- Schlestadt
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Sélestat Region Elsass Département Bas-Rhin Arrondissement Sélestat-Erstein (Unterpräfektur) Kanton Sélestat (Chef-lieu) Koordinaten 48° 16′ N, 7° 27′ O48.25937.4537722222222173Koordinaten: 48° 16′ N, 7° 27′ O Höhe 165 bis 184 m Fläche 44,45 km² Einwohner
– mit Hauptwohnsitz
– Bevölkerungsdichte(2006)
19.459 Einwohner
438 Einw./km²Postleitzahl 67600 INSEE-Code 67462 Website www.ville-selestat.fr Sélestat [selɛsˈta], vor 1920 Schlestadt (deutsch Schlettstadt, elsässisch Schlettstàdt) ist eine Stadt im Elsass im Département Bas-Rhin – rund 40 km südwestlich von Straßburg und etwa 40 km nordwestlich von Freiburg im Breisgau an der Ill gelegen. Die Stadt ist Sitz der Unterpräfektur des Arrondissements Sélestat-Erstein und zählt rund 20.000 Einwohner.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Schlettstadt war in karolingischer Zeit königlicher Besitz, wo der spätere Kaiser Karl der Große 775 Weihnachten feierte. Der Ort bestand in dieser Zeit aus nicht viel mehr als einer kleinen Siedlung um eine karolingische Königspfalz. Aus dieser Zeit stammt auch die erste Kirche, ein Zentralbau an der Stelle der heutigen St. Georgs-Kirche.
Die mittelalterliche Stadtgeschichte ist eng mit den Staufern verknüpft. Hildegard von Büren, Witwe des Staufers Friedrich von Büren und Großmutter Barbarossas, gründete hier um 1087 eine Heilig-Grab-Kapelle, die ihre Söhne 1094 dem Kloster Conques schenkten. Diese gründeten 1095 eine Propstei und brachten den Reliquienkult der heiligen Fides (Ste. Foy) mit ins Elsass. Diese Propstei übte die Stadtherrschaft aus, bis Friedrich II., auf dessen Geheiß hin 1216 eine Stadtmauer errichtete und ihr in einem Vertrag mit dem Propst den Status einer freien Reichsstadt verlieh. Aus dieser Zeit stammen auch die frühgotischen Teile der Stadtpfarrkirche St. Georg. Die Bürgerschaft der Stadt verwaltete ihre Angelegenheiten in der Freien Reichsstadt selbst. Ein neuer Vertrag mit König Rudolf von Habsburg wies die Stadtherrschaft, die bisher zwischen Reich und Propstei geteilt war, allein dem Reich zu. Schlettstadt gedieh, wurde 1354 Mitglied des Zehnstädtebundes, erweiterte seine Befestigungen, nahm Mönchsorden in seinen Mauern auf und betrieb Handel.
Besitz und Rechte der Propstei gehen in zwei Verträgen 1498 und 1503 an das Hochstift Straßburg über, die Propstei, die während des ganzen Mittelalters von französischen Mönchen besetzt war, hörte auf zu bestehen. Die Renaissance ist die Epoche, in der die Stadt eine Hauptstadt des Humanismus wurde. Ihre Lateinschule und ihr Humanistenkolleg, dessen Bibliothek heute noch erhalten ist, waren berühmt in ganz Europa. Hier wurde z.B. 1491 der Reformator Martin Bucer geboren. Reformation, Bauernkrieg und schließlich der Dreißigjährige Krieg markieren jedoch den Niedergang der Stadt. Nachdem seit dem Westfälischen Frieden 1648 der König von Frankreich Inhaber der Landvogtei gewesen war, wurde Schlettstadt schließlich wie die übrigen Mitglieder des Zehnstädtebundes im Frieden von Nimwegen 1679 französisch. Vauban errichtete neue Befestigungen und die Stadt wurde Standort einer französischen Garnison. Die Stadt erreichte wieder einen gewissen Wohlstand, aber ihr Wachstum blieb zugunsten dem anderer elsässischer Städte begrenzt. Mit den Verwaltungsreformen der französischen Revolution wurde Schlestadt Teil des Départements Unterelsass und teilt seither das Geschick des übrigen Elsass.
Schlettstadt gilt als der Geburtsort des Weihnachtsbaumes. Von 1521 datiert ein Eintrag in einem Rechnungsbuch der Humanistischen Bibliothek: „Item IIII schillinge dem foerster die meyen an sanct Thomas tag zu hieten“ (4 Schillinge dem Förster zu bezahlen, damit er ab dem St. Thomastag die Bäume bewacht). Ab dieser Zeit steht der Weihnachtsbaum in den Häusern der vornehmen Bürger als weihnachtlicher Schmuck.
