Shizoku

Shizoku
Satsuma-Samurai, 2. Hälfte 19. Jahrhundert, Fotografie von Felice Beato

Samurai [samurai] (japanisch 侍 oder seltener 士) ist die übliche Bezeichnung für ein Mitglied des Kriegerstandes im vorindustriellen Japan. Eine weitere Bezeichnung, die während der Edo-Periode gebräuchlich war, ist bushi (武士). Heute wird Samurai ausschließlich für den Kriegeradel verwendet und nicht beispielsweise für Ashigaru (wörtlich: „leichtfüßig“; gemeint sind leichtgerüstete Fußsoldaten). Ein herrenloser Samurai wurde Rōnin („Wellenmann“) genannt.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie

Der Ursprung des Wortes liegt im Japan der Vor-Heian-Periode. Es wurde vermutlich saburai ausgesprochen und bedeutet „Diener“ oder „Begleiter“. Erst in der frühen Moderne, namentlich in der Azuchi-Momoyama-Periode und der frühen Edo-Periode des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts, bürgerte sich das Wort Samurai an Stelle von saburai ein. Die Bedeutung hatte sich allerdings bereits lange Zeit vorher gewandelt. Der Begriff Samurai wird aber auch vom japanischen Verb saberu abgeleitet, was ins Deutsche übersetzt dienen, unterstützen bedeutet. Samurai bedeutet also Dienender.

Geschichte

Ursprung

Die Armeen des japanischen Kaisers bestanden ursprünglich aus Wehrpflichtigen, die im Kriegs- oder Rebellionsfall den entsprechenden Provinzen Japans zugeordnet wurden. Sie waren nach dem Vorbild chinesischer Armeen aufgebaut und bestanden aus einem Drittel der kampffähigen erwachsenen männlichen Bevölkerung. Jeder Soldat musste für seine Waffen und Versorgung selbst aufkommen.

Mit den Taika-Reformen von 645 und dem Taihō-Kodex von 702, aufgrund derer eine Landreform durchgeführt und ein einheitliches Steuersystem eingeführt wurde, begann die Entwicklung mächtiger Clans und damit des Schwertadels. Zu den Steuern gehörten auch Fron- und Militärdienst. Kleinbauern, die sich ihrer Steuern und besonders des Wehrdienstes entledigen wollten, verschenkten ihr Land an Institutionen wie Klöster oder an Adlige und pachteten es von ihren neuen Herren wieder zurück. Eine symbiotische Gemeinschaft von Großbauern und Gefolgschaft, Herr und Diener (Shujū) entstand. Diese Methode wurde Kishin (Schenkung) genannt. Durch die Kishin-Methode (die seit der Nara-Zeit unter Strafe stand, was allerdings keinen Erfolg zeigte) brach das ohnehin schwer zu verwaltende und ineffektive System der Wehrpflicht jedoch zusammen. Während der frühen Heian-Periode, also im späten 8. und frühen 9. Jahrhundert, strebte Kaiser Kammu (737–806) nach einer Konsolidierung und Expansion seines Reiches in die nördlichen Honshū-Region. Er sandte seine Armeen aus, um die im Norden noch nach den alten Traditionen der Yayoi-Zeit lebenden Emishi zu unterwerfen, und führte den Titel des Shōgun ein, wobei er sich bei der Unterwerfung der Emishi auf die starken regionalen Clans verließ.

Im Krieg gegen die Emishi ab 780 erwiesen sich die Wehrpflichtigen aber als schlechte Kämpfer – die stärksten militärischen Einheiten waren die berittenen Eliteoffiziere. Daraufhin wurde 792 die Wehrpflicht abgeschafft und die Armee auf ein Freiwilligenheer umgestellt. Dieses war jedoch nicht mehr in der Lage, die Sicherheit im ganzen Land aufrecht zu erhalten. Besonders in den entlegenen Provinzen verschlechterte sich die Situation, so dass die lokalen Großbauern dort letztlich selbst für ihre Verteidigung sorgen mussten. Sie waren dabei so erfolgreich, dass sich einige Familien im Laufe der Zeit darauf spezialisierten, militärische Aufträge des Kaiserhauses durchzuführen – der Schwertadel (Buke) war geboren. Dabei spielten Prinzen, die ihr Glück in der Provinz suchten, eine besondere Rolle: Die Taira, Minamoto und andere Sippen haben alle kaiserliche Vorfahren.

