Shangri la

Shangri la

Shangri-La (auch Shangri-la, Shangrila) ist ein sagenumwobener Ort, der im weitesten Sinne im Himalaya, und zwar in Tibet, liegt. Der Begriff wurde durch den Schriftsteller James Hilton in die westliche Kulturgeschichte eingeführt. Sein 1933 erschienener Roman Lost Horizon (Der verlorene Horizont, deutsch auch als „Irgendwo in Tibet“ verlegt) beschreibt ein abgelegenes Lama-Kloster am Shangri-Gebirgspass im Himalaya. Die Klosterbewohner, zum großen Teil aus westlichen Ländern und westlichen Kulturkreisen stammend, leben in einer selbstgewählten Weltabgeschiedenheit und erreichen teilweise biblisches Alter. Ihre Lebensweise und gewählter Tagesablauf sind eine Abkehr von der Hast der Zivilisation, ohne auf gewohnte Annehmlichkeiten völlig zu verzichten. Sie erwarten für die Menschheit ein apokalyptisches Ereignis und sehen sich selbst als letzte Bewahrer von Kultur und Wissen.

Inhaltsverzeichnis

Vorlagen

In frühen buddhistischen Schriften taucht es als Chang Shambala auf, als Quelle der antiken Weisheit. Hiltons Roman Lost Horizon basiert auf diesen alten östlichen Legenden von einem versteckt liegenden Paradies. Auch in dem Roman von James Redfield Das Geheimnis von Shambhala (1999) wird die Idee aufgegriffen. In Russland existiert die Sage, man müsse den Weg der Tataren in die Mongolei zurückverfolgen, dann fände sich Belovodye, ein Ort – im Land der weißen Wasser – an dem heilige Menschen vom Rest der Welt getrennt leben. Das mythologische Reich Shambala ist von großer Bedeutung im buddhistischen Kalachakra-Tantra, da Buddha Shakyamuni, nach der Überlieferung, das Kalachakra-Tantra zuerst an Suchandra, den König von Shambala, übertragen haben soll. Eine ausführliche Darstellung des Shambala-Mythos ist im Buch Der Weg nach Shambala von E. Bernbaum, Hamburg 1982, beschrieben.

Shangri-La steht jedoch – als Erfindung des Autors James Hilton – auch in der Tradition der europäischen utopischen Literatur (vgl. Utopie). Thomas Morus' 'Utopia' gehört zweifellos zu den wichtigen Bezugspunkten für die Darstellung und Konzeption von Shangri-La; nicht umsonst besitzt die Bibliothek des Klosters die Werke von Morus (und sicherheitshalber auch alle Werke von Autoren mit ähnlich klingenden Namen).

Hiltons Auseinandersetzung mit Morus ist insofern beachtlich, als sie nicht (wie sonst häufig) den Aspekt des Politischen in den Vordergrund rückt, sondern das Problem der menschlichen Affekte: Wie die Insel Utopia ist auch Shangri-La ein Ort, in dem eine „Leidenschaftslosigkeit“ herrscht, deren Bedingungen und Möglichkeiten von Morus und Hilton durchaus kritisch gesehen werden.

Nach Recherchen der chinesischen Regierung soll es sich bei der in dem Roman beschriebenen Gegend angeblich um den Kreis Shangri-La in der chinesischen Provinz Yunnan handeln. Der Kreis, der zuvor "Zhongdian" geheißen hatte, wurde 2001 zur Förderung des Tourismus offiziell in „Shangri-La“ (chin. 香格里拉, Xiānggélǐlā) umbenannt.

