Schweissfuss

Schweissfuss
Klassifikation nach ICD-10
R61.0 umschriebene Hyperhidrose
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Als Schweißfuß, oder medizinisch Hyperhidrosis pedis, bzw. Hyperhidrosis plantaris wird die übermäßige Schweißabsonderung im Bereich der Füße bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Anatomische und physiologische Grundlagen

Menschliche Haut, schematisch dargestellt, mit Beschriftung in englischer Sprache

Die Fußsohlen und Handinnenflächen sind mit besonders vielen ekkrinen Schweißdrüsen besetzt, in der Regel etwa 500 pro cm².[1] Diese dienen nicht der Thermoregulation sondern - bezogen auf den Inhalt dieses Beitrags - der besseren Haftung der (nackten) Füße auf einer Unterlage. Dies zeigt sich auch darin, dass die entsprechende Schweißproduktion der Hände und Füße nicht vom thermoregulatorischen Zentrum, sondern einem eigenen Zentrum des Zentralnervensystems über den sympathischen Teil des vegetativen Nervensystems gesteuert wird. Das Schwitzen der Hände (Schweißhände) und Füße (palmoplantar) wird über sympathische Nervenfasern vermittelt und tritt während des Schlafes nicht auf.

Schweißdrüsenüberfunktion

Eine Überaktivität des vegetativen Nervensystems und eine übernormale Größe der Schweißdrüsen werden als Ursachen für eine vermehrte Schweißabsonderung angesehen, die durch weitere Faktoren zusätzlich verstärkend beeinflussbar ist. Das vermehrte Schwitzen über die gesamte Haut wird als generelle Hyperhidrose bezeichnet. Eine lokalisierte Überfunktion (fokale Form) tritt meist im Bereich der Achselhöhlen (Axillen) mit der Bezeichnung Hyperhidrose axillaris oder der Hände (Hyperhidrosis palmaris (Schweißhände)) und eben auch der Füße (Hyperhidrosis plantaris) auf. Bei letzterer spricht man von einer Überfunktion, wenn die abgesonderte Flüssigkeit mehr als 50 mg pro Fuß und pro Minute beträgt.

Auf die Füße bezogen finden sich in der Umgangssprache Begriffe wie Sportlerfüße, Stinkefüße, Käsefüße oder Käsemauken, wobei diese Begriffe nicht allein bei einer Überfunktion der Schweißabsonderung an den Füßen sondern oft auch schon bei ungepflegten und daher unangenehm riechenden Füßen verwendet werden.

Bei Schweißfüßen ist die Hornschicht der Haut durch das vermehrte Schwitzen ständig durchfeuchtet, so dass diese hierbei wurmstichartig weißlich aufquellen kann - eine Veränderung, die im englischen Sprachraum als "pitted keratolysis" bezeichnet wird. Zu den verstärkenden Faktoren sind luftundurchlässige Schuhe oder Strümpfe zu nennen, die zur Bildung einer sog. feuchten Kammer führen können.

Diagnose

Eine Überfunktion der Schweißdrüsen an den Füßen kann durch das Auftragen einer Iodtinktur und nach Trocknung anschließender Überpuderung mit Kartoffelstärke gemessen werden. Da der austretende Schweiß die angepinselte und gepuderte Fläche durch eine Blaufärbung deutlich verändert, ist aus der Intensität dieser Farbveränderung auch die individuelle Ausprägung des Schweißflusses erkennbar. Dieser Test ist auch für eine Verlaufskontrolle während einer Therapie geeignet. [1]

Interdigitalmykose (Tinea pedis interdigitalis)

Hautstatus

Die ständige Durchfeuchtung der Hornschicht ermöglicht eine Vermehrung der ortsständigen Keimflora, damit auch eine Zersetzung des Keratins und letztlich einen unangenehmen Geruch (Bromhidrosis), der die Betroffenen in soziale Isolation geraten und auch beruflich Nachteile erfahren lässt. Neben einer vermehrten bakteriellen Besiedelung kommt es häufig auch zu von Humanen Papillomviren verursachten Fußsohlenwarzen (Verrucae plantares) und Pilzinfektionen, meist einer Interdigitalmykose (Pilzinfektion der Zehenzwischenräume), welche beide oft sehr schwer zu behandeln sind.

Medizinische Studien

Eine Studie von Berthold Rzany und seiner Mitarbeiter von der Hautklinik der Charité in Berlin mit 30 Patienten mit Tinea pedis und mit 51 Kontroll-Teilnehmern hat gezeigt, dass die Rate für Fußpilzinfektionen bei Schweißfußpatienten 3,5 mal höher ist als bei normalen Patienten.

