Schloss Neckarsulm

Schloss Neckarsulm
Deutschordens-Schloss (von Süden gesehen) von rechts: Bandhaus, Amtshaus und Bergfried

Das Deutschordensschloss Neckarsulm gehört zu den ältesten Gebäuden der Stadt Neckarsulm. Ein Vorgängerbau existierte wahrscheinlich bereits im 13. Jahrhundert. Das Deutschordensschloss Neckarsulm wurde maßgeblich durch den Deutschen Orden geprägt, unter dessen Herrschaft Neckarsulm von 1484 bis 1805 stand. Im 2. Weltkrieg wurde es stark beschädigt und bis Mitte der 1950er Jahre wieder aufgebaut. Seit 1956 befindet sich im Deutschordensschloss Neckarsulm das Deutsche Zweirad- und NSU-Museum.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Grundriß des Deutschordensschlosses Neckarsulm, Peter Elias Berthold, 1722

Das Deutschordensschloss Neckarsulm liegt in der südwestlichen Ecke der ehemaligen Stadtbefestigung. Die Ursprünge des Stadtschlosses gehen vermutlich bis ins 13. Jahrhundert zurück. Über diese Zeit ist allerdings wenig bekannt. Bereits damals gab es einen Vorgängerbau von dem heute nach mehrmaligen Umbauten noch der Saalbau (Palas, auch Steinhaus genannt), der Bergfried und Teile der Wallmauer erhalten sind. Das Erdgeschoss des Bergfrieds wird von Historikern als das älteste erhaltene Mauerwerk von ganz Neckarsulm angesehen. Diese Stadtburg kam 1484 zum Deutschen Orden, als dieser die Herrschaft über Neckarsulm übernahm. Nach der Zerstörung der Burg auf dem Scheuerberg im Bauernkrieg 1525, die bis dahin Amtssitz des Deutschen Ordens war, wurde die Stadtburg dessen Amtssitz. In diesem Schloss fanden von 1538 bis 1590 wichtige Ordensversammlungen statt, in denen Deutschmeister gewählt oder andere wichtige Entscheidungen getroffen wurden. Der Deutsche Orden hat die Burganlage maßgeblich umgebaut und erweitert. So wurde 1487 eine Schloss-Kapelle errichtet und 1539/1540 das sogenannte Bandhaus erbaut. Das ursprüngliche Stadtschloss, also das Amtshaus, erhielt seine heutige Gestalt erst nach dem Bauernkrieg 1525. Ebenso wurde die Schlosskelter nach 1525 erbaut. Der Bergfried wurde mehrfach umgebaut, wovon zum Beispiel das Wappen-Relief des Hoch- und Deutschmeisters Wolfgang Schutzbar (genannt Milchling) aus dem Jahre 1551 zeugt. Das Deutschordensschloss bildete mit seinen Mauern eine Verstärkung der Stadtbefestigung.

Im Zweiten Weltkrieg hat das Gebäude den schweren Angriff auf die Stadt am 1. März 1945 gut überstanden. Am 2. April 1945 wurden jedoch bei einem weiteren Angriff die Dächer zerstört, und die Gebäuden brannten größtenteils aus. 1949 wurden die beschädigten Gebäude in annähernd alter Form wiederhergestellt. Die Schlosskapelle, die einst einen Dachreiter aufwies, und der Bergfried, der einen barocken Zwiebelhelm hatte, erhielten dabei schlichtere Dächer als vor der Zerstörung.

Gebäude

Deutschordensschloss (von links: Steinhaus-Saalbau, Bergfried und Schlosskapelle), Gustav Schmoller, Aquarell, 1856
ehem. Schloss-Kapelle, links der Bergfried
ehem. Schloss-Kelter, heute Weingärtnergenossenschaft

Der Komplex des Stadtschlosses besteht heute aus folgenden Gebäuden (siehe Bilder "Deutschordens-Schloss von Süden gesehen" und "Blick in den Innenhof von Norden"):