Während der Heian-Zeit (794–1192) bezog sich samurai vor allem auf die Wachen des kaiserlichen Palastes und die Schwertträger. Diese Vorläufer der klassischen Samurai wurden vom Herrscher ausgestattet. Ihnen war es vorgeschrieben fortwährend ihre Beherrschung der Kampfkunst zu verbessern.

Da zu Beginn der größte Vorteil dieser militärischen Einheiten in ihrer Erfahrung im Gebirgskampf und vor allem im Bogenschießen lag, blieb für den größten Teil der folgenden Feudalperiode, der Ära der Samurai-Herrschaft, der Ausdruck Yumitori (Bogenschütze) der Ehrentitel eines ausgezeichneten Kriegers, selbst als der Schwertkampf die größere Wichtigkeit erlangt hatte.

Aufstieg

Samurai in voller Rüstung 1860

Ursprünglich waren die Samurai nur Soldaten im Dienste des Kaisers und der Adelsstämme. Durch den Aufstieg des Shogunats und der damit einhergehenden Errichtung einer Militäraristokratie stiegen die Samurai allerdings zur regierenden Schicht auf.

Während die regionalen Daimyō sich zusammenschlossen und Arbeitskraft sowie Ressourcen sammelten, formten sie eine auf den tōryō (Anführer) ausgerichtete Hierarchie. Dieser tōryō war entweder ein entfernter Verwandter des Kaisers oder ein rangniedrigeres Mitglied einer der drei Adelsfamilien, der Fujiwara, der Minamoto oder der Taira. Obwohl die tōryō ursprünglich nur auf vier Jahre befristet als Magistraten in die Provinzen entsandt worden waren, entschlossen sie sich zu bleiben, wohl wissend, dass sie nach ihrer Rückkehr nur Nebenrollen in der Regierung spielen würden. Ihre Söhne erbten ihre Positionen und führten von der Mitte bis zum Ende der Heian-Periode die regionalen Daimyō weiter beim Niederschlagen der Rebellionen in ganz Japan an.

Wegen ihrer militärischen und ökonomischen Stärke entwickelten sich die Daimyō zu einem neuen Machtfaktor in der Politik am Kaiserhof. Ihre Beteiligung an der Hōgen-Rebellion gegen Ende der Heian-Periode trug noch zur Konsolidierung ihrer Macht bei. Während der Heiji-Rebellion 1160 kam es zum Kampf der rivalisierenden Minamoto und Taira. Der siegreich aus der Rebellion hervorgehende Taira no Kiyomori (1118–1181) wurde als erster Krieger, der eine solche Position erreichte, kaiserlicher Berater und übernahm schließlich die Kontrolle über die Regierung. Auf diese Weise bildete er die erste Samurai-dominierte Regierung und verlegte den Kaiser auf einen ausschließlich zeremoniellen Posten.

Japan der Feudalzeit

Ein erneuter Zusammenstoß zwischen den Taira und den Minamoto 1180 führte zum Gempei-Krieg, der bis 1185 dauerte. Der siegreiche Minamoto no Yoritomo (1147–1199) ging 1190 nach Kyōto und wurde zum Seii-Tai-Shōgun ernannt (wie der Titel Shōgun in voller Länge heißt). Er begründete das Kamakura-Shōgunat (1192–1333).

Der mongolische Kaiser Kublai Khan sandte während der frühen Feudalzeit Abgesandte an den japanischen kaiserlichen Hof, um die Unterwerfung des japanischen Kaisers zu fordern, der japanische Kaiser weigerte sich allerdings, den Forderungen Kublai Khans Folge zu leisten, und schickte die Botschafter wieder zu ihrem Herrn zurück. 1274 griffen die Mongolen unter Kublai Khan Japan mit einer Flotte von 900 Schiffen und 23.000 Soldaten an. Der Angriff misslang, und viele der Schiffe wurden durch den berühmt gewordenen Sturm Kamikaze zerstört oder stark beschädigt.[1]

Als Kublai Khan einige Jahre später erneut Abgesandte schickte, ließ der japanische Kaiser sie köpfen. Jahre später, um 1281 versuchten die Mongolen in der Schlacht von Kōan mit einer noch größeren Armee von oder 4500 Schiffen und 142.000 Soldaten erneut Japan zu erobern, was allerdings wegen Schlechtwetterbedingungen und wegen harten Widerstand des Volks misslang.[2]

Mit dem Tod Kublai Khans im Jahre 1294 wurden die Invasionspläne aufgegeben.

