- Schwarze Cabinete
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Als Schwarze Cabinete, auch Schwarze Kabinette (franz. cabinet noir), bezeichnete man die an wichtigen Postämtern eingerichteten Stellen, bei der auf Anordnung der Staatsregierung oder einer anderen Macht alle von einer Person aus- oder eingehenden Briefe im geheimen geöffnet, eingesehen, abgeschrieben, wieder verschlossen und in den Postverkehr zurückgeleitet wurden.
Die älteste Einrichtung dieser Art gab es in Frankreich unter König Ludwig XI. (1423–1483). Auf Grund eines Edikts vom 19. Juni 1464 hatte die französische Staatspost eine solche Einrichtung zu schaffen. Anfangs dienten sie nur für Staatszwecke. Kuriere und Postillione waren verpflichtet, die ihnen von privater Seite übergebenen Briefe auf für den König schädliche Nachrichten durchzusehen.
Auch beim österreichischen Postbetrieb Thurn und Taxis'sche Post sind solche geheimen Logen am Anfang des 19. Jahrhunderts in vielen Städten nachweisbar. 1808 erfuhr die bayerische Regierung davon und rechtfertigte damit die Verstaatlichung der Taxis'schen Post.
Gegen das Briefgeheimnis verstoßende Einrichtungen ähnlicher Art (Briefzensur) sind in Kriegszeiten und während der Besatzungszeiten auch weiterhin üblich geworden. So schufen die Franzosen 1809 ein cabinet noir in Berlin. Während des ersten und zweiten Weltkrieges bestand im In- und Ausland eine weitgehende Briefzensur.
Literatur
- Handwörterbuch des Postwesens, Hrsg. Bundesministerium für das Post- und Fernmeldewesen, 2. völlig umgearbeitete Auflage, Frankfurt am Main, 1953, Seite 670 f.
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