Shintuismus

Shintuismus
Torii-Tunnel am Fushimi-Inari-Schrein, Kyōto

Shintō (jap. 神道, im Deutschen meist übersetzt mit „Weg der Götter“) – auch als Shintoismus (auch Shintuismus/Schintuismus) bezeichnet – ist eine fast ausschließlich in Japan praktizierte Religion.

Genauer bezeichnet Shintō:

  1. Eine Vielzahl von religiösen Kulten und Glaubensformen, die sich an die einheimischen japanischen Gottheiten (genauer: kami) richten. Kami sind zahlenmäßig unbegrenzt und können die Form von Menschen, Tieren, Gegenständen oder abstrakten Wesen haben. Man spricht daher auch von Shintō als einer polytheistischen, animistischen oder auch theophanischen Religion. Die Gebäude oder Verehrungsstätten des Shintō bezeichnet man als Shintō-Schrein. Trotz verschiedener äußerlicher Gemeinsamkeiten der Schreine können die Glaubensformen und Riten des so praktizierten Shintō lokal sehr unterschiedlich sein.
  2. Die Organisation von Schreinen und Institutionen, an deren Spitze der Ise-Schrein steht, der Schrein der Göttin Amaterasu der mythischen Urahnin des japanischen Kaisers, dem Tennō. Dementsprechend gilt der Tennō auch als Oberhaupt des Shintōs. Während diese Führungsrolle des Tennōs heute nur noch nominelle Bedeutung besitzt, erreichte sie in der Ära des Nationalismus vor dem Zweiten Weltkrieg ihren Höhepunkt. Dem Tennō wurde damals ein göttlicher Status zugeschrieben. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Staats-Shintō.

Die Doppelbedeutung ergibt sich dadurch, dass der historisch uneinheitliche und mit Elementen des Buddhismus und Konfuzianismus durchmischte Shintō mit Beginn der Meiji-Restauration auf politischer Ebene zu einer einheitlichen und rein japanischen „Urreligion“ umgedeutet wurde.[1] In diesem Sinne bemerkt der japanische Gelehrte Ōbayashi Taryō: „Shintō … im weitesten Sinne die Urreligion Japans, im engeren Sinne ein aus Urreligion und chinesischen Elementen zu politischen Zwecken ausgebautes System.“[2]

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Das Wort shintō 神道 entstammt dem Chinesischen, wo es shendao ausgesprochen wird. Shen (jap. shin) bedeutet „Geist(er), Gott/Götter“, dao (jap. dō, oder michi) ist der „Weg“. Der Begriff findet sich unter anderem im Yijing.

Die Gottheiten des Shintō werden allgemein als kami 神 bezeichnet. Kami ist die ursprünglich-japanische Lesung des Zeichens 神, das auch Teil des Kompositums shintō ist. Shintō kann also auch als „Weg der kami“ übersetzt werden. Der Begriff kami kann sich aber auch auf Gottheiten anderer Religionen, z. B. den christlichen Gott beziehen.

Schon in der zweitältesten japanischen Reichsgeschichte, dem Nihonshoki (720), ist shintō erwähnt, allerdings nur insgesamt viermal. Auch ist bis heute strittig, ob und inwiefern sich das Wort im damaligen Sprachgebrauch auf einen göttlichen Weg bezog. Als Bezeichnung für ein eigenständiges religiöses System im Sinne des heutigen Wortgebrauchs taucht shintō erst in Quellen des japanischen Mittelalters auf.

Anhängerschaft

Eine offizielle Statistik nennt für das Jahr 2003 107.559.000 Gläubige, was etwa 84 % der japanischen Bevölkerung entspricht [3]. Nach einer anderen Quelle [4] beträgt die Zahl der Gläubigen jedoch lediglich 3,3 % der japanischen Bevölkerung, also etwa vier Millionen. Die Differenz zwischen diesen Angaben spiegelt die Schwierigkeit wider, Shinto als Religionsgemeinschaft genauer zu definieren. Da es keine Gläubigenregister oder sonst eine Form der offiziellen Mitgliedschaft gibt, kann man entweder die Beteiligung an religiösen Feiertagen als Maßstab heranziehen (erste Angabe) oder untersuchen, wie viele Japaner sich in Umfragen explizit zum Shintō bekennen (Angabe 2).