Obwohl der Krieg gewonnen wurde, so gab es doch zahlreiche Probleme im Land. Weil die Landwirtschaft vernachlässigt worden war, gab es Hungerprobleme in Japan und viele Samurai wurden herrenlose Rōnin. Tatsächlich waren Chaos und Hunger in Japan ausgebrochen, von vielen Historikern wird diese Zeit als eine der dunkelsten Phasen in der Geschichte der Samurai betrachtet.

Im Laufe der Zeit wurden mächtige Samurai-Daimyō zu Kriegsadeligen (buke), die nur nominal der Aristokratie des Hofes (Kuge) unterstanden. Während die Samurai höfische Sitten wie Kalligraphie, Dichtkunst und Musik übernahmen, wurden im Gegenzug von den kuge auch Samurai-Fähigkeiten übernommen. Trotz verschiedener Intrigen und kurzer Perioden unter der Herrschaft diverser Kaiser lag die wahre Macht in den Händen der Shōgune und Krieger.

Während der Sengoku Jidai („Periode der Krieg führenden Provinzen“, 1467–1568) war das japanische Ständesystem noch so flexibel, dass sich auch Männer aus niederen sozialen Klassen als Krieger einen Namen machen und Samurai oder Samurai zu Daimyō werden konnten (auch wenn ein formaler Bushidō-Status bei 150 gleichzeitig um Einfluss kämpfenden Kriegsherren kaum einen Wert besaß). Dies änderte sich, als Toyotomi Hideyoshi (1536–1598), selbst Sohn eines Fußsoldaten, nach einem furiosen Aufstieg Erster Minister (Kampaku) wurde. Er erließ 1586 ein Gesetz, das die Zugehörigkeit zum Samurai-Stand als permanent und erblich festschrieb und Nicht-Samurai verbot, Waffen zu tragen.

Als Samurai verkleidete Kabuki-Schauspieler (um 1880)

Während des Tokugawa-Shogunats beziehungsweise der Edo-Periode (1603–1867) wurden Samurai vermehrt Höflinge, Bürokraten und Administratoren anstelle von Kämpfern und Daishō. In dieser Zeit wurde vermutlich das erste Mal ein Europäer, nämlich William Adams, zum Samurai ernannt.

Das Schwertpaar der Samurai (Katana und Wakizashi) wurde mehr ein symbolisches Emblem der Macht denn eine Waffe des täglichen Gebrauchs. Samurai besaßen weiterhin das Recht, jeden Bürger niederzuschlagen, der ihnen nicht den gebührenden Respekt erwies; in welchem Maße von diesem Recht Gebrauch gemacht wurde, ist aber nicht bekannt. Als die Regierung schließlich die Daimyō zwang, die Größe ihrer Armeen zu reduzieren, wurden arbeitslose Rōnin zu einem großen gesellschaftlichen Problem.

Schüler schrieben den Bushidō in seiner endgültigen Form während der Tokugawa-Periode fest. Aus dieser Periode stammt auch das berühmteste Buch des kenjutsu, Miyamoto Musashis Das Buch der Fünf Ringe (1643).

Die Ereignisse der 47 herrenlosen Samurai (Rōnin), die den erzwungenen Selbstmord ihres früheren Herrn rächten, führten in der damaligen Gesellschaft zu einem Konflikt zwischen der Kriegerehre und dem durch das Tokugawa-Shogunat erzeugten Rechtssystem. Am Ende wurde 46 der Rōnin befohlen, Seppuku zu begehen (verfilmt in 47 Ronin).

Persönliches Einkommen und Lebenssituation

Den Samurai wurde von ihrem Lehnsherrn (Daimyo) eine festgesetzte jährliche Reismenge (Koku) als eine Art Gehalt gewährt. Das Koku war abhängig von Status, Familienzugehörigkeit und persönlichem Verdienst. Ein niederer Daimyo verfügte über mindestens 10.000 Koku Reis pro Jahr, ein hoher Samurai oder Hatamoto über 100.000. Gemessen an der Kaufkraftentwicklung entsprach dabei 1 Koku etwa 100 Euro nach heutigem Stand.

