Schrägschlauchverfahren

Schrägschlauchverfahren

Das Schrägschlauchverfahren wurde als Notwasserversorgung nach dem Tsunami (Dezember 2004) auf Sri Lanka zum ersten Mal angewendet. Durch die Überschwemmung wurde das Trinkwasser verseucht und bildete eine ungenießbare „braune Soße“. Das bestechend einfache Schrägschlauchverfahren benötigt nur einen Spezialschlauch, einige Chemikalien, eine Luftpumpe und ein notwendiges Gefälle bzw. Schräge. Es kommt ohne Strom aus und kann aus verschmutztem Wasser pro Tag bis zu 10.000 Liter Trinkwasser bereitstellen.

Inhaltsverzeichnis

Erfindung

Das Verfahren beruht auf der Dissertation des Dresdner Wissenschaftlers Hans-Jörg Fader. Zum damaligen Zeitpunkt (2004) war es allerdings noch nicht ausgereift. Die Erfindung wurde vom Heinrich-Sontheimer-Laboratorium im Wasserwerk Karlsruhe-Durlach perfektioniert. Prof. Dr. Dietrich Maier, Präsident der International Water Aid Organization (IWAO)[1], widmete sich mit seiner Forschung intensiv der Notwasseraufbereitung.

Material

Der runde, durchsichtige und ca 10 Meter lange Schlauch besteht aus einem luftmatratzenähnlichen Material. Eine Gebrauchsanweisung mit Piktogrammen erklärt die einfache Bedienung. Die Ausrüstung wiegt 15 Kilogramm, ist mit einem Rucksack tragbar und kostet rund 50 Euro. Mitarbeiter der IWAO sollen mit diesen Rucksäcken ausgerüstet werden und in Krisengebieten zum Einsatz kommen.

Chemikalien

An Chemikalien werden verwendet:

Die Chemikalien in einem Rucksack reichen für eine zehnmalige Aufbereitung des Schmutzwassers. Dies entspricht in etwa 10.000 Liter Trinkwasser für ca. 100 Personen über einen Zeitraum von zehn Tagen.

Anwendung

Auf einer Schräge wird ein Kunststoffschlauch ausgelegt, der mit ca. 1000 Liter Schmutzwasser befüllt und mit den Chemikalien versehen wird. Über ein Ventil werden durch einen Schmutzfilter am unteren Schlauchteil mit einer Luftpumpe Luftblasen erzeugt. Nach jeweils einer Stunde werden Aktivkohle und Eisenchlorid zugegeben. Durch die Steigungsschräge wandern die Luftblasen nach oben durch das Schmutzwasser. Dadurch wird der Filter gespült, das Wasser durchmischt und das Chlor kann die Keime abtöten. Der Filter und die Chemikalien sorgen innerhalb von zwei Stunden für die Reinigung und Zerstörung der Viren, Pilze und Parasiten. Am unteren Schlauchende befindet sich ein Entleerungsventil, aus dem das gereinigte und gefilterte Trinkwasser entnommen werden kann.

Projekte

Die National Geographic Deutschland [2] und die Bayer AG nahmen das Projekt 2006 zum Forschungsfond Süßwasser auf. Auf dem G-8-Gipfel in Heiligendamm 2007 wurde es ebenfalls präsentiert.

Quelle

  1. IWAO.de
  2. Nationalgeographic.de; Wasser für die Welt

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