Sexually-liberal feminism

Sexually-liberal feminism

Sex-positive feminism ist eine Bewegung, die in den USA in den frühen achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts als Antwort auf die Versuche einiger antipornografisch orientierter Feministinnen wie Catharine MacKinnon, Andrea Dworkin und Dorchen Leidholdt entstand, Pornografie in den Mittelpunkt feministischer Erklärungsmodelle für die Unterdrückung der Frau zu stellen.[1] Im angelsächsischen Raum sind diese intensiven Debatten und kontroversen Auseinandersetzungen zwischen sexpositiven und antipornografischen Feministen als Feminist Sex Wars bekannt. Andere sexpositive Feministen beteiligten sich an diesen Auseinandersetzungen, wobei sie sich aus ihrer Sicht nicht gegen andere Feministen richteten, sondern gegen eine Entwicklung, die sie als patriarchalische Kontrolle der Sexualität betrachteten.

Zu den Autoren, die sexpositive Positionen vertreten, gehören unter anderem Ellen Willis, Susie Bright, Patrick Califia, Gayle Rubin, Avedon Carol, Camille Paglia, Tristan Taormino und Betty Dodson. Im deutschsprachigen Raum nahm die Diskussion um die PorNO-Kampagne die wichtigsten Argumente und Forderungen der antipornografischen Seite auf, eine vergleichbar intensive Diskussion unter Feministen blieb jedoch weitestgehend aus.

Inhaltsverzeichnis

Theoretische Grundlage

Im Mittelpunkt des sexpositiven Feminismus steht die Vorstellung, dass sexuelle Freiheit ein grundlegender Bestandteil aller weiblicher Bestrebungen nach Freiheit und Gleichberechtigung sein sollte. Daher lehnen sexpositive Feministen alle sozialen oder rechtlichen Bestrebungen, einvernehmliche sexuelle Aktivitäten zwischen Erwachsenen einzuschränken, gänzlich ab. Diese Ablehnung erfolgt unabhängig davon, ob die Initiatoren derartiger Maßnahmen Regierungen, andere Feministen, Gegner des Feminismus oder wie auch immer geartete Institutionen sind.

Gayle Rubin fasste den zu Grunde liegenden Konflikt über das Thema „Sex“ innerhalb des Feminismus wie folgt zusammen:

„Es gab zwei Richtungen feministischen Gedankengutes zu dem Thema. Die eine kritisierte die Beschränkung des weiblichen Sexualverhaltens und verwies auf den hohen Preis für das sexuelle Aktivsein. Diese Tradition feministischer Gedanken zum Thema Sex forderte eine sexuelle Befreiung, die sowohl für Frauen als auch für Männer funktionieren sollte.
Die zweite Richtung betrachtete die sexuelle Befreiung als inhärent bloße Ausweitung männlicher Vorrechte. In dieser Tradition schwingt der konservative antisexuelle Diskurs mit.“[2]

Das Anliegen des sexpositiven Feminismus vereint Mitglieder unterschiedlichster Gruppen, unter ihnen auch Aktivisten gegen Zensur, homosexuelle LGBT-Aktivisten, feministische Gelehrte sowie Produzenten von Pornografie und Erotika. Sexpositive Feministen lehnen die von ihnen vielen antipornografischen Feministen zugeschriebene Schmähung männlicher Sexualität ab und bekennen sich ausdrücklich zu der umfassenden Spannbreite einvernehmlicher sexueller Ausdrucksformen zwischen Erwachsenen. Sie vertreten die Ansicht, dass patriarchale Strukturen die sexuelle Freiheit und Ausdrucksfähigkeit einschränken und befürworten statt dessen, allen Menschen unabhängig von ihrer biologischen, sozialen oder psychologischen Geschlechtszugehörigkeit (Gender) mehr sexuelle Freiheiten zuzugestehen, statt Sexualität in Form von Pornografie einzuschränken.[3] Sexpositive Feministen lehnen sexuellen Essentialismus generell ab, Gayle Rubin definiert diesen als „die Vorstellung, dass Sex eine Naturgewalt ist, die bereits vor dem sozialen Zusammenleben existierte und Institutionen herausformt“[4]; stattdessen vertreten sie die Auffassung, dass sexuelle Orientierung und Gender grundlegend durch die Gesellschaft geprägt werden.

