Babirusas

Babirusas
Hirscheber
Hirscheber Babyrousa babyrussa

Hirscheber Babyrousa babyrussa

Systematik
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Unterordnung: Schweineartige (Suina)
Familie: Echte Schweine (Suidae)
Gattung: Hirscheber
Wissenschaftlicher Name
Babyrousa
Perry, 1811

Die Hirscheber (Babyrousa) oder Babirusas sind eine Säugetiergattung aus der Familie der Schweine. Sie leben nur auf Sulawesi sowie den vorgelagerten Inseln und sind für ihre langen, den Rüssel durchbrechenden Hauer bekannt. Während früher alle Tiere zu einer Art zusammengefasst wurden, werden heute vier Arten, darunter eine ausgestorbene, unterschieden.

Inhaltsverzeichnis

Name

Obwohl das Wort „Eber“ für gewöhnlich ein männliches Schwein meint, werden hier beide Geschlechter dieser Art als Hirscheber bezeichnet. Die Bezeichnung Babirusa ist eine Zusammensetzung der indonesischen Wörter für „Hirsch“ und „Schwein“.

Merkmale

Hirscheber mit deutlich sichtbaren Hauern

Das auffälligste Merkmal der Hirscheber sind ihre Hauer, die größer als bei allen anderen Schweinen sind. Die oberen Hauer wachsen nicht aus dem Maul heraus, sondern geradewegs nach oben; sie durchbrechen die Rüsseldecke und wachsen dann in einem Bogen, bis sie wieder ihren Ausgangspunkt erreichen. Manchmal wachsen die Spitzen der Hauer wieder in die Haut und das Fleisch des Rüssels ein. Die Gesamtlänge dieser Zähne kann beim Männchen über 30 Zentimeter erreichen. Weibchen haben sehr viel kürzere Hauer. Dagegen wachsen die Hauer des Unterkiefers zu geringerer Länge heran. Sie wachsen ebenfalls aufwärts, ragen allerdings seitlich aus dem Maul heraus. In seltenen Fällen können sie dolchartig nach vorn wachsen. Durch die häufigen Kämpfe zwischen den Männchen findet man in freier Wildbahn sehr häufig Hirscheber mit abgebrochenen Hauern.

Hirscheber haben eine Kopfrumpflänge von etwa 88 bis 107 Zentimetern, der Schwanz wird zusätzlich 28 bis 32 Zentimeter lang. Die Schulterhöhe beträgt 65 bis 80 Zentimeter, das Gewicht bis zu 100 Kilogramm. Die Haut, die nur spärlich mit borstigen Haaren bedeckt ist, ist an der Oberseite graubraun und an der Unterseite weißlich gefärbt, wobei sich das weiß bis zu den Lippen erstrecken kann. Im Nacken und am Bauch wirft die Haut oft Falten. Der Körper wirkt rundlich und die Beine sind relativ lang und dünn.

Verbreitung und Lebensraum

Männlicher und weiblicher Hirscheber

Hirscheber sind endemisch auf der indonesischen Insel Sulawesi und vorgelagerten Inseln wie den Togian-Inseln. Die Art lebt auch auf der Molukken-Insel Buru, hierher wurde er aber offenbar durch Menschen gebracht. Habitat ist der tropische Regenwald.

Lebensweise

Hirscheber sind tagaktiv und begeben sich vor allem am Morgen auf Nahrungssuche. Um schneller voranzukommen, legen sie Trampelpfade im dichten Unterholz an. Tiere in Gefangenschaft bauen sich Strohnester zum Schlafen, ob dieses Verhalten auch auf freilebende Tiere zutrifft, ist nicht bekannt. Sie leben in Gruppen von bis zu acht Tieren, die meist aus Weibchen und ihrem Nachwuchs bestehen. Die Männchen leben oft einzelgängerisch.

Ihre Hauer erlauben ihnen nicht, nach schweinetypischer Art im Erdboden zu wühlen, so dass sie Laub und herabgefallene Früchte fressen.

Fortpflanzung

Zur Paarungszeit kommt es zwischen Männchen zu heftigen Kämpfen um das Recht, sich mit einem Weibchen zu paaren. Verletzungen sind aber selten, da die Hauer für gewöhnlich rückwärts weisen. Das Weibchen kann zweimal im Jahr Nachwuchs zur Welt bringen. Die Tragzeit beträgt rund fünf Monate, die Wurfgröße eins oder zwei. Neugeborene Hirscheber sind im Gegensatz zu den meisten Schweinen nicht gestreift, sie sind ausgesprochene Nestflüchter und können schon 10 Tage nach der Geburt feste Nahrung zu sich nehmen. Nach fünf bis zehn Monaten tritt die Geschlechtsreife ein. Das höchste belegte Alter von Tieren in Gefangenschaft beträgt 24 Jahre.

Hirscheber und Menschen

Zeichnung eines Hirschebers

Von jeher werden Hirscheber von den Bewohnern Sulawesis gejagt und gezähmt. Eine echte Domestikation ist aber nie erfolgt, da sich die gefangenen Tiere für gewöhnlich nicht vermehren. Die Wildpopulation wird heute auf 4000 Tiere geschätzt und von der IUCN (die alle Tiere noch zu einer Art zusammenfasst) als gefährdet (vulnerable) eingestuft.

Der Hirscheber ist das einzige bekannte Säugetier, bei dem ein Zahn regulär die Haut durchbricht. Dennoch kommt es an diesen Stellen niemals zu entzündlichen Infektionen. Hirscheber sind daher auch ein Ziel medizinischer Forschung, die herausfinden möchte, was diese Unempflindlichkeit verursacht. Die Erkenntnisse könnten in der Medizintechnik von Nutzen sein.

Im August 2006 wurden im Kopenhagener Zoo vier Hirscheber-dänisches Hausschwein-Hybriden geboren. Gemeinsame Nachkommen sind wegen der nur weitläufigen Verwandtschaft sehr unwahrscheinlich und bisher, abgesehen von diesem Fall, wissenschaftlich nicht dokumentiert.

Systematik

Wie eingangs erwähnt, werden heute vier Arten von Hirschebern unterschieden:

  • Babyrousa babyrussa ist auf der Insel Buru und den nahegelegenen Sula-Inseln beheimatet. Da diese Inseln nicht zum ursprünglichen Verbreitungsgebiet der Tiere gehören, sind sie vermutlich die Nachkommen von einer unbekannten, auf Sulawesi selbst ausgestorbenen Art.
  • Babyrousa bolabatuensis ist vermutlich ausgestorben. Die Art bewohnte früher den Süden Sulawesis.
  • Babyrousa celebensis ist die heute einzige auf Sulawesi selbst lebende Art.
  • Babyrousa togeanensis lebt ausschließlich auf den Togian-Inseln.

Literatur

  • Ronald M. Nowak: Walker's Mammals of the World. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1999. ISBN 0801857899
  • D. E. Wilson & D. M. Reeder: Mammal Species of the World. Johns Hopkins University Press, 2005. ISBN 0801882214

Weblinks


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