Schobbe

Schobbe
Traditionelles „Geripptes“ Glas mit Apfelwein

Apfelwein, auch Apfelmost, Viez, Saurer Most, ist ein Fruchtwein, welcher meist aus einer Mischung verschiedener, möglichst säurehaltiger alter Apfelsorten gekeltert und vergoren wird.

Üblicherweise hat er einen Alkoholgehalt von mindestens 5,5 bis 7 Prozent und einen herben, sauren Geschmack.

Inhaltsverzeichnis

Name

Apfelwein wird im Süd- und Mittelhessischen, im Frankfurterischen und in Unterfranken auch Ebbelwoi, Äbbelwoi, Ebbelwei oder Stöffsche genannt. Bei dem in den Medien häufig verwandten Begriff Äppler handelt es sich nicht um eine traditionelle Bezeichnung, aber auch nicht um einen Kunstnamen, denn der Begriff findet sich spätestens seit den achtziger Jahren in der Frankfurter Mundart. Erst später wurde er von einer Großkelterei als Markenzeichen eingetragen. In traditionellen Apfelweinschenken wird der Apfelwein meist schlicht als „Schoppen“ (frankfurterisch „Schobbe“, der Trinkende als „Schobbepetzer“) bezeichnet.

An der Mosel, in der Eifel, im Hunsrück, an der Saar und in Luxemburg trägt er den Namen „Viez“, welcher aus römischer Zeit (lat. Vice = der zweite oder stellvertretende Wein, Vicevinum = Weinersatz) stammt und andeutet, dass Apfelwein als Ersatz für den echten Wein getrunken wurde. Bewiesen ist diese Wortherkunft jedoch nicht. Im Oberdeutschen ist die übliche Bezeichnung Most.

Geschichte

Schon die Griechen und Römer kannten die Herstellung des Apfelweines (lat. vinum ex malis factum), so auch in Augusta Treverorum, dem heutigen Trier. Plinius der Ältere (23 bis 79 n. Chr.) berichtet: „Vinum fit e piris malorumque omnibus generibus“ (man macht Wein aus Birnen und allen Sorten von Äpfeln) und führt auch Mostäpfel (mustea) an. Der Ackerbauschriftsteller Palladius beschreibt uns im 4. Jahrhundert nach Christus die Zubereitung des Weines aus Birnen. Auch ist belegt, dass die Germanen, bereits bevor die Römer kamen, sich in der Herstellung des Obstweines auskannten (überlieferte germanische Benennung: Ephiltranc). Durch die Niederlassung der Römer kamen dann andere Obstsorten ins Land, die das einheimische Wildobst verdrängten. Es kam zur Belebung der Obstweinproduktion. Erstmals wird der Apfelwein um das Jahr 800 erwähnt, in Frankfurt ist er erst 800 Jahre später, um das Jahr 1600, nachgewiesen. Bereits 1638 wurde per Ratsverordnung eine Reinhaltungsbestimmung festgelegt, an die sich die Apfelweinkelterer noch heute halten müssen. 1754 wurde die erste Schankerlaubnis in Frankfurt erteilt, seit diesem Zeitpunkt wurde das Getränk auch versteuert.

Entgegen der gängigen Meinung ist jedoch der Apfelwein zu dieser Zeit keinesfalls als Traditionsgetränk dieser Gegend anzusehen, sondern eher als ein minderwertiges Gelegenheitsgetränk für arme Leute, das vorwiegend in Heimherstellung produziert wurde. Das Frankfurter Traditionsgetränk war demgegenüber damals vielmehr der hervorragende Wein der Maingegend. Erst mit dem Verfall der Weinkultur infolge von Klimaveränderungen, von militärischen Verwüstungen im Zuge der Annektierung der Freien Stadt Frankfurt durch Preußen und der ab Mitte des 19. Jahrhundert in Europa einsetzenden Ausbreitung der aus Amerika eingeschleppten Reblaus begann die Erfolgsgeschichte des Apfelweins als Weinersatz. Letzte Reste des traditionellen erstklassigen Weinanbaus dieser Gegend finden sich heute am Frankfurter Lohrberg im Stadtteil Seckbach (Wiederaufnahme des Weinanbaus seit 1924 auf Initiative des Gartenbaudirektors Max Bromme) sowie in Hochheim am Main (Anbaugebiet des berühmten Hock), in das wertvolle Reben der Frankfurter Region während der Reblausepidemie verbracht wurden.

