- Schnütgen-Museum
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Das Museum Schnütgen in Köln ist der christlichen Kunst des Mittelalters gewidmet. Die Ausstellung umfasst die Epochen vom Frühmittelalter bis zum Barock. Die meisten Exponate entstanden zwischen dem 11. bis 16. Jahrhundert im Rheinland; gezeigt werden aber auch Stücke aus anderen europäischen Ländern und Byzanz. Seit 1956 ist das Museum in der Romanischen Kirche St. Cäcilien in der Kölner Altstadt nahe dem Neumarkt untergebracht.
Das Museum gilt aufgrund seines Sammlungsbestandes und seiner Forschungsarbeiten als bedeutendes Institut der Mittelalterforschung[1] und sieht sich als „eine der schönsten und reichsten Mittelaltersammlungen in Europa“ in einer Reihe mit den Cloisters in New York oder dem Musée national du Moyen Âge in Paris[2][3].
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Erster Standort Kunstgewerbemuseum
Namensgeber des Museums ist der Domkapitular Alexander Schnütgen, der seine umfangreiche Sammlung von christlicher Sakralkunst im Jahr 1906 der Stadt Köln schenkte. Als Bedingung für die Schenkung verlangte Schnütgen einen eigenen Anbau zum damaligen Kunstgewerbemuseum, das die Sammlung aufnehmen sollte. Nach Plänen des Architekten Franz Brantzky[4] begann man 1908 mit dem Anbau, der 1910 die Schenkung wie vom Stifter gefordert unter dem Namen Sammlung Schnütgen aufnahm.
Erster Kustos der Sammlung und Direktor des Museums wurde Schnütgens ehemaliger Assistent, der Theologe und Kunsthistoriker Fritz Witte. Zwischen 1912 und 1926 entstanden unter Witte umfangreiche Veröffentlichungen über die liturgischen Geräte und Gewänder sowie die Skulpturen der Sammlung. 1918, noch vor Alexander Schnütgens Tod im selben Jahr, wurde die Sammlung umbenannt in Schnütgen-Museum.
Umzug ins Heribertkloster
1932 zog das Schnütgen-Museum erstmals in ein eigenes Gebäude um: In den Räumen der wiedererrichteten Abtei St. Heribert im rechtsrheinischen Deutz wurde auf 2000 Quadratmetern ein völlig neues Ausstellungskonzept umgesetzt, das den Ideen des Bauhauses und der Neuen Sachlichkeit verpflichtet war.
Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 wurden die meisten Exponate in Klöster, Schlösser und in den Keller des Kunstgewerbemuseums ausgelagert und das Museum geschlossen. Der mittelalterliche St.-Georgs-Kruzifixus, heute eines der bekanntesten Stücke des Museums, war eine Zeitlang im Tresor der Kreissparkasse untergebracht. Die in den Ausstellungsräumen verbliebenen Gegenstände wurden bis 1945 durch Kriegshandlungen mitsamt dem Abteigebäude zerstört.
Neueröffnung in der Romanischen Kirche St. Cäcilien
Nach Kriegsende wurde Hermann Schnitzler 1953 Direktor des Museums, das er praktisch neu zu errichten hatte; die Sammlung betreute er in den ersten Nachkriegsjahren von Schloss Alfter aus, wo der größte Teil der Kunstwerke zwischengelagert wurde; andere Stücke konnten nach und nach aus ihren verstreuten Depots zurückgeführt und schließlich bis Ende 1950 in Räumen der Kölner Universität wieder vollständig versammelt werden.
In Zusammenarbeit mit dem Regierungsbaumeister Karl Band entstand der Plan, das Museum in der romanischen Basilika St. Cäcilien neu zu eröffnen. Das ehemalige Stift war 1802 in der Zeit der französischen Besetzung säkularisiert worden. Das Gelände der Klostergebäude war auf Bitten der Kölner von Napoleon 1805 mit der Kirche an die Stadt zurückgegeben worden zur Errichtung eines Spitals. St. Cäcilien diente dann bis zum Zweiten Weltkrieg als Kapelle des „Bürgerspitals“.[5]
Der im Krieg stark beschädigte Kirchenbau wurde restauriert und nach Plänen von Karl Band mit einem kleinen Anbau für Bibliothek und Verwaltung versehen; im Mai 1956 öffnete das Museum als erstes der Kölner Museen nach dem Krieg erneut seine Tore. Zu dieser Zeit sah man den neuen Standort noch als Provisorium an, mit dem Erzbistum war zunächst ein Nutzungsvertrag über 20 Jahre geschlossen worden.