Die Teilgruppe der so genannten sexradikalen Feministen begründen ihre sexpositive Position mit einem grundlegenden Misstrauen in die Fähigkeit des Patriarchats, bei der Ausarbeitung von die Sexualität einschränkenden Regelungen die Interessen von Frauen bestmöglich zu vertreten. Andere Feministen betrachten die sexuelle Befreiung der Frau als das eigentliche Motiv hinter der Frauenbewegung. Naomi Wolf schreibt hierzu: „Der Orgasmus ist der natürliche Ruf nach feministischer Politik: Wenn es so gut ist, eine Frau zu sein, muss es auch etwas wert sein, eine Frau zu sein.“

Historische Wurzeln

Autorinnen wie Gayle Rubin[5] und Wendy McElroy[6] vertreten die Auffassung, dass die Ursprünge des sexpositiven Feminismus bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen und sehen dies in der Arbeit von Reformern und Aufklärern wie Havelock Ellis, Margaret Sanger, Mary Coffin Ware Dennett und später Alfred Kinsey begründet. Die aktuelle zeitgenössische Ausprägung der Bewegung entwickelte sich wesentlich später als Reaktion auf die zunehmende Fokussierung der feministischen Diskurses auf Pornografie, die seit den 1970er Jahren immer wieder als Grundlage der Unterdrückung von Frauen diskutiert wurde. Der Aufstieg des US-amerikanischen Second-wave Feminismus in den 1960er Jahren ging mit der sexuellen Revolution und einer Lockerung der gesetzlichen Vorschriften zu pornografischem Material einher. In den 1970er Jahren geriet der Themenbereich Sexualität und Patriarchat zunehmend in den Fokus der feministischen Diskussion. Einige feministische Gruppierungen gingen soweit, festzulegen, wie korrekte feministische Sexualität auszusehen habe und abweichendes Verhalten zu ächten. Dies war insbesondere bei einigen lesbischen Gruppen der Fall, wurde jedoch auch in heterosexuellen Zusammenhängen teilweise als Gedankengut übernommen. Viele Feministen begannen sexuelle Erfüllung selbst als problematisch zu betrachten, andere definierten weibliches Lustempfinden beim Geschlechtsakt mit einem Mann als unnatürlich oder gar krank und reine Folge der patriarchalen Indoktrination.

Andere Feministinnen wie z. B. Betty Dodson betrachteten weibliche Lust und Masturbation als zentrale Elemente auf dem Weg zur Befreiung der Frauen. Pornografie stand zu diesem Zeitpunkt thematisch noch nicht im Zentrum der Diskussion, Radikalfeministen lehnten Pornografie generell ab, das Thema wurde jedoch bis in die 1970er Jahre nicht als besonders bedeutend betrachtet. Einzelne feministische Anwältinnen setzten sich für die Entkriminalisierung von Prostitution ein.

In den späten 1970er Jahren setzte in der US-amerikanischen Gesellschaft eine Diskussion ein, in der zunehmend Sorge über die Auswirkungen der gesellschaftlichen Entwicklung der 1960er Jahre geäußert wurde. Insbesondere der Trend zu größeren sexuellen Freiheiten rückte in den Mittelpunkt der Auseinandersetzung. Die mediale Darstellung von Gewalt und Sexualität und die zunehmende Akzeptanz pornografischer Medien im gesellschaftlichen Mainstream wurden ebenso kritisiert wie die zunehmenden sexuellen Aktivitäten unter Teenagern, Kinderpornografie und die angebliche Ausbreitung von Snuff-Filmen. Kritiker glaubten, in dieser Atmosphäre eine moralische Panik zu erkennen, die ihren Höhepunkt Mitte der 1980er Jahre erreichte. Die Bedenken spiegelten sich in der feministischen Bewegung, in der sich radikalfeministische Gruppen zunehmend auf Pornografie konzentrierten und diese als eine der Grundlagen des Patriarchats und als direkte Ursache für die Gewalt gegen Frauen zu entdecken glaubten. Robin Morgan fasste derartige Vorstellung in einer Aussage zusammen: „Pornografie ist die Theorie; Vergewaltigung die Praxis.“

1974 begannen Andrea Dworkin und Robin Morgan vehement antipornografische Standpunkte zu vertreten, die auf radikalfeministischen Positionen basierten. Antipornografische Feministinnengruppen wie Women Against Pornography griffen die Kritik auf und waren bis in die späten 1970er Jahre hinein in vielen US-amerikanischen Städten sehr aktiv.