Geschichte

Prähistorie

Die Wurzeln des Shintōs liegen wohl in lokalen, indigenen religiösen Traditionen, die in vorgeschichtlicher Zeit noch unterschiedlicher gewesen sein dürften, als dies heute noch der Fall ist. Die ältesten Mythen Japans, die als wichtigste Quelle des Shinto gelten, legen nahe, dass sich die religiösen Riten sowohl auf ehrfurcht-gebietende Naturerscheinungen (Berge, Felsen oder Bäume) als auch auf Nahrungsgottheiten bezogen, die für die damals vorwiegend agrarisch geprägte Gesellschaft von Bedeutung waren. Schon in vor-buddhistischer Zeit wurde in Japan eine Unzahl einheimischer Gottheiten verehrt. Wie die ganze altjapanische Kultur war diese Religion wahrscheinlich mit den schamanistischen Kulten des sibirisch-mongolischen Festlandes verwandt. Auch sind bereits koreanische und chinesische Einflüsse zu vermuten. Dennoch bleiben viele Fragen wegen der mangelnden Quellen offen. Diese Frühformen der einheimischen Religion verfügten aber weder über ein einheitliches Glaubenssystem noch über einen allgemeinen Namen.

Altertum

Einer der Schreine (betsugū) des Ise-Schreins

Im 5. und 6. Jahrhundert entstand mit der Übernahme vieler Aspekte chinesischen Staatswesens und chinesischer Kultur ein höfischer Kult, der einheimische religiöse Traditionen, insbesondere diejenigen, die mit den einflussreichen Klans zu tun hatten, mit Ahnenverehrung und Moralvorstellungen des chinesischen Konfuzianismus, dem Buddhismus und der Kosmologie des Daoismus kombinierte. Sowohl im Mythos als auch im Ritus des frühen japanischen Staatswesens sind daher unverkennbar chinesische Traditionen enthalten. Da die ersten schriftlichen Quellen beinahe zwei Jahrhunderte nach starken Einflüssen und aus einer Zeit gravierender Umbrüche stammen, sind sie zur Rekonstruktion "echter" indigener Religion sehr problematisch.

Der frühe japanische Staat entstand aus Bündnissen einzelner Klans, die jeweils eigene Ujigami (Klangottheiten) verehrten, die sich jedoch in dieser Zeit auch stark wandelten und später oft mit ihren Ahnen gleichgesetzt wurden. Als sich der Klan des Kaisers innerhalb dieses Bündnisses als führende Dynastie durchsetzte, entstand eine Mythologie, die die Geschichten der einzelnen Klangottheiten zu einer einheitlichen mythologischen Erzählung verband. Die ersten schriftlichen Quellen dieser Mythologie stammen aus dem achten Jahrhundert und schildern die Weltentstehung und den Ursprung der Dynastie des Tennō: Ein Urgötterpaar (Izanagi und Izanami) kreiert die japanischen Inseln und alle übrigen Gottheiten. Amaterasu Omikami (Himmelsscheinende große Gottheit) ist die wichtigste ihrer Schöpfungen: Sie beherrscht die „himmlischen Gefilde“ (Takamanohara) und wird mit der Sonne gleichgesetzt. In ihrem Auftrag steigt ihr Enkel zur Erde herab, um hier die ewig andauernde Dynastie des Tennō-Geschlechts zu gründen. Diese mythologische Vorstellung von der Gründung Japans und der Errichtung der kaiserlichen Linie bildet im späteren Shintō (der Kokugaku und des Staats-Shintō) eine zentrale Idee. Tatsächlich bezeichnet Shintō in jener Zeit keine Religion, sondern vielleicht ein daoistisches Handlungsideal.

Shintō-buddhistischer Synkretismus

Hauptartikel: Shinbutsu-Shūgō

Der im 6. und 7. Jh. neu eingeführte Buddhismus stieß zwar anfangs im Rahmen der einheimischen Götterverehrung auf Widerstand, fand aber rasch Wege, die kami in sein Weltbild zu integrieren und beeinflusste unter anderem die Bauwerke und später auch die Ikonografie der kami-Verehrung. Während der meisten Epochen der bekannten japanischen Religionsgeschichte herrschte daher zwischen Buddhismus und Shintō keine klare Trennung. Vor allem innerhalb der einflussreichen buddhistischen Richtungen Tendai und Shingon wurden Shintō-Gottheiten als Inkarnationen oder Manifestationen von Buddhas und Bodhisattvas aufgefasst. Buddha-Verehrung und kami-Verehrung diente somit – zumindest auf theoretischer Ebene – dem gleichen Zweck. Diese theologische Entwicklung begann in der Heian-Zeit und erreichte im japanischen Mittelalter (12.–16. Jh.) ihren Höhepunkt. Sie ist als Theorie von „Urform und herabgelassener Spur“ bekannt, wobei die „Urform“ (honji 本地) den Buddhas, die „herabgelassene Spur“ (suijaku 垂迹) den kami entspricht.