In einem kleinen Fürstenlehen (Han) wie Yamagata, das um das Jahr 1865 70.000 Koku Ertrag brachte, mochte ein Samurai in einer hohen Militär- oder Beamtenposition wenige Tausend Koku erhalten. Doch auch ein Samurai mit 1200 Koku galt als vermögend. Eine 400-Koku-Familie zählte zu den Wohlhabenden und mochte ein respektables Anwesen mit Ziergarten und mehrerern Dienern besitzen. Selbst ein Samurai mit 150 Koku lebte in noch gesicherten finanziellen Verhältnissen.

Ein 50-Koku-Samurai (etwa ein rangloser Soldat oder niederer Beamter der Burgverwaltung) führte hingegen eine prekäre Existenz, obwohl er – wie jeder Samurai – von Abgaben befreit war und vom Dienstherrn eventuell die Unterkunft gestellt bekam. Typisch war das Leben in einer bescheidenen „Samurai-Reihenhaussiedlung“: umzäunte kleine Wohnhäuser mit Wirtschaftsgebäuden, dazu ein Gemüsegarten, den er unter Umständen mit Hilfe seines vermutlich einzigen Dieners bestellte. Hatte der Samurai außerdem noch Frau und zwei bis drei Kinder zu versorgen, war die Gefahr von Armut und Verschuldung groß. Etwa im Fall einer langwierigen Krankheit drohte die Verpfändung von Koku-Anteilen, so dass das Netto-Einkommen vielleicht auf 30 Koku sank. In diesem Fall geriet die gleichzeitige Finanzierung von angemessener Kleidung und von Lebensmitteln unmöglich, Familienmitglieder waren nun zur Heimarbeit oder zur Annahme einer Erwerbsarbeit gezwungen. In dieser Situation unterschied sich das Leben zumindest materiell kaum noch von dem eines Kleinbauern.

Jedem Samurai drohte das Schicksal, zum herren- und mittellosen Rōnin abzusteigen. Fiel er in Ungnade, oder hatte nach dem Tod seines Herrn dessen Nachfolger keine Verwendung mehr für ihn, zog die Samurai-Familie mitunter jahrelang auf Wanderschaft, um sich einen neuen Brotgeber zu suchen.

Religion

Nahezu alle Samurai waren Anhänger des Buddhismus, und handelten dennoch sehr oft gegen dessen heilige Regeln, indem sie Menschen oder Tieren Leid zufügten. Viele Samurai besaßen zum Buddhismus eine ähnliche Beziehung, wie die europäischen Ritter zum Christentum. Sogar die Rōnin, welche sich eigentlich vom Weg der Samurai entfernt hatten, praktizierten trotz allem immer noch ihre Religion, und behielten sich so ihren Glauben. Einige Samurai sollen sogar aus Verehrung zu dem Buddha Siddhartha Gautama gegenüber ihren Gegnern Gnade gezeigt haben. In der Kamakura-Zeit geschah durch die Einführung von zwei buddhistischen Schulen eine neue religiöse Ära in Japan, welche sich auch auf die Samurai auswirkte. Der japanische Kaiser an sich wurde von vielen Samurai als lebende Gottheit angesehen, dies wirkte sich jedoch nicht auf ihre Gesinnung gegenüber des Buddhismus aus. Auch heute wird der buddhistische Glaube noch in Samurai-Schulen unterrichtet.

Die Meiji-Restauration

Samurai in historischer Rüstung, ca. 1880

Die letzte Sternstunde der ursprünglichen Samurai kam 1867 während der Meiji-Restauration, als kaisertreue Samurai aus den Provinzen Chōshū und Satsuma die Streitkräfte des Shogunates bezwangen. Kaiser Meiji (eigentlich Mutsuhito, 1852–1912) hob den Samurai-Status jedoch zugunsten einer moderneren, westlich orientierten Armee auf und behielt lediglich das Katana für Offiziere bei. Der Samurai-Stand wurde in Shizoku (士族) umbenannt. 1876 wurde den Samurai das Tragen ihrer traditionellen Tracht mit den zwei Schwertern in der Öffentlichkeit untersagt, ihnen die Privilegien entzogen. Die Samurai führten mehrere Kriege gegen den Kaiser an, betrachteten diese aber als Krieg für den Kaiser. Die letzte Erhebung von unzufriedenen Samurai, die Satsuma-Rebellion, wurde 1876/77 von der neuen japanischen Wehrpflichtigen-Armee in verlustreichen Kämpfen niedergeschlagen. Der Film Last Samurai greift dieses Motiv auf, nimmt sich aber große erzählerische Freiheiten.

