Sendeturm Gleiwitz

Sendeturm Gleiwitz
Sendeturm Gleiwitz

Der Sender Gleiwitz war ein Rundfunksender im Gleiwitzer Stadtteil Petersdorf. Die Großstadt gehörte bis 1945 zur preußischen Provinz Oberschlesien, seither als Gliwice zu Polen. Der Sender Gleiwitz diente als Relaisstation für die Schlesische Funkstunde, die aus Breslau sendete; es handelte sich also nicht um einen eigenständigen Rundfunkveranstalter.

Bekannt wurde die Sendestation durch Berichte über einen inszenierten Überfall auf den Sender Gleiwitz am Abend des 31. August 1939, einer von mehreren Grenzzwischenfällen, die sich in der Nacht ereignet haben sollen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Sender

Der erste Rundfunksender in Gleiwitz wurde am 15. November 1925 an der Raudener Straße in Betrieb genommen. Er verwendete als Sendeantenne eine T-Antenne („mittengespeister Dipol“), die an zwei 75 Meter hohen Stahltürmen befestigt war. Da diese Anlage, deren Sender 1928 in der Leistung gesteigert wurde, nicht mehr den Anforderungen genügte, wurde zwischen dem 1. August 1934 und dem 23. Dezember 1935 an der Tarnowitzer Landstraße ein neuer Sender gebaut, der als Antennenturm einen noch heute vorhandenen 111 Meter hohen Holzturm besitzt.

Sendeturm

Sendeturm Gleiwitz

Der Sendeturm Gleiwitz wurde 1935 als Ersatz für den 1925 in der Raudener Straße in Gleiwitz gebauten Rundfunksenders errichtet, der als Antenne eine T-Antenne verwendete und die an zwei 75 Meter hohen freistehenden Stahlfachwerktürmen aufgehängt war.

Die, einschließlich des 8 Meter hohen Antennenmastes auf seiner Spitze, 118 Meter hohe Konstruktion aus Lärchenholz, welche von Bronzedübeln zusammengehalten wird, wurde gemeinsam mit der neuen Sendeanlage zwischen dem 1. August 1934 und dem 23. Dezember 1935 errichtet.

In 40,4 m, 55,3 m, 80,0 m und 109.70 m Höhe hat der Turm begehbare Plattformen. Die Plattform auf der Spitze, die über eine Leiter mit 365 Sprossen zugänglich ist, misst 2,13 x 2,13 m.

Da er in seiner Bauweise an den Eiffelturm erinnerte, obwohl die Ähnlichkeiten nicht so groß sind, trug er gelegentlich auch den Spitznamen "Schlesischer Eiffelturm".

Sendetürme in Holzbauweise wie der Sendeturm Gleiwitz wurden bis 1935 in Deutschland (Grenzen von 1937) an den meisten Sendestellen errichtet, wobei der höchste dieser Bauwerke in Mühlacker stand. Die meisten dieser Türme sind schon vor 1950 verschwunden.

Diese Drahtantenne wurde als Sendeantenne für Mittelwellenrundfunk verwendet, wobei die Sendeleistung 5 Kilowatt und die Sendefrequenz bis 1945 1231 kHz betrug.Der Sendeturm in Gleiwitz, der dem 2. Weltkrieg unbeschadet überstand, wurde bis 1950 als Hauptsender und bis 1955 als Reservesender des polnischen Rundfunks für Mittelwellenrundfunk in Oberschlesien verwendet.

Nach 1955 diente der Sendeturm Gleiwitz möglicherweise als Störsender, um den Empfang des im Mittelwellenbereichs von Radio Free Europe in Holzkirchen verbreiteten polnischen Radioprogramms zu stören und/oder als Messturm für Messungen an Antennen, welche in den zu einer Produktionsstätte für Antennen umfunktionierten Sendegebäude hergestellt wurden, wofür er durch seine Holzbauweise ähnlich den Türmen in Brück gut geeignet wäre. Heute trägt der Turm zahlreiche Mobilfunkantennen und Sendeantennen für leistungsschwache lokale UKW-Sender, wie für CCM Radio auf 93,4 MHz mit einer Sendeleistung von 2 Kilowatt. Die Sendeantenne für Mittelwelle ist noch vorhanden, allerdings ist die ursprüngliche Sendeeinrichtung nicht mehr funktionsfähig, da gegen Ende der 80er Jahre, vermutlich nach Einstellung der Störsenderaktivität die Senderendstufe demontiert wurde.

Seitdem im Herbst 1990 der Holzsendeturm des Senders Żórawina wegen Baufälligkeit abgerissen wurde, ist der Sendeturm in Gleiwitz der mit Abstand höchste Holzturm der Welt und einer der wenigen Sendetürme in Holzbauweise überhaupt. Der Sendeturm Gleiwitz besitzt in seinem Innern eine Drahtantenne, welche von der Turmspitze zum Abstimmhaus unter den Turmfüßen führt.

Nachkriegsnutzung

Im Inneren des Senders. Auf der Arbeitsfläche liegt eine der Gewindestangen, mit denen der Sendemast zusammengeschraubt ist

Die Sendeanlage in Gleiwitz-Petersdorf überstand – im Unterschied zu vielen anderen Sendeanlagen in Deutschland und den von Deutschland besetzten Gebieten – den Zweiten Weltkrieg fast unversehrt. Vom 4. Oktober 1945 bis 1955 diente der Sender Gleiwitz zur Verbreitung von Radioprogrammen im Mittelwellenbereich, bevor ein neuer Sender in Ruda Śląska seine Funktion übernahm.

Ab 1955 diente der Sender manchen Berichten zufolge auch als Störsender, um den Empfang westlicher Rundfunksender in Gleiwitz zu beeinträchtigen. Nach Abschaltung der Störsendeaktivitäten in den 80er Jahren wurde der Sender stillgelegt.

Andererseits unterhielten die Sowjets im fernen Sibirien einen sehr starken Radiosender, der den Empfang solcher Sendungen wie „Radio Free Europe“ oder „Deutschlandfunk“ in Schlesien stören sollte. Doch die Gleiwitzer konnten ohne besondere Probleme eben diesen Sendern zuhören.

In den Innenräumen des Gleiwitzer Senders befand sich in der Nachkriegszeit eine Produktions- und Testhalle, in der Radioteile hergestellt wurden.

Heute trägt der Sendeturm in Gleiwitz zahlreiche Sendeantennen für den Mobilfunkdienst und den nicht-öffentlichen Landfunkdienst.

Museum

Seit dem 1. Januar 2005 ist der Sender Gleiwitz ein Museum. Das Museum zeigt die alte Rundfunktechnik des Senders und dokumentiert den „Überfall“ von 1939.

Literatur

  • „Funkamateur“, 9/2005, Seite 900/901

Weblinks

Einzelnachweise


50.31333333333318.6891666666677Koordinaten: 50° 18′ 48″ N, 18° 41′ 21″ O


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