- Sießen (Bad Saulgau)
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Wappen Deutschlandkarte Basisdaten Bundesland: Baden-Württemberg Regierungsbezirk: Tübingen Landkreis: Sigmaringen Höhe: 587 m ü. NN Fläche: 97,34 km² Einwohner: 17.604 (31. Dez. 2007)[1] Bevölkerungsdichte: 181 Einwohner je km² Postleitzahl: 88348 Vorwahl: 07581 Kfz-Kennzeichen: SIG Gemeindeschlüssel: 08 4 37 100 NUTS: DE149 Stadtgliederung: 14 Stadtteile Adresse der Stadtverwaltung: Oberamteistraße 11
88348 Bad SaulgauWebpräsenz: Bürgermeister: Doris Schröter Lage der Stadt Bad Saulgau im Landkreis Sigmaringen Die Kur- und Bäderstadt[2] Bad Saulgau liegt im Zentrum Oberschwabens und ist die größte Stadt im Landkreis Sigmaringen. Seit 1990 trägt Saulgau die Bezeichnung Ort mit Heilquellen- und Kurbetrieb, seit 2000 trägt die Stadt das Prädikat Bad. Bad Saulgau liegt an der Schwäbischen Bäderstraße, der Mühlenstraße Oberschwaben sowie der Oberschwäbischen Barockstraße.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Geographische Lage
Bad Saulgau liegt zwischen Donau und Bodensee an dem Donauzufluss Schwarzach. Durch den Ortsteil Lampertsweiler verläuft die Europäische Hauptwasserscheide. Sie trennt das Einzugsgebiet von Rhein und Donau. Südlich von Lamperstweiler fließt das Wasser in den Rhein, nördlich in die Donau.[3]
Nachbargemeinden
Bad Saulgau grenzt, beginnend im Norden, im Uhrzeigersinn an folgende Gemeinden:
- Ertingen, Riedlingen in vereinbarter Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Riedlingen
- Allmannsweiler, Bad Buchau, Dürnau im Gemeindeverwaltungsverband Bad Buchau
- Bad Schussenried (alle Landkreis Biberach)
- Ebersbach-Musbach, Boms, Eichstegen, Hoßkirch im Gemeindeverwaltungsverband Altshausen (alle Landkreis Ravensburg)
- Ostrach, Hohentengen
- Herbertingen in der vereinbarten Verwaltungsgemeinschaft der Stadt Bad Saulgau (alle Landkreis Sigmaringen).
Stadtgliederung
Bad Saulgau besteht aus der Kernstadt und den 13 Teilorten Bierstetten (mit Steinbronnen), Bolstern (mit Heratskirch), Bondorf, Braunenweiler (mit Krumbach, Ober- und Untereggatsweiler, Figels und Ziegelhof), Friedberg, Fulgenstadt, Großtissen mit Kleintissen, Haid (mit Bogenweiler und Sießen), Hochberg (mit Luditsweiler), Lampertsweiler, Moosheim, Renhardsweiler, Wolfartsweiler. Wilfertsweiler war schon immer Bestandteil der Stadt Bad Saulgau, Wilfertsweiler war nie selbständig.
Wappen Ortsteil Einwohner Fläche Bad Saulgau (Kernstadt) 11.673 ? Bierstetten und Steinbronnen 591 615 ha Bolstern und Heratskirch 417 1206 ha Bondorf 333 278 ha Braunenweiler/Untereggartsweiler 553 1005 ha Friedberg 406 541 ha Fulgenstadt 672 673 ha Großtissen und Kleintissen 374 669 ha Haid-Sießen-Bogenweiler 874 ? Hochberg und Luditsweiler 579 664 ha Lampertsweiler 302 252 ha Moosheim 337 443 ha Renhardsweiler 273 170 ha Wolfartsweiler 275 351 ha Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung von Sulaga stammt aus dem Jahre 819. Im örtlichen Dialekt heißt der Ort bis heute Sulga. Der Name geht auf ein althochdeutsches Wort sul zurück, das „sumpfige Stelle, Wasserlache“ bedeutet. Die Bedeutung steckt heute noch im Wort Suhle für Wasserlachen, in denen sich Wildschweine wälzen. Der Name bezieht sich damit auf die Lage in den Niederungen des Schwarzachtals und hat jedenfalls nichts mit Säulen oder einer keltischen Quellgöttin zu tun, wie oft fälschlich behauptet wird.