Noch im Zweiten Weltkrieg beeinflussten einige Gedanken des Bushidō das Handeln der japanischen Soldaten. Viele Blutlinien der Samurai, wie das Haus Honda, haben in der japanischen Wirtschaft und Politik auch heute noch großen Einfluss.

Ausbildung

Die Ausbildung zum Samurai begann oft schon im Alter von drei Jahren und war geprägt von hartem Drill. Die Ausbildung beinhaltete in erster Linie Körperbeherrschung und Schmerzunterdrückung. Wenn sie etwas älter waren, lernten sie in einem nahen Kloster lesen und schreiben. Dorthin mussten sie, auch im Winter, zu Fuß gehen. Sie waren gezwungen, ihre Angst zu bekämpfen, indem sie auf dem Friedhof oder Richtplatz eine Nacht verbringen mussten. Im Alter von etwa fünf bis sieben Jahren begann die Unterweisung im Umgang mit den Waffen (Bogenschießen, Schwertkampf, Fechten und Jiu Jitsu: Selbstverteidigung ohne Waffengebrauch). Wie in vielen stark spezialisierten Berufen, war es auch für die Ausbildung des Samurais üblich, dass ein älterer, erfahrener Samurai einen jungen Mann über mehrere Jahre in die Lehre nahm. Erst nach Abschluss der Ausbildung nahm er gegebenenfalls einen neuen Lehrling auf, bildete also in der Regel nie mehrere Krieger gleichzeitig aus. Die Lehrzeit bei einem älteren Samurai, die etwa um das zwölfte Lebensjahr begann, endete ungefähr mit 15 Jahren. In dieser Zeit lebten Lehrer und Schüler zusammen und hatten eine Wakashudo genannte Beziehung, die meist mit dem Erwachsenwerden des Schülers in eine platonische Freundschaft überging. Den Abschluss der Ausbildung bildete die feierliche Zeremonie des Gempuku. In dieser legte der Schüler seinen alten Kindesnamen ab und bekam einen neuen Namen, erhielt Lang- und Kurzschwert, das Daishō, eine eigene Rüstung und übernahm den traditionellen Haarschnitt der Samurai.

Ausrüstung

Wakizashi-Schwert der Edo-Periode, 19. Jahrhundert
Helm und Brustpanzer

Äußeres Kennzeichen der erhabenen sozialen Stellung war das Schwerterpaar (Daishō), das zu tragen ausschließlich Samurai vorbehalten war. Das Daisho bildete die Hauptbewaffnung des Samurai. Es bestand aus dem langen Katana, welches im 15. Jahrhundert aus dem Tachi hervorging und ab Ende des 14. Jahrhunderts (frühe Muromachi-Zeit) traditionell von den Samurai verwendet wurde, und dem kurzen Wakizashi beziehungsweise Kotetsu. Im Gegensatz zu den meist geraden Schwertern der europäischen Ritter war das japanische Schwert leicht gebogen und mehr wie ein Säbel für den Hieb als für den Stoß ausgelegt. Es war rasierklingenscharf und Vorder- und Rückseite unterschiedlich gehärtet. Ein Treffer verursacht tiefe Schnittwunden oder trennt Gliedmaßen ab. Wie auch beim europäischen Adel des Mittelalters wurde der Verzierung des Schwertes und der Schwertscheide Bedeutung zugemessen.

Eine andere Waffe der Samurai war der Yumi (Bogen), insbesondere der Dai-kyū (Langbogen), welcher wegen seiner enormen Größe, seiner gewaltigen Reichweite und seiner großen Durchschlagskraft gefürchtet war. Ein geübter Schütze konnte aus etwa 150 Metern Entfernung ein bewegliches Objekt von der Größe eines Hundes sicher treffen, aber auch Reichweiten von etwa 300 Metern waren möglich. Seine asymmetrische Form machte es zudem möglich, ihn auch vom Pferderücken aus abzufeuern, was ihn als Reiterwaffe gefürchtet machte. Zu ihrer Notwehr besaßen sie zusätzlich noch den so genannten Tantō, einen Dolch.

