Sicco Leendert Mansholt

Sicco Leendert Mansholt

Sicco Leendert Mansholt (* 13. September 1908 in Ulrum; † 29. Juni 1995 in Wapserveen, heute zu Westerveld) war ein niederländischer Politiker, er war ein Präsident der Europäischen Kommission.

Sicco Mansholt kam aus einer sozialdemokratisch gesinnten Großbauernfamilie aus Groningen. Mansholt besuchte die "Tropische Landwirtschaftsschule" in Deventer, wo er eine Ausbildung zum Tabakspflanzer machte. Anschließend studierte er Agrarwissenschaft und arbeitete von 1929 bis 1931 als Assistent an einem landwirtschaftlichen Institut.

1934 zog er nach Java, um dort als Beamter auf einer Teeplantage zu arbeiten. Da ihn das Kolonialsystem bedrückte, kehrte er 1936 wieder in die Niederlande zurück. Er wollte Landwirt werden und siedelte sich 1937 auf dem seit 1934 in Kultur genommenen Wieringermeer-Polder an, wo er einen Landwirtschafsbetrieb führte.

Er wurde Mitglied der Sociaal Democratische Arbeiders Partij (SDAP), wurde Schriftführer der dortigen SDAP-Ortsgruppe und bekleidete dort auch verschiedene andere öffentliche Funktionen, darunter die des Bürgermeisters von Wieringermeer. Während des Zweiten Weltkrieges war er im Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv. Mansholt verbarg nicht nur Untergetauchte im Wieringermeer-Polder, er organisierte auch die heimliche Lebensmittelversorgung für die westlichen Provinzen der Niederlande. Nach dem Ende der deutschen Besatzung hatte Mansholt kurz das Bürgermeisteramt in Wieringermeer inne.

Direkt nach dem Krieg, Juni 1945, holte ihn Premierminister Willem Schermerhorn von der PvdA als Minister für Landwirtschaft, Fischerei und Lebensmittelversorgung in sein Kabinett, wo er mit 36 Jahren der jüngste Minister war.

Er war Mitglied von sechs Regierungen:

  • Kabinett Schermerhorn-Drees (1945)
  • Kabinett Beel 1 (1946)
  • Kabinett Drees-Van Schaik (1948)
  • Kabinett Drees 1 (1951)
  • Kabinett Drees 2 (1952)
  • Kabinett Drees 3 (1956)

Unter Mansholt erhielt das Landwirtschaftsministerium in den Niederlanden eine Machtstellung, die es vergleichbar in keinem anderen europäischen Land hatte. Die niederländische Landwirtschaft brachte er auf einen Modernisierungs-, Veredelungs- und Exportkurs, den sie bis heute verfolgt. Zudem galt Mansholt als einer der wichtigsten Politiker der sozialistischen Partei der Niederlande. 1950 legte er den europäischen Regierungen den "Mansholt-Plan" vor, eine agrarpolitische Entsprechung zum Schuman-Plan, die jedoch von den meisten Regierungen abgelehnt und nie umgesetzt wurde.

Im Jahre 1958 wurde er einer der Kommissare der neu gebildeten Europäischen Kommission und befasste sich auch in dieser Position in erster Linie mit Agrarpolitik. Seine in den Niederlanden angewandten Konzepte übertrug er auf die gesamteuropäische Landwirtschaft. Ein 1960 vorgelegter Plan zur Integration der europäischen Landwirtschaft im großen Maßstab und zur Festlegung einheitlicher Preise für ihre Produkte stieß jedoch weitgehend auf Ablehnung, da das Entstehen eines agrarwirtschaftlichen Kartells befürchtet wurde. Teilweise wurden diese Vorstellungen jedoch in den Verhandlungen zur weiteren Integration der EWG Anfang 1962 aufgegriffen. Ende 1968 legte er einen Plan vor, der durch die Reduzierung der Anzahl und die Vergrößerung der Flächen der landwirtschaftlichen Betriebe die europäische Landwirtschaft rationalisieren und an den Weltmarkt heranführen wollte.

Mansholt war Vizepräsident der EWG-Kommission seit 1958. Nach dem Übergang der EWG in die EG war Mansholt Vizepräsident der EG-Kommission und wurde 1972 und 1973 für sieben Monate Präsident der Europäischen Kommission. In dieser Zeit war er stark vom Club of Rome beeinflusst. 1974 wird er stellvertretender Parteivorsitzender im Bund der Sozialdemokratischen Parteien der Europäischen Gemeinschaft.

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