Schloss Köpenick

Schloss Köpenick
Schloss Köpenick – Ansicht von der Langen Brücke

Das Schloss Köpenick ist ein Schloss im Zentrum des Berliner Ortsteils Köpenick.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Lage der Schlossinsel
Schloss Köpenick im Winter
Schlosskirche
Torhäuser

Das Schloss liegt in der Nähe der Mündung der Dahme in die Spree auf einer Insel in der Dahme unweit des Köpenicker Altstadtkerns mit seinem Rathaus. Die Insel ist durch eine Brücke über den Schlossgraben mit dem Festland verbunden.

Gebäude

Ur- und Frühgeschichte

Die spätere Schlossinsel Köpenick wurde schon zu urgeschichtlicher Zeit besiedelt und ist neben Spandau und Cölln eine der frühesten Siedlungsgebiete des heutigen Berlins. Hier fanden sich später slawische Burgwälle, eine slawische Burg entstand im 8. oder 9. Jahrhundert. Der Slawenfürst Jaxa von Köpenick regierte hier im 12. Jahrhundert. Mehrere Nachfolgebauten folgten, darunter auch eine spätmittelalterliche Kastellburg. Um 1245 eroberten die Askanier die Schlossinsel. Die Slawen wurden auf das östliche Ufer der Dahme umgesiedelt, wo sie sich in einem Kietz niederließen.[1]

Renaissance-Jagdschloss

Nach dem Abriss der alten Gebäude (vermutlich um 1550) veranlasste 1558 Kurfürst Joachim II. von Brandenburg den Bau eines Jagdschlosses im Stil der Renaissance. Es wurde mit zwei Wohnflügeln und zwei Wehrmauern ausgestattet. Verantwortlich war der Baumeister Wilhelm Zacharias. Über diesen Bau wurde nur wenig überliefert; Größe, Anordnung und Verteidigungsstärke dürften aber etwas mächtiger gewesen sein als das erhalten gebliebene Jagdschloss Grunewald. Joachim starb 1571 in der Nähe während eines Jagdausflugs.

Barockschloss

Für Kurprinz Friedrich (später Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg, dann auch König Friedrich I. in Preußen) wurde das Schloss ab 1677 erweitert. Als Architekt war hierbei Rutger van Langervelt, ein gebürtiger Niederländer aus Nimwegen, verantwortlich. Der nördliche Pavillon entstand in den Jahren 1679–1682. Der Architekt Johann Arnold Nering folgte van Langervelt 1684 beim Schlossbau und ließ den Wirtschaftsflügel mit der reformierten Schlosskirche (eingeweiht am 6. Januar 1685) und zuvor bereits das Hoftor (1682) entstehen. Friedrich bewohnte das Schloss später mit seiner Gemahlin Elisabeth Henriette von Hessen-Kassel, die den Anstoß zum Bau der Kirche gegeben haben soll.

In den Folgejahren plante man die Errichtung einer dreiflügeligen Anlage. Der nördliche Pavillon wurde um einen Mitteltrakt ergänzt, ein südlicher Pavillon entstand neu. Das Schloss erhielt damit seine heutige Form und war bis 1690 ausgebaut.

In den Jahren 1693–1695 fanden Arbeiten am Corps de Logis statt, jedoch wurde der Plan eines dreiflügeligen Gebäudes bald verworfen.

Die Galerie wurde 1750 durch Vermauerung der Arkaden verändert.

Die beiden Torhäuser wurden 1804–1806 errichtet. 1884 wurden das Getäfel und ein Ofen eines Prunkzimmers aus dem schweizerischen Schloss Haldenstein an das Deutsche Gewerbemuseum (später Kunstgewerbemuseum) in Berlin verkauft. Später wurde es in das Schloss Köpenick eingebaut.

Heutige Nutzung

Wilhelm Unverzagt veranlasste 1938 eine archäologische Untersuchung. Hierbei wurde unter anderem ein größerer Teil der Fundamente des Schlosses freigelegt. Ausgerechnet Krieg und Teilung Berlins machten das dezentrale Schloss zu einem idealen Standort für das damals wenig beachtete Kunstgewerbe. Erstmals zum Museum wurde das Schloss 1963.

1994 begannen umfangreiche Restaurierungsarbeiten. Hierbei wurden auch alte Bebauungsteile entdeckt. Nach Abschluss der Sanierung wurde das Schloss am 27. Mai 2004 wiedereröffnet und beherbergt nun das zweite Haus des Kunstgewerbemuseums der Staatlichen Museen zu Berlin (Stiftung Preußischer Kulturbesitz) neben dessen Hauptsitz am Kulturforum am Potsdamer Platz. Am Eröffnungstag besichtigten 4000 Besucher die 21 Räume des Museums. Angrenzend an die Kirche beherbergt das östliche Gebäude heute einen gastronomischen Betrieb.

Orgel

In der Schlosskirche finden regelmäßig Konzerte statt. Genutzt wird dabei auch die im historisch-barocken Gehäuse errichtete Orgel der Orgelbaufirma Mitteldeutscher Orgelbau A. Voigt. Das rein mechanische Instrument hat 14 Register auf zwei Manualen und Pedal.[2]

I Hauptwerk C–a3
1. Prinzipal 8'
2. Gedackt 8'
3. Oktave 4'
4. Nasat 22/3'
5. Flachflöte 2'
6. Mixtur III 11/3'
Tremulant
II Brustwerk C–a3
7. Gedackt 8'
8. Rohrflöte 4'
9. Prinzipal 2'
10. Sesquialter II 22/3'
11. Zimbel II-III 2/3'
Tremulant
Pedal C–f1
12. Subbass 16'
13. Kopftrompete 8'
14. Pommer 4'

Schlosspark

Schlosspark

Barockgarten

Um 1690 wurde südlich des Schlosses ein kleiner Barockgarten angelegt.

