- Schneidekennlinie
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Die Schneidkennlinie (auch Schneidekennlinie) ist ein Maß für die seitliche Auslenkung einer Rille bei einer gegebenen Umdrehungsgeschwindigkeit der Schallplatte und gegebener Frequenz ist die Bewegungsgeschwindigkeit, genannt Schnelle, der abtastenden Nadel.
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Der Spitzenwert
Ihr Spitzenwert wird als Schnelle bezeichnet. Der Scheitelwert ist umso größer, je größer die Auslenkung (Ausschlag der Amplitude) und höher die Frequenz der aufzuzeichnenden Schallschwingungen sind. Um einem möglichst linearen Frequenzgang zu erhalten, wurde bei der reinen mechanischen Abtastung mit konstanter Schnelle geschnitten. Daraus ergaben sich mit abnehmender Frequenz immer größere Rillenauslenkungen, wodurch der erforderliche Speicherplatz auf dem Vinyl zunehmen müsste. Auf der anderen Seite würde bei steigender Frequenz die Rillenauslenkung so klein werden, dass das Nutzsignal bei der Wiedergabe im Rauschen unterginge.
Demnach ist eine Schallaufzeichnung mit konstanter Schnelle über den gesamten Frequenzgang praktisch nicht realisierbar. Aus diesem Grund hat man den Schneidfrequenzgang nach den Empfehlungen der RIAA sowie der deutschen Norm DIN 45 541 festgelegt. Dabei erfolgt die Aufzeichnung nicht mit einer konstanten Schnelle, sondern mit einer im Prinzip konstanten Auslenkung. Das entspricht einer mit der Frequenz zunehmenden Schnelle. Nach DIN 45 533 hatte die N78 Schallplatte die Kennlinie bei 15 kHz rund 4 dB weniger Höhenanhebung. Die Aufzeichnung erfolgt mit fast konstanter Auslenkung nach der DIN IEC 98.
Tab. 1 Schneidfrequenzgang Übergangsfrequenz Zeitkonstante relative Schnelle 50 Hz 3180 µs −17 dB 500 Hz 318 µs −3 dB 1000 Hz 159 µs 0 dB 2120 Hz 75 µs +3 dB Unterteilung der Schneidkennlinie
Die Schneidkennlinie wird in drei Abschnitte unterteilt: einen unter 50 Hz, einen zwischen 50 und 500 Hz und einen zwischen 2120 und 15000 Hz. In diesen Abschnitten ist die Auslenkung konstant. Nachteilig ist, dass die Unterteilung in zwei Abschnitte kontinuierlich ineinander läuft.
Des Weiteren werden die Auslenkungen im Tieftonbereich etwas angehoben, um einen höheren Geräuschspannungsabstand zu erlangen. Der genaue Verlauf der Schneidkennlinie wird durch die oben genannten Übergangsfrequenzen oder durch Zeitkonstanten festgelegt. Die Zeitkonstante τ kann nach folgender Formel aus der Übergangsfrequenz f berechnet werden:Tab. 2 Schnelle Schallplattentyp Drehzahl in 1/min Schnelle in cm/s Stereo 33 10 Stereo 45 8 Mono 33 8 Mono 45 12 In der Tabelle 1 sind alle wichtigen Daten des Schneidfrequenzgangs zusammengestellt. Bei tiefen Frequenzen ist die maximale Auslenkung durch den Rillenabstand, die minimale Auslenkung durch den erforderlichen Rumpelgeräuschsspannungsabstand gegeben. Für hohe Frequenzen wird die kleinste Auslenkung durch den Rumpelgeräuschsspannungsabstand (Rauschen) und die größte Auslenkung durch den Krümmungsradius der Nadel an der Auflagefläche gegeben.
Um eine möglichst genaue Vorstellung zu bekommen, mit welcher Schnelle man Platten schneidet, sind Schallplattentyp, Drehzahl und Schnelle in der Tabelle 2 gegenübergestellt.
Mit der Neuentwicklung elektromechanischer Wandler war es möglich, den Frequenzgang der Schneidkennlinie optimal den Abtastbedingungen und der statischen Verteilung der Amplituden von Musik und Sprache anzupassen und dann elektrisch zu entzerren.Die Schneidkennlinie gilt in Deutschland für alle produzierten Schallplatten. Ausländische Tonträger auf Vinyl besitzen oft andere Schneidkurven, auf die die Schneidkurvenentzerrer umgeschaltet werden können (NAB, RIAA: 3180/318/50 µs, BBC: 3180/318/25 µs, FLAT: 3180/319/0 µs). Die verschiedenen Schneidkurven sind nur oberhalb 1 kHz unterschiedlich.
Literatur
- Johannes Webers: Tonstudiotechnik: Schallaufnahme und - wiedergabe bei Rundfunk, Fernsehen, Film und Schallplatte. 5. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Franzis Verlag, München 1989, ISBN 3-772-35525-0
- Johannes Webers: Tonstudiotechnik. Handbuch der Schallaufnahme und -wiedergabe bei Rundfunk, Fernsehen, Film und Schallplatte. 7. neu bearbeitete und erweiterte Auflage, Franzis Verlag, München 1999, ISBN 3-772-35526-9
- Michael Dickreiter: Handbuch der Tonstudiotechnik, Band 2; analoge Schallspeicherung, analoge Tonregieanlagen, Hörfunk - Betriebstechnik, digitale Tontechnik. 6. verbesserte Auflage 1997; Hrsg. SRT - Schule für Rundfunktechnik, München, Saur, ISBN 3-598-11322-6
- Peter Zastrow: Phonotechnik. 4. überarbeitete Auflage, Frankfurter Fachverlag, Frankfurt (Main) 1988, S.270ff, ISBN 3-872-34119-7
- Fritz Bergtold: Moderne Schallplattentechnik. Taschen-Lehrbuch der Schallplatten-Wiedergabe, Franzis-Verlag, München 1959 (Radiopraktiker-Bücherei)
Weblinks
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