Herstellung

Apfelwein ist herkömmlich ein reines Naturprodukt. Wie „naturtrüb“ der Apfelwein im Endeffekt ist, hängt davon ab, wieviel Klärstoffe sich durch die Zugabe saurer Früchte bilden.

Bei der frühesten Herstellung des Apfelweins wurden die Äpfel zunächst von Hand in einem großen Trog zerstoßen. In späteren Zeiten zerkleinerte ein von Pferden oder Menschen angetriebener Mahlstein die Früchte.

Anschließend schlugen die Kelterer die Masse aus zerstoßenen Äpfeln in engmaschige Baumwolltücher ein und stapelten die so entstehenden Päckchen auf einem Holzrost. Durch Drehen eines Holzbalkens wurde ein Brett auf den Holzrost gesenkt, welches den Stapel zusammendrückte. Aus der Presse lief nun der frischgepresste und aromatische Saft direkt in die im Keller lagernden Eichenholzfässer. Dort begann er, häufig nach dem Zusetzen von Hefe, zu gären. Im Frankfurter Raum ist die Herstellung von Apfelwein durch die in der Umgebung befindliche Hefe ohne Hinzugabe jeglicher Zusätze möglich. Dies wird besonders von Hobbygärtnern genutzt, die nach dem Schreddern der Äpfel und Pressen der Schnitzel den Apfelsaft direkt in Gärfässer (früher Glasblasen, d. h. große Glasflaschen) abfüllen. Der natürliche Zuckeranteil sowie die Umgebungshefe lösen den Gärprozess aus, der bis zur völligen Durchgärung ca. 3 bis 4 Monate dauert. Dabei fallen die Hefe und Reststoffe nach unten aus und die entstehenden Gase entweichen über das Gärröhrchen. Nach Umfüllen, d. h. Trennung der Reststoffe, ist der Apfelwein über Jahre haltbar. Da der Apfelwein somit weder erhitzt noch mit Gärzusätzen oder -stoppern versetzt oder nachträglich gesüßt wird, sind Apfelweinfreunde der Ansicht, dass Apfelwein gesünder sei als Apfelsaft, da letzterer pasteurisiert (d. h. 20 Minuten auf 70 Grad Celsius erhitzt) werden muss.

Der ausgepresste Trester dient lediglich noch als Tierfutter

Bei der heutigen Herstellung wird der Apfelwein meist mit großen Maschinen gekeltert. Eine Methode ist, die Äpfel in Rinnen, welche im Boden eingelassen sind, in die Kelterei zu schwemmen und gleichzeitig zu waschen. Dann gelangen die Äpfel von dort in ein Becken, aus dem sie durch den Elevator (langes und breites Rohr mit einer Kette und Hubförderelementen) an dessen Ende zerstückelt und in einen Bottich befördert werden. Die Masse aus kleinen Apfelstücken nennt man Maische. Diese darf bei der Apfelweinherstellung nicht zu kleinstückig werden, da sich die Äpfel sonst nicht optimal auspressen lassen. Die Maische wird durch ein Rohr in die Presse transportiert. Nach dem Auspressen (das gut 1,5 Stunden dauert) fließt der frischgepresste Apfelsaft direkt in Edelstahltanks. Auf diese Weise werden mehrere Tonnen Äpfel gleichzeitig verarbeitet.

Während des Gärungsprozesses wird der im Apfel enthaltene Zucker von der fruchteigenen oder von der hinzugegebenen Hefe abgebaut. Bei diesem Vorgang entstehen Alkohol und Kohlendioxid, das die Luft im Tank verdrängt. Dies dauert acht bis zehn Tage und wird „stürmische Gärung genannt“. Da das in großen Mengen austretende Kohlendioxid in tiefliegenden Räumen die Luft verdrängt und daher gefährlich ist, darf in den Herstellungsräumen nur bei laufender Lüftung gearbeitet werden.

