Schwertscheide

Schwertscheide
Nachbauten nach Skulpturen aus dem Naumburger Dom

Eine Scheide ist ein Behälter, der über die Klinge von Blankwaffen gezogen wird, um die Klinge zu transportieren, zu schützen und um Verletzungen beim Tragen der Waffe auszuschließen. Verzierte Scheiden dienen darüber hinaus dekorativen oder repräsentativen Zwecken. Ein bekanntes historisches Beispiel ist die Scheide des Reichsschwertes.

Einfache Scheiden wurden ursprünglich aus verschiedenen Materialkombinationen gefertigt. Im Mittelalter verwendete man Holz, das mit Leder oder Stoff umwickelt wurde, oder Leder, das mit Metallteilen verstärkt wurde. Das Innere der Scheide wurde mit Fell ausgekleidet, das mehrere Funktionen hatte: Zum einen benetzte ein geöltes oder gefettes Schwert das Fell jedes Mal, wenn man das Schwert hineinsteckte, und mit der Zeit bildete sich ein Öl- oder Fettfilm, der das Schwert schützte und immer wieder benetzte. Zum anderen wurde das Schwert durch das Fell in der Scheide fixiert.

Metallteile am Eintrittspunkt der Klinge (Scheidenmundblech) dienten dazu, Beschädigungen der Scheide zu verhindern. Eine Metallverstärkung um die Scheidenspitze (Ortband) verhinderte Abrieb bzw. Zerstörung des Scheidenendes durch Bodenkontakt (z.b. beim Abstellen, Treppenlaufen etc.).

Eine Besonderheit des Mittelalters stellt die Gürtung der Schwertscheide dar. Die Riemen der Scheide waren nicht mit Schnallen zu schließen, sondern mit einem einfachen Schlaufenknoten, der sich durch einen Ruck am Ende der Schlaufe sofort öffnen ließ. Dies hatte die Bewandnis, dass ein Kämpfer, der voll gerüstet war, auch mitten im Kampf die Scheide fallen lassen konnte ohne beide Hände zu benützen oder viel Zeit zu verlieren. Dies war notwendig, da durch die Holzkonstruktion die Scheide starr ist und sie beim Kämpfen, insbesondere am Boden (nicht zu Pferd) sehr hinderlich sein kann.

Am häufigsten wurden und werden Scheiden am Gürtel bzw. Schwertgurt um die Hüfte getragen, aber auch über die Schulter.

Im 19. Jahrhundert waren Scheiden populär, die ganz aus Metall gefertigt waren, obwohl dadurch die Klinge der enthaltenen Waffe rasch abstumpfte.


Die Scheide des japanischen Katanas wird Saya genannt. Sie ist Bestandteil der japanischen Schwertmontur Koshirae.

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