- Schlossinsel Mirow
-
Die Mirower Schlossinsel mit ihrem Gebäudeensemble in Mirow in Mecklenburg-Vorpommern war eine der Nebenresidenzen der Herzöge von Mecklenburg-Strelitz.
Inhaltsverzeichnis
Die Geschichte der Schlossinsel
Die Mirower Schlossinsel gründet sich auf einer Komturei des Johanniterordens im 13. Jahrhundert. Nach langwierigen Konfrontationen mit den Herrenmeistern von Sonnenburg gewannen die mecklenburgischen Herzöge während des 16. Jahrhunderts Einfluss auf die Ernennung der Komture. Nach dem Tod des letzten Mirower Komtur wurde die Komturei schließlich nur noch von evangelischen Administratoren betreut, die zumeist dem mecklenburgischen Herzogshaus entstammten und hier Herrenhaus der Komturei ihren fürstlicher Wohnsitz nahmen. Die Komturei wurde 1648 säkularisiert. An den Gebäuden der Schlossinsel wurde während dieser Zeit beständig gebaut.
Mit dem Hamburger Vergleich von 1701 wurde Mirow Gründungsbestandteil des neu gebildeten (Teil-) Herzogtums Mecklenburg-Strelitz. Die Mirower Liegenschaften in fürstlichem Besitz wurde nach dem Tode Adolf Friedrich II. als Witwensitz genutzt, das herzogliche Amt Mirow hatte wiederholt Versorgungsaufgaben für Mitglieder der Fürstenfamilie.
Nach einem Großbrand 1742 wurden weite Teile des Gebäudebestands erneuert. Der Mirower Hof hatte sich zu dieser Zeit trotz oder gerade wegen seiner Abgelegenheit kurzzeitig zu einem geistig-intellektuellen Zentrum des Landes entwickelt. Viele bedeutende Persönlichkeiten, die später in der zweiten Jahrhunderthälfte regionalen Entwicklungen entscheidende Impulse verliehen, gehörten um die Jahrhundertmitte der Mirower Hofgesellschaft an.
Ebenso rasch wie der Aufstieg verlor Mirow seit den 1750er Jahren wieder an Bedeutung. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts beschränkte sich die Rolle des Mirower Schlossensembles fast nur noch auf den standesgemäßen Rahmen von Beisetzungsfeierlichkeiten für Mitglieder der herzoglichen Familie. „Mirow ist ja jetzt die Stätte der Toten“, formulierte eine Reiseschriftstellerin noch kurz vor dem Ersten Weltkrieg.
Das Schloss
Schlossgebäude
Das Schloss besteht in seinem Kern noch aus Teilen des Vorgängerbaus von 1708, der bei dem Brand 1742 partiell zerstört wurde. Der barocke Festsaal stammt noch von 1710. Das heutige Schloss wurde von 1749-52 im Auftrag Adolf Friedrich III. nach Plänen von Christoph Julius Löwe erbaut. Es handelt sich um einen kleinen, zweigeschossigen Bau mit dem Grundriss eines H mit kurzen, risalitartigen und dreistöckigen Flügeln. Die Fassaden des elfachsigen Schlosses sind nur sparsam geschmückt, sowohl der mittlere Hof- wie auch der gartenseitige Risalit sind mit einem einfachen Giebel bekrönt. Das Raumgefüge lehnte sich an die französischen Landschlösser des 18. Jahrhunderts an. Die ehemals wertvolle Einrichtung soll unter anderem von bereits in Sanssouci tätig gewesenen Künstlern stammen, hiervon ist allerdings kaum ein Werk noch vorhanden. Nach dem Auszug des herzoglichen Familie stand das Schloss schließlich immer wieder für längere Zeit leer.
Kavaliershaus
Da das Mirower Schloss für eine üppige Hofhaltung zu bescheiden dimensioniert war, wurde der Hofseite von 1756 bis 1758 das Kavaliershaus für den Hofstaat gegenüber gestellt. Der spätbarocke Bau entspricht dem eigentlichen Schloss in Breite und Fensterzahl und formt mit diesem einen umschlossenen Hof, wodurch ein herrschaftliches Ensemble gebildet wurde. Nach einem Brand im 19. Jahrhundert und teilweiser Zerstörung wurde das Kavaliershaus anschließend wieder hergestellt. Beide Gebäude, Schloss und Kavaliershaus, werden seit kurzem saniert. Die Außenfassaden sind bereits fertiggestellt, im Inneren der Gebäude wird noch gearbeitet. Während das Schloss künftig unter anderem als Museum dienen soll, ist das Kavaliershaus für kulturelle Veranstaltungen vorgesehen.