Ruht der Apfelwein nur kurze Zeit auf der Hefe, wird der Wein nicht besonders kräftig; bei längerer Lagerzeit wird er aromatischer. Je nach gewünschter Stärke nimmt der Kelterer den Wein früher oder später von der Hefe und füllt ihn in ein anderes Fass um. Dadurch schmeckt der Wein jedes Fasses anders.

Bei der industriellen Fertigung wird der naturtrübe Charakter künstlich hervorgehoben, um dem Apfelwein eine Öko-Note zu verleihen.

Die übriggebliebenen Apfelreste werden Trester genannt. Dieser ist gut als Kraftfutter für Schafe und Rinder geeignet. Schweine vertragen diesen Trester nicht, denn sie haben einen für die Obstreste zu empfindlichen Magen. Der Großteil des Tresters wird landbaulich als Kompost verwertet, da die Menge den Bedarf an Schaffutter bei weitem übersteigt. Eine weitere, aber selten praktizierte Möglichkeit ist das Brennen der abgepressten Obsttrester, nachdem diese einen Gärungsprozess durchlaufen haben.

Im Herbst werden die Äpfel kalt ausgepresst, und man erhält den sogenannten Süßen oder Süßen Viez (Mosel-Saarbereich), der in Süddeutschland und Österreich oft Most oder Süßmost genannt wird. Nach einigen Tagen wird daraus dann ein Rauscher, also ein gärender Most, der auf der Zunge bitzelt (siehe Kohlensäure). Der Name Rauscher leitet sich von der stark abführenden Wirkung des Getränks bei unvorsichtigem Genuss ab. Er ist außerdem namensgebend für die legendäre Fraa Rauscher aus der Sachsenhäuser Klappergasse. Im weiteren Verlauf entstehen dann der helle Neue und der Alte.

Einige wenige kommerzielle Apfelweinhersteller erhitzen die Äpfel vor dem Pressen, wodurch eine etwas höhere Saftausbeute erzielt wird, die nach Meinung vieler Apfelweinfreunde jedoch zu Lasten des guten Geschmacks geht.

Eine Variante des Apfelweins wird mit dem Saft der Früchte des Speierlingbaumes versetzt. Diese „Säuerung“ klärt den Wein durch den hohen Gerbstoffgehalt und macht ihn länger haltbar. Weitere weniger bekannte Zusätze sind Quitte, Mispel, Eberesche oder Schlehe, im süddeutschen Raum und Österreich auch die Mostbirne.

Manche Hersteller verwenden im südwestlichen Raum meist den so genannten Holz- oder Viezapfel (klein und sehr säurehaltig, eine Mostapfel-Sorte, die nicht mit dem Wildapfel identisch ist) und mischen diesen (aus Mangel an Masse) mit zum Teil eingeführten etwas süßeren Sorten. Das Mischverhältnis wird aber so gering wie möglich zugunsten der Holzäpfel gehalten, damit der urtypische Geschmack erhalten bleibt.

Apfelwein wird normalerweise nicht aus den modernen Apfelsorten hergestellt, da diese auf viel Fruchtzuckergehalt gezüchtet sind. In der Kelterung ist man auf die säurehaltigen älteren Sorten aus dem Streuobstbau angewiesen. Der fleißige Genuss von Apfelwein trägt nicht nur zum Fortbestand der alten Apfelsorten bei, sondern auch zum Erhalt der früher landschaftsprägenden Streuobstwiesen mit ihrer mannigfaltigen Pflanzen- und Tierwelt (aufgrund der Risiken von übermäßigem Alkoholgenuss gilt es dabei, ein Mittelmaß zwischen Eigenverantwortung und Landschaftsschutz zu finden).

Alte Apfelsorten, die für die Apfelweinherstellung wichtig sind, sind z. B. Weißer Matapfel, Viezapfel, Bohnapfel, Erbachhofer, Trierer Weinapfel.

Apfelwein als Vorprodukt

Apfelwein, besonders die schwächeren Qualitäten, dienen zur Herstellung von Apfelbrand. Häufig wird aber die vergorene Apfelmaische zur Brandherstellung verwendet, so spart man sich den Prozess des Kelterns.