Saulgau wurde im Jahre 1239 von Kaiser Friedrich II. das Stadtrecht verliehen, das Marktrecht von König Rudolf I. im Jahre 1288. 1299 fiel Saulgau an das Haus Habsburg, war vorderösterreichische Amtsstadt in den österreichischen Donaulanden. Im Zuge der Neuordnung Europas durch Napoléon Bonaparte kam Saulgau 1806 an das Königreich Württemberg.
Im Zweiten Weltkrieg unterhielt die Luftschiffbau Zeppelin GmbH zwischen dem 14. August 1943 und dem 22. April 1945 am südöstlichen Ortsrand in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof Saulgau auf dem Produktionsgelände der Josef Bautz AG ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau. Dort wurden Einzelteile der ballistischen Flüssigrakete Aggregat 4 (Propagandaname Vergeltungswaffe 2, kurz V2) produziert.[4] Bis zu 400 KZ-Häftlinge, unter ihnen polnische Juden, mussten hier Zwangsarbeit verrichten, die zahlreiche Opfer forderte. Kurz vor dem Eintreffen französischer Truppen wurde das Lager von einem Häftling angezündet. Am Ehrenmal für die Soldaten der beiden Weltkriege auf dem Städtischen Friedhof wird mit zwei Gedenktafeln an 35 Opfer erinnert.[5]
Zuerst württembergische Oberamtsstadt im Oberamt Saulgau, dann Kreisstadt, kam Saulgau im Zuge der Kreisreform im Jahre 1973 zum Landkreis Sigmaringen, dessen größte Stadt es heute ist.
Politik
Gemeinderat
Bei der Gemeinderatswahl am 13. Juni 2004 ergab sich folgende Sitzverteilung:
- CDU - 14 Sitze
- Freie Wähler - 7 Sitze
- SPD - 6 Sitze
- Junge Liste Bad Saulgau - 2 Sitze
- CDU und Junge Liste bilden eine Fraktionsgemeinschaft
Bürgermeister
- 1945–1947: Karl Rösch (kommissarisch)
- 1947–1949: August Reichert
- 1949–1967: Josef Drescher
- 1967–2000: Günter Strigl
- 2000–2008: Johannes Häfele
- seit 1. Februar 2008: Doris Schröter
Wappen
Das Wappen von Bad Saulgau zeigt in Silber auf grünem Dreiberg einen blau bewehrten und blau bezungten roten Löwen, der sich an einer aus dem Unterrand emporkommenden schwarzen Säule aufrichtet.
Städtepartnerschaften
Bad Saulgau pflegt seit 1981 eine Partnerschaft mit Chalais en Charente in Frankreich und seit 2006 mit Himmelberg in Kärnten (Österreich). Außerdem bestehen Kontakte zum befreundeten Kōbe in Japan.
Raumplanung
Die Stadt bildet ein Mittelzentrum für eine Raumschaft von rund 45.000 Menschen (Bad Saulgau, Herbertingen, Altshausen und Ostrach) in der Region Bodensee-Oberschwaben mit dem Oberzentrum Friedrichshafen-Ravensburg-Weingarten.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Kunst und Museen
- Das Stadtmuseum zeigt ausführlich die Geschichte des auch vorderösterreichisch geprägten Bad Saulgau.[2]
- Städtische Galerie „Die Fähre“: 1947 auf Initiative der französischen Besatzungsmacht als „Centre Culturel“ gegründet, hat sich die „Fähre“ bald zu einer der ersten Ausstellungsadressen in Oberschwaben entwickelt. Mit Pierre Bonnard, Paul Sérusier und Jan Verkade waren hier erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland die „Nabis“ zu sehen. Früh zeigte sie auch mit Emil Nolde, Paul Klee und Otto Dix bedeutende Vertreter der Klassischen Moderne und öffnete sich später der Konkreten Malerei. Daneben war und ist die „Fähre“ immer auch Forum der regionalen Kunst geblieben.