Die Johanniterkirche
Die Johanniterkirche entstammt in Teilen noch der Kirche der Johanniter aus dem 14. Jahrhundert. Es handelt sich um einen ursprünglich im Stile der Backsteingotik errichteten Saalbau, der im Laufe der Jahrhundert erweitert und umgebaut wurde. Der barocke Turmaufsatz geht auf eine Kupferschenkung Friedrich II. zurück, der als Kronprinz gelegentlich zu Besuch in Mirow war und den mit der herzoglichen Familie freundschaftliche Beziehungen verbanden. Durch den großen Brand 1742 wurde auch die Kirche schwer beschädigt und erhielt in Folge eine prächtige Barockeinrichtung. Während des Zweiten Weltkrieges brannte die Kirche nach Granatbeschuss durch deutsche Soldaten erneut aus. Die Innenausstattung wurde dabei weitgehend vernichtet. Der Wiederaufbau wurde mit vereinfachten Mitteln nach Kriegsende begonnen und bereits 1950 in Teilen beendet. Für die Restaurierung des zerstörten Turmes wurde 1989 ein Förderverein gegründet und ein neuer Helm konnte 1993 aufgesetzt werden. Gegenwärtig (September 2008) wird die Fassade des Kirchenschiffs saniert.
An die Nordseite der Schlosskirche ist die mehrfach erweiterte Fürstengruft angebaut, in der ab 1708 Mitglieder der Linie Mecklenburg-Strelitz der mecklenburgischen Dynastie ihre letzte Ruhe fanden. Im heute zugänglichen Teil der fürstlichen Grablege befinden sich 23 eher schlichte Särge, darunter die von fünf der insgesamt acht Regenten des Landesteils Mecklenburg-Strelitz.
Das Torhaus und das Untere Schloss
Der älteste erhaltene Profanbau der Schlossinsel und auch der Stadt Mirow ist das Torhaus. Es entstammt dem Befestigungssystem, das im 16. Jahrhundert um die Schlossinsel angelegt wurde und von dem noch Reste der Wallanlagen vorhanden sind. Das Torhaus ist auf das Jahr 1588 datiert und im Stile der Renaissance errichtet. Der mit kräftiger Rustika verzierte Bau wurde von 1995 bis 1996 saniert. Unweit des Torhauses, jedoch außerhalb der Schlossinsel, steht das Untere Schloss. Dieser Barockbau wurde 1735 anlässlich der Vermählung des sogenannten „Prinzen von Mirow“ Karl (Ludwig Friedrich), einem nachgeborenen Prinzen des Hauses Mecklenburg-Strelitz, mit Elisabeth Albertine errichtet. Hier wurden etliche Kinder des Paares geboren, unter ihnen Adolf Friedrich (IV.) und Karl (II.), später Regenten des Strelitzschen Landesteils, sowie Sophie (Charlotte), die spätere Königin von England. Nach der Thronbesteigung von Adolf Friedrich IV. übersiedelte die herzogliche Familie in die Hauptresidenz Neustrelitz. In Mirow hörte die fürstliche Hofhaltung auf, das Schloss stand nach 1761 weitgehend leer. Im Unteren Schloß hielt 1820 ein Lehrerseminar einzug, wo für mehr als ein Jahrhundert Volksschullehrer für Dörfer und Städte des Strelitzschen Landesteil ausgebildet wurden.
Der Park und die Liebesinsel
Rund um das Schloss beherbergt die Insel den kleinen Schlosspark. Von dem ursprünglichen Barockgarten, der das Mirower Schloss umgab, ist fast nichts erhalten. Der heutige Park ist im Stil englischer Landschaftsgärten gestaltet. Auf der so genannten Liebesinsel, zu der eine schmiedeeiserne Brücke führt, findet sich das Grabmal von Adolf Friedrich VI., des letzten Großherzogs des Landesteils Mecklenburg-Strelitz, der sich 1918 das Leben genommen hatte und deshalb nicht in der Fürstengruft bestattet werden konnte.
Weblinks
53.27666666666712.809722222222Koordinaten: 53° 17′ N, 12° 49′ O
Wikimedia Foundation.