Darreichung

Apfelwein wird, da er häufig trüb ist, üblicherweise im Gerippten (Glas mit Rautenschnitt, dessen Schnitte das Licht reflektieren) serviert. Die Größe dieses Glases beträgt häufig 0,25 Liter. Von Großkeltereien in 1-Liter-Flaschen angelieferter Apfelwein wird meistens in Gläsern zu 0,25 Liter (die große Variante fasst 0,5 Liter) ausgeschenkt. Die traditionelle Glasgröße ist jedoch 0,3 Liter. An ihr halten die traditionellen Apfelweingaststätten und deren Gäste fest. Das 0,25 Liter-Glas wird denn auch folgerichtig als „Beschisserglas“ bezeichnet, da es weniger Apfelwein zu meist gleichem Preis mit sich bringt. Der Ausschank von Apfelwein in anderen Glasarten (beispielsweise Longdrinkgläsern) ist absolut unüblich. Ein mit Apfelwein gefülltes Geripptes wird auch als Schoppen bezeichnet. Das gerippte Muster der Apfelweingläser ist üblich, weil früher oft ohne Besteck gegessen wurde und die Gläser ohne Musterung leichter aus den dann fettigen Händen glitten als die Gerippten.

Geripptes und Bembel

In Gesellschaft oder bei größerem Durst bestellt man Apfelwein auch im Bembel, einem Krug aus Ton, der den Apfelwein kühl hält. Das dickbäuchige Gefäß aus salzglasiertem Steingut hat üblicherweise eine graue Grundfarbe mit blauem Muster. Die verschiedenen Größen werden in der Regel nach ihrem Inhalt in Gläsern benannt (beispielsweise 4er oder 8er Bembel, dabei sind je nach Verwendungsort die kleinen 0,25 Liter oder die 0,3 Liter Gläser zugrundegelegt. Dementsprechend kann ein 4er Bembel 1 Liter, aber auch 1,2 Liter Apfelwein enthalten). Die Bembel werden traditionell im Kannenbäckerland, einer tonreichen Gegend im Westerwald zwischen Montabaur und Rhein, hergestellt.

Apfelweinwirtschaften, die den Apfelwein noch selbst keltern, sind berechtigt einen grünen Fichtenkranz mit dem Bembel vor der Tür aufzuhängen (diese Tradition soll aus dem Jahr 1641 stammen), allerdings wird dieses ungeschützte Zeichen oftmals missbraucht.

In Eifel, Hunsrück, Moseltal, am unteren Saarverlauf und Trier ist das Trinkgefäß „Viezporz“ (meist 0,4 l, inzwischen auch als 0,2 l oder Miniatur für Schnaps (4 cl) erhältlich) zu Hause, der aus weißem Porzellan oder Steingut besteht, woher auch der Name „Porz“ abgeleitet ist (gesprochen: „Poarz“ oder „Peerzi“ = moselfränkisch). Beliebt ist hier auch der frischgepresste so genannte „süße Viez“. In früheren Zeiten bewahrte man den Viez in größeren Steingutgefäßen auf (Viezkrug), ähnlich dem „Bembel“ im Frankfurter Raum.

Als altes Hausmittel gegen Erkältungen oder auch als wärmendes Getränk in der kalten Jahreszeit ist der heiße Apfelwein beliebt, wobei der Apfelwein erhitzt (nicht gekocht!) und mit Zimtstange, evtl. Gewürznelken und Zitronenscheibe serviert wird. Bei dieser Variante ist die Beigabe von Zucker ausnahmsweise nicht tabu. Für „heißen Apfelwein“ benötigt man an Zutaten: 1 Liter Apfelwein, 125 Milliliter Wasser, 60 Gramm Zucker, eine Viertel Stange Zimt, drei Gewürznelken und zwei Scheiben einer unbehandelten Zitrone. Zucker, Zimt und Gewürznelken werden mit dem Wasser aufgekocht, und dann lässt man dieses Gemisch 30 Minuten ziehen. Danach werden die Gewürze aus dem Topf genommen. Anschließend wird der Sud mit dem Apfelwein vermischt und vorsichtig bis kurz vor den Siedepunkt erhitzt.

