Schwulenfahne

Schwulenfahne
Regenbogenfahne

Die Regenbogenfahne hat eine lange Tradition und diente in vielen Kulturen weltweit als Zeichen der Toleranz, Vielfältigkeit, der Hoffnung und Sehnsucht.


Inhaltsverzeichnis

Historische Verwendung

Bauernkriege

Bereits in den Bauernkriegen wurden der Bundschuh und die Regenbogenfahne zum Zeichen einer neuen Zeit, der Hoffnung und Veränderung. Thomas Müntzer verband mit der Verkündigung des Evangeliums sozialrevolutionäre Forderungen. Er wird wie bei dem Müntzer-Denkmal in Stolberg oft mit einer Regenbogenfahne in der Faust abgebildet.

Inkareich und Stadt Cusco

Die Fahne des Tahuantinsuyo

Die Farben des Regenbogens wurden auch in der Nationalflagge des Inkareiches, des Tahuantinsuyo, verwendet. Heute noch ist es die Fahne der Stadt Cusco. Die Fahne unterscheidet sich nur durch die Anordnung der sieben Farben von der Fahne der PACE-Bewegung. Des Weiteren könnte sie leicht mit der Regenbogenfahne der Schwulen- und Lesbenbewegung verwechselt werden, die jedoch nur aus sechs Farben besteht.

Die Regenbogenfahne der PACE-Bewegung

Italienische Friedensfahne

Eine Form der Regenbogenfahne steht auch für die internationale Friedensbewegung: die Bandiera della Pace ist seit 1961 das Symbol der italienischen Friedensbewegung. Sie wurde von dem Friedensaktivisten Aldo Capitini entworfen und zum ersten Mal bei einem Friedensmarsch am 24. September 1961 verwendet. Zum Zeichen des Protestes gegen den Irak-Krieg im Jahr 2003 flatterte sie von italienischen Häuserwänden und Balkons nach dem Aufruf Pace da tutti i balconi (‚Friede von allen Balkonen‘).

Als Anti-Kriegs-Symbol fand die Regenbogenfahne daraufhin mit dem Aufdruck „PACE“ auch außerhalb Italiens Verbreitung und wurde in ganz Europa zum wichtigsten Symbol der Irakkrieg- und NATO-Gegner (PACE – no to nato)[1].

Die PACE-Fahne unterscheidet sich vom sechsfarbigen Regenbogenbanner, das in der Lesben- und Schwulenbewegung verwendet wird, in drei wichtigen Details:

  1. Die Farbtöne sind in umgekehrter Richtung angeordnet, mit den Blautönen oben und den Rottönen unten.
  2. Die PACE-Fahne hat sieben Farben. Sie zeigt sowohl dunkel- als auch hellblau, wobei es unterschiedliche Anordnungen dieser beiden Blautöne und des benachbarten Violett-Tons gibt (der manchmal auch durch einen dritten Blauton ersetzt wird). Die „reguläre“ Reihenfolge ist jedoch Dunkelblau - Hellblau - Violett.
  3. Den Schriftzug PACE (ital. "Frieden"), der manchmal auch ein- oder beidseitig durch Peace, Paix, Shalom bzw. das Wort „Frieden“ in der jeweiligen Landessprache ersetzt wird.

Die Regenbogenfahne als Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung

Die Regenbogenfahne als ein internationales schwul-lesbisches Symbol
Die Regenbogenfahne auf dem Christopher Street Day in Köln (2004)
...und beim Europride 2006 auf dem Piccadilly Circus in London
Die Leather-Pride-Flagge, ein Symbol für die BDSM- und Lederszene.

Seit den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts ist die Regenbogenfahne ein internationales schwul-lesbisches Symbol.

Neben dem rosa Winkel, den Schwule als Kennzeichnung in den nationalsozialistischen KZs tragen mussten, dem Red Ribbon, der roten Schleife, die als Solidaritätszeichen für HIV-Infizierte und AIDS-Kranke dient und dem Lambda-Symbol, das vor allem in der DDR verbreitet war, ist die farbenfrohe Regenbogenfahne ein weltweit etabliertes Symbol der Lesben- und Schwulenbewegung.

Die Regenbogenfahne entwarf 1978 der amerikanische Künstler Gilbert Baker. Sie soll ein Symbol für lesbischen und schwulen Stolz darstellen, sowie gleichzeitig die Vielfalt dieser Lebensweise.

Beim Begräbnis der in Schwulenkreisen sehr beliebten Schauspielerin Judy Garland im Jahre 1969 haben einige Schwule bereits Regenbogenfahnen getragen. Diese waren eine Anspielung auf eines ihrer bekanntesten Lieder Over the Rainbow aus dem Film Der Zauberer von Oz (The Wizard of OZ), ein Lied über einen Ort, „an dem alles besser und gerechter ist“. Ob die Regenbogenfahne daraus hervorging, ist umstritten - sicher hat diese Geschichte Gilbert Baker bei seinem Entwurf beeinflusst.

