Schneckenmilan

Schneckenmilan
Schneckenweih
Schneckenweih - adultes Tier

Schneckenweih - adultes Tier

Systematik
Ordnung: Greifvögel (Falconiformes)
Familie: Habichtartige (Accipitridae)
Unterfamilie: Bussardartige (Buteoninae)
Gattung: Schneckenweihen
Art: Schneckenweih
Wissenschaftlicher Name der Gattung
Rosthramus
Lesson, 1830
Wissenschaftlicher Name der Art
Rostrhamus sociabilis
(Vieillot), 1817

Der Schneckenweih (Rostrhamus sociabilis), auch als Schneckenmilan bezeichnet, ist ein Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen (Accipitridae).

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Schneckenweih erreicht eine Länge von 39 bis 48 Zentimeter und eine Spannweite von 99 bis 115 Zentimeter. Die Flügellänge beträgt 328 bis 382 Millimeter, die Schwanzlänge 158 bis 210 Millimeter, und der Schnabel misst zwischen 28 und 40 Millimetern. Das Gewicht eines erwachsenen Männchens beträgt bis zu 385 Gramm, Weibchen sind mit 415 Gramm etwas schwerer. Der Schneckenweih hat lange, breite, am Flügelbug stark gerundete, tief gefingerte Flügel, einen langen Schwanz, einen weißen Bürzel und weiße Unterschwanzdecken. Die Schwanzoberseite ist beim Männchen schwarz, die Unterseite zeigt ein deutliches, recht breites schwarzes Subterminalband. Der dünne Hakenschnabel ist unverwechselbar und ein perfekt angepasstes Werkzeug zum Öffnen von Schneckenhäusern. Der spitz zulaufende, schmale Oberschnabel krümmt sich sichelförmig über den Unterschnabel. Die Iris beider Geschlechter ist hellrot. Das Gefieder des erwachsenen Männchens ist einheitlich dunkel blaugrau. Die langen Beine sind orangerot. Rücken und Flügeloberseite der Weibchen sind dunkelbraun, bis auf die Arm- und Handschwingen sind die meisten Deckfedern etwas heller gesäumt. Die Unterseite ist etwas heller braun und unregelmäßig weiß gefleckt. Das meist fast reine Weiß der Kehle geht in einen unterschiedlich stark ausgeprägten dunkelbraunen Brustfleck über. Im Flug fallen beim Weibchen das breite, helle Feld im Bereich der mittleren Handschwingen, sowie die rötlichbraune Färbung der unteren Flügeldecken auf. Die Unterschenkel sind bis zum Lauf bei beiden Geschlechtern in der Farbe des Bauchgefieders behost. Die unbefiederten Bereiche um das Auge, die Wachshaut, sowie die Beine sind gelborange. Die juvenilen Vögel sehen dem Weibchen ähnlich, der Oberkopf ist jedoch gestreift und die Unterseite ist cremefarben und zeigt eine deutliche Streifenmusterung. Die Iris ist braun, der Zügel cremefarben und die Beine sind gelblich.

Verbreitung

hellgrün:Brutgebiete, die im Winter geräumt werden
gelbes Feld: Brutgebiete in Florida und auf Kuba

Der Schneckenweih kommt in vier Unterarten im tropischen Südamerika, Kuba, Ostmexiko, in der Karibik sowie in Zentral- und Südflorida in den Vereinigten Staaten vor. R. s. sociabilis ist von Nicaragua bis Südamerika verbreitet. Das Verbreitungsgebiet von R. s. major erstreckt sich vom südöstlichen Mexiko bis nach Guatemala, R. s. plumbeus (manchmal als Everglades-Schneckenmilan bezeichnet) kommt in den Everglades im Flusstal des Kissimmee River, im Gebiet des Okeechobeesees sowie am St. Johns River vor. 2007 wurde diese Unterart erstmals außerhalb Floridas, in North Carolina, beobachtet. Die Rasse R. s. levis lebt auf Kuba und der Isla de la Juventud.

Nahrung, Lebensweise und Fortpflanzung

Der Schneckenweih ist ein geselliges Tier. Man hat Kolonien beobachtet, die aus bis zu 200 Vögeln bestanden. Die Schneckenweihpopulation der Everglades ernährt sich fast ausschließlich von der Florida-Apfelschnecke (Pomacea paludosa). Wenn der Schneckenweih eine Schnecke erspäht, stößt er hinab, greift die Schnecke mit den Krallen aus der Vegetation oder aus dem Wasser und befördert sie in seinem Schnabel zu seinem bevorzugten Hochsitz (z. B. den Zweig eines Busches). Anschließend hält er sie mit einer oder mit beiden Krallen fest und durchtrennt mit seinem hochspezialisierten Hakenschnabel den Spindelmuskelnerv, so dass sich der verschlossene Schneckenhausdeckel öffnet. Nun kann der Schneckenweih die Schnecke aus ihrem Haus lösen und verzehren. In anderen Teilen des Verbreitungsgebietes ernährt sich der Schneckenweih von Süßwasserschnecken der Gattung Marisa und Süßwasserkrabben der Gattung Dilocarcinus. In Florida ist der Schneckenweih standorttreu, dies macht ihn für Dürren und andere Veränderungen der Hydrologie sehr anfällig. Die Brutzeit ist in Florida von Dezember bis August, in Surinam von Januar bis September und in Argentinien von August bis März. Das Nest wird auf einem über dem Wasser hängenden Ast errichtet, um es vor terrestrischen Raubtieren zu schützen. Es hat einen Durchmesser von 30 bis 40 Zentimeter, eine Tiefe von 10 bis 30 Zentimeter und wird mit Binsen, Gras und Kräutern ausgepolstert. Das Gelege besteht aus zwei bis drei (selten aus fünf) weißen Eiern mit braunen Tupfern. Nach 26 bis 28 Tagen sind die Eier ausgebrütet. Flügge sind die Jungen nach 23 bis 30 Tagen.

Status

In Mittel- und Südamerika ist der Schneckenweih nicht gefährdet. In den Everglades dagegen hatte die Population 1964 mit nur noch 15 Exemplaren ihren absoluten Tiefstand erreicht. 1968 zählte man zwischen 50 und 60 Exemplare. [1] Die Zählungen zwischen den Jahren 1969 und 1994 zeigten, dass der Bestand großen Schwankungen unterworfen ist. Bis in die frühen 1980er Jahre stieg der Bestand auf 650 Vögel, nach einem Höchststand von 668 Exemplaren im Jahre 1984 sank die Population im Jahre 1987 auf 326 Individuen. 1994 hat sich der Bestand in den Vereinigten Staaten auf 650 Exemplare erholt und heute liegt er bei etwa 800 bis 1000 Individuen. Von der kubanischen Rasse lebten 1982 55 Exemplare in den Sümpfen der Zapata-Halbinsel. Die Hauptgefährdung ist der Lebensraumverlust durch die Trockenlegung von Sümpfen. Weitere Bedrohungen sind der Einsatz von Herbiziden und die Lebensraumveränderung durch invasive Pflanzen wie der Dickstieligen Wasserhyazinthe (Eichhornia crassipes) und dem Melaleuca-Baum (Melaleuca quinquenervia).

Einzelnachweise

  1. Halliday, T.: Vanishing Birds – Their Natural History and Conservation. Sidgwick & Jackson, London, 1978 ISBN 0-283-98391-4

Literatur

  • James Ferguson-Lees, & David A. Christie 2001: Raptors of the World. Houghton Mifflin, Boston. ISBN 0618127623

Weblinks


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