Selenblei

Selenblei
Clausthalit
Bild eventuell bei Commons
Chemische Formel PbSe
Mineralklasse Sulfide und Sulfosalze - Sulfide mit Me:S,Se,Te = 1:1
2.CD.10 (früher II/C.15-50) (nach Strunz)
2.8.1.2 (nach Dana)
Kristallsystem kubisch
Kristallklasse hexakisoktaedrisch 4/m\ \bar{3}\ 2/m (nach Hermann-Mauguin)
(Kurzsymbol m\bar3m)
Farbe bleigrau bis bläulich
Strichfarbe gräulich schwarz
Mohshärte 2,5 bis 3
Dichte (g/cm³) 7,6 bis 8,8
Glanz Metallglanz
Transparenz opak
Bruch gekörnt
Spaltbarkeit vollkommen nach [100}, {010} und {001}
Habitus
Häufige Kristallflächen
Zwillingsbildung
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten löslich in Schwefel- und Salpetersäure
Ähnliche Minerale Galenit
Radioaktivität keine Radioaktivität
Magnetismus nicht magnetisch

Clausthalit (veraltet Selenblei) ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze, genauer der Sulfide mit einem Verhältnis von Metall zu Schwefel, Selen oder Tellur von 1:1. Zusammen mit Galenit bildet es die Galenit-Claustalit-Serie.[1]

Es kristallisiert im kubischen Kristallsystem mit der chemischen Formel PbSe und entwickelt dabei derbe, körnige bis massige Aggregate in bleigrauer bis bläulicher Farbe.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Das Mineral wurde 1832 von François Sulpice Beudant in der Nähe von Clausthal-Zellerfeld im Oberharz gefunden und nach seiner Typlokalität, dem Ortsteil Clausthal benannt.

Besondere Eigenschaften

Clausthalit lässt sich mit Schwefel- und Salpetersäure lösen und entwickelt beim Erhitzen vor der Lötlampe einen starken Geruch nach Selen. Es ist weder radioaktiv noch magnetisch.

Bildung und Fundorte

Clausthalit bildet sich als Sekundärmineral hydrothermal in schwefelarmen Lagerstätten. Es ist mit anderen Seleniden, wie Tiemannit und Klockmannit vergesellschaftet.[2]

Clausthalit ist wahrscheinlich das häufigste natürliche Selenid.[2]

Fundorte sind unter anderem Cacheuta in Argentinien, Pacajake in Bolivien, das Erzgebirge in Deutschland, am Athabascasee in Kanada, Sibirien in Russland, Skrikerum in Schweden, Předbořice, Bukov und Zlatkov in Tschechien, sowie Colorado in den USA.

Auf Grund der Ähnlichkeit von Clausthalit und Galenit ist in vielen Galenit-Vorkommen ein Teil des Schwefels gegen Selen ausgetauscht, so dass entsprechende Vorkommen auch einige Prozente Clausthalit enthalten.

Struktur

Clausthalit kristallisiert im kubischen Kristallsystem in der Raumgruppe Fm\bar3m und ist isotyp zur Natriumchlorid-Struktur. Der Gitterparameter a beträgt 6,124 Ångström. Die Elementarzelle weist etwas längere Achsen als beim ebenfalls isotypen Galenit (PbS, 5,936 Ångström) auf. Die ist auf den etwas größeren Ionenradius der Selenid-Ionen (Se2−) im Clausthalit verglichen mit den Sulfid-Ionen (S2−) im Galenit zurückzuführen. Da Schwefel und Selen sich oft gegenseitig in Kristallstrukturen ersetzen können, kann der Gitterparameter eines Mischkristalls Pb(S,Se), je nach Anteil des entsprechenden Elements, zwischen den oben genannten Werten liegen.

Verwendung

Verwendung findet nur der im Galenit enthaltene Clausthalit. Bei der Bleigewinnung wird das enthaltene Selenid angetrennt und dient als Quelle für elementares Selen und andere Selenverbindungen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Galenit-Clausthalit-Serie bei mindat.org
  2. a b Clausthalit in: Anthony et al.: Handbook of Mineralogy, 1990, 1, 101 (pdf)

Literatur

  • Robert G. Coleman: The natural occurence of Galena-Clausthalite solid solution series, in: American Mineralogist, 1959, 43, 166-175
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0
  • Paul Ramdohr, Hugo Strunz: Lehrbuch der Mineralogie. 16. Auflage. Ferdinand Enke Verlag 1978, ISBN 3-432-82986-8

Weblinks


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