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Der Shkumbin (albanisch auch Shkumbini) ist ein Fluss in Mittelalbanien. Von den Römern wurde er Genusus genannt.
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Geographie
Der Shkumbin entspringt südwestlich der Stadt Pogradec im Südosten Albaniens. Zuerst verläuft er in einem gebirgigen Tal nach Norden. Bei der Stadt Librazhd dreht sich das Tal nach Westen. In einem engen Einschnitt durchbricht er die Bergkette und tritt bei Elbasan in eine weite Ebene. In einem breiten Tal fließt er nun etwa entlang des 41. Breitengrades der Adria zu. Nördlich der Lagune von Karavasta bildet er ein kleines Delta.
Der Shkumbin ist mit einer Länge von 181 km und einer Abflussmenge von durchschnittlich 61,5 m³/s einer der größten Flüsse des Landes. Seine Bedeutung liegt aber mehr in seinen Auswirkungen auf die Geschichte, Gesellschaft und den Verkehr des Landes.
Lebensraum
1996 wurden im Shkumbin 17 Fischarten gezählt. Karpfenfische bildeten die Mehrheit. Der Fluss ist auch Lebensraum vieler seltener Fische wie der Albanischen Plötze (Pachychilon pictum), die nur rund um die Adria vorkommt, einer Gründling-Unterart (Gobio gobio albanicus) und der Korsikaforelle (Salmo trutta macrostigma). Dabei ist der Shkumbin in seinem Unterlauf stark verschmutzt, insbesondere durch Abwässer aus Elbasan und des großen metallurgischen Komplexes dort, der heute aber nicht mehr in Betrieb ist. Oberhalb der Stadt Librazhd ist er aber noch weitgehend naturbelassen.
Kulturgrenze
Der Shkumbin ist die Grenze zwischen den beiden Dialekten der albanischen Sprache mit Unterschieden in Phonetik und Wortschatz. Südlich des Flusses leben die Tosken, in Nordalbanien und in Kosovo die Gegen. Die Shkumbingrenze ist aber nicht nur eine sprachliche; sie ist auch eine religiös-kulturelle Trennlinie: So wird in der traditionellen albanischen Folklore nördlich dieser Linie die Monophonie (Einstimmigkeit) gepflegt, während im Süden polyphone (mehrstimmige) Gesänge üblich sind. Die Gegend von Librazhd ist eine Übergangszone, in der man beide Gesangsarten findet. Südlich des Shkumbin gibt es kaum Katholiken, und nördlich des Shkumbins leben außerhalb der großen Städte kaum orthodoxe Albaner. Schon immer hatten die Tosken den Ruf, weltoffener zu sein als die konservativen Gegen in den Bergen des Nordens. Die „Kulturgrenze des Shkumbin“ findet sich auch in der Politik. Die früheren kommunistischen Eliten stammten eher aus dem Süden. Erste Proteste fanden im Norden statt, wo auch die Demokratische Partei des ersten nichtkommunistischen Präsidenten Sali Berisha ihre Hochburgen hat.
Verkehrswege im Shkumbin-Tal
Schiffbar ist der Shkumbin nicht. Trotzdem ist sein Tal seit der Antike ein wichtiger Verkehrsweg. Es bildet einen gut passierbaren Durchgang von der Adria durch die albanischen Berge. Die Römer bauten die Via Egnatia, die Rom mit Konstantinopel verband, durchs Tal. Die Osmanen errichteten an dieser strategischen Stelle die Burg Elbasan. Einige Überreste von Straßenanlagen und Brücken zeugen noch von diesen Epochen.
In den 1970er Jahren wurde durchs Tal die spektakulärste Eisenbahnlinie Albaniens erbaut, die diverse Tunnels und hohe Brücken umfasst. Die Straße, die Mittelalbanien mit dem Südosten des Landes und mit Mazedonien verbindet, wurde zwischenzeitlich mit Finanzierung durch den Stabilitätspakt stark ausgebaut. Als Teil des Korridors 8 der Paneuropäischen Verkehrskorridore ist das Tal als eine Hauptverkehrsachse der Neuzeit auf dem Balkan vorgesehen.
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