Für Aufsehen sorgte im Sommer 1712 eine „Aloe“ (Agave americana) mit einer Höhe von knapp zehn Metern. Sie hatte 44 Äste und 7277 Blüten. Die Agave ging als „Wunderaloe“ in die Geschichte des Schlossparks ein und wurde vom russischen Zaren Peter dem Großen ebenso bestaunt wie von anderen bedeutenden Besuchern des Parks. Aus dieser Zeit gibt es kaum Abbildungen oder Pläne des Parks.

Landschaftspark

Hans-Detlev Henning: Zwei Giraffen (1977)

Der sich zuvor in einem guten Zustand befindliche Garten verwilderte nach dem Tod der Herzogin Henriette Marie von Württemberg-Teck (1782) zunehmend. Ab 1804 wurde daher der barocke Schlossgarten unter Friedrich Wilhelm Carl von Schmettau zu einem Landschaftspark umgestaltet. Nach Schmettaus Tod ging der Park an die Krone zurück und verwilderte erneut.

In den Jahren 1963/1964 fand eine weitere Veränderung des Parks statt. Hierbei wurden historische Gestaltungen jedoch nicht aufgegriffen, sodass der Schlosspark fortan ein ahistorisches Bild vermittelte.

Zumindest die Gehölzvegetation weist im Schlosspark Köpenick noch auf die Niederungseinflüsse hin.

Im Schlosspark befinden sich mehrere Skulpturen und Gedenktafeln. Der Park lädt zum Flanieren ein, sein Hauptpfad führt unweit des Wassers entlang, auf das er eine gute Aussicht bietet. In der Parkmitte befindet sich eine größere Freifläche, die einen unverstellten Blick auf das Schloss ermöglicht.

Der Schlosshof wird insbesondere in den Sommermonaten für Veranstaltungen und Konzerte genutzt.

Geschichtliche Ereignisse

Neben üblicher Nutzung als Wohngebäude und Jagdschloss bekamen eine besondere Bedeutung:

  • 1631 nahm König Gustav Adolf von Schweden den Vorgängerbau als Hauptquartier in Beschlag und bedrängte seinen Schwager, den wankelmütigen Kurfürsten Georg Wilhelm, auf seiner Seite aktiv im Dreißigjährigen Krieg mitzukämpfen. Eine persönliche Begegnung in der Nähe von Köpenick blieb ergebnislos.
  • 1681–1684 Residenz des Kurprinzen Friedrich.
    Sein Wappensaal sorgte 1682 für einen Eklat im brandenburgischen Staat: Die umfassende Serie der Wappen verdeutlichte den Anspruch des Kurprinzen auf die ungeteilte Erbschaft aller Landesteile entgegen den testamentarischen Absichten seines Vaters, des „Großen Kurfürsten“.
  • 1730 Kriegsgerichtsverfahren gegen Katte und Kronprinz Friedrich im Wappensaal.
  • 1749–1782 Witwensitz der Prinzessin Henriette Marie.
  • 1824–1846 Nutzung der Insel als Traindepot für die preußische Armee: Im Schlosspark wurden Schuppen und Remisen für Munitionsfuhrwerke aufgestellt (die Insellage vereinfachte den Diebstahlschutz).
  • 1830–1848 (Restaurationszeit) Nutzung des Gebäudes als Gefängnis für sogenannte „Demagogen“, also politische Gefangene.
  • 1851–1926 Lehrerseminar (vorher in Potsdam).

Literatur

  • Theodor Fontane: Wanderungen durch die Mark Brandenburg, Band 4: „Spreeland“ – An der Spree.
  • Josef Batzhuber: Garten der Schlossinsel Köpenick, Stadtbezirk Treptow-Köpenick. In: Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (Hrsg.): Weißbuch der historischen Gärten und Parks in den neuen Bundesländern. 2. überarbeitete Auflage. Bonn 2005, ISBN 3-925374-69-8, S. 34–36.
  • Folkwin Wendland: Berlins Gärten und Parke von der Gründung der Stadt bis zum ausgehenden neunzehnten Jahrhundert. In: Das klassische Berlin. Propyläen, Berlin 1979, ISBN 3-549-06645-7, S. 338–341.
  • Raimund Hertzsch: Schloß Köpenick. In: Der historische Ort 90. Kai Homilius, Berlin 1997, ISBN 3-89706-089-2.
  • Lothar Lambacher (Hrsg.): Schloss Köpenick. Archäologie, Baugeschichte, Nutzung. Schnell&Steiner, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1630-2.
  • Günter Schade: Schloß Köpenick. Ein Streifzug durch die Geschichte der Köpenicker Schloßinsel. 4. verbesserte Auflage. Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum, Berlin 1975.
  • Staatliche Museen zu Berlin (Hrsg.): Schloß Köpenick. Kunstgewerbemuseum: Europäisches Kunsthandwerk aus zehn Jahrhunderten. Staatliche Museen, Kunstgewerbemuseum, Berlin 1976.

Weblinks

 Commons: Schloss Köpenick – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Berlin. Deutscher Kunstverlag, 2006, ISBN 3-422-03111-1, S. 540/541
  2. Nähere Informationen zur den Konzerten und zur Orgel der Schlosskirche
52.44388888888913.572777777778

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