Kleinere Shintō-Schreine hatten meist keine eigenen Shintō-Priester, sondern wurden von buddhistischen Mönchen oder von Laien betreut. Die großen shintōistischen Institutionen, allen voran der Ise-Schrein waren dagegen üblicherweise in den Händen von erblichen Priester-Dynastien, die ursprünglich dem kaiserlichen Hof, später aber ebenso einem buddhistischen Tempel unterstellt waren. Einige Abkömmlinge dieser Priester-Dynastien befassten sich mit der Idee, die kami unabhängig vom Buddhismus zu verehren und schufen damit die Grundlagen des modernen Shintō.

Frühe Neuzeit

Im Laufe der Edo-Zeit kam es immer wieder zu anti-buddhistischen Tendenzen, die auch den Ideen einer eigenständigen einheimischen Shintō-Religion immer stärkeren Zulauf bescherten. Im 17. Jh. waren es vor allem konfuzianische Gelehrte, die nach Wegen suchten, die Lehren des chinesischen Neo-Konfuzianers Zhu Xi (auch Chu Hsi, 1130–1200) mit der Verehrung einheimischer Gottheiten zu kombinieren und so eine Alternative zum Buddhismus zu entwickeln. Im 18. und 19. Jahrhundert entstand schließlich eine Denkrichtung, die bemüht war, den Shintō von allen „fremden“, d. h. indischen und chinesischen Ideen zu reinigen und zu seiner „Urform“ zurückzufinden. Diese Schule heißt auf Japanisch Kokugaku (wörtlich Lehre des Landes) und gilt als Wegbereiterin des Staats-Shintō, wie er sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Zuge der Neuordnung des japanischen Staates herausbildete.

Moderne und Gegenwart

Die Meiji-Restauration 1868 beendete die feudale Herrschaft der Tokugawa-Shōgune und installierte an ihrer Stelle einen modernen Nationalstaat mit dem Tennō als oberste Instanz. Shintō wurde als nationale Religion definiert und als ideologisches Instrument zur Wiederbelebung der Macht des Tennō eingesetzt. Zu diesem Zweck wurde eigens ein Gesetz zur „Trennung von kami und Buddhas“ (神仏分離, Shinbutsu Bunri) erlassen, das den gemeinsamen Kult von buddhistischen und shintōistischen Institutionen verbot. Im Gegensatz zu den meist lokal begrenzten Schreintraditionen wurden Shintō-Schreine nun landesweit zu Verehrungsstätten des Tennōs umgedeutet und jeder Japaner, ungeachtet seiner religiösen Überzeugung, war angehalten, dem Tennō in Form von Schreinbesuchen seine Reverenz zu erweisen. Aus Rücksicht auf die unter westlichem Einfluss verfassungsmäßig garantierte Religionsfreiheit wurde dieser Schreinkult aber nicht als religiöser Akt, sondern als patriotische Pflicht definiert.

Im aufkeimenden Militarismus der Shōwa-Zeit wurde Shintō dann weiter für nationalistische und kolonialistische Zwecke instrumentalisiert. Auch in den besetzten Gebieten Chinas und Koreas wurden Schreine errichtet, in denen die lokale Bevölkerung dem Tennō ihre Reverenz erweisen sollte. Nach der Niederlage Japans im Zweiten Weltkrieg 1945 kam es zu einem offiziellen Verbot des Shintō als Staatsreligion, im Jahre 1946 verzichtete der Tennō auf jeden Anspruch auf Göttlichkeit. Einzelne Institutionen, denen eine politische Nähe zum Staats-Shintō nachgesagt wird, etwa der Yasukuni-Schrein in Tōkyō, existieren jedoch heute noch.

Ethik

Shintō weist in seiner gesamten Geschichte nur wenige klar umrissene Konzepte religiöser Ethik auf. Es gibt keine schriftlich fixierten Gebote, die für alle Gläubigen oder gar alle Menschen jederzeit gültig gewesen wären. So ist die Ausrichtung auf den Tennō als oberster Autorität im Schrein-Shintō generell nicht Bestandteil des Sekten-Shintō. Auch ist ein Unterschied zu buddhistischer, konfuzianischer oder bloß säkularer Ethik oft nicht auszumachen. Einige generelle Tendenzen werden jedoch allgemein der ethischen Praxis aller Richtungen zugerechnet:

