Seifenwurz

Seifenwurz
Gewöhnliches Seifenkraut
Gewöhnliches Seifenkraut (Saponaria officinalis)

Gewöhnliches Seifenkraut (Saponaria officinalis)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Nelkenähnliche (Caryophyllidae)
Ordnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Gattung: Seifenkräuter (Saponaria)
Art: Gewöhnliches Seifenkraut
Wissenschaftlicher Name
Saponaria officinalis
L.

Das Gewöhnliche Seifenkraut (Saponaria officinalis), auch Echtes Seifenkraut, Seifenwurz oder Wachwurz genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Nelkengewächse.
Die für manche Tiere giftige Pflanze wurde früher als Waschmittel genutzt. Heute findet sie noch in der Naturmedizin Anwendung, wozu sie vorwiegend in China, Iran und der Türkei kultiviert wird. [1]

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das Gewöhnliche Seifenkraut ist ein Hemikryptophyt (Schaftpflanze) mit stark verzweigten, unterirdischen Ausläufern, die zu fingerdicken Rhizomen auswachsen. Die Primärwurzel ist dabei rübenartig verdickt. Die mehrjährige krautige Pflanze erreicht Wuchshöhen zwischen 30 bis 80 Zentimetern. Die Pflanze hat einen aufrechten, weich behaarten Stängel der meist unverzweigt ist. Am dicht belaubten Stängel befinden sich die drei- bis fünfnervigen, breiten, fünf bis zehn Zentimeter langen, lazettlichen Blätter. Sie sitzen kreuzend gegenständig am Stängel.
Die schwach duftenden Blüten stehen in dichten Trugdolden (Dichasium), die aus den Achseln der Stängelblätter wachsen. Die Kelchblätter sind zu einer 20 bis 25 Millimeter langen Kelchröhre verwachsen. Die fünf ungeteilten blassrosa bis weißen Kronblätter bilden einen Kreis von gut zwei Zentimetern Durchmesser und eine kleinen Nebenkrone am Schlundeingang. Die Blütezeit ist von Juni bis Oktober. Die Früchte sind trockene vierzähnig oben aufspringende Kapseln, sie enthalten kleine schwarzbraune, rundliche, nierenförmige, raue Samen von etwa 1,5 Millimetern Länge. Die Fruchtreife tritt von September bis Oktober ein.

Ökologie

Die Blüten sind vormännliche „Stieltellerblumen mit (wenig) herausragenden Staubbeuteln und Narben“. Zuerst blühen die äußeren Staubblätter auf, dann die inneren, zuletzt der Griffel. Der Blütenduft ist abends und nachts am stärksten. Besucher sind besonders Nachtfalter, außerdem Pollen fressende Bienen und Schwebfliegen. Der Nektar wird am Grunde der 2 cm langen, durch den Kelch eingeschlossenen Kronblattnägel abgegeben.

Die Art verbreitet sich als Wind- und Tierstreuer, wobei der Kelch als Windfang dient. Vegetative Vermehrung erfolgt durch weithin kriechende Rhizome, so dass sich, z.B. im Schotter von Gleisanlagen auf Brachland, größere Bestände bilden können.

Die Chromosomenzahl beträgt n = 8[2]

Vorkommen

Das Gewöhnliche Seifenkraut ist in den Gemäßigten Breiten Europas, auf Madeira und West-Sibiriens bis in Höhen bis ca. 700 Meter NN. heimisch. In Nordamerika wurde es im 19. Jahrhundert durch die Einwanderer eingebürgert.
Man findet das Gewöhnliche Seifenkraut ziemlich häufig in Unkrautfluren vor allem in Auen-Landschaften (Stromtalpflanze), an Flussufern, Dämmen, Kiesbänken, auch an Wegen und Schuttplätzen. Es liebt nährstoffreichen, meist frischen Stein-, Sand- oder Kiesboden.
Nach den ökologische Zeigerwerte von Ellenberg ist es eine Halblichtpflanze, ein Frischezeiger, ein Schwachsäure- bis Schwachbasezeiger auf mäßig stickstoffreichen Standorten und eine Verbandscharakterart Halbruderaler Pionier- und Lockerrasen- Gesellschaften (Convolvulo-Elymion (= Agropyrion) repentis).

Inhaltsstoffe, Verwendung

Die ganze Pflanze enthält (im Rhizom 2 bis 5 %) Triterpensaponine mit dem Aglykon Quillaiasäure .Als Hauptkomponenten finden sich dabei Saponariosid A und B neben weiteren Saponariosiden.

Medizinische Verwendung

Als Arzneidrogen dienen die getrockneten Wurzeln und Rhizome, seltener das Kraut. Traditionell werden die Pflanzenteile als Expektorans bei Bronchitiden mit zähem, trockenem Sekret eingesetzt. Hierfür gibt es auch Fertigpräparate. Hierbei ist zu beachten, dass das Seifenkraut wie alle Saponindrogen in höheren Dosen Erbrechen auslösen kann und demnach schwach giftig ist. In der Tumorbehandlung wird das ebenfalls aus dem Seifenkraut gewonnene pflanzliche Proteintoxin Saporin bereits in Tests angewendet.

Sonstige Verwendung

Die Pflanze ist ein Kulturbegleiter und wurde vermutlich seit der Jungsteinzeit gepflanzt. Wegen ihres Saponingehalts dienten Auszüge aus Rhizom und Wurzeln früher als Seifenersatz (Pflanzenname). Deshalb wurde die Pflanze auch in Europa noch bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts angebaut. In der Slowakei werden noch heute Wäschestücke mit angeschnittenen Rhizomstückchen „eingeseift“. Die Art ist für Wildpflanzengärten zu empfehlen. In Gärten kann man auch eine Form mit gefüllten Blüten finden.

Weitere Abbildungen

Quellen und weiterführende Informationen

Der Artikel beruht hauptsächlich auf folgenden Unterlagen:

Einzelnachweise

  1. Oskar Sebald: Wegweiser durch die Natur Wildpflanzen Mitteleuropas, ADAC Verlag, München 1989, ISBN 3-87003-352-5, Seite 74
  2. Tischler, G.: Die Chromosomenzahlen der Gefäßpflanzen Mitteleuropas. S-Gravenhage, Junk. 1950.

Weblinks

Bilder: [1] [2]


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