Kurz zuvor erhielt die Kirche jedoch auch eine neue Weihe durch Josef Kardinal Frings; bis in die Gegenwart erfüllt St. Cäcilien seine Doppelfunktion als Museumsbau und Kirche, so finden etwa am Cäcilientag (22. November) und an Weihnachten Gottesdienste statt.
Zeitgleich gründete sich 1956 der Förderverein Pro Arte Medii Aevi Freunde des Schnütgen-Museums e.V., der in den Folgejahrzehnten für den Ankauf einer ganzen Reihe von Kunstwerken sowie für eine Schriftenreihe verantwortlich zeichnete. Unter den Gründungsmitgliedern war auch Konrad Adenauer.
Unter Anton Legner, der das Museum 1970 bis 1990 leitete, wurde die Ausstellungsfläche 1977 durch Ausbau der Krypta erweitert und das Museum vollständig neu eingerichtet. Finanzielle Unterstützung dabei leistete das erste Konjunkturprogramm der Bundesregierung[6].
Von Oktober 2001 bis März 2003 war das Museum – seit 2001 in Museum Schnütgen umbenannt – für eine umfassende Sanierung geschlossen, und eine Reihe von Kunstwerken gingen als Leihgaben in andere Kunstmuseen, z. B. nach Paris, München und Nürnberg. In der Zwischenzeit wurde das Ausstellungskonzept an zeitgemäße Bedürfnisse angepasst und die Räume mit moderner Licht-, Lautsprecher- und Sicherheitstechnik sowie einem auf Ambiente und Kunstwerke abgestimmten Vitrinensystem ausgestattet. Ein audiovisuelles Führungssystem mit mobilen Geräten ergänzt seitdem die traditionellen Führungen.
Erweiterung durch Kulturzentrum am Neumarkt
Seit 2006 befindet sich direkt westlich der Cäcilienkirche das Kulturzentrum am Neumarkt im Bau, das durch zusätzliche Räume eine Erweiterung der Museumsfläche um 60% bringen soll. Erstmals seit den Vorkriegszeiten im Deutzer Heribertskloster sollen künftig auch die Sammlung von Glasbildern und eine Reihe von anderen, bisher im Depot aufbewahrten Stücken angemessen präsentiert werden können. Nach seiner Fertigstellung 2009 wird der Neubau außerdem das Rautenstrauch-Joest-Museum, die Kunsthalle, den Museumsdienst und einen Saal der Volkshochschule aufnehmen.
Sammlung
Entstehung und Umfang
Alexander Schnütgens Sammlung entstand aus dem Bedürfnis heraus, Kunstgegenstände über eine Zeit hinweg zu retten, in der sie als altmodisch oder wertlos galten und zu verfallen drohten. Sein Motto war „colligite fragmenta, ne pereant“ (Sammelt die übrig gebliebenen Stücke, damit sie nicht zugrundegehen).[7] In einer Ausgabe der Zeitschrift für christliche Kunst verzeichnet Schnütgen 500 Tafel- und Miniaturgemälde, 200 Glas- und Hinterglasmalereien, fast 600 Skulpturen, über 1000 Metallgegenstände, 400 Ledersachen, 200 Paramenten, über 100 Gläser und Krüge sowie 4000 Gewebe, Stickereien und Spitzen[8], die er allesamt in seinem Privathaushalt aufbewahrte.
Nach dem Umzug der Sammlung in die ersten Museumsräume erfolgte die notwendige Inventarisierung. In den Folgejahren gab es einzelne Zukäufe und weitere Schenkungen durch Alexander Schnütgen, so dass bereits 1911 ein Ausbau des Dachgeschosses im Kunstgewerbemuseum notwendig wurde. Eine 1912 gegründete Stiftung sollte den weiteren Ausbau der Sammlung finanziell unterstützen. Als Schnütgen im November 1918 starb, gingen weitere Bestände, darunter Gemälde, Plastiken und Bücher, auf dem Wege der Erbschaft an das Museum, so dass es im Folgejahr schließen musste, um die gewachsene Sammlung ordnen zu können.
