Sibylle aus Persien

Sibylle aus Persien

Die Persische Sibylle ist eine der nach Varro, einem römischen Schriftsteller des 1. Jahrhunderts v. Chr., von Laktanz unterschiedenen zehn Sibyllen, die jeweils mit einem geographischen Epithet versehen sind.[1].

Inhaltsverzeichnis

Die Persische Sibylle in der Antike

Michelangelo, Persische Sibylle, Sixtinische Kapelle

Weitere Quellen der griechischen und röm. Antike enthalten keine Hinweise auf eine Sibylle besonders aus damals als Persien verstandenen geographischen Regionen. Eventuell ist die Benennung einer Sibylle als Persisch allgemein als Anerkennung der langen Tradition des Sehertums diesen Regionen zu verstehen, zumal in späterer Zeit diese Sibylle oft auch als Babylonische oder Chaldäische Sibylle bezeichnet wird. Auch wird gerne den von ihr verbreiteten „Weissagungen“ ein besonders hohes Alter unterstellt.

Da persische Satrapen schon lange Einfluss auf den kleinasiatischen Raum ausübten, ist anzunehmen, dass das seit Urzeiten von persischen Zentren wie Babylon her entwickelte Verständnis von Prophetie und Traumdeutung in Kleinasien der Ehrung weiblichen Sehertums begegnete und von dort aus zusammengefasst auch im hellenistischen Raum ein Begriff wurde.[2]

Die Persische Sibylle in Mittelalter und Renaissance

In Anlehnung an Laktanz verstanden christliches Mittelalter und Renaissance die Persische Sibylle als eine den Propheten fast gleichzustellende pagane Verkünderin einer Gotteserwartung.

Die Persische Sibylle als Motiv der Kunst

Die Persische Sibylle wird in der Kunst der Gotik und Renaissance meist in Anlehnung an Varro als eine unter einer Reihe von Sibyllen dargestellt, oft in Gegenüberstellung zu einer oft gleichen Anzahl von Propheten des Alten Testaments.

Die wohl bekannteste bildliche Darstellung ist die Persica Michelangelos im Fresko an der Decke der Sixtinischen Kapelle, wo insgesamt 5 Sibyllen alternierend mit 7 Propheten stehen. Sie ist dargestellt als alte Frau, die älteste unter den Sibyllen dort.

Weitere Darstellungen einer Persischen Sibylle sind u. a. an folgenden Orten zu finden:

  • Ulm, gotische Halb-Plastik im Chorstühl des Münster, als eine von zehn Sibyllen, im Gesamtkunstwerk mit zahlreichen antiken Gelehrten und Propheten
  • Rom, Kirche Santa Maria del Popolo, als eine von vier Sibyllen von Pinturicchio

Anmerkungen

  1. Des Lucius Caelius Firmianus Lactantius Schriften. Aus dem Lateinischen übersetzt von Aloys Hartl. (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 36) München 1919. 5. Kapitel
  2. Vgl. dazu The Persian Sibylline oracle and related Zoroastrian works. In: B. Spuler, M. Boyce (Hrsg.): Handbuch der Orientalistik. Bd. 3. Leiden 1991, ISBN 90-04-09271-4, S. 371ff.

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