Schwalbenschwänze

Schwalbenschwänze
Ritterfalter
Segelfalter (Iphiclides podalirius)

Segelfalter (Iphiclides podalirius)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Überordnung: Neuflügler (Neoptera)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Unterordnung: Glossata
Überfamilie: Papilionoidea
Familie: Ritterfalter
Wissenschaftlicher Name
Papilionidae
Latreille, 1809
Unterfamilien
  • Apollofalter und Osterluzeifalter (Parnassiinae)
  • Schwalbenschwänze (Papilioninae)
  • Baroniinae
  • Praepapilioninae †
Schwalbenschwanzraupe mit ausgestülptem Osmaterium

Die Ritterfalter (Papilionidae) sind eine Familie aus der Ordnung der Schmetterlinge. Zu den Ritterfaltern gehören zahlreiche der farbenprächtigsten und beeindruckendsten Arten der Welt, unter ihnen finden sich auch sehr viele große Schmetterlinge. Die europäischen Falter erreichen Flügelspannweiten von 45 bis 75 Millimetern, es gibt aber weit größere Tiere, wie z. B. einige der Gattung Troides und Ornithoptera , die in Australasien (Australien und die umliegenden Inseln) vorkommen, die zu den größten Schmetterlingen der Welt gehören. Der Königin-Alexandra-Vogelfalter (Ornithoptera alexandrae) ist der größte Tagfalter der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Diese Familie unterscheidet sich von allen anderen Schmetterlingsfamilien durch drei Merkmale:

  • Die Raupen aller Arten besitzen zwischen dem Kopf und dem ersten Thoraxsegment eine Nackengabel (Osmaterium), die bei Gefahr ausgestülpt werden kann. Zusätzlich wird dabei der Kopf und der vordere Teil des Körpers nach hinten gestreckt. Diese Nackengabel ist grell gefärbt, wulstig und verströmt einen schlechten Geruch, der durch Terpene erzeugt wird.[1] Dieser dient dazu, neben der optischen Abschreckung, Räubern den Appetit zu verderben. Dabei setzt sich der Chemiecocktail je nach Art anders zusammen.
  • Die zweite Analader der Vorderflügel ist bei allen anderen Schmetterlingsarten zu einer reduziert, lediglich bei den Ritterfaltern ist sie als kurzer Bogen vom Flügelansatz in Richtung Flügelinnenrand verlaufend vorhanden.
  • Die zwei sklerotisierten (verhärteten) Membranen auf der Unterseite zwischen Kopf und Thorax, an denen die Muskeln für die Kopfbewegung verankert sind, sind miteinander verwachsen.

Verbreitung

Die Verbreitung der Familie erstreckt sich über die ganze Welt (mit Ausnahme der Antarktis). Die meisten Arten sind in den Tropen von Ost- und Südostasien beheimatet. In diesen Gebieten wird durch den menschlichen Einfluss am stärksten in ihre Lebensräume eingegriffen.

Einige Arten, wie z.B. die meisten Angehörigen der Gattung Parnassius, leben in großen Höhen. Der Hochalpen-Apollo (Parnassius phoebus) kommt z.B. in den Alpen bis in eine Höhe von 3.000 Metern vor.

Nahrungspflanzen

Die Raupen der verschiedenen Ritterfalterarten ernähren sich von einem großen Spektrum verschiedener Pflanzen; die meisten gehören aber zu einer von fünf Familien: Osterluzeigewächse (Aristolochiaceae), Schuppenapfelgewächse (Annonaceae), Lorbeergewächse (Lauraceae), Doldenblütler (Apiaceae) und Rautengewächse (Rutaceae).

Die Arten der Triben Zerynthiini, Luehdorfiini und Troidini sind dabei die einzigen, die nahezu ausschließlich auf die Osterluzeigewächse spezialisiert sind. Durch das Fressen dieser zum Teil giftigen Pflanzen, die Aristolochiasäure enthalten, werden sowohl die Raupen, als auch die Falter einiger dieser Arten giftig, was sie vor Fressfeinden schützt.[2]

Systematik

Unterschiede zwischen den Unterfamilien

Die Ritterfalter unterteilen sich in insgesamt vier Unterfamilien:

  • Baroniinae
  • Praepapilioninae
  • Parnassiinae
  • Papilioninae

In der ausgestorbenen Unterfamilie der Praepapilioninae, die zurzeit aus einer Gattung mit zwei Arten besteht, sind jene Arten zusammengefasst, die durch je einen fossilen Fund bekannt sind. Diese wurden in Gesteinsschichten aus dem Eozän in den USA (Colorado) gefunden. [3] Zusammen mit den Baroniinae, welche nur eine Art, Baronia brevicornis, beinhalten, sind sie die primitivsten Vertreter der Ritterfalter. Diese beiden Familien haben mehrere Gemeinsamkeiten, aber bis jetzt wurde ihr exaktes Verwandtschaftsverhältnis noch nicht genau bestimmt. Sie galten lange Zeit als Schwestergruppe, dies wurde aber mittlerweile bezweifelt.