Auch zwei Lanzen gehörten zur Ausrüstung eines Samurai: Die Klinge der Schwertlanze Naginata war lang und leicht gebogen, der Yari hatte meist eine dolchartige und dreieckige Spitze und war beidseitig geschliffen. Der Yari konnte aber auch ein- oder beidseitig Haken aufweisen. In der Kreuzform spricht man vom Jumonji-Yari.

Die japanischen Waffen leiten sich von Vorbildern vom Festland ab, entwickelten sich aber relativ unabhängig: Die ersten, geraden Schwerter wurden allmählich einschneidig und gebogen, die Bögen asymmetrisch und sehr lang.

Bis in die Ashikaga-Zeit im 14. Jahrhundert war der Bogen die Hauptwaffe. Selbst zu Beginn der Einführung von Handfeuerwaffen durch die Portugiesen Mitte des 16. Jahrhunderts war der Langbogen diesen in Anwendung, Zielsicherheit und auch Reichweite überlegen. Schwerter kamen erst zum Einsatz, nachdem alle Pfeile verschossen waren. Der Kampf wurde zum Duell, nachdem der Krieger aus der Formation hervortrat und die Namen seiner Vorfahren rief, die ebenfalls Ruhm als Samurai genossen, um sich dann einem ebenbürtigen Gegner zu stellen. Schlachten in geschlossenen Formationen mit massiver Verwendung der Lanze (yari-ashigaru) traten erst im Sengoku Jidai, dem Zeitalter der streitenden Reiche Ende des 15. bis Ende des 16. Jahrhunderts, auf. Die Muskete drängte wie in Europa allmählich die Blankwaffen durch ihre Kostengünstigkeit und einfache Handhabung zurück. Allerdings gab es einige Adelshäuser in Japan, die die Verwendung von Musketen ablehnten, weil sie Feuerwaffen als eine „feige“ und „unehrenhafte“ Waffen betrachteten.

Literatur

  • Roland Habersetzer: Die Krieger des alten Japan – Berühmte Samurai, Rōnin und Ninja. Palisander Verlag, 1. Auflage 2008, ISBN 978-3-938305-07-2.
  • Historisches Museum der Pfalz Speyer (Hrsg.): Samurai. Thorbecke, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7995-0805-6.
  • Stephen Turnbull: Geschichte der Samurai. Japans Kriegerkaste im historischen Rückblick. Motorbuch, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-613-30540-3.
  • Tsunetomo Yamamoto: Hagakure. Der Weg des Samurai. Kabel, München 2003, ISBN 3-8225-0644-3 (Hagakure sind Aufzeichnungen der Aussagen eines ehemaligen Samurais, gemacht für einen jungen Samurai).
  • Yukio Mishima: Zu einer Ethik der Tat. Einführung in das Hagakure, die Samurailehre des 18. Jahrhunderts. Hanser, München 1996, ISBN 3-446-14516-8.
  • Miyamoto Musashi: Das Buch der fünf Ringe. Klassische Strategien aus dem alten Japan. Piper, München 2006, ISBN 978-3-492-04962-7.
  • Hidéko Fukumoto, Catherine Pigeaire: Femmes et Samouraï. Des Femmes, Paris 1986, ISBN 2-7210-0293-7.
  • Wolfgang Schwentker: Die Samurai. Beck, München 2003, ISBN 3-406-47988-X.
  • Inazo Nitobe: Bushido. Die Seele Japans. Angkor, Frankfurt 2003, ISBN 3-936018-16-2.
  • Thomas Preston: Samurai-Geist. Der Weg eines Kriegers in den japanischen Kampfkünsten. Kristkeitz, Leimen 1999, ISBN 3-921508-76-2.
  • Jörg-Uwe Albig u. a.: Das kaiserliche Japan. Gruner + Jahr, Hamburg 2006, ISBN 3-570-19556-2 (Geo Epoche Nr. 21)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.bowdoin.edu/mongol-scrolls/
  2. http://www.ualberta.ca/~chor/mongolin.htm


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