Sender Jungingen

Sender Jungingen
Jungingen
Stadt Ulm
Koordinaten: 48° 27′ N, 9° 59′ O48.4422222222229.98111111111117Koordinaten: 48° 26′ 32″ N, 9° 58′ 52″ O
Fläche: 14 km²
Einwohner: 3239 (31. Dez. 2005)
Eingemeindung: 1. Sep. 1971
Postleitzahl: 89081
Vorwahl: 0731
Karte
Lage von Jungingen in Ulm
ev. Kirche Ulm-Jungingen (fotografiert vom südlichen Ortsausgang aus)

Jungingen ist ein Stadtteil im Norden der Kreisfreien Stadt Ulm. Es grenzt an den Autobahnanschlussstellen Ulm-Ost und Ulm-West der Bundesautobahn 8 zwischen Stuttgart und München.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Anfänge

Nach dem durch die großen Alamanneneinfälle im 3. Jh.n.Chr. der Limes von den Römern aufgegeben wurde, ließen sich die Alamannen nach und nach in Süddeutschland nieder. Es wird angenommen, dass Jungingen um etwa 700 nach Christus herum besiedelt wurde. Ortsnamen mit der Endung "ingen" (was auf den alemannischen Hintergrund schließen lässt), werden meist mit einem Personennamen gebildet. Im Falle Jungingens finden wir den Namen eines Oberhauptes oder Anführers namens "Jungo".

Alamannische Funde wurden in Jungingen bis heute jedoch nicht geborgen. Jungingen wird das erste Mal 1275 in einer Abgabenliste im Pfarrstellenbuch des Schwäbischen Bistums Konstanz erwähnt. Mit den Abgaben, die Jungingen neben vielen anderen Orten leistete, wurde im Rahmen der Kreuzzüge eine Feldzug von Karl von Anjou im Auftrag des Papstes finanziert.

Die Siedlung Jungingen entstand vermutlich um einen Maierhof herum. Es ist anzunehmen, dass es in der Junginger Umgebung mehrere kleine Siedlungen gab, die nach und nach in Jungingen aufgegangen sind, um mehr Fläche landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Noch heute erinnern Flurnamen an diese abgegangenen Orte.

In den Jahren zwischen 1500 und 1800 vergrößerte Jungingen sich aufgrund einer entsprechenden Baupolitik nicht. Es gab zwar immer wieder Bauanträge, diese wurden aber meist abgelehnt, da überbaute Flächen nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und somit nicht mehr mit Abgaben belegt werden konnten.

Aus dem Jahr 1445 ist eine Dorfordnung aus Jungingen erhalten (die älteste im ulmischen Gebiet), welche das Zusammenleben im Ort regelte. Alle zwei Jahre wurde so ein Gremium gewählt, welches sich zur Hälfte aus Bauern und zur anderen Hälfte aus Seldnern (landwirtschaftliche Hilfskräfte) bestand. 1601 wurde der Ulmer Rat auf die Ordnung aufmerksam und führte die Ulmer Dorfordnung ein.

Jungingen im 17. Jahrhundert

Das 300 Einwohner (Leibeigene) starke Jungingen bestand aus ca. 40 bis 50 Wohn- und 11 Bauernhäusern, welche mit Stroh bedeckt waren. Einzig das Dach der Kirche war nicht aus Stroh, was allerdings nicht verhinderte, dass es Mitte des 17. Jahrhunderts einstürtze. Daraufhin bekam sie das noch heute erhaltene Zwiebeldach.

Nach wie vor lebten die Junginger von der Landwirtschaft. Angebaut wurde auf Jungingens fruchtbaren Feldern Roggen, Dinkel, Hafer, Gerste und Flachs. Vieh wurde nur wenig gehalten. Neben den Landwirten gab es noch verschiedene Arten von Handwerkern (z. B. Schmiede oder Wagner), welche aber meist einen landwirtschaftlichen Nebenerwerb in ihrem Garten betrieben. Dazu gab es noch die Kräutergärten, welche sich noch heute am südlichen Ortsausgang befinden.