Im Laufe der Zeit veränderte sich Charakter und Umfang der Sammlung, so dass heute nur noch ein kleinerer Teil aus der Original-Sammlung von Schnütgen stammt. 1930 kam eine ganze Reihe Kunstwerke zur Versteigerung, um einen Ausbau des Kunstgewerbemuseums zu finanzieren. Eine weitere Veränderung der Sammlungsstruktur markiert das Jahr 1932, als die Kölner Museen nach ihren Fachrichtungen neugegliedert wurden. Alltagsgegenstände und die Gemäldesammlung gingen ins Kunstgewerbemuseum und Wallraf-Richartz-Museum, dafür erhielt das Schnütgen-Museum sakrale Bestände aus den anderen Kölner Museen, etwa Elfenbeinwerke, ein Tympanon aus St. Pantaleon und mittelalterliche Glasgemälde, denen in den neuen Gebäuden im Deutzer Heribertskloster ein repräsentativer Raum gegeben werden konnte.
Kontinuierlich wurde die Sammlung durch Schenkungen und Ankäufe, aber auch Dauerleihgaben erweitert. Eines der bekanntesten Exponate, den Torso des Kruzifixus aus St. Georg, erwarb Fritz Witte in den 1920er Jahren, unter Hermann Schnitzler und Anton Legner kamen Messgewänder, romanische Emailkunst, Glasgemälde und Elfenbeinminiaturen dazu. Eine nicht unwesentliche Anzahl Stücke erwarb der Förderverein Pro Arte Medii Aevi. Eine Patenschaftsaktion unter dem Motto „Lassen wir sie nicht verschimmeln“ im Jahr 2001 regte Privatpersonen, Unternehmen und Organisationen zur Übernahme von Restaurierungskosten an. So konnte eine größere Anzahl von Kunstwerken, die bis dahin nur im Depot aufbewahrt worden waren, wiederhergestellt werden.
Heute beherbergt das Museum insgesamt etwa 13.000 Exponate, darunter romanische und gotische Skulpturen aus Stein, Holzbilder und Elfenbeinschnitzereien, Schatzkunst aus Edelmetall sowie eine Sammlung von liturgischen Gewändern und Stoffen aus mehr als 1000 Jahren. Seit der Nachkriegszeit, als das Museum auf der vergleichsweise kleinen Ausstellungsfläche von 742 Quadratmetern in der Cäcilienkirche wiedergegründet wurde – in Deutz hatte man fast die dreifache Fläche zur Verfügung – besteht permanenter Platzmangel. In den vorhandenen Ausstellungsräumen können nur circa 10 Prozent des gesamten Sammlungsbestandes gezeigt werden.
Thematisches Ausstellungskonzept
Seit dem Abschluss der Sanierung 2003 präsentiert das Museum seine Sammlung – statt chronologisch – in räumlich getrennten Themengruppen; dies soll den Zugang zur Sammlung für Laien erleichtern. Die räumlichen Gegebenheiten der Basilika geben die Struktur vor: Die große Westempore liegt etwas erhöht und ist dem Thema „Heilige als starke Vorbilder“ gewidmet. Von beiden Seiten wird die Westempore durch jeweils zwei kleinere Emporen und zwei Vorräumen flankiert: Der Nordemporenvorraum präsentiert Bronzearbeiten, die Nordempore selbst Reliquiare. Im Süden beherbergt der Emporenvorraum „Heiligenbilder für den Export“, die Empore „Fromme Bilder für den Hausgebrauch“.
Vom erhöhten Standpunkt der Emporen wird der Blick in Mittelschiff und Chor nach Osten freigegeben: Die Seitenschiffe sind dem Leben Jesu Christi und Marias gewidmet, der Chor als traditionell liturgisches Zentrum der Kirche wird von einem Chorgestühl und der Goldenden Tafel aus St. Ursula dominiert.
Jeweils die bedeutendsten Exponate zu den einzelnen Themen sind zentral an den Säulen zum Mittelschiff hin platziert. Hier findet sich zum Beispiel an der südöstlichen Säule der Kruzifixus von St. Georg, die Aachener Madonna, ein Relief mit der Anbetung der Könige und das Brüsseler Passionsretabel.
Durch den Chor gelangt man im Norden zur „Schatzkammer“, der ehemaligen Sakristei, in der Goldschmiede- und wertvolle Elfenbeinarbeiten ausgestellt sind. Hier gelten u. a. der „Heribertskamm“ und das Diptychon Harrach als wichtigste Exponate[9].