Als diese Gruppen ihre Kritik und die mit dieser verbundenen Aktionen nicht nur auf Pornografie beschränkten, sondern auch auf Prostitution und BDSM ausdehnten, wuchs bei anderen Feministen zunehmend die Sorge über die Richtung, die diese Bewegung einschlug, die Entwicklung wurde daher offen kritisiert. Unter den Kritikern waren BDSM praktizierende Feministen (hier vor allem Samois), Gruppen die sich für die Rechte von Prostituierten einsetzten und viele liberale und anti-autoritäre Feministen, für die freie Rede, sexuelle Freiheit und die moralische Eigenverantwortung zentrale Anliegen waren.

Eine der frühesten feministischen Erklärungen gegen die neu eingeschlagene Richtung der Bewegung war Ellen Willis' Essay „Feminism, Moralism, and Pornography“[7] Als Antwort auf die 1979 erfolgte Gründung der Gruppe Women Against Pornography äußerte Willis Sorge über die Versuche der antipornografischen Feministen, den Feminismus in eine Bewegung mit nur einem einzigen Anliegen umzuwandeln. Sie vertrat die Auffassung, dass Feministen Pornografie nicht pauschal verdammen sollten, da alle Einschränkungen von Pornografie genauso leicht gegen die für die Feministen bedeutende Redefreiheit gerichtet werden könnten. In ihrem Essay Lust Horizons: Is the Women's Movement Pro-Sex?[8] prägte Willis den Begriff „Pro-Sex Feminismus“.[9]

Gayle Rubin forderte in Thinking Sex: Notes for a Radical Theory of the Politics of Sexuality eine neue feministische Theorie der Sexualität. Sie vertritt die Auffassung, dass die existierenden feministische Positionen zum Thema Sexualität die sexuelle Befreiung lediglich als eine Entwicklung betrachtete, die die männliche Vorherrschaft weiter festigt. Rubin kritisierte antipornografische Feministen, die aus ihrer Sicht "geradezu jede Variante sexuellen Ausdrucks als antifeministisch verurteilt haben", sie stellte hierzu fest, diese Perspektive auf Sexualität sei gefährlich nahe an den Positionen einer antifeministischen konservativen Sexualmoral. Rubin forderte Feministen dazu auf, die politischen Aspekte der Sexualität zu betrachten ohne sexuelle Unterdrückung zu begünstigen. Weiterhin forderte sie, die Schuld für die Unterdrückung der Frau statt gegen relativ einflusslose sexuelle Minderheiten gegen Faktoren zu richten, die es verdienen: „Die Familie, Religion, Kindererziehung, Ausbildung, die Medien, der Staat, die Psychiatrie, Benachteiligungen am Arbeitsplatz und ungleiche Bezahlung ...“

McElroy vertritt den Standpunkt, dass die Konzentration der Feministen auf Aspekte des sexuellen Ausdrucks in den 1970er und 1980er Jahren das Resultat ihrer Frustration mit dem offensichtlichen Versagen des Feminismus auf politischer Ebene war, nachdem das Equal Rights Amendment gescheitert war und unter der Regierung Ronald Reagans das Recht auf Abtreibung zunehmend angegriffen wurde.

Bedeutende Themenbereiche

Pornografie

Tristan Taormino erhält den Feminist Porn Award (Pokal in Form eines Butt Plug)

Hauptartikel: Pornografie

Das Thema Pornografie war wahrscheinlich das erste, das sexpositive Feministen vereinte. Bis heute hat sich ein weites Spektrum unterschiedlicher und komplexer Sichtweisen zu diesem Thema entwickelt.

Während den 1980er Jahre versuchten Andrea Dworkin, Catharine MacKinnon und von ihnen inspirierte Aktivisten in mehreren US-amerikanischen und kanadischen Städten antipornografische Verordnungen herbeizuführen. Als erste erließ 1983 die Stadtverwaltung von Minneapolis eine entsprechende Verordnung.

MacKinnon und Dworkin verfolgten eine Taktik, Pornografie als einen bedeutenden Aspekt der Bürgerrechte darzustellen. Nach ihrer Argumentation begründete die Vorführung von Pornografie die sexuelle Diskriminierung von Frauen. Das Gegenargument der sexpositiven Bewegung war, dass eine gegen Pornografie gerichtete Gesetzgebung das Recht der Frauen auf Freie Rede verletzte. Kurz darauf setzte ein aus antipornografischen Feministen und konservativen Gruppen bestehendes Bündnis eine ähnliche Stadtverordnung in Indianapolis durch. Diese wurde später durch ein US-amerikanisches Bundesgericht für verfassungswidrig erklärt.