Es gab eine Bürgerwehr mit eigenem Schützenheim, mehrere Brunnen, zur Wasserversorgung, ein Backhaus und überdachte Waschstellen (Tröge neben den Brunnen). Zum Tränken des Viehs gab es neben Trögen, die mit Wasser aus den Brunnen befüllt wurden, noch drei oder vier Dorfteiche, genannt Lachen, welche umzäunt waren. Wichtig waren die Lachen auch als Löschwasserresservoire. Einmal im Jahr wurden diese Lachen von den Bürgern gereinigt, da sie oft durch Mist verunreinigt wurden, wobei derjenige einen finanziellen Beitrag leisten musste, dessen Haus am nächsten an der Lache gelegen war. Zum Schutz gegen Wild und streunende Tiere war Jungingen umzäunt.

Wer es im evangelischen Jungingen versäumte den Gottesdienst zu besuchen, wurde verdächtigt, sektiererische Gedanken zu hegen. Nach den Predigten traf man sich im Wirtshaus und diskutierte den Gottesdienst, was aber schnell vom Ulmer Rat unterbunden wurde.

Napoleonische Zeit

Am 11. Oktober 1805 trafen vor Jungingen (bei Haslach) napoléonische und österreichische Truppen in einem Vorgefecht der Schlacht von Elchingen aufeinander. Die österreichischen Truppen kamen über Bayern, die napoleonischen über Günzburg und Augsburg in Richtung Ulm. Napoleon I. vermutete in Ulm die österreichische Hauptmacht und ließ eine Division unter General Dupont vom Großen Gehrn (ein Wald nördlich von Jungingen) bis an die Blau aufstellen. Am 11. Oktober 1805 sollte Ulm angegriffen werden, Dupont musste aber feststellen, dass die österreichische Hauptmacht nördlich von Ulm, von Böfingen über Örlingen nach Jungingen stand. Dupont ließ sich entgegen seinen Befehlen auf einen Kampf gegen die Übermacht ein. Die erhoffte Verstärkung kam zu spät. Dennoch konnten die Franzosen die zahlenmäßige Überlegenheit durch ihre bessere Ausbildung aufwiegen.

Die Österreicher wurden aus Jungingen vertrieben und der Ort besetzt. Jedoch verloren die Franzosen den Ort aber wieder, nachdem die Österreicher ein neues Regiment in den Kampf einbrachen. Am härtesten umkämpft war der Ortskern. Die evangelische Kirche wechselte an diesem Tag fünfmal den Besitzer und wurde schwer beschädigt. Bis 21 Uhr dauerten die Kämpfe an diesem verregneten und verschneiten Tag und endeten in der Flucht der Franzosen. Es starben vermutlich 3.000 Menschen, 1.100 verwundete österreichische Soldaten wurden am nächsten Tag in Ulm gezählt und die Österreicher erbeuteten 23 Artelleriewagen, neun Kanonen und 2 Fahnen. Gefangene wurden auf beiden Seiten gemacht. Besonders hervorgetan hatte sich auf österreichischer Seite der General Schwarzenberg, an den in Jungingen noch heute eine Straße erinnert.

Die Geschichte, dass Napoleon I. in Oberhaslach in einem Güllefass übernachtet habe, gehört ins Reich der Legende. Wahr ist aber, dass sich Napoleon I. in Oberhaslach aufgehalten hat und einer Bäuerin einen Louis d'or, also ein Goldstück geschenkt hat, welches sich noch heute im Besitz der Familie befindet.

Die Schützengräben im Wald Großer Gehrn stammen nicht, wie oft vermutet von 1805, sondern wurden 1800 während des Zweiten Koalitionskrieges von oder gegen französische Soldaten ausgehoben.

Jungingen wird bayrisch

Als Entschädigung für an Frankreich verlorene Gebiete erhielt das Kurfürstentum Bayern Ulm. Die Junginger Bevölkerung dürfte das allerdings nur am Rande interessiert haben, als sie vom Ende der Ulmer Reichshoheit und von der Eingliederung nach Bayern im Jahr 1802 erfuhren, da sich für sie nur wenig veränderte. Acht Jahre später im Jahre 1810 wurde Jungingen dann schließlich württembergisch.