Der niederländische Forscher Bart Knols der Universität Wageningen vermutet, dass eine bestimmte, Fette abbauende Bakterienart namens Brevibacterium epidermis diejenige Bakterienart sei, die für die größte Geruchsbelästigung verantwortlich sei. Bakteriell abgebaute Fettsäuren ergäben den charakteristischen Geruch. Der Limburger Käse reift unter Zuhilfenahme des nah verwandten Bakteriums Brevibacterium linens.[2]

Natürliche oder kulturelle Ursache von Fußgeruch

Die oben erwähnten Studienergebnisse müssen in Bezug auf Geruchsbildung aber relativiert werden, denn es bleibt zu klären, ob verschwitzte Füße in naturbelassenem Zustand (also ständig barfuß) auch übel riechen, oder ob erst ständiges Socken- und Schuhetragen den unangenehmen Geruch verursacht. Diese Frage objektiv zu beantworten, ist im westlichen Kulturkreis nicht so leicht, da hier die große Mehrheit der Bevölkerung tagsüber ständig Socken und Schuhe trägt und nichts anderes mehr kennt. Interesse am Barfußlaufen über längere Zeit besteht im Allgemeinen relativ wenig.

Wahrscheinlich verdienen die allermeisten Füße Prädikate wie "Stinkfuß" nicht, da unangenehmer Geruch viel eher den Socken und Schuhen zugeschrieben werden muss. Bloße Füße sind - auch in Sandalen - besser belüftet und können an der Luft und über den Boden trocknen, wogegen in Socken und geschlossenen Schuhen ein feucht-warmes Mikroklima herrscht, das Fußpilz und bakterielle Tätigkeit und damit üblen Geruch begünstigt. Bestenfalls wird der Schweiß von den Socken (oder den Schuhen) gut absorbiert; diese müssen dann aber zwecks Geruchsvermeidung auch gründlich und oft gewaschen werden.

Hilfreiche Maßnahmen

Schweißfüße an sich sind kein Zeichen einer mangelnden Fußpflege oder generell der Hygiene. Tägliche Fußpflege kann allerdings die Geruchsbildung verringern.

Empfohlen werden außerdem:

  • Eincremen mit Hautcreme
  • häufige Reinigung der Füße (vor allem mit kaltem Wasser)
  • Fußbäder mit Gerbsäure
  • zwischendurch Barfuß laufen
  • geruchshemmende Einlegesohlen, welche beispielsweise Aktivkohle, Zedernholz und/oder Zimt enthalten
  • Atmungsaktive Schuhe im Wechsel
  • Baumwollsocken, häufiges Wechseln und Waschen der Strümpfe
  • Socken mit Silberionen
  • mechanische Entfernung von überschüssigen Hautschichten
  • antibakteriell wirkende Substanzen werden manchmal empfohlen
  • Fußpuder verwenden, morgens, auch in die Socken

Medizinische Therapie

Eine fachgerechte medizinische Therapie wird in der Regel soweit erforderlich in folgender Reihenfolge durchgeführt:

Hierbei wird unter örtlicher Betäubung Phenol in das Ganglion des Sympathikusgrenzstranges am Th12 jeweils beidseits injiziiert. Das Schwitzen an den Füßen bleibt dann - bei erfolgreicher Therapie - durchschnittlich für ein volles Jahr aus.
In besonders schweren Fällen kommt hier als Ultima ratio die chirurgische Durchtrennung des entsprechenden Nervs in Frage. [4] Dieser Eingriff wird jedoch aufgrund des Risikos der sexuellen Dysfunktion sowie Erektionsstörungen nur noch selten durchgeführt.

Literatur

  • Peter Fritsch: Dermatologie und Venerologie, 2. Auflage, Springer

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b E. Brettschneider: Botulinumtoxin gegen Schweißfüße: http://www.rbb-online.de/_/fernsehen/magazine/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_5945764.html QUIVIVE vom 30.05.2007
  2. http://www.wdr.de/tv/quarks/global/pdf/schweiss.pdf Schweißfüße - Pdf-Datei
  3. http://www-public.rz.uni-duesseldorf.de/~schreitt/lionto.htm
  4. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/entrez/query.fcgi?db=pubmed&cmd=Retrieve&dopt=AbstractPlus&list_uids=6706577&itool=iconabstr&query_hl=3&itool=pubmed_DocSum E. Holze: Therapy of hyperhidrosis, Hautarzt, Jan. 1984; 35(1), S. 7-15
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