Während der Zugehörigkeit zu Deutschland von 1871 bis 1918 war Schlettstadt Garnisonsstadt. In der König-Karl-Kaserne war 1914 das 8. Rheinische Jäger-Bataillon stationiert.
Sehenswürdigkeiten
Kirchen
- Die romanische Kirche Sainte-Foy (St. Fides) stammt aus dem 12. und 13. Jahrhundert. Ihretwegen ist Schlettstadt eine Etappe an der Romanischen Straße des Elsass.
- Die gotische Kirche St. Georg (Saint-Georges) wurde vom 13. bis 15. Jahrhundert errichtet.
- Die protestantische Kirche (Temple protestant) entstand im 19. Jahrhundert unter Verwendung des gotischen Chors der ehemaligen Franziskanerkirche aus dem 13.−15. Jahrhundert.
Altstadt
Sélestat hat eine schöne Altstadt mit verwinkelten Gassen. Zu den sehenswertesten Gebäuden zählen das barocke Hôtel d'Ebersmunster und der mächtige Uhrturm (Tour de l'horloge).
Humanistenbibliothek
→ Hauptartikel: Humanistenbibliothek in Schlettstadt
Die 1452 gegründete Humanistenbibliothek (Bibliothèque Humaniste) befindet sich seit 1889 in der zum Museum umgebauten Kornhalle. Sie besteht aus der Bibliothek der humanistischen Schule von Schlettstadt im 15. Jahrhundert und Leihgaben aus der mehr als 500 Bücher umfassenden Libraria Rhenania, der Privatbibliothek des Humanisten Beatus Rhenanus.
Unter den ausgestellten Werken befindet sich das älteste noch erhaltene Buch des Elsass (Merowingisches Lektionar des 7. Jahrhundert), ein Exemplar des Kapitulars Karl des Großen (9. Jahrhundert), eine Abschrift des 10. Jahrhunderts der „Zehn Bücher über Architektur“ von Vitruv, das Schulheft von Beatus Rhenanus von 1499, 450 Handschriften und 550 Inkunabeln.
Hohkönigsburg
Die Hohkönigsburg ist 10 km von Sélestat entfernt.
Partnerschaften
Sélestat pflegt Städtepartnerschaften mit Dornbirn in Vorarlberg (Österreich), mit Grenchen im Kanton Solothurn (Schweiz) sowie mit Waldkirch in Baden-Württemberg (Deutschland).
Infrastruktur
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Johannes Mentelin (manchmal auch Mentlin, * um 1410, † 12. Dezember 1478 in Straßburg) war ein bedeutender deutscher Buchdrucker (Mentelin-Bibel) und Buchhändler.
- Heinrich Kramer (auch Heinrich Institor OP; * um 1430, † um 1505 in Brünn oder Olmütz) war der Autor des Hexenhammers und Inquisitor.
- Jakob Wimpheling (auch; Wimpfeling, Wympfeling; * 27. Juli 1450, † 17. November 1528) war ein humanistischer deutscher Dichter, Pädagoge und Geschichtsschreiber.
- Paul Phrygio, auch Sidensticker, Kostentzer, Costenzer, (* um 1483, † 1. August 1543 in Tübingen) war ein reformierter Theologe und Reformator.
- Beatus Rhenanus (eigentlich Beat Bild; * 22. August 1485, † 20. Juli 1547 in Straßburg) war ein deutscher Humanist und Philologe.
- Martin Bucer (auch Martin Butzer; * 11. November 1491, † 1. März 1551 in Cambridge), gehört zu den bedeutenden Theologen der Reformation.
- François Ignace Schaal (* 5. Dezember 1747; † 8. August 1833) war ein General der Französischen Revolution und Bürgermeister von Sélestat
- Albert Merglen (* 17. Juni 1915) ist ein ehemaliger französischer General und Autor.
Galerie
Doppelturmfassade der romanischen Sankt-Fides-Kirche
Turmhelme der Sankt-Fides-Kirche
Glockenturm der gotischen Sankt-Georgs-Kirche;
Höhe 60 mSeitenansicht der Sankt-Georgs-Kirche
Der wilhelminische Wasserturm (1906);
Höhe 50 mMerowingisches Manuskript aus dem 7. Jahrhundert in der Humanistenbibliothek
Weblinks
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