- Galerie am Markt: Die ständige Sammlung Kunst in Oberschwaben seit 1900 bietet einen repräsentativen Querschnitt über die lebendige und eigenständige Kunst zwischen Donau und Bodensee im 20. Jahrhundert. Sie zeigt bedeutende Erneuerer der religiösen Kunst (Gebhard Fugel, Karl Caspar, Albert Burkart, Wilhelm Geyer) ebenso wie einflussreiche Vertreter der klassischen Moderne aus dem Südwesten (Gottfried Graf, Hans Purrmann, HAP Grieshaber, Otto Dix u. v. a.).
Musik
Seit 1961 prägen die Sankt Johannes Chorknaben das musikalische Bild in der Stadt und Kirche. 1987 ist mit der Mädchenkantorei ein reiner Mädchenchor hinzugekommen.
Die große Klais-Orgel in der Stadtpfarrkirche St. Johannes mit 48 Registern wurde 1980 von der Firma Klais (Bonn) gebaut und ist überregional bekannt. Im Rahmen der Konzertreihe Internationaler Saulgauer Orgelherbst konzertieren Organisten aus aller Welt.
Bauwerke
Klöster und Kirchen
- Das Kloster Sießen ist ein 1260 gegründetes Kloster der Dominikanerinnen. Es wurde 1519 erbaut und alle Klostergebäude wurde zwischen 1716 und 1722 renoviert und im im Stil des Barock überformt. Das Kloster wurde im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Seit 1860 werden die Gebäude als Kloster der Franziskanerinnen genutzt. Im „Hummel-Saal“ werden Arbeiten der Schwester Maria Innocentia Hummel ausgestellt, deren Bilder als Vorlagen für die weltberühmten Hummel-Figuren, zum Beispiel die Wanderer, die Gänseliesel und den Ziehharmonikabub, dienen. Führungen durch die Sammlung geben einen Einblick in das Schaffen der gläubigen Künstlerin.[2]
- Die Klosterkirche St. Markus, erbaut 1725[2], zeigt spätbarocke Fresken der Gebrüder Dominikus und Johann Baptist Zimmermann, sowie Frührokoko-Stuckarbeiten, Schnitzereien und Gemälde von Zehender.
- Am Sießener Fußweg liegt die St.-Wendelin-Kapelle.[2]
- Die Stadtkirche St. Johannes Baptist ist hochgotische Pfeilerbasilika und zeigt Merkmale der Romantik und Gotik. Sie befindet sich zentral am gepflasterten historischen Marktplatz. Die anfänglich romanische Kirche von 1170 wurde zwischen 1390 und 1402 im gotischen Stil erweitert. Im Zuge einer Innenraumrestauration wurde 1985 der spätgotische Charakter mit einer modernen Ausstattung kombiniert. Zur Ausstattung gehört das Bild „Geißelung Christi“ von Otto Dix.Die vergoldete Kugel unterhalb des Hahns auf dem Kirchturm ist hohl, aber nicht leer. In ihr befindet sich eine Dokumentenrolle mit geschichtlichen Dokumenten, die bei jeder Turmsanierung aktualisiert werden. Auch 2008 kam es zu diesem denkwürdigen Akt. Architekt Ludwig Boll hat auf die kupferne Dokumentenrolle einen 29-seitigen Bericht über die Sanierung verfasst. Das ergänzt die Dokumente aus dem Jahr 1975 mit Schriftstücken aus dem Jahr 2008.[6]
- Die Kreuz- oder Schwedenkapelle, evangelische Kirche in Bad Saulgau, wurde um 1450 gebaut und war mittelalterliche Wallfahrtsstätte. Zur Ausstattung gehört ein romanisches Großkreuz (auch Stauferchristus genannt), es entstand um 1170, sowie die Farbholzschnitte des Kreuzweges von HAP Grieshaber.[3]
- Die Pfarrkirche Mariä Geburt im Stadtteil Hochberg wurde 1347 geweiht und 1719 barockisiert. Sie hat Hoch- und Seitenaltäre und eine einheitliche Rokokoausstattung. Besonderheit ist das Flachrelief „Fischerpredigt des Heiligen Antonius von Padua“.
