Selektivruf

Selektivruf

Eine 5-Ton-Folge (auch Selektivruf genannt) wird zur selektiven Adressierung eines einzelnen Funkteilnehmer (Einzelruf) oder einer ganzen Gruppe verwendet (Gruppenruf). Dazu benötigt das Funkgerät in sich oder früher in einem Zusatzgerät folgende Rufnummern:

  • Einzelruf-Geber
  • Gruppenruf-Geber
  • Einzelruf-Auswerter
  • Gruppenruf-Auswerter.

Hinzu kommen noch ältere Einton-Rufverfahren, auch als Sammelruf bezeichnet. Üblich sind:

  • Ruf-I = 1750 Hz
  • Ruf-II = 2135 Hz.

Wird ein gespeicherter Ruf empfangen, so passiert in der Regel folgendes:

  • Sammelruf: es öffnet sich nur der Lautsprecher.
  • Gruppenruf: wie Sammelruf, zusätzlich ertönt einmalig ein Anrufton
  • Einzelruf: wie Gruppenruf, der Anrufton wird mehrfach wiederholt, Anruflampe leuchtet

In komplexeren Funknetzen kann zusätzlich die Rufnummer des Anrufers in einer weiteren 5-Ton-Folge übertragen werden. Sie wird dann im Display des gerufenen angezeigt. Dies wird allerdings nicht von allen Geräten unterstützt.

Moderne Geräte können mit der 5-Ton-Folge auch im Gerät hinterlegte Texte als Status übertragen. Ähnlich dem FMS der BOS, allerdings können die Texte völlig frei gewählt werden und es sind mehr als 10.

Weitere Anwendungen für 5-Ton-Folge:

  • einfache Fernsteuerung, z. B. Pumpe an - aus, gesteuert vom Wasserhochbehälter
  • Relaisöffnung, und damit Nutzung nur durch Berechtigte
  • Sprechwunsch-Anforderung von der Leitstelle. Lautsprecher und Sprechtaste sind sonst verriegelt
  • STUN/UNSTUN für die Deaktivierung gestohlener Funkgeräte
  • Notruf, z. B. Taxifunkgerät sendet seine Kennung + 30 sek Sprache aus dem Innenraum
  • stille Abfrage : Leitstelle kann Gerät zum Senden auffordern

Die Kodierung von 5-Ton-Folgen orientieren sich an den nationalen Standards. Moderne Geräte (die weltweit erfolgreich sein wollen) können zwischen 10 verschiedenen Standards sowie einen frei definierbaren "User" Standard umschalten. In Deutschland ist es der ZVEI-Standard. In anderen Ländern wird CCIR, EEA, EIA oder Natel verwendet. Die verschiedenen Frequenzen der einzelnen Töne nach ZVEI sind :

Ziffer 1 2 3 4 5 6 7 8 9 0 R
Tonhöhe/Hz 1060 1160 1270 1400 1530 1670 1830 2000 2200 2400 2600

Eine typische Sequenz setzt sich aus 5 Ziffern, also 5 verschiedenen Tönen zusammen, die alle eine fest definierte Dauer von 70 ms haben. Um die Alarmierungssicherheit zu erhöhen, wird bei der Wiederholung einer Ziffer (zum Beispiel bei 88) nicht zweimal der 2000-Hz-Ton ausgesandt. Statt dessen wird beim zweiten Ton der Originalton (2000 Hz) durch den Alternativton (R, 2600 Hz) ersetzt um die Unterscheidbarkeit von aufeinanderfolgenden Tönen zu gewährleisten.

BOS Anwendung

Der 5-Ton-Ruf wird üblicherweise im analogen BOS-Funk eingesetzt, um Einsatzkräfte zu alarmieren. Ein anderer, ebenfalls geläufiger Ausdruck für die 5-Ton-Folge ist der Begriff Schleife. 5-Ton-Folgen können personenbezogen, fahrzeuggebunden oder orientiert an einer gewünschte Ausrückestärke vergeben werden. Wenn ein Funkmeldeempfänger die ihm zugewiesene Folge empfängt, wird der Alarm ausgelöst. Auch Sirenen können über 5-Ton-Folgen ausgelöst werden, jedoch ist dabei noch ein nach dem 5-Ton-Signal gesendeter Doppelton (Überlagerung zweier Töne mit jeweils unterschiedlicher Frequenz, aber gleichem Lautstärkepegel) nötig. Gemäß den geltenden Vorschriften muss die Tonfolge zweimal ausgesandt werden. Um eine höhere Alarmierungssicherheit zu garantieren, können auch 2 mal 2 Tonfolgen ausgesandt werden. Im BOS-Funk müssen zusätzlich noch bestimmte Zeiten für die Tondauer und Toleranzen sowohl für Tonfrequenz und -dauer eingehalten werden, welche in der TR-BOS festgehalten sind.

Zeitlicher Ablauf einer 5-Ton-Folge

In einem analogen Funknetz erfolgt die Alarmierung wie auch die Durchsage in der Regel auf dem gleichen Kanal im 4m-Band. Bei der digitalen Alarmierung erfolgt das Ansprechen des Piepsers und die Übertragung der Datenbits im 2m-Band. Das digitale Pendant zur 5-Ton-Folge ist der Radio Identification Code (kurz RIC).

Der Nachteil der analogen Alarmierung fällt beim kritischen Betrachten der Alarmierungsdauer auf. Eine einzige Alarmierung dauert mindestens 2,5 Sekunden, an die sich bei einer folgenden Durchsage laut den Richtlinien mindestens 5 Sekunde Pause sowie die Dauer der eigentlichen Sprachdurchsage anschließen. Sollte es notwendig sein, mehrere Schleifen zu alarmieren, erhöht sich die Gesamtdauer der Alarmierung deutlich.

Siehe auch

Weblinks

  •  Beispieldatei zum Anhören?/i
Kodierung: 88022; Töne: 2000 - 2600 - 2400 - 1160 - 2600 (Angaben in Hertz)

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