Seilunterstützte Zugangsverfahren

Seilunterstützte Zugangsverfahren
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Seilunterstützte Zugangstechniken (SZT), irreführenderweise auch als seilgestützte Arbeitsverfahren, seilunterstützte Arbeitstechnik, Industrieklettern oder auch Arbeit am Seil bezeichnet, ist die Arbeitsplatzpositionierung unter planmässiger Belastung von Chemiefaserseilen (heute fast ausschließlich halbstatische Polyamid-Kernmantelseile) zur Verrichtung von handwerklichen, überwachenden oder anderen Aufgaben, unter Verwendung von Techniken die sich aus bergsportlichen Abseil- und Klettertechniken entwickelt haben.

Inhaltsverzeichnis

Abgrenzung

SZT grenzen sich vom Klettern als Sport ab, da die Motivation hier nicht aus der persönlichen Bezwingung eines Hindernisses erfolgt, sondern aus der problemorientierten Lösung eines infrastrukturellen Problems. Meist geht es hierbei um Arbeiten an einem Ort, der auf anderem Wege nicht oder nur mit kosten- und materialintensiven Mitteln erreichbar wäre.

In der Vorgehensweise ist es auch nicht mit dem technischen Klettern zu vergleichen, da prinzipiell in 90 % der Anwendungsfälle eine Annäherung von oben durch Abseilen erfolgt.

Verfahren

Höhenarbeiter (ausgebildete Anwender von SZT) seilen sich vorwiegend unter Verwendung von genormter Spezialausrüstung wie halbstatische Seile, Verbindungselemente (Karabiner) und -mittel (vernähte Bandschlingen), selbstblockierende Abseilgeräte und mitlaufende Auffanggeräte sicher an die Arbeitsstelle ab und verrichten dort ihre Aufgaben. Anschließend seilen sie sich dann abhängig von den örtlichen Gegebenheiten bis zum Boden ab oder steigen am Seil wieder auf.

Zur Absturzsicherung wird aus Sicherheitsgründen im Gegensatz zum Sportklettern ausschließlich mit zwei redundanten Sicherungen gearbeitet.

Um gegen Gefahren wie das Hängetrauma selbst schnell reagieren zu können, liegt hierauf ein besonderer Fokus in der Ausbildung.

Einsatz

Fensterputzer im Einsatz

Höhenarbeiter kommen vor Allem dort zum Einsatz, wo Gerüste zu teuer, zu aufwändig oder zu zeitintensiv sind:

  • Wartungsarbeiten an hohen Gebäuden z. B. Windenergieanlage, Reinigung und Reparatur von Kirchendächern
  • Installation von Werbebannern
  • Dachreparaturen und Holzschutz
  • Montage von Taubenabwehr und Blitzschutzanlagen,
  • Schornsteinsanierung, Fassadensanierung, Fugensanierung & Dichtungsarbeiten
  • Durchführen von Fotodokumentationen und Baugutachten
  • Fenster- und Dachrinnenreinigung, Reinigungsarbeiten im Industrie- und Kraftwerksbereich
  • Baumklettern, Baumschnitt und -pflege, Montage von Rankehilfen, Fasadenbegrünung oder Pflanzenentfernung
  • Montage von Personenfangnetzen, Staubschutznetzen sowie von Schutzmatten im Vorfeld von Sprengungen
  • Korrosionsschutz- und Stahlbaumontagearbeiten
  • Personen- und Materialsicherungsarbeiten bei Filmproduktionen, Wartung von Bühnenseilzuganlagen
  • im Bühnenbau und in der Veranstaltungstechnik als Climber oder Rigger


Die organisierte Höhenrettung und Bergrettungsdienste sind dagegen üblicherweise keine Einsatzgebiete von Höhenarbeitern.

Professionelle Branche

Erst seit Mitte der 1990er Jahre sind seilunterstützte Zugangs- und Positionierungsverfahren formal von der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft zugelassen. Zuvor gab es zwar Aktivitäten, diese fanden aber in einer ungeregelten Grauzone statt, da bereits in der DDR tätigen Firmen die Anwendung nicht untersagt werden konnte, die seit 1988 gültigen Technischen Güte- und Lieferbedingungen (TGL) mit der deutschen Wiedervereinigung außer Kraft gesetzt wurden. Der Fach- und Interessenverband für seilunterstützte Arbeitstechniken e.V. (FISAT) tritt hierbei als Interessenvertreter der Branche auf.

In Deutschland sollten Arbeitgeber ihre Angestellten der arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen G41 unterziehen.

Weblinks


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