- Im Stadtteil Schwarzach befindet sich die St.-Blasius-Kapelle mit ottonischem Chor und Altarblatt von Caspar Fuchs.[7]
- Die Wallfahrtskirche St. Georg im Stadtteil Untereggatsweiler ist ein Neubau von Michael Mohr mit barocker Innenausstattung und Deckenfresken.
- Die barocke Pfarrkirche im Stadtteil Friedberg wurde am 18. Mai 1733 nach dreijähriger Bauzeit vom Weihbischof des Bistums Konstanz, Franz Johann Anton von und zu Sirgenstein eingeweiht. Erbaut wurde die Kirche vom berühmten Baumeister des Deutschen Ordens Johann Caspar Bagnato. Der aus Herbertingen stammende Pfarrer Johann Conrad Fürst erteilte den Bauauftrag für den Neubau der Kirche, da die alte Kirche baufällig geworden war. Seit mindestens 250 Jahren ist die Pietà auf dem Hochaltar sowie das Gnadenbild einer schwarz gekleideten, mit blauem Tuchrand umrahmten Schmerzhaften Mutter Gottes Ziel für Wallfahrer, es ist eines von zwei Gnadenbildern. Papst Benedikt XIV. verlieh der Pfarrkirche am 18. April 1748 einen Ablassbrief. Damit begann formell die Wallfahrt zu diesem Gnadenbild. An diese 250jährige Tradition in der Kirchengemeinde Mariä Himmelfahrt Friedberg erinnert der am 21. September 2008 eröffnete Oberschwäbische Pilgerweg.
- Die St.-Michaels-Kapelle im Stadtteil Heratskirch ist ein im 17. Jahrhundert barockisierter mittelalterlicher Bau.
Sonstige
- In der Altstadt befinden sich mehrer historische Gebäude: Der Oberamtshof, der heute das Rathaus am Oberamteihof beherbergt. Der große Gebäudekomplex war bis 1782 ein Franziskanerinnenkloster, das sich aus einem um 1390 gegründeten Beginenhaus entwickelt hat. Die Gesamtanlage entstand in drei Bauphasen. 1782 wurde dieses Kloster wie viele andere durch Kaiser Joseph II. aufgelöst. Die Stadt kaufte das Gebäude und richtete dort das Rathaus ein. 1853 wurde es an die Oberamtsverwaltung verkauft, da Saulgau 1806, nach dem Übergang an das Königreich Württemberg, Oberamtsstadt wurde. Nach der Kreisreform 1973 ist das Gebäude vom Landkreis Sigmaringen zurück erworben worden. Am Marktplatz steht das historische Fachwerkhaus Ecklädele, das um 1581 entstanden ist. Ebenfalls am Marktplatz steht das Haus am Markt, ein alemannisches Fachwerkhaus aus der Zeit um 1400.[2]. Es wurde in den Jahren 1978/81 restauriert. Dabei konnte das Originalfachwerk zum größten Teil beibehalten werden. Im ersten Obergeschoss befindet sich heute der Ratssaal, im zweiten Obergeschoss die Galerie am Markt. Gegenüber dem heutigen Rathaus steht das „Sießener Haus“, in dem das Kloster Sießen seine Anfänge hatte. Es ist das älteste, urkundlich belegte Bürgerhaus in Saulgau. 1251 übernahm das erste Nonnenkloster das vorher patrizische Anwesen. Von diesem Haus zogen dann im Jahre 1260 sechs Dominikanernonnen nach Sießen. Das Kloster Sießen vermietete das Haus über lange Zeit. 1759 bis 1781 lebte hier der prominente Maler Johann Georg Mesmer. In der Pfarrstraße befindet sich das Buchauer Amtshaus. An der Stadtmauer gelegen, besaß es schon immer eine privilegierte Stellung. Es stammt womöglich noch aus der Zeit vor der Stadtgründung. Zwischen 1408 und 1468 wurde es zu seiner heutigen Gestalt umgebaut. Der auffallend hohe Torbogen an der Nordseite und die mächtigen Eckquader an der Westseite weisen auf die schon von alters her vorhandene amtliche Funktion des Gebäudes hin. Heute sind darin verschiedene Vereine untergebracht. Der Name erinnert daran, dass Saulgau nahezu ganz auf dem Stift Buchau gehörenden Grundbesitz errichtet wurde. Das ehemaliges Gasthaus Gasthaus zum Raben ist ebenfalls ein altes historisches Fachwerkhaus.