Apfelwein-Straßenbahn

Fahrzeug des Ebbelwei-Expreß

Hauptartikel: Ebbelwei-Expreß

Der Frankfurter Ebbelwei-Expreß der VGF ist eine Sonderlinie der Frankfurter Straßenbahn. Als Stadtrundfahrtslinie verkehrt er seit 1977 mit bunt bemalten Fahrzeugen aus der ersten Hälfte der 1950er Jahre durch Frankfurt am Main. Die Linie verkehrt an den Wochenenden und den meisten Feiertagen im Fahrplanbetrieb. Sie durchfährt auf ihrer Strecke auch das „Ebbelweiviertel“ Sachsenhausen. An Bord werden neben Apfelwein auch Apfelsaft, Mineralwasser sowie Minibrezeln serviert. Ursprünglich als kurzfristige Veranstaltung gedacht, hat er sich inzwischen zu einer überregional bekannten Touristenattraktion entwickelt, die an Wochenenden und Feiertagen nach einem festen Fahrplan verkehrt und von Betriebs- oder Reisegruppen auch angemietet werden kann.

Apfelwein als Mischgetränk

Böse Zungen aus hessenfremden Regionen behaupten, Apfelwein sei das, was erst nach dem 7. Glas zu schmecken anfängt. Vermutlich deshalb haben sich verschiedene Abarten entwickelt:

  • Die üblichste ist der Sauergespritzte oder auch einfach nur „Sauer“, „Saurer“ oder „G'spritzte“: verschnitten mit Mineralwasser, also eine Apfelweinschorle oder Viezschorle. Wer mehr als die übliche Menge Wasser in seinem Apfelwein wünscht, bestellt einen Tiefgespritzten beziehungsweise einen Batschnassen. Diese Sitte stammt aus der Weinära Frankfurts, in der die herben Sorten üblicherweise mit Wasser verdünnt werden mussten.
  • Ebenfalls verbreitet ist der Süßgespritzte (manchmal fälschlich auch Süßer genannt, aber nicht zu verwechseln mit dem nur zur Erntezeit erhältlichen frischgepressten „Süßen“, einer Vorstufe des Apfelweins (siehe unter Herstellung)): verschnitten mit Orangen- oder Zitronenlimonade oder auch mit frischem Apfelmost; üblicherweise wird Süßgespritzter jedoch ausschließlich mit Zitronenlimonade gemischt. Diese Mischung ist im moselfränkischen Bereich beliebt (Viez-Limo oder seltener Lim-Viez).
  • Im Schwäbischen gibt es noch „Mostbowle“: Apfelwein, Zitronenlimonade und in Scheiben geschnittene unbehandelte Zitrone, wird im Sommer als Erfrischung getrunken.
  • In alten Zeiten wurde in den feinen Frankfurter Herrschaftshäusern Apfelwein mit Sekt gemischt. Man nennt diese Variante daher Herrengespritzter oder Herrschaftsgespritzter. Vereinzelte Keltereien versuchen diese Tradition wiederzubeleben und bieten diese Mischung in Sektflaschen abgefüllt an.
  • Auch beliebt ist das Mischen von Apfelwein und Apfelsaft (Halbe-Halbe). In der Ostschweiz wird diese Mischung auch als „ghürotne“ (Geheiratete) bezeichnet.
  • Deutlich seltener wird Apfelwein mit Cola gemischt. Die Kelterei Possmann vertreibt es als fertiges Mischgetränk unter dem Namen Äppler-Cola. Das Kurzwort hierfür ist KE und die Abkürzung für Kola-Eppler (Hochdeutsch Cola-Apfelwein); insbesondere in Frankfurt ist aber auch der Name „Korea“ verbreitet. Im Grenzgebiet zu Luxemburg ist das Mischen mit Cola dagegen vor allem bei Jugendlichen sehr beliebt (Covie für Cola-Viez). Im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis hat sich der Begriff „Aco“ eingebürgert. Außerdem ist der Name „Panzer“ im Main-Kinzig-Kreis verbreitet. Vereinzelt hat sich hier auch der Begriff „Panzersprit“ eingebürgert. In der Nauheimer Gegend wird dazu in Kurzform „Schabba“ bzw. ausgesprochen „Schabbalabba“ gesagt. In der Wetterau nennt man ihn wegen des braun-rötlichen Farbtons „Fuchs“. Weiterhin wird Apfelwein-Cola in der Wetterau auch „Schwarze“ oder „Dreggischer Hess“ genannt, ebenfalls aufgrund der Farbe. Im bayrisch-hessischen Grenzgebiet um Wörth am Main und Klingenberg am Main, sowie in Lützel-Wiebelsbach im Odenwald, wird der Mix „Bum-Bum“ genannt.