Rubin stellt fest, dass antipornografische Feministen häufig die Gefahren der Pornografie übertreiben, indem sie die schockierendsten pornografischen Motive (z. B. aus dem Bereich BDSM) aus ihrem Zusammenhang gelöst vorführen. Diese Präsentationsweise würde häufig implizieren, dass die abgebildeten Frauen tatsächlich vergewaltigt werden, statt klarzustellen, dass die entsprechenden Szenen Fantasien nachbilden und von Darstellern durchgeführt werden, die damit einverstanden sind.[10] Sie konstatiert, dass feministische Kritik an Pornografie traditionelle normative Vorstellungen von Sexualität reproduziere, nach denen – gleich einem Dominoeffekt – jegliche Toleranz gegenüber mehr oder weniger von der Norm abweichenden Sexualitätsformen zu katastrophalen gesellschaftlichen Wirkungen führe. Sexpositve Feministen erklären, dass der Zugang zu pornografischem Material für Frauen ebenso wichtig sei wie für Männer, und dass Pornografie keineswegs unbedingt Elemente enthalte, die Frauen erniedrigen.[11][12] Antipornografische Feministen widersprechen dieser Auffassung und argumentieren häufig damit, dass schon die bloße Darstellung entsprechender Handlungen dazu führe, dass Täter zu realen Handlungen ermutigt werden und diese daher durchführen.[13]

Das Bestehen einer Korrelation zwischen Pornografie einerseits und dem Anstieg sexueller Verbrechen andererseits konnte aber bisher nicht durch Studien nachgewiesen werden. Die die Korrelation Verneinenden führen Japan auf, ein Land, das für seine umfangreiche Vergewaltigungs-, BDSM- und Bondage-Pornografie bekannt ist, jedoch die niedrigste Verbrechensrate im Bereich sexueller Gewaltdelikte aller Industrienationen aufweist.[14]

Sie führen eine Untersuchung als Längsschnittstudie 1991 auf, die trotz Zunahme von Menge und Verfügbarkeit sadomasochistischer Pornografie im Zeitraum zwischen 1964 bis 1984 in Deutschland, Schweden, Dänemark und den USA ebenfalls keinen Zusammenhang mit der jeweiligen Vergewaltigungsrate findet. Die Vergewaltigungsrate in den europäischen Ländern blieb konstant.[15] Die gleiche Studie stellt fest, dass trotz der Legalisierung von Pornografie in Deutschland 1973 die Zahlen für Vergewaltigungen durch Fremde und Gruppenvergewaltigungen im Zeitraum zwischen 1971 bis 1987 konstant abnahmen. Diesem entsprechen auch die Ergebnisse der Studie für Dänemark und Schweden, sie stellt hierzu fest:

„Insgesamt gab es keine Steigerung der tatsächlichen Anzahl der in Westdeutschland verübten Vergewaltigungen in den Jahren, in denen Pornografie legalisiert und weit verfügbar wurde.“[16]

Während zwischen 1964 und 1984 in Dänemark, Schweden und Deutschland die nichtsexuellen Gewaltverbrechen um ca. 300 Prozent zunahmen, ging trotz der leichteren Verfügbarkeit sexueller Materialien die Zahl der Sexualverbrechen eindeutig zurück.

Die aufgeführten Statistiken und Studien lassen einige Wissenschaftler darüber spekulieren, ob nicht sogar eine umgekehrte Korrelation der Wahrheit wesentlich näher kommen könne, dass also die weite Verbreitung von pornografischem Material potenziellen Straftätern eine allgemein sozial akzeptierte Möglichkeit anbieten könne, ihre eigene Sexualität zu steuern.

Befürworter der Korrelation zwischen Pornografie und Gewalt halten vor allem eine in ihrer wissenschaftlichen Methodik häufig stark kritisierte Veröffentlichung von W.L. Marshall zum Gebrauch sexuell expliziter Darstellungen bei Vergewaltigern entgegen, die Zusammenhänge zwischen Pornografie und Gewalt aufzeigt.[17]

Prostitution

Hauptartikel: Prostitution

Einige sexpositive Feministen sind davon überzeugt, dass Frauen und Männer als Prostituierte positive Erfahrungen machen können und dass Prostituition entkriminalisiert werden sollte. Sie argumentieren, dass Prostitution für die Prostituierten nicht zwingenderweise schlecht sein muss, solange sie mit Respekt behandelt werden und der Beruf nicht sozial stigmatisiert wird.