- Das so genannte Katzentürmle ist der einzige noch vorhandene Turm der alten Stadtbefestigung. Es diente früher als Karzer (eine Art Tagesgefängnis). Er steht auf den Resten der alten Stadtmauer. Das Gefängnis für gefährliche Übeltäter und Hexen befand sich an anderer Stelle in einem Torturm. An der Stelle des heutigen Gasthofs Spitaltor stand früher das Stadtspital und daneben das Nordost-Stadttor der Stadt.
- Die lebensgroße Bronzestatue der Kaiserin Maria-Theresia mit kubischem Steinsockel ist eine Kopie eines der bedeutenden Barockkunstwerke von Franz Xaver Messerschmidt (1736-1783). Das Kunstwerk dient zur Erinnerung an die über 500 Jahre vorderösterreichische Geschichte von Saulgau, als von 1299 bis 1806 Saulgau zu Österreich gehörte.[2]
- Bad Saulgau besitzt mehrere Brunnen: Zum einen gibt es den so genannten Narrenbrunnen, sowie der Röhrbrunnen auf dem Marktplatz, er trägt das Saulgauer Stadtwappen, den aufgerichteten, roten Löwen. Der Luegebrunnen befindet sich in der Hauptstraße. Eine Männergesellschaft, bestehend aus vier Bronzefiguren, schart sich um den ihn. „Drei, die auf einen einschwätzen“, so beschreibt der Künstler Ernst-Reinhart Böhling sein Werk aus dem Jahr 1986. Dass dabei nicht immer die Wahrheit herauskommen muss, lässt sich unschwer erkennen. Daher auch der Name Luege-(Lügen)-brunnen.
- Südöstlich von Bad Saulgau unweit des Ortsteils Hochberg befindet sich der Schlossberg (675 Meter). Ein Burggraben verrät, dass hier einmal eine Burg stand.[3]
- Östlich des Ortsteils Bondorf befindet sich auf dem Schelmberg (645 Meter) eine keltische Vierecksschanze.
Naturdenkmäler
- Im Jahr 1977 wurde die schwefelhaltige Thermalquelle, die wärmste und ergiebigste in ganz Baden-Württemberg, erbohrt. Nach einem Provisorium wurde 1984 das Thermalbad, die Sonnenhof-Therme eröffnet. Bereits 1987 wurden über eine Million Badegäste im Thermalbad verzeichnet.
- Das Schwarzachtal im Nordwesten wird auch als „Siebenmühlental“ bezeichnet: Es befanden sich dort die Wolfenmühle, Eselsmühle, Neumühle, Schaulesmühle, Franzenmühle, Lindenmühle und Dotschenmühle. Bis auf die Dotschenmühle, die Anfang der 1980er Jahre abgebrochen wurde, bestehen die Gebäude alle noch als Wohnplätze. In der „Wassermühle Franzenmühle“ aus dem 15. Jahrhundert wurde 1896 eine Francis-Turbine installiert, die auch heute noch Energie liefert.