Die einige Stufen tiefer, unterhalb der Westempore liegende Krypta schließlich ist dem Thema Tod („Memento Mori“) in der christlichen Kultur gewidmet.
Die Ausstellung im Kirchenraum konzentriert sich auf Holzskulpturen, Schatzkunst und Bronzearbeiten. Erst im Erweiterungsbau, der das heutige Foyer mit einschließen wird, werden Glas- und Textilkunst, Steinskulpturen und die Handschriftensammlung ihren Platz finden.
Ausgewählte Ausstellungsstücke
Holzskulpturen bilden konzeptionell einen Schwerpunkt des Ausstellungsraums, und der Torso des Kruzifixus von St. Georg aus der Salier-Zeit ist eines der bedeutendsten Stücke der Sammlung. Die Figur, der beide Arme sowie die Füße fehlen, ist aus Weidenholz geschnitzt und 189,5 cm hoch[10]. Die Skulptur wurde – noch in unrestauriertem Zustand – im Christuspavillon auf der Expo 2000 ausgestellt und danach einer umfassenden Restaurierung unterzogen, bei der diverse Farbanstriche entfernt und Teile der ursprünglichen Fassung freigelegt wurden.
Eine für das Mittelalter in Köln besonders typische Form der Reliquiare waren die Ursulabüsten, von denen das Museum Schnütgen etwa 30 Exemplare in seiner Sammlung hat. Die Büsten galten als „Exportschlager“ der Stadt Köln, die durch ihre großen römischen Gräberfelder reich an Gebeinen war.
Unter den zahlreichen Madonnendarstellungen der Sammlung gilt die Aachener Madonna als eines der bedeutendsten Bildwerke des Museums[11]. Die etwa einen Meter hohe Eichenskulptur im nördlichen Seitenschiff entstand um 1230, war ursprünglich mit Blattgold bedeckt und diente auch als Reliquienbehältnis.
Unter den Elfenbeinschnitzereien in der Schatzkammer des Museums gilt das Harrach-Diptychon, das um etwa 800 an der Hofschule Karls des Großen entstanden ist, als eines der wichtigsten Stücke. Es zeigt in acht Bildern Szenen aus den vier Evangelien des Neuen Testaments, weshalb man annimmt, dass es ursprünglich nicht als Diptychon, sondern als Teile der vorderen und hinteren Buchdeckel eines Evangeliars diente. Das Harrach-Diptychon ist eine Dauerleihgabe aus der Sammlung Ludwig.
Im Zentrum des Chorraums, der dem Thema Gottesdienst gewidmet ist, steht die Goldene Tafel aus St. Ursula. Es handelt sich um eine romanische Goldschmiedearbeit in Verbindung mit gotischer Malerei; die Tafel bildete ursprünglich einen Teil des Altars der romanischen Kirche St. Ursula. Die ursprüngliche Version aus dem 12. Jahrhundert stellte im Zentrum Christus, umrahmt von den 12 Aposteln dar. In der spätgotischen Bearbeitung wurde Christus durch eine Maria mit Kind ersetzt und die Apostel wurden in regionale Kölner Heilige umgewidmet.
Ausstellungen
Frühe Jahre
In den frühen Jahren war man zunächst mit der Sammlung selbst und ihrer Inventarisierung und Ordnung beschäftigt. Für eine Ausstellung, die die Tagung für christliche Kunst begleitete, stellte das Museum 1921 die Räume und konnte mit dem bereitgestellten Tagungsbudget neue Kunstwerke erwerben. Eine weitere Ausstellung präsentierte 1927 Mittelalterliche Kunst aus Kölner Privatbesitz. In den neuen Museumsräumen im Deutzer Heribertskloster präsentierte man 1933 Meisterwerke Kölner Goldschmiedekunst durch 800 Jahre.
Nachkriegszeit
Nach dem Krieg veranstalteten das Wallraf-Richartz-Museum, das Diözesanmuseum und das Schnütgen-Museum bereits 1946 eine erste gemeinsame Ausstellung in der Eigelsteintorburg. Ein Jahr darauf wurden an der Kölner Universität Kunstwerke des Essener Domschatzes, aus dem Kölner Dom und dem Schnütgen-Museum gemeinsam unter dem Motto Romanische Kunst gezeigt.
