Senfl

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Ludwig Senfl

Ludwig Senfl (Senfli, Sennfel) (* um 1486 in Basel, † zwischen dem 2. Dezember 1542 und dem 10. August 1543 in München) war ein deutsch-schweizerischer Komponist.

Das erste gesicherte Lebensdatum Senfls ist 1496, das Jahr seines Eintritts als Sänger und Notist in den Dienst Kaiser Maximilians I. Somit wäre als spätestes Geburtsdatum 1486 anzunehmen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Senfl wurde in der Kapelle König Maximilians I. von deren Leiter, dem Hofkomponisten Heinrich Isaac, in die Musik eingeführt. So zeigte sich Senfl in einem autobiographischen Lied (Lust hab ich ghabt zur Musica, Gesamtausgabe 2, Nr. 36) Isaac tief verpflichtet; sowohl dieser als auch Josquin des Prés haben sein gesamtes musikalisches Schaffen am stärksten beeinflusst.

Der königlichen Kapelle, die den König und späteren Kaiser regelmäßig auf seinen Reisen — so nach Augsburg, Wien und Konstanz - zu begleiten pflegte, gehörte er mit kurzen Unterbrechungen und in verschiedenen Positionen mehr als 20 Jahre an.

Nach Isaacs Tod (1517) trat Senfl als Sänger und „Notator“ der kaiserlichen Kapelle für einige Zeit an dessen Stelle.

Als Kaiser Maximilian 1519 starb, wurde die Kapelle im folgenden Jahr aufgelöst. Für Senfl begann damit eine unstete und ungewisse Zeit, in der er u.a. den Liber selectarum cantionum als ersten gedruckten Motetten-Band nördlich der Alpen (Augsburg, 1520) zusammenstellen und veröffentlichen konnte. (Dieser Band enthält außer 6 eigenen Werken noch 15 Motetten von Pierre de La Rue, Heinrich Isaac, Josquin des Prés, Jacob Obrecht und Jean Mouton), sowie 4 weitere Kompositionen anonymer Meister.

Schließlich trat Senfl 1523 in den Dienst Herzog Wilhelms IV. in München, dessen Hofkapelle er 20 Jahre als „Musicus intonator“ oder auch als „Musicus primarius“ leitete. Senfl zeigte später offensichtlich Zeichen der Sympathie für die Reformation. (So zeugen u.a. auch Korrespondenzen mit Martin Luther (1530—33) und Herzog Albrecht von Preußen (1526—40) seine reformatorische Neigungen.)

Werk

Es entspricht niederländischer Tradition, dass Senfls musikalisches Lebenswerk Messen, Motetten und Lieder umfasst. Das Latein der Liturgie bleibt den geistlichen Werken vorbehalten, das deutsche Lied repräsentiert das weltliche Repertoire. (So insgesamt u.a. 130 einzelne Messpropriumsgesänge, 56 Vesperpropriumsgesänge, Magnificatvertonungen, mehrstimmige Psalmvertonungen, über 100 Motetten, etwa 280 dt. Lieder · ferner lat. Oden u. Carmina · zahlr.

Traditionell bevorzugt seine Kunst die Bindung an einen Cantus firmus (Cantus prius factus), in der Regel liturgischer Herkunft. Die Missa dominicalis L'homme armé (GA 1, Nr. 1) illustriert überzeugend, wie nahe geistliche und säkulare Welt einander sind: der gregorianische Cantus firmus des Ordinarium missae wird durchgehend mit der Melodie einer damals weitverbreiteten Chanson kombiniert. Allgemein steht Senfls kunstreicher kontrapunktischer Satz auf der Höhe seiner Zeit.

Den von seinem Lehrer Isaac im Auftrag des Konstanzer Domkapitels (1508) polyphon gesetzten Choralis Constantinus (postum 1550—55 gedruckt) ergänzte er ebenbürtig mit zahlreichen Sätzen (hsl. unter dem Titel Opus musicum in den Münchener Chorbüchern überliefert).