Regelmäßige Veranstaltungen
Bächtlefest
Das seit dem 16. Jahrhundert in Saulgau nachgewiesene Bächtlefest (benannt nach seinem Ursprung in der Kinderfasnet am 2. Januar, dem Bächtelinstag) wird seit dem 19. Jahrhundert als Schüler- und Heimatfest im Sommer gefeiert. Hauptanziehungspunkte des an einem verlängerten Wochenende etwa zwei Wochen vor den Sommerferien gefeierten Festes sind der große Festzug am Montag mit rund 3000 Teilnehmern, mehrere musikalische und tänzerische Darbietungen, Schülervorführungen beim „Musischen Abend“, Schülerwettbewerbe, ein historischer Bauern- und Handwerkermarkt und ein Bierzelt.
Fasnet
Bad Saulgau ist auch eine Hochburg der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Treibende Kraft ist die Doraus-Zunft Saulgau 1355 (Mitglied der VSAN), ihr in den Fasnetstagen allgegenwärtiger Narrenruf lautet „Doraus detnaus – bei d'r alta Lenda naus“. Eine Besonderheit der Saulgauer Fasnet ist das „Dorausschreien“, ein nach örtlicher Überlieferung aus dem 13. Jahrhundert stammender Bettelbrauch, bei dem die Stadtbewohner in Notzeiten Nahrung bei der Landbevölkerung erbaten. Die Narrenfigur „Dorausschreier“ bettelt mit einem an einer langen Stange befestigten, bodenlosen Korb nach Gaben. Weitere Narrenfiguren sind die „Riedhutzel“ genannten Hexen, die „Blumennärrle“, die elegant gekleideten Dämonen „Pelzteufel“, die „Spitzmäule“, die dem Bächtlefest-Brauchtum entlehnten „Zennenmacher“ und die in Bad Saulgau als Gruppe auftretenden „Büttel“.
Seit den 1980er Jahren haben sich in Saulgau – wie im gesamten Verbreitungsgebiet der Fasnet – zahlreiche weitere Narrenvereine gebildet. In einigen Fällen, wie etwa beim 1993 gegründeten Narrenverein Bolstern mit seiner seit 1910 nachgewiesenen „Zigeunergruppe“, werden ältere Fasnetsbräuche weitergeführt, meist jedoch neue Figuren und Veranstaltungen mit Bezug auf geschichtliche oder sagenhafte Überlieferungen ersonnen (in Bolstern die „Wagenhart-Teufel“).
Zu diesen neueren Vereinen gehören
- der Narrenverein Zenka-Rälle Moosheim, gegründet 1985, Narrenruf: „Zenka – Rälle“, Figuren: Hexe „Zenka-Räll“ und Waldgeist „Mösle-Schratt“
- der Narrenverein Rote Näh’re Braunenweiler, gegründet 1989, Narrenruf: „Ruit's de – Nähre“, Figuren: „Rote Näh’re“ und „Hirtenbua“
- der Narrenverein Hochberg, gegründet 1989, Narrenruf: „Hei – Schuck“, Narrenfiguren „Moor-Morchel“ und „Eglsee-Hexe“
- die Feuer-Hexen Saulgau, gegründet 1993, Narrenruf: „Horrido – ’s brennt jo scho“, Narrenfigur „Feuer-Hexe“
- der Freizeit- und Narrenverein Haid-Bogenweiler-Sießen, gegründet 1993, Narrenruf: „Haidrio – siehschd me no“, Figuren „Haidrio“ und „Nachtfrau Lillith“
- die Krähbach-Narren Fulgenstadt, gegründet 1995, Narrenruf: „O Schreck, o Schreck – dr Kräha-Schreck“, Figuren: „Krähe“ und „Krähenschreck“
- die Narrenzunft Friedberg Burgstallknechte, gegründet 1996, Narrenruf: „Wirf’s – Hai rah“, Narrenfigur: „Burgstallknecht“
- der Brauchtums- und Narrenverein Bierstetten, Narrenruf: „Isch die Häx it ufm Fonka, duat se en dr Fasnet lompa!“.
Weitere Veranstaltungen
Weitere jährliche Veranstaltungen in Bad Saulgau sind der regionale Familien-Umweltaktionstag „Happy Family Day“ Ende Juni („Oberschwabens größte Umweltmeile“) und das „Altstadtfest“ Ende August mit Musik und gastronomischen Angeboten.
