Shihei

Shihei
Statue von Hayashi Shihei im Kōtōdai-Park, Sendai

Hayashi Shihei (jap. 林 子平, * 6. August 1738; † 28. Juli 1793) war ein Samurai und frei schaffender Gelehrter der Edo-Zeit Japans, der mit seinen Mahnschriften bei der damaligen Regierung Unmut erregte. Der Familienname Hayashi wird gelegentlich fälschlicherweise auch in sino-japanischer Lesung als Rin gelesen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Hayashi Tomonao (so sein Jugendname, mit dem er auch später noch oft seine Arbeiten unterzeichnete) wurde am 6. August 1738 in Edo, dem heutigen Tokio, geboren. Sein Vater ging kurz nach seiner Geburt auf unregelmäßige Wanderschaften. Während dieser Zeit wohnte die Familie bei einem Onkel, der in Sendai eine Arztpraxis unterhielt. Über seine Jugend ist wenig bekannt. Nach dem Tod des Onkels im Jahr 1752 erbte der ältere Bruder von Shihei, Yoshizen, das Amt des Onkels und wurde damit das Familienoberhaupt. 1763 ging Shihei nach Edo und begann dort mit seiner schriftstellerischen Tätigkeit. Er reiste häufig zwischen Edo und Sendai hin und her, kam vermutlich auch nach Ezo, dem heutigen Hokkaidō, und wiederholt auch nach Nagasaki und zur dortigen holländischen Handelsniederlassung auf der Insel Dejima vor Nagasaki. Dort war er gerne gesehen und sammelte Informationen, die er dann in seine Schriften einarbeitete. In Edo hatte er vermutlich auch Kontakte mit den sogenannten „Hollandgelehrten“ (Rangakusha, vgl. rangaku). 1788 übersiedelte er wieder nach Sendai und veröffentlichte den ersten Band, mit dem Namen „Der Krieg zu Wasser“ (Seekrieg 水戦) seines Hauptwerkes „Diskurs über die Wehrhaftigkeit einer Seenation“ (Kaikoku Heidan 海国兵談). Im Jahre 1790 war die Kontrolle über unerwünschtes Schrifttum seitens der Regierung, dem bakufu, verschärft worden. Dennoch veröffentlichte Shihei das gesamte Werk in seinem eigenen Verlag. Er schnitt sogar die Druckstöcke selbst. Sein mittlerweile schlechter Gesundheitszustand bewahrte ihn aber vor einer Strafverfolgung. Er wurde lediglich seinem Bruder in Sendai in einen Hausarrest übergeben. Die Druckstöcke wurden konfisziert. Verbittert starb er am 28. Juli 1793 in Sendai. Es vergingen nach seinem Tod 49 Jahre, bevor er rehabilitiert wurde.

Werke

Eine umfassende Gesamtausgabe seiner Werke hat es erst- und auch einmalig mit der im Verlag Daiichi Shobô von Yamaguchi Tokuhei et.al. besorgten Ausgabe in fünf Bänden – erschienen 1978–1980 – gegeben.

Militaria

Neben frühen Gelegenheitsarbeiten und einer später verfassten Schrift „Taktik und Strategie“ ragt hier sein Hauptwerk Kaikoku Heidan (wörtlich: „Diskussion über Militärisches einer See-Nation“) in zwölf Bänden (maki, besser: „Hefte“) heraus. Er behandelt darin neben grundsätzlichen militärpolitischen und strategischen Fragen auch umfassend Fragen der militärischen Menschenführung, der sozialpolitischen Aspekte des Militärischen in der Gesellschaft. In der Strategie bezieht er sich auf Sun Zi, entwickelt aber auch eigene Vorstellungen. Bemerkenswert ist der zeitnahe Informationstransfer westlicher Erkenntnisse nach Japan. Wenn man dieses Werk seiner zeitbezogenen Sachaussagen entkleidete, ließe sich daraus durchaus ein umfassendes Handbuch für die militär-politische Führung formen.