  • der Bergfried bildet die südwestliche Ecke der Stadtbefestigung und ist über Eck gestellt,
  • östlich davon steht das sogenannte Amtshaus, der bereits erwähnte Saalbau (Palas, oder Steinhaus),
  • daneben steht das Bandhaus (an der Urbanstaße), welches ursprüngliche ein Speicher war,
  • südlich dieser Gebäude lag ein Torhaus und ein Vorwerk, von denen Reste erhalten sind,
  • an der westlichen Stadtmauer nördlich des Bergfrieds folgen ein Nebengebäude,
  • direkt an das Nebengebäude schließt sich die ehemalige Schlosskapelle an,
  • weiter nördlich folgen die ehemalige Schlosskelter mit weiträumigem Keller,
  • nördlich der Schlosskelter liegt ein kleineres Gebäude: der Stall (später als Remise oder Holzlege bezeichnet),
  • an der nördlichen Grenze des Schlossbereichs liegt in Ost-West-Richtung die ehemalige Zehntscheuer,
  • an die Zehntscheuer grenzt ein weiteres Gebäude an, welches früher ein Pferdestall war (oder auch Reithaus, an der heutigen Urbanstaße).

Nicht erhalten sind im Verlauf der Urbanstraße (der früheren Schloss-Straße) das Waschhaus, die Schloss-Scheune, Stallungen und ein Torhaus. Diese Gebäude sind etwa zwischen 1843 und 1870 abgerissen worden.

Außerdem gab es zwischen Amtshaus und Bergfried ein Gästehaus (welches auf Säulen ruhte) und zwischen Nebenbau und Bandhaus einen Zwingerbau (unter anderem mit Schreib- und Backstube), der den inneren Hof im südlichen Schlossbereich nach Norden hin abschloss. Diese beiden Gebäude sind heute nicht mehr vorhanden und wurden wahrscheinlich um 1850 abgebrochen.

Nutzung

Nach dem Übergang Neckarsulms an das Königreich Württemberg im Jahre 1805 wurde das Amtsgebäude Sitz des Oberamtes Neckarsulm, welches bis 1938 bestand. Das Bandhaus war von 1912 bis 1945 Latein- und Realschule. Die Schlosskapelle, die nach der Säkularisierung 1805 profaniert war, nahm von 1851 bis zum Bau der evangelischen Stadtkirche 1888 die evangelische Kirchgemeinde auf. In dieser Schlosskapelle befindet sich heute das Trauzimmer des Standesamtes der Stadt Neckarsulm und das Nebengebäude wird durch die Gaststätte „Museums-Stuben“ genutzt. Im Bandhaus und Amtshaus befindet sich seit 1956 das Deutsche Zweirad- und NSU-Museum. Beim Umbau im Jahre 1991 wurden die beiden historischen Gebäude durch ein modernes Stahlglas-Rampentreppenhaus verbunden. Die ehemalige Schlosskelter und die weiteren Wirtschaftsgebäude nördlich davon werden heute durch die Weingärtnergenossenschaft Neckarsulm-Gundelsheim eG bewirtschaftet.

Weitere Bilder

Literatur

  • Rudolf Stich: Beitrag zur Baugeschichte von Neckarsulm - Burg Scheuerberg, Stadtschloss. Neckarsulm 1960 (Originalarbeit im Stadtarchiv Neckarsulm)
  • Rudolf Stich: Das Stadt-Schloß von Neckarsulm. In: Heimatgeschichtliche Beilage der „Heilbronner Stimme. vom 24. Februar 1962
  • Rudolf Stich: Der Schloßturm von Neckarsulm. In: Heimatgeschichtliche Beilage der „Heilbronner Stimme“. vom 31. März 1962
  • Rudolf Stich: Das Stadtschloß von Neckarsulm. In: Heimatgeschichtliche Beilage der „Heilbronner Stimme“. vom 26. Mai 1962
  • August Vogt: Neckarsulm - Historischer Stadtführer. Hrsg. Heimatverein Neckarsulm e.V. und die Stadt Neckarsulm, 2. Auflage, Otto Welker GmbH, Neckarsulm 1990
  • Autorenteam (Redaktion: Barbara Griesinger): Neckarsulm. Die Geschichte einer Stadt. Hrsg. Stadt Neckarsulm, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-0883-2
  • August Vogt: Villa Sulmana Neckarsulm - Bilder einer Stadtentwicklung. Hrsg. Heimatverein Neckarsulm e.V., Otto Welker GmbH, Neckarsulm 1999
  • Karl-Heinz Dähn: Burgenkundliche Wanderungen im Raum Heilbronn. Hrsg. Landkreis Heilbronn (Kreisarchivar), Wilhelm Röck GmbH Weinsberg, Heilbronn 2001

49.191569.22247Koordinaten: 49° 11′ 30″ N, 9° 13′ 21″ O


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