Das Mischen (insbesondere mit Cola) gilt bei vielen Apfelweinliebhabern übrigens als Kulturverbrechen. Jedoch ist gerade das Mischen mit Cola in einigen Gegenden im tiefen Odenwald eine durchaus gängige Methode, den Apfelwein zu trinken. Das Mischverhältnis beträgt ca. 80 Prozent Apfelwein zu 20 Prozent Cola. Die Cola dient sozusagen nur als Farbzusatz.

Einige Puristen unter den selbstkelternden Wirten verweigern den Ausschank von Süßgespritztem. So gibt es beispielsweise einige Frankfurter Apfelweinlokale, in denen grundsätzlich kein Süßgespritzter ausgeschenkt wird. Bestellt ein Gast ihn dennoch, so werden ihm Apfelwein und Limonade getrennt voneinander serviert, der „Kulturfrevel“ des Mischens wird ihm selbst überlassen.

Um den Geschmack des Apfelweins in der gewünschten Weise zu verändern, geben die Kelterer zu den Äpfeln auch Quitten, Mispeln und Speierling hinzu. Beim Speierling weist manchmal der Name nicht auf die Frucht, sondern auf einen besonders herben Apfelwein hin – echter Speierling ist recht selten und daher teuer. Hinzu kommen die von Kelterei zu Kelterei verschiedenen Bräuche und Herstellungsarten, die oftmals zu sehr großen Unterschieden im Geschmack führen.

Agrarpolitik

Im November 2007 wurden der Bildzeitung Informationen zugespielt, wonach EU-Agrarkommissarin Mariann Fischer Boel den Begriff Apfelwein verbieten wollte. Demnach sollten nur alkoholische Getränke, die aus Weintrauben gewonnen werden, als „Wein“ bezeichnet werden dürfen. Im beginnenden Landtagswahlkampf versuchte die CDU-Landesregierung von Roland Koch die Empörung zu nutzen und rief eine Initiative »Rettet unseren Apfelwein« ins Leben. Kurz darauf wurde bekannt, dass die Umbenennungspläne der EU bereits vor Monaten auf massiven Protest zahlreicher EU-Mitgliedsstaaten gestoßen und damit faktisch vom Tisch waren.[1]

Verbreitung

Keltertag2006.ogg
Keltertag im Freilichtmuseum Roscheider Hof in Konz
Apfelweinviertel in Frankfurt-Sachsenhausen

Hergestellt und konsumiert wird Apfelwein überwiegend in Hessen (siehe auch: Hessische Apfelwein- und Obstwiesenroute), insbesondere im Frankfurter Raum, der Wetterau, dem Taunus und im Odenwald, im Nassauer Land sowohl in Hessen als auch in Rheinland-Pfalz, in Unterfranken, Württemberg, im gesamten moselfränkischen Raum, im Thurgau, im Mostviertel, in Oberösterreich, im Lavanttal (Kärnten) und in der südlichen Steiermark. Hochburgen sind Merzig (Saarland) und der Trierer Raum sowie das Gebiet am unteren Saarlauf und auch das gesamte Grenzgebiet von Luxemburg zu Deutschland. In den obengenannten Gebieten gibt es neben wenigen Großkeltereien eine Vielzahl von Gastronomiebetrieben, die Apfelwein selbst herstellen, sowie kleine und private Keltereien, die noch nach alten Hausrezepten keltern.

Medien

Die ARD-Sendung „Zum Blauen Bock“ mit den Fernsehwirtsleuten Heinz Schenk und Lia Wöhr als Showmastern machte Ebbelwoi und den dazu gehörigen Bembel bundesweit bekannt.

