- Serifenlose Linear-Antiqua
-
Die Grotesk, auch Sans Serif (französisch für „ohne Serifen“) ist eine aus der Antiqua abgeleitete Schriftart, bei der die Strichstärke der Buchstaben (nahezu) gleichmäßig ist und die keine Serifen besitzt. Im englischen Sprachraum ist die Bezeichnung Lineale geläufig, in Frankreich Linéales, in den Niederlanden Linearen und in Italien Lineari.
Inhaltsverzeichnis
Zum Namen „Grotesk“
Die Bezeichnung Grotesk ist in der Fachwelt sehr geläufig. Sie bezieht sich darauf, dass die ersten Schriften dieses Typs als Groteske, also eine sonderbare, aber durchaus reizvolle Entstellung angesehen wurden, weil das Weglassen der Serifen allen Lesegewohnheiten widersprach.
Bis heute sind Serifentypen die Grundform im Druckwesen. Ihre Vorteile spielen die Grotesk-Schriftarten erst in der Webtypographie aus, wo die Serifen die Lesbarkeit kaum erhöhen, und insbesondere bei kleinen Schriftgrößen verringern. Grotesk-Schriften weisen einfach geformte Glyphen auf und sind heute die Standardardschriftart auf Computersystemen, sodass der Ausdruck „Grotesk“ befremdlich wirkt – daher ist auch der Ausdruck „Sans Serif“ in der Desktop-Publishing-Branche der übliche.
Geschichte
Die Grotesk entstand wie die Egyptienne Anfang des 19. Jahrhunderts in England als Antwort auf den gestiegenen Bedarf an auffälligen Werbeschriften.
1803 zeigte Robert Thorne zum ersten Mal eine Sans Serif. Die erste Grotesk wurde 1816 von William Caslon IV., dem Urgroßenkel des Schriftgießers William Caslon, veröffentlicht.
Groteskschriften wurden ab 1832 als plakative Anzeigenschriften in England sehr beliebt. Hundert Jahre später erlebten sie mit dem Bauhaus, Jan Tschicholds „Neuer Typographie“ (sie ist „die einzige, die unserer Zeit gemäß ist“) und der Futura von Paul Renner ihren endgültigen Durchbruch.
Zunächst waren die Formen dieser Schrift sehr kräftig. Inzwischen aber werden viele Varianten angeboten, von den superleichten und „mageren“ über kräftige und halbfette Formen zu den extrafetten. Als Beispiel wäre die Helvetica-Schrift zu nennen, von der es heutzutage über vierzig Versionen gibt. Die älteste Form der Serifenlosen Antiqua ist die Akzidenz-Grotesk, die noch mehr Versionen aufzuweisen hat. Von der Akzidenz-Grotesk wurde Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts die erste, wenn auch kleine Schriftfamilie geliefert, nachdem zuvor die Serifenlose Antiqua nur als Auszeichnungsschrift Bedeutung hatte.
Um 1920 entstanden linear-konstruktive Formen (Serifenlose Linear-Antiqua) wie die Futura, die noch heute existiert. Weitere Formen entstanden dann mit der Entwicklung des Fotosatzes.
Groteskschriften fanden vor allem Anwendung in der Werbung und für Beschilderungssysteme, bis sie mit der Typografie für Bildschirme ihren Siegeszug antraten. Heutzutage ist das vielfältige Angebot an Groteskschriften unübersehbar, was auf die Bedeutung dieser Schriften hinweist.
Merkmale
Auf den ersten Blick haben die Schriften der Serifenlosen Antiqua eine einheitliche Strichstärke. Das scheint aber nur so, denn eigentlich unterscheiden sich die Strichstärken, um ein optisch gleichmäßiges Bild herzustellen. Dieses wird deutlich bei den Übergängen an den Rundungen und bei den neueren Schnitten.
Bei der Schrift Gill Sans (entwickelt von Eric Gill) ist die Form des a und g charakteristisch. Im deutschen Sprachraum wurden diese beiden Buchstaben nicht angenommen, weswegen eine üblichere Form geschaffen wurde, um diese Schrift besser zu vertreiben.
Klassifikation
British Standards Classification of Typefaces (BS 2961:1967) Matrix Beinert von Wolfgang Beinert Hans Peter Willberg und Indra Kupferschmid Schriften Beispiele Lineal Grotesque Amerikanische Grotesk Amerikanische Grotesk Franklin Gothic, News Gothic, Officina Sans, Vectora Lineal Neo-grotesque Ältere Grotesk Statische Grotesk Akzidenz Grotesk, Helvetica, Arial, Univers Lineal Geometric Konstruierte Grotesk Geometrische Grotesk Futura, Avant Garde, Avenir, Century Gothic, Kabel Lineal Humanist Jüngere Grotesk Dynamische Grotesk Gill Sans, Syntax, Frutiger, Stone Sans, Meta, Scala Sans, TheSans, Today Sans Serif Siehe auch
Literatur
- Hans Peter Willberg: Wegweiser Schrift, Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2001, ISBN 3-87439-569-3
- Indra Kupferschmid: Buchstaben kommen selten allein, Niggli Verlag, Sulgen 2004, ISBN 3-7212-0501-4
- Karl Vöhringer: Druckschriften kennenlernen unterscheiden anwenden, Verlag Forum und Technik, Stuttgart 1989.
Weblinks
- Wolfgang Beinert: Das Lexikon der westeuropäischen Typographie: die Grotesk
- www.typosuche.de – Florian Stürmer, Michael Amarotico - ein Vorschlag, Schriften des lateinischen Alphabets sowie Bildzeichen nicht nur zu ordnen, sondern anhand stilistischer Merkmale in eine Suchmaschine einzuarbeiten
Wikimedia Foundation.