Andere sexpositive Feministen vertreten zu diesem Thema unterschiedliche Auffassungen, da aus ihrer Sicht die Tätigkeit als Prostituierte mit der sozialen und ethnischen Herkunft korreliert und das Thema Bezüge zu Menschenhandel aufweisen kann. Generell wird aber auch hier die Auffassung vertreten, dass der Beruf nicht sozial stigmatisiert werden darf. Künstlerinnen wie Annie Sprinkle inszenieren die Prostitution und die Pornographie direkt, um die Sexualität und ihr Ausleben durch künstlerische Performances zu entstigmatisieren, zu entmystifizieren und dadurch ihre Gesellschaftsfähigkeit zu erreichen.

BDSM

Hauptartikel: BDSM

Viele Feministen kritisieren BDSM, da es aus ihrer Sicht Machtgefälle und Gewalt erotisch aufladen soll. Ein weiterer verbreiteter Vorwurf ist der der Förderung von Misogynie. Vertreter dieser Auffassung vertreten die These, an derartigen Praktiken teilnehmende Frauen würden ein Verhalten zeigen, das letztendlich für alle Frauen schädlich sei. Mitunter wird bestritten, dass FemDom existiert. Alice Schwarzer kritisiert insbesondere die Vermischung von Sexualität mit Gewalt, da sie „die Frauen und die Sexualität kaputt“ mache. Sie lehnt daher sadomasochistische Praktiken generell ab und bestreitet deren Legitimität. Ihre bekannteste Aussage in diesem Zusammenhang wurde erstmals in der Zeitschrift Emma, Heft 2, 1991 veröffentlicht:

Weiblicher Masochismus ist Kollaboration!

Catharine MacKinnon äußerte sich in einem Interview wie folgt über sadomasochistische Lesben:

„Wenn Pornographie Teil Ihrer Sexualität ist, dann haben Sie kein Recht auf Ihre Sexualität.“[18]

Sexpositive Feministen vertreten die Auffassung, dass einige Frauen einvernehmliche BDSM-Aktivitäten genießen und stellen fest, dass derartige Neigungen absolut legitim seien. Sie betonen, dass Feministen die sexuellen Bedürfnisse anderer Frauen nicht als "anti-feministisch" angreifen sollten und keinerlei Zusammenhang zwischen einvernehmlichen Sexualpraktiken und Sexualverbrechen bestehe. Während einige Radikalfeministen gerade solche Zusammenhänge behaupten, empfinden dies sexpositive Feministen als Beleidigung der Frauen. Wiederholt wird hierbei auch darauf hingewiesen, dass sich Rollen im Bereich BDSM nicht abhängig von biologischer, sozialer oder psychologischen Geschlechtszugehörigkeit entwickeln, sondern auf persönlichen Vorlieben beruhen.

Sexuelle Orientierung

Hauptartikel: Sexuelle Orientierung

Obwohl ein verbreitetes Vorurteil zum Stereotyp der lesbischen Feministin existiert, betont McElroy, dass viele Feministen sich davor fürchteten, mit dem Thema Homosexualität in Verbindung gebracht zu werden. Eine der Gründerinnen des Second-Wave-Feminismus, Betty Friedan, warnte vor Lesbentum und nannte es "The Lavender Menace" (Die lila Gefahr), später nahm sie diese Aussage zurück. Sexpositive Feministen betonen, dass es notwendig sei, die Berechtigung aller sexuellen Orientierungen zu akzeptieren, da nur so Frauen ihre vollkommene sexuelle Freiheit erhalten können. Statt sich von Homosexualität und Bisexualität zu distanzieren, um die öffentliche Akzeptanz ihrer Theorien nicht zu gefährden, sind sie davon überzeugt, dass eine Befreiung der Frauen ohne eine allgemeine Akzeptanz von Homo-und Bisexualität nicht zu erreichen sei.

