Schule des Magischen Juwels

Schule des Magischen Juwels

Lingbao Pai (chinesisch 灵宝派, wörtlich: Schule des Magischen Juwels) ist eine religiöse Richtung des Daoismus (Daojiao), die sich circa im 4. bis 5. Jahrhundert nach Christus entwickelt hat und auf den Schriften des Magischen Juwels Lingbao Jing basiert.

Die Ursprünge dieser Schule gehen zurück bis auf die Fangshi des chinesischen Altertums und der Begriff Lingbao lässt sich schon in den Chuci finden. Andere Einflüsse auf diese Schule sind das Baopuzi des Ge Hong, die Schule des Shangqing, der Konfuzianismus und der Mahayana-Buddhismus, dessen Lehren teilweise in verfremdeter Form übernommen wurden.

Die Schule des Magischen Juwels reformierte die schon existierenden Riten und Praktiken, um sie in Einklang mit ihrer Lehre, die stark vom Buddhismus beeinflusst ist, zu bringen. Die zentrale Vorstellung dieser Schule ist nicht mehr die Unsterblichkeit, sondern das Erlangen des universalen Heils. Nach ihrer Anschauung ist das Heil der Menschen in hohem Maße von der Hilfe der höchsten Gottheiten Tianzun abhängig. Dies stellt im Prinzip eine wesentliche Vereinfachung der ursprünglichen daoistischen Lehre dar und die Meditation der anderen daoistischen Schulen wird zugunsten der Rezitation der liturgischen Texte und Ausführung liturgischer Rituale fast aufgegeben.

Die Gottheiten werden vom Inneren des Körpers (Innere-Gottheiten-Hygiene-Schule) ins Äußere projiziert und regieren das gesamte Universum. Dieser Vereinfachung verdankt die Schule des Magischen Juwels ihre rasche Verbreitung.

Die wohl wichtigsten Praktiken der Lingbao pai sind Fastenzeremonienn (Zhai), Talismanherstellung und -gebrauch und das Einhalten der vom Buddhismus beeinflussten moralischen Regeln.

Die Fastenzeremonien der Lingbao Pai sind komplexe Riten die aus drei Teilen bestehen: Der körperlichen Ebene wie Reinigung, Fasten und Enthaltsamkeit von Sexualität, der geistigen Reinigung durch Bekennen der Sünden und Meditation und dem Gebetsritual. Die unterschiedlichen Zeremonien dienten unterschiedlichen Zwecken wie der Sicherung von Harmonie und Frieden, der Tilgung der karmischen Einflüsse, dem Beschützen der Seelen der Ahnen, dem Bereuen von Sünden, dem Abwehren von Unheil, der Erlangung von Reinheit und geistiger Klarheit oder dem Ehren der Einheit des Universums.

Die zentralen kosmologischen Vorstellungen dieser Schule des Daoismus sind die 5 Wandlungsphasen und damit einhergehend der Glaube an die 5 Herrscher der 5 Himmelsrichtungen. Im Ritual greift die Lingbao-Schule auch auf das Pantheon der Himmelsmeister und des Shangqing zurück und die Rituale der heutigen Himmelsmeister führen sich teilweise auf das Lingbao zurück.

Literatur

  • Livia Kohn (Hrsg.): Daoism Handbook. Leiden 2000, ISBN 90-04-11208-1

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