Der erste Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg wurden 73 Junginger eingezogen, von denen 31 nicht zurückkehrten. Da befürchtet wurde, dass Ulm Schauplatz des Krieges und als Garnisonsstadt Ziel feindlicher Angriffe werden könne, erschienen am 5. August 1914 1300 Arbeiter und 250 Ersatzreservisten, um Gräben auszuheben, Unterstände und Bunker zu bauen. Die Gräben wurden bald wieder zugeschüttet, als klar wurde, dass der Krieg nicht nach Jungingen kommen würde und 1916 wurden ein großteil der Unterstände gesprengt, da man sie nicht auf den Feldern haben wollte.

1920 wurde an der nördlichen Friedhofsmauer ein Denkmal für die Gefallenen und Vermissten angebracht. Dieses wurde aber später bei Renovierungsarbeiten abgenommen.

Jungingen bis heute

Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Einwohnerzahl Jungingens durch hinzuziehende Kriegsflüchtlinge im Besonderen aus Ungarn um fast das doppelte. Da es sich bei dem Großteil der Zugezogenen um Katholiken handelte wurde 1964 eine katholische Kirche eingeweiht.

1971 wurde Jungingen nach Ulm eingemeindet, woraufhin die Einwohnerzahl durch ein Neubaugebiet wieder anstieg, eine Mehrzweckhalle gebaut wurde und die Kanalisation mit der der Stadt Ulm zusammengeschlossen wurde. Es entstanden neue Gemeindehäuser der Kirchengemeinden, ein neuer Kindergarten und ein Lärmschutzwall zur Abdämmung des Lärms der naheliegenden Eisenbahn.

Religionen

Jungingen ist überwiegend evangelisch geprägt. Die evangelische Kirchengemeinde Peter und Paul gehört zum Kirchenbezirk Ulm. Seit 1964 gibt es die katholische Gemeinde St. Josef, die vom Pfarramt in Böfingen mitbetreut wird.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Getreidesilo der Schapfenmühle
Mittelwellesendemast am Ortsrand

Bauwerke

Zu den Besonderheiten Jungingens gehört die evangelische Kirche mit ihrem markanten Zwiebelturm und die Schapfenmühle, Ulms zweitältester Betrieb.

Silo der Schapfenmühle

Das 2005 erbaute Getreidesilo der Schapfenmühle ist mit 114,6 m Höhe das höchste aktive Getreidesilo der Welt. Der Henninger-Turm in Frankfurt-Sachsenhausen ist zwar 120 m hoch, er wird aber nicht mehr als Silo verwendet. Das Silo ist das dritthöchste Bauwerk in Ulm, nach dem Fernmeldeturm Ermingen mit 162 m und dem Ulmer Münster mit 161,53 m.

Sendeanlage des Südwestrundfunks

Am südwestlichen Ortsrand von Jungingen betreibt der SWR bei 48°26'32" nördlicher Breite und 9°58'52" östlicher Länge eine Sendeanlage für Mittelwelle (Frequenz 711 kHz, Sendeleistung 5 Kilowatt EMRP) zur Verbreitung des Programms SWR cont.ra. Als Sendeantenne wird ein gegen Erde isolierter, abgespannter Stahlfachwerkmast mit quadratischem Querschnitt verwendet. In den 1970er Jahren wurde von Jungingen auch das Programm des AFN im Mittelwellenbereich abgestrahlt.

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Museen

  • Heimatgeschichtliche Sammlung Jungingen im alten Feuerwehrhaus

Wirtschaft und Infrastruktur

Zwischen Jungingen und Ulm befindet sich das zum Stadtteil gehörende Gewerbegebiet Franzenhauserweg. Die Drogeriemarktkette Müller hat hier ihre Zentrale. Weitere erwähnenswerte Einrichtungen dort sind das Beschussamt Ulm, das erste Beschussamt der Bundesrepublik, und eine Polizeihundeführerstaffel.

Bildung

In Jungingen gibt es die Gutenberg-Grundschule und die Gutenberg-Hauptschule mit Werkrealschule. Es existieren zwei evangelische und ein städtischer Kindergarten.

Literatur

  • Dr. Thomas Hirth: Jungingen – Das Dorf und seine Menschen. Heimatgeschichtliche Sammlung Jungingen

Weblinks


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