Sport
Fußball
Bad Saulgau hat mehrere Fußballvereine. Die Herren des FV Bad Saulgau 04 spielen in der Landesliga, der Bad Saulgauer FC spielt in der Kreisliga B II. Des Weiteren gibt es den SC Türkiyemspor Bad Saulgau 1992 e. V. und weitere Fußballvereine in den umliegenden Ortschaften, z.B. den FV Fulgenstadt 1948 e.V.
Volleyball
Die erste Mannschaft des TSV 1848 Bad Saulgau e. V. - Abteilung Volleyball spielt aktuell in der Regionalliga Süd, nachdem man mehrere Jahre in der ersten und zweiten Bundesliga bestritten hatte.
Handball
Die Herren der Handball-Abteilung e.V. im TSV Bad Saulgau spielen in der Saison 2008/09 in der Württemberg-Liga Süd. Dies ist die fünfthöchste deutsche Spielklasse. Davor spielte die Mannschaft längere Zeit auch in der Regionalliga.
Tennis
Der 1932 als „Eislauf- und Tennisverein Saulgau e. V.“ gegründete TC Bad Saulgau spielt in der Verbandsliga.
Kulinarische Spezialitäten
Am Gombiga Donnerstig (Weiberfastnacht) findet jedes Jahr das traditionelle „Sauschwanzessen“ statt. Alle Gaststätten bieten an diesem Abend gekochte Sauschwänze an, welche mit Brot verspeist werden.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Bad Saulgau liegt an der Bundesstraße 32. Der Öffentliche Nahverkehr wird durch den Verkehrsverbund Neckar-Alb-Donau (NALDO) gewährleistet.
Bad Saulgau liegt an der Zollernalbbahn, welche von Tübingen über Balingen, Sigmaringen und Herbertingen nach Aulendorf führt.
Nordöstlich von Bad Saulgau befindet sich der Sonderlandeplatz Bad Saulgau (EDTU), der von Luftfahrzeugen bis maximal 2.000 kg Höchstabfluggewicht benutzt werden kann und von der Fliegergruppe Bad Saulgau betrieben wird. An den Wochenenden finden hier Segelflugbetrieb und Fallschirmabsprünge statt.
Ansässige Unternehmen
Bedeutende Industrieunternehmen:
- Claas Saulgau GmbH (früher Bautz); Hersteller von Futtererntemaschinen
- ClaasGuss GmbH; Saulgauer Eisenhütte
- Knoll Maschinenbau GmbH; weltweit bedeutender Hersteller für Späneförderungsmaschinen und Kühlmittelreinigungsanlagen
- Platz-Haus GmbH; Hersteller von Fertighäusern, nach zweiter Insolvenz im Januar 2009, seit März 2009 im Besitz der bayerischen Fuchs & Huber-Gruppe, zu der seit 2006 der Fertighausbauer FischerHaus gehört.[8]
- Rehabilitationsklinik und Psychosomatische Klinik im Kurgebiet beim Thermalbad, 1990 eröffnet
Gericht, Behörden und Einrichtungen
Bad Saulgau verfügt über ein Amtsgericht, das zum Landgerichtsbezirk Ravensburg und zum Oberlandesgerichtsbezirk Stuttgart gehört. Das Amtsgericht ist zuständig für die Städte und Gemeinden Bad Saulgau, Mengen, Scheer, Herbertingen, Ostrach und Hohentengen.
Die Stadt ist Sitz des katholischen Dekanats Saulgau des Bistums Rottenburg-Stuttgart. Die evangelische Kirchengemeinde gehört zum Kirchenbezirk Biberach und umfasst Teile der Gemeinden Bad Saulgau, Herbertingen und, im Landkreis Ravensburg, Ebersbach-Musbach.
