Seidenwickler

Seidenwickler
Seidenspinner
Seidenspinner (Bombyx mori)

Seidenspinner (Bombyx mori)

Systematik
Klasse: Insekten (Insecta)
Ordnung: Schmetterlinge (Lepidoptera)
Familie: Echte Spinner (Bombycidae)
Gattung: Bombyx
Art: Seidenspinner
Wissenschaftlicher Name
Bombyx mori
(Linnaeus, 1758)

Der Seidenspinner oder Maulbeerspinner (Bombyx mori) ist ein vor allem in China beheimateter Schmetterling aus der Familie der Echten Spinner (Bombycidae). Der Mensch nutzte schon früh die Fähigkeiten der Raupen dieses Schmetterlings, der Seidenraupen, zur Erzeugung von Seide.

Der Seidenspinner ist ursprünglich in China beheimatet.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Der Seidenspinner ist 32–38 mm breit, mehl-weiß oder perlgrau, besitzt blass gelbbraune Querstreifen auf den Flügeln und schwärzlich gekämmte Fühler (Antennen).

Die Paarung der Schmetterlinge dauert sechs bis acht Stunden. Danach legt das Weibchen in wenigen Tagen zirka 400 Eier, woraufhin die Schmetterlinge sterben. Die zunächst gelben Eier werden bald dunkler und schließlich grau. Jedes Ei ist dann oval, flach gedrückt, 1 bis 1,5 Millimeter lang und schiefergrau gefärbt, wobei die Farbe zum Teil ins Bläuliche, Violette oder Grünliche spielt. Unbefruchtete Eier bleiben gelb und trocknen aus. Die befruchteten Eier überwintern, und im nächsten Jahr schlüpfen aus ihnen die Seidenraupen. Nachdem die Raupen herangewachsen sind und sich viermal gehäutet haben, spinnen sie aus einem einzigen langen Seidenfaden einen Kokon, in dem sie ihre Entwicklung zum Schmetterling vollenden.

Seidenraupen

Die Seidenraupe ist die Larve des Seidenspinners. Die Raupe wird nach der ersten Häutung perlgrau, teils ins Bräunliche, teils ins Gelbliche neigend. Einige Formen sind schwärzlichgrau oder samtschwarz oder am ganzen Körper dunkel quergestreift. Der elfte Körperring besitzt auf der Rückenseite einen Hautzapfen (Sporn), und vom Kopf bis zu diesem Zapfen verläuft ein bläulichgraues Band, dem Rückengefäß oder Herzen entsprechend. Auf der Rückenseite des dritten und achten Ringes finden sich zwei halbmondförmige Flecke, welche aber bei einigen Rassen fehlen.

Die Seidenraupe häutet sich viermal, und 30 bis 35 Tage nach dem Ausschlüpfen aus dem Ei ist sie spinnreif. Die Spinndrüsen der Raupe bestehen aus einem vielfach gewundenen Schlauch, dessen hinterer Teil das aus Proteinen bestehende Seidenmaterial absondert. Das Seidenmaterial wird durch dünne Ausführungsgänge zu der im Kopf gelegenen Spinnwarze und von dort aus dem Körper geleitet. Das aus der Spinnwarze austretende Protein-Material erhärtet sich an der Luft sofort zu einem Faden. Indem die Raupe beim Austreten des Materials gezielte Kopfbewegungen macht, legt sie um sich herum Fadenwindung um Fadenwindung. Nach dem anfänglichen Ausstoß einer unregelmäßigen, lockeren Fasermasse, der sogenannten Wattseide, ist sie in kurzer Zeit von einem dichten Seidengespinst, dem Kokon, eingeschlossen. Dieser Kokon besteht aus einem einzigen bis zu 900 m langen Faden. Der Kokon ist länglich-oval, bei den einheimischen Rassen strohgelb, bei den japanischen Rassen grünlich, bei den Weißspinnern weiß. Acht Tage nach dem Einspinnen verpuppt sich die Seidenraupe, nach weiteren acht Tagen schlüpft der Schmetterling, wobei er den Kokon durch eine bräunliche Flüssigkeit an einer Stelle auflöst.

