Schlinigtal

Schlinigtal

Schlinig (ital.: Slingia) ist eine Fraktion der Gemeinde Mals im Vinschgau (Italien) in der Nähe der Schweizer Grenze.

Beliebtes Fotomotiv in Schlinig, die Mühle

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Urkundlich erwähnt wurde Schlinig erstmals im Jahre 1159 als „Sliniga“, Mundart: „Schlini“, amtlicher italienischer Name: Slingia. Der Name stammt vom Vorrömischen „Salinica“ ab, was „zum kleinen Bachtal gehöriges Gelände“ bedeutet.[1]

Geografie

Schlinigtal

Die kleine Ortschaft Schlinig, 174 Einwohner (März 2007), liegt im Schlinigtal, einem orografisch rechten Seitental des Vinschgaus, nordwestlich von Mals auf 1.726 m s.l.m. gelegen. Das Tal wird vom zwölf Kilometer langen Meltzbach (Schlinigbach) entwässert, der bei Schleis in die Etsch mündet und im Talhintergrund als Wasserfall eine hohe Felsenstufe überwindet. Den Talabschluss bildet der Schlinigpass auf 2.298 m s.l.m.. Das Tal hat einen schluchtartigen nach Westen ausgerichteten Eingang und geht hinter dem Polsterhof in ein V-Tal über, das sich hier gabelt und nach Nordwesten schwenkt. Der Zweig, der anfangs die westliche Richtung beibehält, ist das Arundatal, ein von einer Forststraße erschlossenes Almtal, das ebenfalls bald nach Nordwesten schwenkt und dann ein Paralleltal zum Schlinigtal bildet. Im Arundatal gibt es zwei Almen, die Laatscher Alm auf 2.041 m s.l.m. und die Schleiser Alm auf 2.056 m s.l.m..

Im Bereich des kleinen Haufendorfs Schlinig weitet sich der Hauptzweig, das Schlinigtal, zur U-Form und verläuft nach etwa einen Kilometer als weiter flacher Wiesenboden zur Schlinig Alm hin. Dort steigt es wieder an und endet an der Schwarzen Wand im Talhintergrund ganz abrupt. Die Talhänge sind sehr steil, aber die ausgeprägte U-Form und der wandförmige Talabschluss geben dem Tal ein sehr malerisches Gepräge. Das Schlinigtal ist über Burgeis über eine gut ausgebaute Straße erreichbar.

Geschichte

Schlinig gehörte früher zur Urpfarre St. Stefan. Das ist ein sicherer Hinweis, dass es zumindest schon in karolingischer Zeit besiedelt gewesen sein muss. Nach der Gründung des Klosters Marienberg wurde die seelsorgliche Betreuung von dessen Mönchen übernommen. Das Kloster wurde 1220 der fast alleinige Grundherr des Tales und übte zudem die niedere Gerichtsbarkeit bis 1875 aus. Im 15. Jahrhundert erhielt Schlinig eine kleine; gotische, dem hl. Antonius Abbas geweihte Kirche, die 1775 umgebaut wurde und einen Zwiebelturm angebaut bekam.[2] Der spätbarocke Altar (1763), zwei Altarbilder mit geschnitztem Rahmen, Anna Selbdritt (um 1700) und Antonius von Padua 1679, ein Weihwasserstein aus weißem Marmor (16. Jahrhundert) und eine in Sterzing gegossene Glocke von 1587 bilden die sehenswertere Einrichtung.[3]

Bemerkenswert eine Gemeindeordnung aus dem Marienberger Archiv vom Jahre 1532, die in deutscher Sprache abgefasst ist: die Hofgemeinschaft wählte jährlich am 1. Mai nicht nur einen Dorfmeister und einen Saltner (Fluraufseher), sondern auch einen Wirt. Dem Schutz des Waldes vor Raubbau und der Weidewirtschaft wird darin große Aufmerksamkeit gewidmet.[4] Deutsch als Sprache dieses Dokumentes ist deshalb bemerkenswert, weil das Umfeld des Klosters im oberen Vinschgau damals noch sehr stark von der rätoromanischen Sprache geprägt war. Das Kloster war aber nach dem Schwabenkrieg und nach dem Vordringen der Reformation im Engadin – auch als starker Arm der weltlichen Behörden – maßgeblich daran beteiligt, die rätoromanische Sprache, als Sprache Zwinglis, spurenlos auszurotten.

Wirtschaft

Früher war Schlinig ganz auf die Berglandwirtschaft ausgerichtet. Um 1900 begann der Alpintourismus seine Fühler in diese Gegend auszustrecken. 1901 erbaute die Sektion Pforzheim des Deutsch-Österreichischen Alpenvereins in Rekordzeit die Pforzheimer Hütte auf dem Schlinigpass. Um 1910 wurde der Passübergang durch den Bau des Felsensteiges durch die Uina-Schlucht in das engadiner Sent begehbar gemacht. Nach dem Krieg diente die Hütte als Stützpunkt für italienische Zöllner, die den regen Schmuggel über den Pass durch ihre Präsenz bis 1972 vergeblich einzudämmen versuchten. Für die Gäste wurde eine neue Hütte, die Sesvennahütte, errichtet: 2.256 m s.l.m. hoch gelegen, bewirtschaftet sommers von Mitte Juni bis Ende Oktober und winters von Ende Februar bis Mitte Mai, 78 Matratzenlager, Winterraum mit 6 Lagern offen, Gehzeit von Schlinig: 1,75 Stunden. Der Fremdenverkehr spielt neben der nach wie vor dominierenden Landwirtschaft von Jahr zu Jahr eine immer wichtigere Rolle. Großer Impulsgeber dafür ist im Winter der Langlaufsport.

Sport

Schlinig ist ein beliebtes Wandergebiet und ein idealer Ausgangspunkt für Touren in die Sesvennagruppe (Piz Sesvenna 3.205 m s.l.m. und Muntpitschen 3.162 m s.l.m. im Talhintergrund) und ins Unterengadin. Es ist ein Eldorado für Langlaufsportler. Sozusagen um die Ecke und leicht erreichbar ist das Skigebiet Watles. Zur Zeit ist eine Rollerskaterbahn im Bau.

Es hat im Jahr 2008 ganz kurzfristig den Zuschlag für die Ausrichtung der Junioren-Weltmeisterschaft im Langlauf erhalten (23.–29. Februar 2008).[5]

Bekannte Persönlichkeiten

  • Franz Abart, ein in Schlinig geborener, mit 14 Jahren in die Schweiz ausgewanderter und dort sehr bekannt gewordener Bildhauer
  • Barbara Moriggl, Langläuferin der italienischen Nationalmannschaft

Einzelnachweise

  1. Egon Kühebacher: Die Ortsnamen Südtirols und ihre Geschichte, Band 1. Athesia, Bozen 1991 (herausgegeben vom Landesdenkmalamt Bozen).
  2. Josef Rampold: Vinschgau. Athesia, Bozen 1971.
  3. Josef Weingartner: Bozen und Umgebung, Unterland, Burggrafenamt, Vinschgau. Athesia, Bozen 1991, (Die Kunstdenkmäler Südtirols, 2. Band).
  4. Zeitschrift Schlern, Jahrgang 1964, S. 26 ff.
  5. Bericht von der Eröffnung

Weblinks

46.70510.4736111111111726Koordinaten: 46° 42′ 18″ N, 10° 28′ 25″ O


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