Bildung
- Berta Hummel-Schule (Grundschule mit Grundschulförderklasse)
- Brechenmacher-Schule (Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule)
- Erich Kästner Schule (Förderschule)
- Realschule mit Abendrealschule
- Störck-Gymnasium
- Aicher-Scholl Schule in Renhardsweiler (Schule für Menschen mit Geistiger Behinderung)
- Berufsschulzentrum
- Gewerbliche Schule
- Kaufmännische und Sozialpflegerische Schule mit Wirtschaftsgymnasium
- Haus- und Landwirtschaftsschule mit Berufsoberschule (Fachrichtung Soziales)
- Japanische Schule Toin Gakuen, einzige japanische Internatsschule in Deutschland
- Jugendkunstschule
- Jugendmusikschule
- Schülerforschungszentrum zur Förderung naturwissenschaftlich interessierter und begabter Schüler
Persönlichkeiten
Ehrenbürger
- Josef Karlmann Brechenmacher (1877-1960)
Söhne und Töchter der Stadt
- Anton Freiherr von Störck (1731–1803), Leiter der medizinischen Fakultät in Wien, Leibarzt der österreichischen Erzherzogin Maria Theresia
- Michael von Jung (1781–1858), Priester und Dichter
- Willi Burth (1904–2001), Kinobesitzer und Erfinder eines Teller-Filmspulsystems, Gewinner des Oscar für Wissenschaft und Technik
- Joseph Ruf (1905–1940), Kriegsdienstverweigerer, Opfer des NS-Regimes
- Karl Eugen Becker (* 1932), Ingenieur und Manager, VDI-Präsident von 1983–1988
- Erich Renz (* 1937), Missionar
- Wolfgang Schneiderhan (* 1946), amtierender 14. Generalinspekteur der Bundeswehr
- Franz Michelberger (* 1955), Fußballspieler
- Erwin Michelberger, Filmregisseur („Blumen lieben oben“, Berlinale 2000)
- Evelin König (* 1966), Journalistin, SWR-Moderatorin
- Stefan Buck (* 1980), Fußballspieler
- Tatjana Malek (* 1987), Tennisspielerin
- Julia Kabus, Schwimmerin und Teilnehmerin an den Sommer-Paralympics 2008 in Peking
Weitere Persönlichkeiten
- Hans Eisele (1876-1957), Journalist, Diplomat und Schriftsteller
- Josef Karlmann Brechenmacher (1877-1960), Lehrer und der Verfasser eines Standardwerks zur Etymologie deutscher Familiennamen
- Maria Innocentia Hummel (1909–1946), Ordensschwester, geboren in Massing/Niederbayern, lebte ab 1931 im Kloster Sießen, ihre Kinderbilder sind die Vorlage für Hummel-Figuren (Dauerausstellung ihrer Werke im Kloster Sießen)
- Daniel Unger (* 1978), Triathlon-Weltmeister 2007, lebt in Bad Saulgau
Anmerkungen
- ↑ Statistisches Landesamt Baden-Württemberg: Bevölkerungsstand
- ↑ a b c d e f g Rund um das Kloster Sießen. S. 37-39. In: Wanderbar …die schönsten Routen. Erlebnis Kreis Sigmaringen. Landratsamt Sigmaringen, Druckerei Schönebeck, Meßkirch
- ↑ a b c Von der Kreuzkapelle zur Europäischen Wasserscheide. S. 40f. In: Wanderbar …die schönsten Routen. Erlebnis Kreis Sigmaringen. Landratsamt Sigmaringen, Druckerei Schönebeck, Meßkirch
- ↑ Saulgau. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel, Angelika Königseder: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 2. Frühe Lager. Dachau. Emslandlager. C.H. Beck, München 2006. S. 477-480. ISBN 3-406-52962-3
- ↑ Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus. Eine Dokumentation, Bd.I, Bonn 1995, S. 74, ISBN 3-89331-208-0
- ↑ Gerollte Geschichte schlummert auf Turm. In: Schwäbische Zeitung vom 19. November 2008
- ↑ Kapellenweg um Herbertingen. S. 42f. In: Wanderbar …die schönsten Routen. Erlebnis Kreis Sigmaringen. Landratsamt Sigmaringen, Druckerei Schönebeck, Meßkirch
- ↑ Übernahme. Fertighausbauer Platz bekommt Investor. In: Schwäbische Zeitung vom 6. März 2009
Weblinks
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