Transsexualität / Transgender

Hauptartikel: Transgender

Einige Feministen attackierten transsexuelle Frauen, sogenannte Mann-zu-Frau-Transgender oder Transfrauen, mit dem Argument, was sie als Männer berechtige, sich mit Weiblichkeit zu schmücken und was transexuelle Männer, sogenannte Frau-zu-Mann-Transgender oder Transmänner, als Frauen berechtige, ihre Solidarität mit dem eigenen Geschlecht zu leugnen und es aufzugeben. Eine der Hauptvertreterinnen dieser Ansicht ist Janice Raymond, die 1979 sagte, sexpositive Feministen unterstützten das Recht jedes Individuums, um ihr eigenes Geschlecht zu vernichten und würden die Vermischung der Geschlechtszugehörigheit aufweichen, um eine Gleichheit der Geschlechter herbeizuführen. Der bisexuelle Transgender Patrick Califia hat sich in zahlreichen Werken mit der Thematik auseinandergesetzt.[19]

Siehe auch: Intersexualität

Kritik

Kritische Positionen gegenüber dem sexpositiven Feminismus nehmen beispielsweise Catharine MacKinnon[20], Germaine Greer[21], Pamela Paul[22] und Dorchen Leidholdt[23] ein. Das Hauptargument besteht stets darin, dass bestimmte sexuelle Verhaltensmuster (z. B. Prostitution) historisch stets mehr den Männern als den Frauen dienten und dass daher die undifferenzierte Förderung sexueller Verhaltensweisen grundlegend zur Unterdrückung der Frau beitrage.

Siehe auch


Einzelnachweise

  1. vgl. Wendy McElroy: A Woman's Right to Pornography., 1995
  2. Übersetzt nach: Gayle Rubin: Thinking Sex: Notes for a Radical Theory of the Politics of Sexuality, 1984. In: Carole S. Vance (Hrsg.): Pleasure and Danger: exploring female sexuality. Routledge & Kegan Paul, Boston 1992, S. 267–319, ISBN 0044408676.
  3. vgl. Carol Queen: Real Live Nude Girl: Chronicles of Sex-Positive Culture. Cleis Press, Pittsburgh 1997, ISBN 1573440736.
  4. Übersetzt nach: Gayle Rubin, 1984 (s.o)
  5. Gayle Rubin (1984)
  6. Wendy McElroy: XXX: A Woman's Right to Pornography, New York, St. Martin's Press 1995
  7. Ellen Willis: Feminism, Moralism, and Pornography, in: Ellen Willis, Beginning to See the Light: Sex, Hope, and Rock-and-Roll., Hanover, NH: Wesleyan University Press.
  8. Ellen Willis: Lust Horizons: Is the Women's Movement Pro-Sex?, in: Ellen Willis, No More Nice Girls: Countercultural Essays. Wesleyan University Pr.
  9. Ellen Willis: [http://villagevoice.com/specials/0543,50thewill,69320,31.html Lust Horizons The 'Voice' and the women's movement], The Village Voice
  10. Gayle Rubin: Thinking Sex: Notes for a Radical Theory of the Politics of Sexuality
  11. McElroy: XXX: A Woman's Right to Pornography
  12. Nadine Strossen: Defending Pornography: Free Speech, Sex, and the Fight for Women's Rights., New York University Press 2000.
  13. vgl. WarZone
  14. Vgl. hierzu Milton Diamond und Ayako Uchiyama in „Pornography, Rape and Sex Crimes in Japan“ (International Journal of Law and Psychiatry 22(1): 1-22. 1999) online unter „Pornography, Rape and Sex Crimes in Japan“
  15. Berl Kutchinsky, Pornography and Rape: Theory and Practice? in: International Journal of Law and Psychiatry, Bd.14, 1991, S. 47-66
  16. ebd."Overall there was no increase in the actual number of rapes committed in West Germany during the years when pornography was legalized and became widely available."
  17. W.L. Marshall, Ph.D., The Use of Sexually Explicit Stimuli by Rapists, Child Molesters, and Non-offenders, Journal of Sex Research, Vol.25, No.2, May 1988
  18. Mark Thompson (Hrsg.): Leatherfolk: Radical Sex, People, Politics, and Practice., Alyson Publications 1991, ISBN 1555836305
  19. Pat Califia: The Politics of Transgenderism (2003)
  20. vgl. Catharine MacKinnon: Feminism Unmodified
  21. vgl. Germaine Greer: The Whole Woman
  22. vgl. Pamela Paul: Pornified: How Pornography is Transforming Our Lives, Our Relationships, and Our Families.,
  23. vgl. Dorchen Leidholdt, Janice Raymond: The Sexual Liberals and the Attack on Feminism