Die erste Ausstellung am Nachkriegsstandort St. Cäcilien mit dem Thema Große Kunst des Mittelalters aus Privatbesitz fand 1960 statt.
Die großen Ausstellungen der 1970er Jahre
Unter den zahlreichen Sonderausstellungen des Museums Schnütgen haben einige besondere Resonanz gefunden. Die erste der „großen“ Ausstellungen unter dem Titel Rhein und Maas deckte thematisch sechs Jahrhunderte der kulturellen Wechselbeziehungen im Rhein-Maas-Gebiet ab. Sie wurde 1972 in Zusammenarbeit mit den belgischen Ministerien für französische und niederländische Kultur veranstaltet. Das Konzept einer wissenschaftlich anspruchsvollen, mit den belgischen Nachbarn gemeinsam veranstalteten Ausstellung ging noch auf Ideen von Hermann Schnitzler zu Beginn der 1950er Jahre zurück. Nach gut zwei Monaten und 218.000 Besuchern in der Josef-Haubrich-Kunsthalle schloss sie ihre Tore und ging im Herbst darauf in die Musées Royaux d'Art et d'Histoire in Brüssel.
Als kurz vor den Umbaumaßnahmen der Kirchenraum komplett ausgeräumt wurde, nutzte man den leeren Kirchenraum von April bis Juli 1975 noch für Ausstellung Monumenta Annonis – Köln und Siegburg. Weltbild und Kunst im hohen Mittelalter. Dabei wurden unter anderem erstmals Dokumente und Handschriften aus der Vatikatischen Bibliothek und dem Vatikanischen Geheimarchiv entliehen.
Die dritte und mit über 300.000 Besuchern publikumsstärkste der großen Ausstellungen war Die Parler und der schöne Stil 1350–1400. Europäische Kunst unter den Luxemburgern im Jahr 1978. Die Ausstellung widmete sich der Epoche der luxemburgischen Herrschaft im Heiligen Römischen Reich und den unterschiedlichen Aspekten des geografisch weit in Mitteleuropa verbreiteten Einflusses des so genannten „Parlerstils“. Sie wurde wieder in der Kunsthalle ausgerichtet und zeigte u. a. Leihgaben aus Prag, Polen und der DDR, ein ungewöhnlicher Faktor in Zeiten des Kalten Krieges. Ein internationales Kolloquium zur Ausstellung folgte im Jahr darauf; der dreibändige Ausstellungskatalog enthält wissenschaftliche Beiträge von 140 europäischen Autoren.
Weitere Ausstellungen
Die 1985 organisierte Großausstellung Ornamenta Ecclesia – Kunst und Künstler der Romanik begleitete das Kölner Jahr der Romanischen Kirchen anlässlich der weitestgehenden Wiederherstellung der zwölf großen romanischen Kirchengebäude in der Stadt. Die Ausstellung in der Josef-Haubrich-Kunsthalle wurde von einem dreibändigen Katalog begleitet und versuchte, neben den wertvollen Objekten der romanischen Kunst auch die herstellenden Künstler und Kunsthandwerker ins Blickfeld zu rücken.
Die Ausstellung Himmelslicht. Europäische Glasmalerei im Jahrhundert des Kölner Dombaus (1248–1349) anlässlich des 750-jährigen Jubiläums der Grundsteinlegung des Kölner Doms besuchten 1998/1999 rund 72.000 Menschen. Gezeigt wurden gotische Kirchenfenster, naturgemäß meist fest in Kirchen verbaut – die bis dahin größte Zusammenstellung von hochmittelalterlicher Glasmalerei in einem Museum.
Jüngere Ausstellungen gab es anlässlich der Wiedereröffnung nach der Sanierung im Jahr 2003 und zum 100-jährigen Jubiläum 2006. Letztere wurde in Kooperation mit der benachbarten „Kunstkirche“ St. Peter veranstaltet, die dazu zusätzliche Ausstellungsfläche bereit stellte.
