koordinaten: 49° 50′ 29″ N, 18° 17′ 30″ O
Höhe: 335 m n.m.
Einwohner: 309.531 (2007)
Postleitzahl: 700 00 – 710 00
Kfz-Kennzeichen: T
Verkehr
Nächster int. Flughafen: Flughafen Ostrava
Struktur
Status: Statutarstadt
Ortsteile: 23 Stadtbezirke
37 Stadtteile
Verwaltung (Stand: 2006)
Oberbürgermeister: Petr Kajnar
Adresse: Prokešovo náměstí 8
729 30 Ostrava
Website: www.ostrava.cz
Luftbildaufnahme Märisch-Ostraus aus dem Deutschen Bundesarchiv, ohne weitere Angaben

Ostrava ( Aussprache?/i; deutsch: Ostrau) ist der Einwohnerzahl nach die drittgrößte und der Fläche nach die zweitgrößte Stadt Tschechiens. Es ist die Metropole des Moravskoslezský kraj (Mähren-Schlesische Region). Die Stadt liegt an der Oder, zehn Kilometer südlich der Grenze zu Polen und 50 Kilometer westlich der Grenze zur Slowakei.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Ostrava liegt im Osten Tschechiens im Dreiländereck Tschechien, Polen und Slowakei, am Zusammenfluss der Flüsse Lučina, Oder (Odra), Oppa (Opava), Ostrawitza (Ostravice) zwischen den Sudeten und Beskiden am Nordausgang der Mährischen Pforte, an der historischen Landesgrenze Mährens und Schlesiens.

Geschichte

Ostrava entstand aus alten Siedlungen an der Mündung der Ostravice in die Oder. Hier führte die Bernsteinstraße durch die Mährische Pforte. Seit dem 10. Jahrhundert ist das Ostrauer Becken als Siedlungsgebiet des slawischen Stammes der Hollasitzer (tschechisch Holasici) bekannt.

Oder und Ostravice bildeten hier Jahrhunderte lang die Grenze zwischen Mähren und Schlesien. An der Mündung der Ostravice in die Oder entstanden beiderseits des Nebenflusses zwei Dörfer mit Namen Ostrava. Polska Ostrawa (CZ: Polská Ostrava / D: Polnisch Ostrau) wurde erstmals 1229 erwähnt. Moravské Ostrava (Mährisch Ostrau), erstmals 1267 genannt, erhielt 1279 Stadtrecht. 1297 entstand in Polska Ostrawa eine Burg der Piastenherzöge von Oppeln. Im Laufe des Mittelalters wanderten viele Deutsche ein. Die Bedeutung beider Orte blieb bis ins 18. Jahrhundert gering.

Das änderte sich mit dem Beginn des intensiven Abbaus der Steinkohlenlagerstätten im Jahr 1763. Im Jahr 1827 gründete Familie Rudolf die Rudolfs Eisenhüttenwerke. Diese wurden später von der Familie Rothschild erworben und in Witkowitzer Eisenhüttenwerke umbenannt. Ostrava wurde zu einem Zentrum der Kohle- und Stahlindustrie. Seit 1919 hieß die östliche Stadt Slezská Ostrava (Schlesisch Ostrau). 1924 wurden die Städte Mariánské Hory, Přívoz und Vítkovice eingemeindet. Seit 1924 bestand eine enge Kooperation zwischen beiden Städten und 1941 wurden sie offiziell vereinigt. Zwischen 1939 und 1945 gehörte Mährisch Ostrau als Teil des Protektorats Böhmen und Mähren zum Großdeutschen Reich. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Industriezentrum zu einem Ziel vieler alliierter Luftangriffe. Ab 1945 wurde der deutsche Bevölkerungsanteil der Stadt vertrieben. Nach dem Zusammenbruch des RGW gerieten Schwerindustrie und chemische Industrie in eine Krise und der Kohleabbau wurde 1994 eingestellt.

Der Stadtname bezieht sich nach dem Fluss Ostravice, der vormals Ostrava hieß. Der Name ist aus den Wortstämmen ostr und ava (scharfes Wasser oder auch reißender Flusslauf) herzuleiten.

Städtepartnerschaften

Wirtschaft

Der Raum zwischen Ostrava und Karviná ist ein großes Industriegebiet. Die Umwelt wurde infolge der Konzentration von Schwerindustrie – Kohlenförderung, Hüttenwerke, Schwermaschinenbau, Koksfabriken, Kraftwerke, Gaswerke, Chemieunternehmen – stark beeinflusst und in Mitleidenschaft gezogen. Außer Ostrava, dem Zentrum dieser Industrieregion, sind hier noch weitere Industriestädte – Karviná, Orlová, Bohumín – mit Stahl- und Drahtwerken, und weitere Kleinstädte, deren Beschäftigungsmöglichkeiten von diesen Industriezentren abhängig sind. An diesen Kern der Region knüpfen die umliegenden Gebiete an: das Hultschiner Ländchen, die Gebiete um Frýdek-Místek (Friedek-Mistek), Nový Jičín (Neu Titschein) und Třinec (Trzynietz).

Ostrava-Přívoz ist ein Eisenbahnknotenpunkt mit Rangierbahnhof. Er befindet sich an der ehem. Kaiser-Ferdinands-Nordbahn von Wien nach Kattowitz und Krakau.