Verwendung bis heute

Lost Horizon war ein Weltbestseller, der 1937 von Frank Capra auch verfilmt wurde (deutscher Titel des Films: In den Fesseln von Shangri-La). Hiltons Beschreibung von Shangri-La hat den westlichen Blick auf Tibet und den Lamaismus bis heute nachhaltig geprägt. In westlichen Ländern entwickelte der nahezu mystische Begriff Shangri-La – getrennt vom Roman – ein reelles Eigenleben, das bis heute anhält. Auch die Nationalsozialisten und insbesondere Heinrich Himmler befassten sich mit Asien und Shangri-La als einem angeblichen Paradies von Übermenschen, noch unverdorben durch die angebliche buddhistische Dekadenz. Sie sandten insgesamt sieben Expeditionen nach Tibet. Die bekannteste fand unter Leitung von Ernst Schäfer 1938 statt.

Ab 1937 ließ sich die amerikanische Milliardärin Doris Duke einen Wohnsitz in Kāhala, östlich von Waikīkī auf der Insel O'ahu (Hawaii) errichten, den sie Shangri-La nannte. Heute ist hier ihre reichhaltige Sammlung islamischer Kunst zu besichtigen. Der amerikanische Präsident Franklin Delano Roosevelt benannte 1942 sein Feriendomizil Shangri-La; erst unter Dwight David Eisenhower erhielt das Gelände - nach Eisenhowers Enkelsohn - seinen heutigen Namen: Camp David. Ein amerikanischer Flugzeugträger aus dem 2. Weltkrieg trug den Namen USS Shangri-La. Auch der Katamaran, mit dem Burkhard Pieske die Welt umrundete, hieß so. Die Beschreibung des Klosterlebens in Shangri-La als Ort „innerer Ruhe ohne Askese“ dürfte dazu geführt haben, dass der Begriff heute ein beliebter Name für Hotels ist (Hotelkette Shangri-La Hotels and Resorts). Auf dem größten Mond des Saturn, Titan, wird eine Geländeformation, in welcher die europäische Sonde Huygens landete, vorläufig mit Shangri-La bezeichnet.

Der Begriff Shangri-La findet auch immer wieder in zahllosen Werken der Popkultur Verwendung. So wurde der Name wiederholt in der westlichen Musikbranche „verarbeitet“, z.B. als Name der 1960er Jahre-Girlgroup The Shangri-Las, in Albentiteln von Mark Knopfler (Shangri-La), Stevie Nicks (Trouble in Shangri-La) oder der Stone Temple Pilots (Shangri-La Dee Da), in Songtiteln der Kinks (Shangri-La auf dem Album Arthur (Or the Decline and Fall of the British Empire)), Mother Love Bone (This is Shangrila auf dem Album Mother Love Bone), Teena Marie (auf dem Album Emerald City), Billy Idol (auf dem Album Cyberpunk), Electric Light Orchestra (auf dem Album A New World Record), Don Henley (auf dem Album The End of the Innocence). Beispiele für Songtexte mit Bezug auf Shangri-La sind Led Zeppelins Kashmir, dort heißt es: "my Shangri-la beneath the summermoon, I will return again to Kashmir", oder AC/DCs Song Sin City, dort lautet der Text: „Diamonds and dust, poor man last, rich man first, Lamborghinis, caviar, dry martinis, Shangri-La, I got a burning feeling....“ ,

Im Spielfilm Die Mumie: Das Grabmal des Drachenkaisers soll das Auge von Shangri-La (ein antikes Artefakt) dem Drachenkönig Han den Weg zur Quelle der Unsterblichkeit zeigen. Diese Quelle ist der Eingang zu einer anderen Welt, der Eingang nach Shangri-La.

Auch in den Videospielen Unreal Tournament 3 und Might and Magic 4 kommt Shangri-La als Spielort vor.

Literatur

  • Peter Bishop: The Myth of Shangri-La. Tibet, Travel Writing and the Western Creation of Sacred Landscape. University of California Press, Berkeley 1989, ISBN 0-520-06686-3
  • Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Thierry Dodin, Heinz Räther (Hrsg.): Mythos Tibet. Wahrnehmungen, Projektionen, Phantasien. DuMont, Köln 1997, ISBN 3-7701-4044-3
  • Martin Brauen: Traumwelt Tibet. Westliche Trugbilder. Haupt, Bern 2000, ISBN 3-258-05639-0

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