Im November 1978 wurde Harvey Milk, ein offen schwul lebendes Mitglied des Stadtrates von San Francisco, ermordet. Zu seinen Ehren und zum Zeichen der Solidarität, beschlossen die Organisatoren der Schwulenparade von 1979, Bakers Flagge bei dem Protest- und Trauermarsch als Symbol zu verwenden.

Die ursprüngliche Version der Fahne bestand aus acht Farbstreifen. Für die Massenproduktion und den Verkauf seiner „Gay Flag“, wandte sich Gilbert Baker an die in San Francisco ansässige Paramount Flag Company. Da das von Baker selbst gefärbte grelle Pink („Fuchsia“ oder „Hot Pink“) damals industriell nicht herstellbar war, musste sie auf 7 Streifen reduziert werden.

Als die Fahne im November 1979 am Protest- und Trauermarsch verwendet wurde, entfernte das Komitee den türkisen Streifen, um die Farben gleichmäßig entlang der Paraden-Route aufteilen zu können: Drei Farben auf jeder Straßenseite. Gleichzeitig wurde statt Indigoblau Königsblau verwendet.

  • (Fuchsia = „Sexualität“)
  • Rot = „Leben“
  • Orange = „Gesundheit“
  • Gelb = „Sonnenlicht“
  • Grün = „Natur“
  • (Türkis = „Kunst“)
  • Königsblau = „Harmonie“
  • Violett = „Geist“

Vereinzelt wird ein schwarzer Streifen hinzugefügt, er soll an die AIDS-Problematik erinnern.

Zunächst wurde die Regenbogenfahne „andersherum“, nämlich von Violett nach Rot abgebildet, um das Anderssein der Homosexuellen zusätzlich zu unterstreichen. Nachdem die Feministinnen Violett als „ihre Farbe“ kürten, wurde der Regenbogen gedreht, Rot stand ab sofort oben. Inzwischen gibt es Bestrebungen wieder die originale 8-streifige Fahne zu etablieren, da Fuchsia inzwischen gefertigt werden kann und kein Bereich ausgeschlossen werden soll. Zu diesem Zwecke wurde am 15. Juni 2004 die größte Regenbogenfahne der Welt (2 km x 5 m, 3 t)längs der Duval Street in Key West gespannt.[2]

In Deutschland wurde die Regenbogenfahne erstmals 1996 an einem öffentlichen Gebäude gehisst. Auf Vorschlag des damaligen Schwulenverbandes Berlin-Brandenburg SVD (heute LSVD) wurde die Fahne anlässlich des Lesbisch-schwulen Stadtfestes und des Christopher Street Days in Berlin an den Rathäusern von Schöneberg, Tiergarten und Kreuzberg gehisst. Dies zog den so genannten "Berliner Flaggenkrieg" nach sich, in dem der damalige Berliner Innensenator Jörg Schönbohm über mehrere Jahre hinweg erfolglos versuchte, die Fahnenhissungen in den Berliner Bezirken unter Verweis auf die Berliner Flaggenverordnung zu verhindern. Seit dem Amtsantritt von Klaus Wowereit als Regierender Bürgermeister 2001 werden die Regenbogenfahnen von diesem gemeinsam mit Vertretern des LSVD jährlich zum Christopher Street Day am Roten Rathaus gehisst.

Vom 1. bis zum 30. Juni 2001 hing am Wiener Donauturm anlässlich der Veranstaltungen um den Europride 2001 die bis dahin größte Regenbogenfahe Europas (60 m x 6 m), welche vom Verein Austrian Gay Professionals gespendet worden war. Die „Eröffnungsveranstaltung“ fand im Beisein von Gilbert Baker statt.[3][4] Danach ging die Fahne in die nächste Europride-Stadt Köln.

Die Regenbogenfahne als Fahne des Jüdischen Autonomen Gebietes

Flagge des Jüdischen Autonomen Gebiets in Russland

Das Jüdische Autonome Gebiet im Südosten Russlands nahe der chinesischen Grenze verwendet als Fahne ebenfalls eine abgewandelte Form der Regenbogenfahne.

Das Regenbogensymbol von Greenpeace

Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace verwendet das Regenbogensymbol auf Flaggen, allerdings in Form eines 5-farbigen Bogens vor (meist) weißem Hintergrund.

International Co-operative Alliance

Fahne der ACI

Auch die International Co-operative Alliance, ein internationales Bündnis von Genossenschaften, verwendet den Regenbogen und die Regenbogenfahne als Symbol.

Siehe auch

Weblinks

Quellen

  1. Neue Zürcher Zeitung: Protest gegen Friedensfahnen-Verbot in Strassburg. 24. März 2009.
  2. Axel Schock, Karin Schupp: Out-Takes, Querverlag, Berlin März 2005, ISBN 3-89656-116-2, S. 177, Stichwort: „Regenbogenfahne“
  3. Presseaussendung: AGPRO befestigen die größte Regenbogenfahne Europas am Donauturm, 1. Juni 2001
  4. ORF: Fernsehsendung Willkommen Österreich vom 23. Oktober 2006, Firmenportrait der Firma Industrial Alpinists Vienna

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