Die Annahme, dass die Parnassiinae, die sich von den anderen Unterfamilien vor allem durch ihre Geschlechtsorgane unterscheiden, und die Papilioninae ein Schwesternverhältnis bilden ist am weitesten verbreitet und auch akzeptiert, obwohl neuesten Erkenntnissen zur Folge, die komplette Verwandtschaft innerhalb der Ritterfalter umgekrempelt werden sollte.[4]

Die Verwandtschaftsverhältnisse werden in folgendem Kladogramm veranschaulicht und richten sich nach (Miller, 1987)[5]:

 Papilionidae
   ├── Praepapilioninae † 
   ├── Baroniinae
   └── andere Unterfamilien
      ├── Parnassiinae
      │   ├── Paranassiini
      │   └── Zerynthiini
      └── Papilioninae
           ├── N.N
           │   ├── Leptocircini (Graphiini)
           │   └── Teinopalpini
           │
           └── N.N
               ├── Papilionini
               └── Triodini

Taxonomie der Familie der Ritterfalter

Insgesamt sind zurzeit 551 Arten (Stand 2005) weltweit entdeckt,[6] im deutschsprachigen Raum (D, CH, A) ist die Familie aber mit nur sechs Arten vertreten, [7] in Großbritannien ist es sogar nur eine Art, der Schwalbenschwanz (Papilio machaon). In ganz Europa kommen insgesamt 14 Arten vor:[8]

Unterfamilie Parnassiinae (Apollofalter und Osterluzeifalter)

  • Osterluzeifalter (Zerynthia polyxena) (Denis & Schiffermüller, 1775) CH?-A
  • Zerynthia caucasica (Lederer, 1864)
  • Balkan-Osterluzeifalter (Zerynthia cerisy) (Godart, 1824)
  • Zerynthia cretica (Rebel, 1904)
  • Spanischer Osterluzeifalter (Zerynthia rumina) (Linnaeus, 1758)
  • Schwarzer Apollo (Parnassius mnemosyne) (Linnaeus, 1758) D-CH-A
  • Hochalpen-Apollo (Parnassius phoebus) (Fabricius, 1793) D-CH-A
  • Roter Apollo (Parnassius apollo) (Linnaeus, 1758) D-CH-A
  • Falscher Apollo (Archon apollinus) (Herbst 1798)

Unterfamilie Papilioninae (Schwalbenschwänze)

Außereuropäische Arten (Auswahl)

Bilder

Quellen

Einzelnachweise

  1. T. Eisner, Y. C. Meinwald, 1965The defensive secretions of a caterpillar (Papilio) Science 150: 1733-1735
  2. von Euw, J., T. Reichstein, and M. Rothschild. 1968. Aristolochic acid in the swallowtail butterfly Pachlioptera aristolochiae, Isr. J. Chem. 6: 659-670
  3. Durden, C.J., and H. Rose. 1978, Butterflies from the middle Eocene: the earliest occurence of fossil Papilionidae (Lepidoptera), Pearce-Sellards Ser. Tex. Mem. Mus. 29: 1-25
  4. Nazari, V., Zakharov, E.V., Sperling, F.A.H., 2006, Phylogeny, historical biogeography, and taxonomic ranking of Parnassiinae (Lepidoptera, Papilionidae) based on morphology and seven genes Molecular Phylogenetics and Evolution
  5. Miller, J.S. 1987, Phylogenetic studies in the Papilioninae (Lepidoptera: Papilionidae), Bull. Am. Mus. Nat. Hist. 186:365-512
  6. Papilionidae – revised GloBIS/GART species checklist (2nd draft). Christoph L. Häuser. Abgerufen am 03.10.2006.
  7. http://www.lepiforum.de/cgi-bin/lepiwiki.pl?Papilionidae
  8. http://www.faunaeur.org/full_results.php?id=6945

Literatur

  • Tom Tolman, Richard Lewington: Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co, Stuttgart 1998, ISBN 3-440-07573-7
  • Hans-Josef Weidemann: Tagfalter: beobachten, bestimmen. Naturbuch-Verlag Augsburg 1995, ISBN 3-894-40115-X
  • Günter Ebert: Die Schmetterlinge Baden Württembergs. Band 1, Tagfalter I. Ulmer Verlag Stuttgart 1993, ISBN 3-800-13451-9
  • Manfred Koch, Wolfgang Heinicke: Wir bestimmen. Schmetterlinge. Tagfalter, Eulen, Schwärmer, Spinner, Spanner. Neumann Verlag Radebeul 1991, ISBN 3-740-20092-8

Weblinks



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