Seidengewinnung

Der Mensch macht sich die Fähigkeit der Seidenraupe für die Erzeugung von Seidengarn zunutze. Um das Garn zu gewinnen, werden die Puppen etwa am zehnten Tag nach Fertigstellung des Kokons mit kochendem Wasser oder heißem Dampf getötet. Der Spinnfaden wird vorsichtig abgewickelt und vor der Weiterverarbeitung in der Seidenweberei sorgfältig gereinigt (Näheres vgl. Serikultur).

Die Raupen werden zur Gewinnung von Seide in China, Kambodscha, Japan, Indien und in Südeuropa gezüchtet. Durch Kreuzungen erhält man bei den Seidenfäden unterschiedliche Farben, z. B. goldgelbe und andere Nuancen. Die Raupen ernähren sich ausschließlich von den Blättern der Maulbeerbäume, die für ihre Zucht kultiviert und auch nach Europa importiert wurden.

Die Seidenraupe ist recht anfällig gegen parasitäre Erkrankungen (wohl eine Folge der langen Domestikation):

  • Flecksucht (Pébrine-Krankheit, Nosemose), hervorgerufen durch die Mikrosporidie Nosema bombycis;
  • Kalksucht, hervorgerufen durch den Schimmelpilz Botrytis bassiana (od. Beauveria bassiana);
  • Gelbsucht (Polyederkrankheit, Borreliose), hervorgerufen durch die Borrelie Borrelina bombycis;
  • Schlaffsucht (Flacherie[1], ungeklärte Ätiologie).

Außerdem sind verschiedene Insekten (hauptsächlich Käfer und Falter) als Seidenraupenschädlinge bekannt.

Trivia

Die britische Elektro-Pop-Gruppe The Human League widmete dem Todeskampf der Seidenraupenpuppe 1978 den Song Being Boiled. Der Anfang lautet, ins Deutsche übersetzt, in etwa: „Hört auf Buddhas Stimme, die sagt: Hört auf mit der Seidenraupenzucht! Kleine Leute (gemeint sind die Seidenraupenpuppen), wie euer eigener Nachwuchs, werden lebendig gekocht für irgend jemandes Socken“.

Weitere „Seidenspinner“

1 Maulbeerspinner (Bombyx mori) nebst Raupe, Gespinst u. Eiern.
2 Südamerikanischer Seidenspinner (Saturnia Cecropia).
3 Chinesischer Seidenspinner (Saturnia Pernyi)
4 Ailanthusspinner (Saturnia Cynthia).

Ebenfalls als Seidenspinner werden verschiedene andere Schmetterlingsarten bezeichnet, welche auch zur Gewinnung von Seide genutzt werden. Darunter etwa der Ailanthusspinner (Samia cynthia), welcher sich von den Blättern des Götterbaumes (Ailanthus altissima) ernährt.

Wissenschaftliche Bedeutung

Der Seidenspinner Bombyx mori war Forschungsobjekt der Zoologen Peter Karlson und Martin Lüscher. 1959 entdeckten sie dessen Sexuallockstoff Bombykol und prägten als erste den Begriff des Pheromons.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Meyers Konversations-Lexikon von 1888

Literatur

  • Friedrich Haberlandt: Der Seidenspinner des Maulbeerbaumes, seine Aufzucht und seine Krankheiten. Gerold, Wien 1871 (Neuausgabe, hrsg. v. Esther von Krosig: VDM, Saarbrücken 2007, ISBN 978-3-8364-1729-7)
  • Friedrich Haberlandt: Kurze Anleitung zur Aufzucht der gemeinen Seidenraupe. Görz 1871 (Digitalisat)

Weblinks


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