  • Befürwortet wird eine Lebensführung in Übereinstimmung mit den Kami, die sich in Verehrung und Dankbarkeit ihnen gegenüber, sowie allen voran in Streben nach Harmonie mit ihrem Willen äußern kann (insbesondere durch gewissenhafte Ausführung der Shintō-Rituale). Insbesondere im Schrein-Shintō gehört dazu auch eine Rücksichtnahme auf die natürliche sowie die eigene soziale Umwelt und Ordnung. Theoretisch wird diese Bejahung von auf gegenseitiger Hilfe beruhender Harmonie und auch Weiterentwicklung auch auf die Welt als Ganzes ausgedehnt.
  • Die Kami sind zwar wesentlich perfekter als Menschen, aber nicht perfekt in einem absoluten Sinne, wie es im Monotheismus meist der Fall für die jeweils herrschende Gottheit ist. Kami begehen Fehler und sogar Sünden.[5] Dem entspricht, dass es im Shintō keine moralischen Absoluta gibt. Wert oder Unwert einer Handlung ergibt sich aus der Gesamtheit seines Kontextes heraus, schlechte Handlungen sind allgemein lediglich jene, welche die gegebene Harmonie beschädigen oder gar zerstören.[6]
  • Reinheit ist ein erstrebenswerter Zustand. Dementsprechend sind Beschmutzung (穢, kegare[7]) sowohl physischer als auch spiritueller Natur zu vermeiden und regelmäßige Reinigungsrituale (祓, moderne Aussprache: harai, traditionelle Aussprache: harae[8]) abzuhalten, die auch allen anderen religiösen Zeremonien des Shintō vorangehen. In der geschichtlichen Entwicklung des Shintō hat dies zu einer, jeweils unterschiedlich ausgeprägten, generellen Abneigung dem Tod und allen damit zusammenhängenden Phänomenen gegenüber geführt. Dementsprechend sind die Begräbniszeremonien in Japan meist eher Angelegenheit der örtlichen Buddhisten. Darüber hinaus kommt es mitunter auch zur Ablehnung von Organspenden oder der posthumen Freigabe der toten Körper von Angehörigen z. B. zur Obduktion, um die spirituelle Verbindung des Toten zu den Trauernden nicht zu stören und den Körper nicht zu verletzen.[9][10] Gegen letztgenannte Tendenzen werden in den letzten Jahren aber auch Stimmen hoher Geistlicher laut.[11]

Religiöse Praxis

Eheschließung im Meiji-Schrein, Tōkyō 2002
Mann, der vor einem japanischen Shintō-Schrein betet

Die vieldeutige, polytheistische Natur der einheimischen Götter (kami) macht es schwer, einen gemeinsamen religiösen Kern im Shintō zu finden. Allerdings verfügen Schreine über einige allgemeine Erkennungsmerkmale, die sie deutlich von z. B. buddhistischen Bauwerken unterscheidet: An den Eingängen eines Schreinareals findet man das charakteristische torii (鳥居), ein Tor, das aus zwei Grundpfeilern und zwei Querbalken besteht. Heilige Gegenstände, oft auch Bäume oder Felsen, werden mit einem Strohseil (注連縄 shimenawa) gekennzeichnet. Shintō-Priester sind heute stets mit einer Amtsrobe bekleidet, die auf die Adelstracht der Heian-Zeit zurückgeht.

Höhepunkt des religiösen Lebens der Shintō-Schreine sind periodisch veranstaltete Matsuri, Volksfeste, die lokalen Traditionen folgen und daher von Region zu Region, ja von Dorf zu Dorf ganz unterschiedlich sein können. Viele Matsuri haben mit dem agrarischen Jahreszyklus zu tun und markieren wichtige Ereignisse wie Saat und Ernte (Fruchtbarkeitskulte), in anderen Matsuri zeigen sich Elemente der Dämonenbeschwörung und -abwehr. Viele Matsuri sind auch mit lokalen Mythen und Legenden verbunden. Ein typisches Element sind Schreinumzüge. Das Hauptheiligtum (shintai) des betreffenden Schreins wird dabei in einen tragbaren Schrein umgeladen, den sogenannten Mikoshi, der dann in einem lauten und fröhlichen Festumzug durch das Dorf/Stadtviertel getragen oder gezogen wird. Feuerwerke (花火 hanabi), Taiko-Trommeln und natürlich Sake begleiten zumeist diese Umzüge. Oft sind Matsuri auch mit quasi-sportlichen Wettkämpfen verbunden. Der moderne Sumō-Sport dürfte beispielsweise seinen Ursprung in derartigen Festen haben.

