SdK

SdK

Die SdK Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e.V. ist eine, 1959 als Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre e.V. gegründete,[1] Interessengemeinschaft, mit dem Ziel, die Rechte und Interessen der Minderheitsaktionäre in börsennotierten Aktiengesellschaften zu stärken und diese auf den Hauptversammlungen der AG zu vertreten[1].

Nach eigenen Angaben[1] hat der Verein mehr als 10.000 Mitglieder, darunter Institutionen und Clubs. Der Verein wird von sechs Vorstandsmitgliedern geleitet[1]. Die SdK-Geschäftsstelle befindet sich in München, das Hauptstadtbüro in Berlin[1] .

Inhaltsverzeichnis

Finanzierung

Nach eigenen Angaben erfolgt die Finanzierung der SdK je zu einem Drittel aus Erträgen aus Wertpapieren, aus Mitgliedsbeiträgen und aus Einnahmen, die direkt von Unternehmen kommen. So schalten beispielsweise Aktiengesellschaften in SdK-Publikationen Anzeigen.

Skandale und Kritik

In den letzten Jahren war die SdK dem Vorwurf ausgesetzt, das persönliche Wohl einiger ihrer Mitarbeiter in den Mittelpunkt ihrer Aktivitäten zu stellen, statt die Belange der Privatanleger zu vertreten.

Die SdK stand hierbei im Mittelpunkt einer langen Reihe von Börsenskandalen (MLP, SIXT[2], Thielert, Wirecard, Nascacell,...) , bei denen führende Mitarbeiter der SdK, darunter der aktuelle Vorsitzende der SdK Klaus Schneider, im Rahmen eines Netzwerks aus Analysten, Börsenbriefautoren, Aktionärsschützern und Finanzjongleuren gemeinsam fragwürdige Geschäfte auf Kosten von Unternehmen und Aktionären machten.[3]

Bereits im Oktober 2002 deckte das Manager Magazin unter dem Titel "Aktionärsschützer auf Abwegen"[4] Verbindungen zwischen der SdK und dem Finanzjongleur Florian Homm auf. Der damalige SdK-Sprecher Tobias Bosler war leitender Mitarbeiter des VEM Virtuelles Emissionshaus, einer Beteiligung der Homm-Firma VMR. Den VEM-Aufsichtsrat hat der damalige und heutige SdK-Chef Klaus Schneider geführt, auch Homm war Mitglied dieses Gremiums.

Die SdK hat aber nicht nur Verbindungen zum Leerverkäufer Homm, sondern auch zum Magazin "Börse Online", das 2002 mit fragwürdigen Berichten den Niedergang der MLP-Aktie beschleunigte. Lange Zeit war die MLP-Aktie einer der größten Posten im Depot der Schutzgemeinschaft. Anfang Mai 2002 meldete die SdK den Verkauf des "größten Teils ihrer MLP-Aktien". Wenige Tage später stürzte der Kurs ab - am 16. Mai berichtete "Börse Online" über angebliche Bilanzmanipulationen bei MLP. Der Artikel war unter Pseudonym verfasst, Börse Online musste unter Druck zugeben, dass es einen Autor dieses Namens nicht gibt.[4]

Fünf Tage nach dem ersten Artikel in "Börse Online" wurde die erste Negativ-Studie der United Zurichfinance AG (UZF) - einem Unternehmen von Florian Homm - veröffentlicht. Urteil: Strong sell. Begründung: Die SdK scheine eine "ernsthafte Attacke gegen MLP" vorzubereiten. Bei der letzten Hauptversammlung von MLP am 28. Mai vergangenen Jahres ritten der damalige SdK Vize-Vorsitzende Straub und Bosler heftige Attacken gegen Vorstand und Aufsichtsrat. Im Juni gab Markus Straub zu, unter Pseudonym für "Börse Online" geschrieben zu haben. Die MLP-Aktie verlor in den folgenden Monaten, offenbar unter massiver Teilnahme von leerverkaufenden Hedge-Fonds, drei Viertel an Wert.

2008 wandten führende Mitarbeiter der SdK die bei MLP erfolgreich angewandte Kombination aus Short-Selling und negativer Berichterstattung auf den Münchner Zahlungsverkehrsabwickler Wirecard an. Straub hatte am 14. Mai 2008 erstmals Optionen gekauft, mit denen er auf fallende Kurse von Wirecard gesetzt hatte. In der Folgezeit erhöhte Straub fast täglich die Stückzahl der Short Positionen. Zugleich brach der Aktienkurs des Tec-Dax-Unternehmens dramatisch ein, weil die SdK harte Kritik an Wirecard geäußert hatte. Die Aktionärsschützer hatten dem Unternehmen fehlende Transparenz und angebliche Ungereimtheiten in der Bilanz vorgeworfen. In der zweiten Jahreshälfte hatten die Aktien von Wirecard daraufhin rund drei Viertel ihres Wertes eingebüßt.[3][5][6]