Geographie

In der Bedeutung kaum nachstehend ist sein 1785 entstandenes Werk „Die bebilderte Beschreibung dreier Länder“ (Sankoku Tsûran Zusetsu). Gemeint sind damit Ezo, Korea und die „Menschenleeren Inseln“ (Mujin shima, d.i. Ogasawara-Inseln). Für Philipp Franz von Siebold war dieses Werk von großem Interesse. Er ließ sich den Teil über Ezo ins Holländische übersetzen. Das ganze Werk wurde von dem Orientalisten Heinrich Julius Klaproth 1832 in französischer Übersetzung mit Ergänzungen und Berichtigungen in Bezug auf Korea herausgegeben.

Sozialpolitische Schriften

Shihei hat außerdem mehrere Memoranden zu sozialpolitischen Fragen verfasst. Eine von ihm angefertigte Zusammenfassung unter dem Titel „Politik eines wohlhabenden Landes“ (Fukkoku saku) aus dem Jahre 1785 wurde viel beachtet; darin plädiert er für eine langfristig planende Wirtschaftspolitik. Auch zu Erziehungsfragen hat er sich geäußert.

Poesie

Shihei war ein Vielschreiber. Seine Reisen fanden Niederschlag auch in entsprechenden Beschreibungen und Gedichtsammlungen. Dazu gehören aber auch Überarbeitungen von Schriften seines Vaters über Sendai.

Bedeutung

Shihei war einer der „Drei Sonderlinge der Kansei-Ära (Kansei sankijin)“. Die beiden anderen waren Takayama Hikokurô (1747–1793), den er vermutlich in seinem letzten Lebensjahr noch kennengelernt hat, und Gamô Kunpei (1768–1793), mit dem er befreundet war. Hayashi Shihei war sicherlich nicht verrückt, aber ein unsteter Mensch und Querdenker, weshalb er auch mit der damaligen Regierung in Konflikt geriet. Andererseits waren ihm große Freiheiten zugebilligt worden. Erst mit der allmählich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Japan reifenden Erkenntnis, dass Japan seine nun zwei Jahrhunderte gepflegte Abschließungspolitik nicht mehr aufrecht erhalten könne, fanden auch seine Gedanken wieder ausreichende Würdigung. 1842 wurde er posthum amnestiert und damit rehabilitiert. 1856 war sein Hauptwerk, Kaikoku Heidan, in einer revidierten Fassung wieder anhand erhalten gebliebener Kopien der Originalausgabe herausgegeben worden. Auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde dieses Werk wiederholt herausgegeben, da seine Gedanken für das damalige politische Selbstverständnis Japans herhalten mussten. In Sendai wird sein Ansehen in Ehren gehalten, es gibt dort ein Denkmal, eine Gedenkstätte (Ryû Un In) und eine ihm gewidmete Abteilung im Stadtmuseum.

Literatur

  • T. Yamagishi und M. Sano (Hrsg): Neue Ausgabe sämtlicher Werke von Hayashi Shihei. Shinpen Hayashi Shihei Zenshū, 5 Bände, Tôkyô 1978–1980
  • Taira Shigemichi: Hayashi Shihei. Der Mensch und seine Gedankenwelt. Hayashi Shihei sono Hito to Shisō, Sendai 1977
  • Friedrich Lederer (Hrsg./Übers.): Diskurs über die Wehrhaftigkeit einer Seenation. Kaikoku Heidan von Hayashi Shihei, Iudicium, München 2003, ISBN 3-89129-686-X (kommentierte Übersetzung des ersten Bandes und ausführlich kommentierte Inhaltsangaben der weiteren Bände)
  • Martin Ramming (Hrsg.): Japan Handbuch Berlin 1941
Anmerkung: Bei diesem Artikel wird der Familienname vor den Eigennamen der Person gesetzt. Dies ist die übliche Reihenfolge im Japanischen. Hayashi ist hier somit der Familienname, Shihei ist der Eigenname.

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