Im Januar 2005 wurde das erste Mal der frische Apfelwein des aktuellen Jahrgangs im Rahmen einer Fernsehsendung des hr fernsehens im Beisein politischer Größen angestochen. Diese Veranstaltung wurde 2006 wiederholt und soll als Tradition fortgesetzt werden.

Seit dem Jahr 2005 gibt es in Frankfurt am Main, wahrscheinlich die Apfelwein-Hochburg Deutschlands, das „Original Frankfurter Apfelweinquartett“. Das Kartenspiel, bestehend aus 32 Spielkarten, einem Stadtplan und einer Regelkarte, präsentiert 32 Frankfurter Apfelweinlokale und stellt einen unterhaltsamen Wegweiser von Schoppen zu Schoppen dar. Kategorien sind unter anderem „Größter Bembel“, „Preis des Schoppens“ und „Gewicht des Rippchens“. Ein Jahr später erschien eine neue, inhaltlich überarbeitete Auflage des Kartenspiels mit neuen lokalen und aktualisierten Kategorien.

In Frankfurt am Römer existiert ein Apfelweinmuseum mit zahlreichen Dokumenten und eigener Schankreichung zum Apfelwein.

Apfelwein in anderen Ländern

Varianten des Apfelweins sind auch in Frankreich (Cidre), Großbritannien, Irland, Schweden, USA (Cider), Spanien (Sidra), Slowenien (Jablocnik) und Finnland (Siideri) bekannt. Ein ähnliches alkoholisches Getränk, das aus Äpfeln und Birnen hergestellt wird, trägt in Süddeutschland, der Schweiz und Österreich den Namen Most.

In der Schweiz wird unterschieden zwischen Apfelwein (klar, spritzig) und saurem Most (klar oder trüb), das heißt gegorenem Apfelsaft. Saurer Most wird vor allem in der Ostschweiz produziert, wo er der Einfachheit halber „Saft“ genannt wird. Der Kanton Thurgau, der schweizweit am meisten Äpfel produziert, wird auch (scherzhaft) als „Mostindien“ bezeichnet.

Auch in Spanien und Frankreich wird Apfelwein nach diesen beiden Herstellungsarten produziert. Saurer Most (trüb) wird sowohl im französischen als auch im spanischen Teil des Baskenlandes hergestellt und darüber hinaus in der weiter westlich gelegenen spanischen Region Asturien. Der saure Apfelwein, der dem hessischen Apfelwein sehr ähnlich ist, wird in Spanien Sidra Natural (natürlicher Apfelwein) und in Frankreich Cidre Basque (baskischer Apfelwein) genannt. Der eher süßliche mit Kohlensäure versetzte Apfelperlwein wird in Frankreich hauptsächlich in der Normandie und der Bretagne gekeltert. In Asturien werden beide Sorten produziert. Er wird in Spanien Sidra Dulce (süßer Apfelwein) und in Frankreich Cidre Breton (bretonischer Apfelwein) genannt.

Literatur

  • Gudrun Mangold: Most. Das Buch zu Apfel- und Birnenwein, Silberburg-Verlag, Tübingen, 2. Aufl. 2004, ISBN 978-3-87407-557-2.
  • Kathrin Zimmermann: Der Stöffche-Führer, Eichborn 1999, ISBN 3821817615.
  • Jörg Stier: Vom Baum in den Bembel, Die handwerkliche Herstellung der hessischen Apfelweine. CoCon-Verlag Hanau 2000, ISBN 978-3-928100-79-3.
  • Jörg Stier: Apfelwein – in Geschichten und Anekdoten. CoCon-Verlag Hanau 2006, ISBN 978-3-937774-29-9.
  • Manfred L. Franz: Vom Streuobst zum Apfelwein, Wittbach-Verlag, ISBN 978-3-937100-01-2.
  • Konstantin Kalveram: Hessens Apfelweine – Das Stöffche und seine Macher, B3-Verlag Frankfurt 2008, ISBN 978-3-938783-28-3.

Einzelnachweise

  1. „Der vermeintliche Held des Stöffchestreits“, FAZ.net vom 8. November 2007

Weblinks


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