Der damalige SdK-Vize Straub strich durch den Kursverfall der Wirecard-Aktie kräftige Gewinne ein. An einem Tag, dem 26. Juni, verdiente er demnach 520 000 Euro. Insgesamt lag sein Gewinn bei 914 368,88 Euro. In der Affäre ermittelt die BaFin ebenfalls gegen Tobias Bosler, einen Geschäftsfreund von Straub und ehemaligen SdK-Mitstreiter. Auch er setzte laut der Liste auf fallende Kurse bei Wirecard und verdiente durch die Optionsgeschäfte sogar eine Summe von 2,8 Millionen Euro.[5]

Nach Recherchen des Handelsblatts sind Bosler und Straub neben ihrem einstigen Engagement bei der SdK bei mindestens einem weiteren Unternehmen gemeinsam aktiv. Laut Dokumenten der US-Börsenaufsicht SEC spekulierten Straub, Bosler und dessen Vermögensverwaltung TFB Capital GmbH sowie weiteren Börsenjournalisten im Juni mit dem US-Pennystock Petrohunter Energy. Bei der Aktie handelt es sich um einem im unregulierten OTC-Markt notierten Öl-Explorer ohne nennenswertes operatives Geschäft, der in den vergangenen Jahren von deutschen Börsenbriefen und Anlegermagazinen massiv zum Kauf empfohlen wurde.[3]

Ebenfalls mit von der Partie bei Petrohunter Energy war die Solar Nano Tech AG. eine Vorläufergesellschaft der heutigen Max8-Aktiengesellschaft. Das Unternehmen geht auf eine Mantelgründung im Jahre 1999 durch die Schneider & Partner GmbH zurück - das Unternehmen des aktuellen SdK-Vorsitzenden Klaus Schneider. Anschließend firmierte das Unternehmen zweimal um. Nicht nur der Name der Beteiligungsgesellschaft Max8 erinnert stark an die SdK, die in der Maximilianstraße 8 in München residiert. In ihrem Vorstand sitzt auch Christoph Öfele, ehemaliger Sprecher der SdK.

Nicht nur bei den Anlegerschützern fand Petrohunter großen Zuspruch. Aktien kauften laut SEC auch der Börsenbriefherausgeber Daniel Thung und der Internet-Börsenprofi Gerd Weger, die Vermögensverwaltung von Wallstreet-Online-Vorstand Andre Kolbinger und die Münchener 2S Vermögensverwaltung. Deren Geschäftsführer, Stefan Fiebach, fungierte seinerzeit als Chefredakteur der von der aus Schweiz publizierten Börsenbriefe "Small Cap Scouts" und "International Stock Pickers".

Über mangelnde Publizität konnten sich die Aktionäre von Petrohunter fortan nicht gerade beschweren. Die Aktie wurde in Börsenbriefen auf Teufel komm raus empfohlen. "Unternehmensnachricht ist wie 6er im Lotto", jubelte etwa Fiebachs "Small Cap Scout": "Über 200 Prozent Rendite werden Investoren in Petrohunter nur lachen. Denn es winkt weit mehr als diese Rendite."

Aus München hagelte es weitere Kaufempfehlungen für Petrohunter - etwa von der CDC Capital AG und der Performaxx Research GmbH. Den Turbo schaltete 2006 auch Focus-Money ein, eines der führenden deutschen Anlegermagazine. Das Blatt empfahl die Petrohunter-Aktie zweimal, einmal als "Hotstock der Woche". "Spekulative Anleger sollten einsteigen, bevor Details bekannt werden", riet das Magazin und rechnete den Wert der Aktie - damaliger Kurs: zwei Dollar - aufgrund vermuteter Gasreseven auf bis zu 17 Dollar hoch. Heute notiert das Papier bei 19 Cent.

Die zweite dubiose Firma, in der ehemalige SdK-Funktionäre und Ex-Sprecher zentrale Rollen innehaben bzw. hatten, ist die Nascacell AG. Über seine GmbH beteiligte sich Markus Straub an der Münchener Biotech-Firma, die ähnlich wie Petrohunter kaum nennenswerte operative Erlöse aufzuweisen hatte. Im Frühjahr 2006 wurde Nascacell nach diversen Kapitalerhöhungen und Umplatzierungen an die Börse gebracht - für Anleger ein Reinfall: Vom ersten Tag an schmierte der Kurs ab - von sieben Euro auf 20 Cent.

Nicht nur das Kursmuster erinnert an Petrohunter, auch die Akteure. Mit im Boot bei der Nascacell AG waren der ehemalige SdK-Sprecher Öfele als Aufsichtsrat und Ex-SdK-Spechner Wolfgang Weilermann als Aufsichtsratsvorsitzender. Öfele und Straub halten nach eigenen Angaben bereits seit dem Jahr 2000 Aktien an der Nascacell AG.

Wie schon bei Petrohunter jubelten die gleichen Münchener Börsenbriefe die Nascacell-Aktie in den Himmel. Kaufempfehlungen oder Musterdepotaufnahmen gab es erneut von den Münchener Firmen CDC Capital und Performaxx Research.