Publikationen
Zahlreiche Publikationen sind im Laufe der Museumsgeschichte durch das Museum oder ihre jeweiligen Direktoren oder Mitarbeiter herausgegeben oder verfasst worden. Fritz Witte, erster Kustos, verfasste 1910 den ersten Führer unter dem Titel Sammlung Schnütgen Cöln. Einen Schwerpunkt der Herausgeberschaft bilden die wissenschaftlich begleiteten Kataloge der großen Ausstellungen, die teilweise zu Standardliteratur ihres Fachgebietes wurden. Beispielhaft können hier die Kataloge zur Parler-Ausstellung oder Rhein und Maas genannt werden.
Jüngere Veröffentlichungen beschäftigen sich in Form von Festschriften oder Chroniken entweder mit der Geschichte des Museums und seiner Kunstwerke selbst oder konzentrieren sich z. B. in Form von Bestandskatalogen auf ein einzelnes Fachgebiet der Sammlung: so etwa Die liturgischen Gewänder. 11. bis 19. Jahrhundert oder Die Holzskulpturen des Mittelalters.
Für ein jüngeres Publikum erschien 2005 der Kinderführer Schätze aus dem Mittelalter im Museum Schnütgen Köln.
Veranstaltungen
Neben thematisch abgegrenzten Führungen durch die Sammlung wird der romanische Kirchenraum regelmäßig für Konzerte mittelalterlicher Musik genutzt. Die Konzertreihe Schnütgen Konzerte. Musik des Mittelalters findet seit 2003 regelmäßig statt.
Literatur
- Anton Legner (Hrsg.): Kleine Festschrift zum dreifachen Jubiläum; Schnütgen-Museum Köln. 1981
- Anton von Euw: museum: Schnütgen-Museum Köln, Braunschweig, Ausgabe Oktober 1984, 2. Aufl. 1990; ISSN 9341-8634
- Anton Legner: Rheinische Kunst und das Kölner Schnütgen-Museum. Köln 1991, ISBN 3-7743-0264-2
- Hiltrud Westermann-Angerhausen, Dagmar Täube (Hrsg.): Das Mittelalter in 111 Meisterwerken aus dem Museum Schnütgen Köln. Köln 2003, ISBN 377430341X
- Vernissage. Die Zeitschrift zur Ausstellung. Nr. 2/03: Neueröffnung des Museum Schnütgen mit der Sonderausstellung Gegenwart im Mittelalter, ISSN 1434-5986
- Sankt Cäcilien – Museum Schnütgen und Sankt Peter, Reihe Kleine Kunstführer, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-6503-6
- Hiltrud Westermann-Angerhausen, Manuela Beer (Hrsg.): 100 Jahre Schenkung Schnütgen. Eine Chronik. Köln 2006, ISBN 3-7743-0384-3
Weblinks
- Website des Museums Schnütgen
- Literatur über Museum Schnütgen in Bibliothekskatalogen: DNB, GBV
Einzelnachweise
- ↑ Hugo Borger: Die Kölner Museen. Köln 1990, S. 45
- ↑ Martin Oehlen: Museen in Köln, Köln 2004, S. 105
- ↑ Hiltrud Westermann-Angershausen: Die Sammlung; in: Vernissage Nr. 2/03, S. 12
- ↑ Anton Legner, Jubiläumsgedenken. Das Schnütgen-Museum innerhalb der Kölner Museumsfamilie. in: Kleine Festschrift zum dreifachen Jubiläum; 1981, S. 13 (dortige Schreibweise: Frantz Brantzky)
- ↑ Arnold Stelzmann, Robert Frohn: Illustrierte Geschichte der Stadt Köln, 11. Auflage, Köln, Bachem Verlag, 1990, S. 252
- ↑ Anton Legner, Jubiläumsgedenken. Das Schnütgen-Museum innerhalb der Kölner Museumsfamilie. in: Kleine Festschrift zum dreifachen Jubiläum; S. 18
- ↑ Johannesevangelium Kap. 6, Vers 12 (Vulgata)
- ↑ Sabine Czymmek, Mikrokosmos in Elfenbein. in: Kleine Festschrift zum dreifachen Jubiläum; S. 28
- ↑ Sankt Cäcilien – Museum Schnütgen und Sankt Peter; Schell-Kunstführer, Regensburg 2005; S. 17
- ↑ Manuela Beer, Der Kruzifixus von St. Georg in: Vernissage 02/03, S. 46
- ↑ Manuela Beer, Bilder vom Leben Christi in: Vernissage 02/03, S. 20
50.9356.9513888888889Koordinaten: 50° 56′ 6″ N, 6° 57′ 5″ O
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