Der Ostrava Leos Janacek Flughafen in Mošnov ist ein wichtiger regionaler Flughafen mit planmäßigen Linienverbindungen nach Prag und Wien sowie touristischen Charterflügen nach Hurghada und Sharm el Sheikh. Die Lufthansa-Flüge Ostrava-München wurden allerdings wieder eingestellt.

Bildung und Kultur

Ostrava bildet ein national bedeutendes Zentrum des Handels, der Wissenschaft und Kunst und beheimatet folgende Institutionen:

sowie

  • die Janáček-Philharmonie,
  • das Mährisch-Schlesische Nationaltheater,
  • das Ostrava Center For New Music (OCNM) sowie mehrere Theater und Museen.

Auch die Region um Ostrava bietet architektonische und technische Sehenswürdigkeiten. Im Norden der Stadt gibt es ein Bergbaumuseum (Hornické muzeum), das die Arbeit unter Tage veranschaulicht. In der Stodolni-Straße (Stodolní ulice) im Stadtzentrum gibt es sehr viele Bars und Clubs.

Westlich des Stadtteils Petřkovice gibt es auf der östlichsten Erhebung der Sudeten die Reste der Přemyslidenburg Landek u Petřkovic. Das umgebende Naturschutzgebiet ist international als steinzeitliche Fundstätte bekannt.

Ein Wahrzeichen der Stadt ist das im Jahre 1897 im Stil des Neobarock umgestaltete Rathaus von Schlesisch Ostrau.

Stadtgliederung

Die Stadt ist in 23 Stadtbezirke mit 37 Stadtteilen aufgeteilt:

  • Hošťálkovice (Hoschialkowitz)
  • Hrabová (Grabau)
  • Krásné Pole (Schönfeld)
  • Lhotka (Ellgoth-Hultschin)
  • Mariánské Hory a Hulváky, bestehend aus Mariánské Hory (Marienberg) und Hulváky (Hulwaken)
  • Martinov (Martinau)
  • Michálkovice (Michalkowitz)
  • Moravská Ostrava a Přívoz, bestehend aus Moravská Ostrava (Mährisch Ostrau) und Přívoz (Priwoz)
  • Nová Běla (Neu Biela)
  • Nová Ves (Neudorf)
  • Ostrava-Jih („Ostrava-Süd“), bestehend aus Bělský Les, Dubina, Hrabůvka (Klein Grabau), Výškovice (Wischkowitz) und Zábřeh (Zabrzech)
  • Petřkovice (Petrzkowitz)
  • Plesná, bestehend aus Nová Plesná (Neu Pleßna) und Stará Plesná (Alt Pleßna)
  • Polanka nad Odrou (Polanka an der Oder)
  • Poruba, bestehend aus Poruba und Poruba-sever
  • Proskovice (Proskowitz)
  • Pustkovec (Puskowetz)
  • Radvanice a Bartovice, bestehend aus Bartovice (Bartelsdorf) und Radvanice (Radwanitz)
  • Slezská Ostrava, bestehend aus Antošovice (Antoschowitz), Heřmanice (Herschmanitz), Hrušov (Hruschau), Koblov (Koblau), Kunčice (Großkunzendorf), Kunčičky (Kleinkunzendorf), Muglinov (Muglinau) und Slezská Ostrava (Schlesisch Ostrau)
  • Stará Běla (Altbiela)
  • Svinov (Schönbrunn)
  • Třebovice (Strzebowitz)
  • Vítkovice, bestehend aus Vítkovice (Witkowitz) und Zábřeh-

Persönlichkeiten

Prominente Bewohner und Söhne und Töchter der Stadt sind in der Liste der Persönlichkeiten der Stadt Ostrava aufgeführt.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schlesisch-Ostrau — Schlesisch Ọstrau,   ehemals selbstständige Stadt, Ostrau …   Universal-Lexikon

  • Ostrau — Ọstrau,   tschechisch Ọstrava, Stadt im Nordmährischen Gebiet, Tschechische Republik, Verwaltungssitz des Bezirks Ostrava, an der Oder, nördlich der Mährischen Pforte, 322 100 Einwohner; Bergbauhochschule (seit 1946, gegründet 1849 in Přibram) …   Universal-Lexikon

  • Mährisch-Ostrau — Ostrava …   Deutsch Wikipedia

  • Mährisch Ostrau — Ostrava …   Deutsch Wikipedia

  • Ostrava — Ostrava …   Deutsch Wikipedia

  • Rathaus (Slezská Ostrava) — Rathaus in Schlesisch Ostrau Rathaus in Sch …   Deutsch Wikipedia

  • Moravská Ostrava — Ostrava …   Deutsch Wikipedia

  • List of German exonyms for places in the Czech Republic — Below are links to subpages with more detailed listings of the German language names of towns and villages in different regions of the Czech Republic. Many of these German names are now exonyms, but used to be endonyms commonly used by the local… …   Wikipedia

  • Liste deutscher Bezeichnungen tschechischer Orte — In dieser Liste werden deutschen (heute großteils nicht mehr geläufigen) topografischen Namen die tschechischen, amtlichen Pendants gegenübergestellt. Durch die Vertreibungen nach 1945 wurden viele kleinere Orte und Gehöfte, insbesondere in… …   Deutsch Wikipedia

  • Prchala — Lev Prchala (* 23. März 1892 in Schlesisch Ostrau; † 11. Juni 1963 in Feldbach) war Armeegeneral der tschechoslowakischen Armee und erster Preisträger des Europäischen Karlspreises der Sudetendeutschen Landsmannschaft. Leben Lev Prchala wurde als …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”