Die Internet-Communities waren begeistert. Auch Focus-Money. Wie schon bei Petrohunter pries der gleiche Redakteur im Münchener Börsenmagazin die Nascacell AG als "Hotstock der Woche". Keine Rolle spielte dabei offenbar, dass das Börsenlisting ohne Prospekt erfolgte, die Nascacell also nur geringe Transparenzverpflichtungen erfüllen musste. Die Chefredaktion des Magazins hat für die Parallelitäten keine Erklärung, wies aber auf Anfrage kriminelle Zusammenhänge zurück. - Das Nascacell-Listing war ein Desaster. Die Nascacell-Aktie rauschte schon am ersten Handelstag mehr als 30 Prozent in die Tiefe - weil Altaktionäre Kasse machten, wie das Magazin "Börse Online" damals mutmaßte.

Aktuelle Ermittlungsverfahren wg. Insiderhandel / Marktmanipulation

Gegen Verantwortliche der SdK läuft derzeit ein Ermittlungsverfahren wegen Insiderhandels und Marktmanipulation unter anderem wegen des Verdachts der Marktmanipulation der Nascacell-Aktie.

Im Fall Nascacell spielen laut "Handelsblatt" auch ehemalige und aktuelle Akteure der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) eine Rolle. Der ehemalige stellvertretende Vorstandsvorsitzende der SdK, Markus Straub, war demnach bereits vorbörslich über seine Sajama Capital GmbH an Nascacell beteiligt. Auch Christoph Öfele, Sprecher der SdK, sei ab dem Jahr 2000 an der Nascacell beteiligt und habe zeitweise als Aufsichtsrat fungiert. Aktueller Aufsichtsratschef der Nascacell sei der ehemalige SdK-Sprecher Wolfgang Weilermann.[7]

Die Staatsanwaltschaft München bestätigte, dass gegen Markus Straub, einem ehem. Mitglied des Vorstands der SdK, und Tobias Bosler ermittelt wird. In Folge der Ermittlungen legte Straub sein Amt bei der SdK Ende 2008 nieder. Die SdK bezeichnet den Rücktritt Straubs "in gewisser Weise" als Schuldeingeständnis.[7]

In einer im Internet kursierenden E-Mail von Straub heißt es: "Der Rücktritt ermöglicht mir nun viele zusätzliche Freiheitsgrade. Statt wie in den letzten Jahren im Januar im Büro zu sitzen, um das Schwarzbuch Börse zu schreiben, werde ich Ski fahren gehen, auf einer Hütte ein paar Bier trinken und dann wahrscheinlich irgendwo in den Schnee pissen."[8]

Politisches Wirken

Politisch wirksam wird der Verein durch die Entsendung von mit(be)stimmenden Vertretern in folgende Gremien:

Seit 2003 vertritt die SdK als einzige Vereinigung von Anlegern im Verbraucherzentralen Bundesverband vzbv die Anlegerinteressen.

Veröffentlichungen

In ihrem jährlich veröffentlichen Schwarzbuch Börse benennt der Verein die größten Pleiten und Skandale in der deutschen und europäischen Wirtschaft.[9]. Als sehr unbeliebten Preis verleiht SdK jedes Jahr im Schwarzbuch die IPO-Zitrone.
Im Jahr 2008 geht dieser Preis an die Deutsche Bank für die gescheiterten Börsengänge der Firmen Tognum, Alstria, Wacker Construction Equipment AG und Versatel.[10]
Als lobender Preis erhielt Equinet die IPO-Melone für die erfolgreichen Börsengänge der Firmen Twintec und Daldrup & Söhne[11]. Weitere Publikationen der Schutzgemeinschaft sind[1]

  • die Mitgliederzeitschrift AktionärsReport
  • die Zeitschrift Die Aktiengesellschaft
  • AktionärsNews als zweiwöchentliches Online-Magazin
  • SdK exclusiv – der unregelmäßig erscheinende Online-Informationsdienst

Einzelnachweise

  1. a b c d e f SDK: Der Verein
  2. Manager Magazin: Gezielte Kursmanipulation (2003)
  3. a b c Handelsblatt: Das "Schwarzbuch" der Aktionärsschützer (2008)
  4. a b Manager Magazin: Aktionärsschützer auf Abwegen (2002)
  5. a b Focus Money: Mit fieser Masche zum Millionengewinn (2008)
  6. Welt Online: Aktionärsschützer kämpfen um ihren Ruf (2008)
  7. a b N-TV: Ex-SdK-Vize erneut verwickelt? BaFin untersucht Nascacell-Fall (2008)
  8. Focus Money: Der in den Schnee pisst (2008)
  9. boerse.ard.de, Notker Blechner, 11.02.2008: Geld- und Vertrauensvernichter an der Börse
  10. Schwarzbuch Börse prangert Fehlverhalten großer Konzerne an, SPON, 11. Februar 2008
  11. boerse.ard.de, 11.02.2008: Fotoserie IPO-Zitronen

Weblinks

  • www.sdk.org (Offizieller Webauftritt)
  • www.handelsblatt.com Handelsblatt: "Das Schwarzbuch der Aktionärsschützer"
  • www.focus.de Focus Money: "Der in den Schnee pisst" (Artikel zu Rücktritt von SdK-Mitarbeiter Markus Straub)

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