Baal Schem von Michelstadt

Baal Schem von Michelstadt

Seckel Löb Wormser (* 1768 in Michelstadt im Odenwald; † 1846 ebenda; genannt der Wunderrabbi von Michelstadt und Baal Schem von Michelstadt) war ein Rabbi und Gelehrter.

Wohl kaum ein Jude hat sich dem Gedächtnis der Odenwälder so nachhaltig eingeprägt wie Seckel (d. i. Isaak) Löb Wormser, der von 1768 bis 1846 lebte und um dessen Person sich zahlreiche Legenden ranken.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Seine Talmud-Ausbildung erhielt er in Frankfurt am Main in der Jeschivah von Nathan Adler[2] . Er lebte chassidisch und streng vegetarisch, was beides später zu „beträchtlichen“ Spannungen in seiner Rabbinergemeinde geführt haben soll. Dort begann er sich unter anderem dem Studium der Kabbala, später u.a. der deutschen Philosophen, speziell Schelling und auch der lateinischen Sprache (was für orthodoxe Juden zu dieser Zeit unüblich war) zu widmen. Um 1790 heiratete er und unterhielt in Folge eine Jeschivah, in der er bis 1822 als amtlicher Bezirksrabbiner wirkte, in der Anfangszeit noch inoffiziell. Seine Frau verstarb um 1810, wonach er für einige Zeit vorübergehend nach Mannheim ging. Es wird von mindestens einem Kind, seinem Sohn Michael Wormser, berichtet.

Legendenbildung

In der Bevölkerung ging ihm durch Berichte seiner „Wundertaten“ ein Ruf als Beherrscher okkulter Mächte voraus, der zu der Bezeichnung Baal Schem von Michelstadt (wohl in Anlehnung an Baal Schem Tow) führte und noch im ersten Weltkrieg Soldaten unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten vor ihrem Transport zur Front dazu veranlasst hat, an seinem Grab auf dem jüdischen Friedhof in Michelstadt zu beten. Es wird überliefert, dass all jene aus dem Krieg zurückgekehrt seien. Den Besitz „übernatürlicher Kräfte“ stritt er stets ab, doch half er Rat- und Hilfesuchenden zuweilen auch mit Amuletten. Die Quellen berichten so etwa von seinem aussergewöhnlichem Erfolg bei der Behandlung von Mondsüchtigkeit. Seine Wundertaten blieben in Südhessen lange in Erinnerung.

Sonstiges

Nach ihm benannt ist die alte Birnensorte Seckel-Löbs-Birne[3], die mit Auswanderern den Weg über den Atlantik fand und dort in den USA heute noch als Seckelpear bekannt ist.[4]

Literatur


Einzelnachweise

  1. Erster Satz des Vorwortes von Klaus-Peter Walter, Herausgeber von Ein ungelöstes Rätsel, Arthur Khan, Deutsche Geschichte(n) Bd. 9, Neuthor-Verlag Michelstadt, 1993, ISBN 3-88758-054-0
  2. Encyclopaedia Judaica Bd. 2, Jerusalem 1971, Sp. 284/285
  3. Projekt "Erhalt und Vermehrung der Seckel-Löbs-Birne"
  4. Deutsche Geschichte(n) Bd. 9, Neuthor-Verlag Michelstadt, 1993, ISBN 3-88758-054-0, S. 3, Anm. 1

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