Die deutschsprachigen Lieder entstammen literarisch, häufig aber auch melodisch, dem Repertoire der Hofweisen oder dem Volkslied (Liebes- und humanistische Bildungslyrik, Schicksale menschlichen Daseins); einige dieser überwiegend tenorgebundenen Lieder bekennen sich zum christlichen Glauben, andere rügen in spätmittelalterlicher Manier sittliche oder gesellschaftliche Zustände der Zeit. Beschränkt sich die künstlerische Resonanz Senfls auch vorwiegend auf den deutschen Sprachraum, so hat hier seine Musik um so tiefer eingewirkt.
Nach dem Brauch der Zeit hat Senfl eine Reihe antiker und humanistischer Dichtungen für den Schulunterricht metrisch homophon ausgesetzt.

Zu seiner Bedeutung:

Senfls Werk bildet den Höhepunkt der altdeutschen Musik zur Reformationszeit. Senfls geistliches Hauptwerk kulminiert in der Komposition von Ordinarium und Proprium der Messe, in Magnificats, Psalmodien, Hymnen und Responsorien, ferner Vertonungen von Orationen, Salutationen, Texten aus dem Alten Testament und den Evangelien sowie in einigen Psalmen. Gleichzeitig war Senfl in jener Zeit mit seinen über 250 qualitativ hochwertigen Lieder zur Gattung des Tenorliedes der wichtigste Vertreter des deutschen Gesellschaftslieds.
Sein Ansehen ist u.a. begründet in seiner polyphonen Motetten- und Liedkunst. In seinen Gesellschaftsliedern vertritt den weltlichen Bereich seiner Kunst ebenso entscheiden wie die liturgisch-spirituelle Intention seiner lateinischen Messen und geistlichen Motetten. Es heißt, dass „Senfl die musikalischen Ausdrucksformen seiner Zeit in universaler Weise beherrschte“. [Riemann-Musiklexikon]

Werk

  • 250 mehrstimmige deutsche Lieder, z. B.
    • Es het ein Bidermann ein Weib,
    • Wohl krumbt der Mai,
    • Lust mag mein Herz,
    • Tandernaken
    • Es taget vor dem Walde
    • Mit Lust tät ich ausreiten
    • Im Maien
    • Ein Maidlein zu dem Brunnen ging
    • Mag ich, Herzlieb, erwerben dich
    • Nun grüeß dich Gott
    • Zwei Königskinder
  • 240 geistliche lateinische Motetten, z. B.
    • Sic Deus dilexit mundum,
    • Non moriar, sed vivam (eine von zwei so genannten Luther-Motetten),
    • In pace in idipsum,
    • Alma Redemptoris Mater
    • Ave, Rosa sine spinis
  • sieben Messen und Cantus firmus, z. B.
    • Missa Paschalis zu 5 Stimmen
    • Missa L’homme armé

Literatur

  • Robert Eitner: Senfl, Ludwig. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 27–30.
  • dtv-Atlas der Musik. Hrsg. von Ulrich Michels. München 2005 (2. durchgesehene u. korr. Aufl.).
  • MGG (= Musik in Geschichte und Gegenwart; 1. Aufl. – CD-Rom-Version).
  • Der große Metzler Musiklexikon. (Stuttgart 2005 – CD-Rom-Version).
  • Brockhaus Riemann Musiklexikon in zwei Bänden. Hrsg. von Carl Dahlhaus und Hans Heinrich Eggebrecht. Wiesbaden 1979.
  • Geschichte der Musik. Band 2: Renaissance und Barock. Hrsg. v. Alec Robertson und Denis Stevens. München 1965.
  • Besseler, Heinrich: Musik des Mittelalters und der Renaissance. (Handbuch der Musikgeschichte. Hrsg. von Ernst Bücken). Potsdam 1931.

Weblinks


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