- Schwüle Tage
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Schwüle Tage ist eine Novelle von Eduard von Keyserling, die 1906 erschien. Der 18-jährige Graf Bill von Fernow erzählt vom Tod des Vaters.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
Graf Gerd von Fernow nimmt den Sohn Bill im Hochsommer mit auf den Landsitz der Familie. Bill ist durchs Abitur gefallen und soll in den Sommerferien für die Nachprüfung büffeln, anstatt mit dem Rest der gräflichen Familie kurzweiligen Strandurlaub zu machen. Die unangenehmen Ermahnungen des Vaters gipfeln in dem Grundsatz: Haltung bewahren! Zwar erkundigt sich der Vater bei Bill einmal: „Wie geht es mit den Studien?“ Doch im Grunde hat er andere Interessen. Zufällig bekommt Bill mit, wie der bekümmerte Vater einsam weint.
Der Vater nimmt Bill manchmal zu Verwandtenbesuchen mit, die auf das benachbarte Gut zu den Warnows führen. Bill liebt die blutjunge Cousine Gerda Warnow schon lange. Deren Schwester Ellita kommt für Bill nicht in Frage, denn sie ist älter als er, und Vetter Went begehrt die Schöne zur Frau. Auf dem Verlobungsdiner hält Bills Vater eine Rede – wieder hat sie den Tenor „Haltung bewahren!“ Bill fühlt zwar beim Zuhören den „angenehmen Hochmutskitzel“ nach dem Motto: Wir Adligen sind etwas Besonderes. Doch er verachtet den Vater und die ganze hochnäsige Sippe an der festlichen Tafel. Bill beobachtet eine Begegnung Ellitas mit dem Vater im Park der Warnows und ihm dämmert – die beiden könnten etwas miteinander gehabt haben. Zudem hat Bill mit Gerda nur unerfreuliche Auseinandersetzungen. Trost sucht und findet Bill in lauen Sommernächten bei dem jungen drallen Hausmädchen Margusch, das sich dem „Jungherrn“ im Freien – „gutmütig und ein wenig mitleidig“ – hingibt. Der Vater, der ebenfalls durch die Sommernacht strich, missbilligt am Frühstückstisch unter vier Augen die Beziehung des Sohnes zum Personal.
Ungewollt wird Bill Zeuge einer Begegnung von Ellita mit dem Vater. Der Junior hört atemlos mit: Zweifelsohne war Ellita die Geliebte des Vaters. Nun dankt der Senior ihr „für das letzte Glück, das“ sie „einem alternden Manne“ gab und fordert von ihr: Haltung bewahren! Das soll heißen, brav den Vetter Went heiraten und damit die ganze Geschichte ad acta legen. Ellita begehrt auf, muss sich jedoch fügen.
Als die Warnows abreisen, begeben sich Bill und der Vater zur Verabschiedung auf den Bahnhof. Nach Abfahrt des Zuges bekommt Bill mit, wie sich der Vater heimlich spritzt. Eine Morphium-Spritze ist es auch, mit deren Inhalt sich der Vater Tage später umbringt. Während der anschließenden Trauer kann Bill zunächst nicht um den Vater weinen. Dann aber tut ihm der Tote leid und die Tränen fließen.
Form
Sowohl die schlichte Sprache des Autors als auch der unaufdringliche Vortrag der Sommergeschichte erscheinen als makellos. Treffsichere Naturschilderungen beleben – gerade wegen ihrer unsentimentalen Kürze – die Lektüre.
Ausgaben
- Schwüle Tage. München 2005, ISBN 3-423-12551-9.
Literatur
- Peter Sprengel: Geschichte der deutschsprachigen Literatur 1900–1918. München 2004, ISBN 3-406-52178-9, S. 364.
- Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A–Z. Stuttgart 2004, ISBN 3-520-83704-8, S. 331.
Weblinks
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