Literatur

  • Betty Dodson: "V-Day, Inc.", 2001
  • Institute for Advanced Study of Human Sexuality
  • Jessica Benjamin: Master and Slave: The Fantasy of Erotic Domination., in: Ann Snitow, Christine Stansell, and Sharon Thompson (Hrsg.), Powers of Desire: The Politics of Sexuality, S. 460–467. New York (Monthly Review Press), 1983 ISBN 0-85345-609-7
  • Pat Califia: Sex Changes: The Politics of Transgenderism. Pittsburgh, Cleis Press 2003, ISBN 1-57344-180-5
  • Dossie Easton, Catherine A. Liszt: The Ethical Slut, CA: Greenery Press 1998, ISBN 1-890159-01-8.
  • Jane Gerhard: Desiring Revolution: Second-Wave Feminism and the Rewriting of American Sexual Thought, 1920 to 1982, New York: Columbia Univ Pr. 2001, ISBN 0-231-11205-X
  • Germaine Greer: The Whole Woman, New York (Knopf.) 1999, ISBN 0-385-72003-3
  • Susan Hopkins: Girl Heroes: The New Force In Popular Culture. Annandale NSW: Pluto Press Australia, 2002. (ISBN 1-86403-157-3)
  • Dorchen Leidholdt, Janice Raymond: The Sexual Liberals and the Attack on Feminism, Pergammon Press 1990, ISBN 0-08-037457-3
  • Ariel Levy: Female Chauvinist Pigs: Women and the Rise of Raunch Culture., New York, Free Press 2005, ISBN 0-7432-4989-5
  • Catharine MacKinnon: Feminism Unmodified, Cambridge, Harvard University Press 1987, ISBN 0-674-29873-X
  • Wendy McElroy, A Woman's Right to Pornography., 1995, St. Martin's Press, New York. ISBN 0312136269
  • Pamela Paul: Pornified: How Pornography is Transforming Our Lives, Our Relationships, and Our Families., New York, Times Books 2005, ISBN 0-8050-7745-6.
  • Carol Queen: Real Live Nude Girl: Chronicles of Sex-Positive Culture, Pittsburgh, Cleis Press 1996, ISBN 1-57344-073-6
  • Janice Raymond: The Transsexual Empire: The Making of the She-male, Teachers College Press 1979, ISBN 0-8077-6272-5
  • Gayle Rubin: Thinking Sex: Notes for a Radical Theory of the Politics of Sexuality., in: Carole S. Vance (Hrsg.): Pleasure and Danger: exploring female sexuality, S. 267–319. Boston Routledge & Kegan Paul 1984, ISBN 0-04-440867-6
  • Gayle Rubin: Misguided, Dangerous and Wrong: an Analysis of Anti-Pornography Politics. in: Bad Girls and Dirty Pictures: The Challenge to Reclaim Feminism. Assiter Alison und Carol Avedon (Hrsg.), Boulder, Colorado, Pluto, 1993. 18–40. ISBN 0745305237
  • Samois Coming to Power: Writings and Graphics on Lesbian S/M., 1983. Alyson Pubns, Boston. ISBN 0932870287
  • Nadine Strossen, Defending Pornography: Free Speech, Sex, and the Fight for Women's Rights. 2000, New York University Press. ISBN 0814781497
  • Ellen Willis, Feminism, Moralism, and Pornography., 1983. In: Ann Snitow, Christine Stansell, and Sharon Thompson (Hrsg.), in: Powers of Desire: The Politics of Sexuality, S. 460–467. New York (Monthly Review Press). ISBN 0853456097
  • Ellen Willis: Lust Horizons: Is the Women's Movement Pro-Sex?, in: Ellen Willis, No More Nice Girls: Countercultural Essays, Wesleyan University Pr. 1992, ISBN 0-8195-6284-X
  • Naomi Wolf: Feminist Fatale:a reply to Camille Paglia, The New Republic, 16. März 1992
  • Ann Ferguson, et al.: Forum: The Feminist Sexuality Debates, in Signs: Journal of Women in Culture and Society 10(1), 1984. (Eine Darstellung der entsprechenden amerikanischen Diskussion.)

Kritische Positionen


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