In der heutigen Praxis spielt der Tennō-Kult nur noch in wenigen Schreinen eine zentrale Rolle. Diese Schreine werden im allgemeinen als jingu (神宮) (im Gegensatz zu 神社 jinja) bezeichnet, der wichtigste ist der Ise-Schrein. Obwohl das „Gesetz zur Trennung von Buddhas und Shintō-Göttern“ einschneidende Veränderungen mit sich brachte, sind die Spuren der einstmaligen shintō-buddhistischen Vermischung noch heute in vielen religiösen Institutionen zu bemerken. Es ist nichts Ungewöhnliches, auf dem Gelände eines buddhistischen Tempels einen kleinen Shintō-Schrein zu finden oder einen Baum, der mit einem Shimenawa als Wohnort eines kami markiert ist. Umgekehrt haben viele Shintō-Gottheiten indisch-buddhistische Wurzeln. Im modernen Alltagsleben der Japaner spielen sowohl Shintō als auch Buddhismus eine gewisse Rolle, wobei die Mehrzahl keinen Widerspruch darin sieht, sich zu beiden Religionen zu bekennen. Allgemein tendiert man dazu, shintōistische Riten für freudige Anlässe (Neujahr, Hochzeit, Gebet um Alltagsdinge), buddhistische dagegen für traurige und ernste Anlässe (Todesfall, Gebet um Wohlergehen im Jenseits) heranzuziehen. In neuester Zeit kommt noch eine Art säkulares Christentum dazu, wenn etwa junge Japaner eine White Wedding (ホワイトウエディング, howaito uedingu), eine weiße Hochzeit im amerikanischen Stil feiern.

Wichtige Gottheiten und Schreine

Der Yasukuni-Schrein in Tōkyō am Jahrestag des Kriegsendes in Ostasien, dem 15. August

Die meisten Shintōschreine sind heute der Gottheit Hachiman geweiht, geschätzt etwa 40.000 landesweit. Hachiman war der erste einheimische Gott, der vom Buddhismus gefördert wurde, erhielt aber auch als Ahnengottheit mehrerer Shōgun-Dynastien einflussreiche Unterstützung durch den Kriegeradel (die Samurai). Auch die Gottheit Inari, eine Reisgottheit, deren Schreine meist von Füchsen (kitsune) bewacht wird, bringt es auf eine ähnliche Anzahl von meist sehr kleinen Schreinen. Die dritthäufigste Kategorie sind Tenjin-Schreine, in denen der Heian-zeitliche Gelehrte Sugawara no Michizane als Gott der Bildung verehrt wird. Amaterasu, die wichtigste Ahnengottheit des Tennō, besitzt hingegen außerhalb ihres Hauptheiligtums von Ise nur wenige Zweigschreine, was auch auf die meisten anderen in den alten Mythen erwähnten Gottheiten zutrifft. Andererseits sind zahlreiche Schreine ursprünglich buddhistischen Gottheiten geweiht, allen voran die Schreine der Sieben Glücksgötter. Die prächtigste Schreinanlage aus der Edo-Zeit, der Tōshōgū in Nikkō, ist ein Mausoleum des ersten Tokugawa-Shōguns Tokugawa Ieyasu, der populärste Schrein in Tōkyō, der Meiji-Schrein, birgt Kaiser Meiji und seine Gattin.

Ein umstrittenes Politikum ist der Yasukuni-Schrein in Tōkyō, in dem die Gefallenen aller japanischen Kriege verehrt werden.

Siehe auch

Literatur

  • Ernst Lokowandt: Shintō. Eine Einführung. Iudicium, München, 2001. ISBN 3-89129-727-0.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Klaus Antoni: Shintō. in: Klaus Kracht, Markus Rüttmann: Grundriß der Japanologie. Wiesbaden 2001, S. 125ff.
  2. Ōbayashi Taryō: Ise und Izumo. Die Schreine des Shintoismus, Freiburg 1982, S. 135.
  3. Cultural Affairs Department, Agency for Cultural Affairs
  4. adherents.com: Major Religions Ranked by Size - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006
  5. Shinto Online Network Association: Jinja Shinto: Sins and the Concept of Shinto Ethics - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006
  6. bbc.co.uk: BBC - Religion & Ethics - Shinto Ethics - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006
  7. Basic Terms of Shinto: Kegare - Englisch; abgerufen am 14. Juni 2006
  8. Basic Terms of Shinto: Harae - Englisch; abgerufen am 14. Juni 2006
  9. bbc.co.uk: BBC - Religion & Ethics - Organ Donation - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006
  10. California Transplant Donor Network - Resources - Clergy - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006
  11. Dr. Yukitaka Yamamoto, Oberpriester des Tsubaki-O-Kami-Yashiro: Aufsatz zur 2.000-Jahr-Feier des Schreins im Jahr 1997 - Englisch; abgerufen am 10. Juni 2006


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