Sighisoara

Sighisoara
Sighişoara
Schäßburg
Segesvár
Wappen von Sighişoara
Sighişoara (Rumänien)
DEC
Basisdaten
Staat: Rumänien
Historische Region: Siebenbürgen
Kreis: Mureş
Koordinaten: 46° 13′ N, 24° 48′ O46.22055555555624.791666666667380Koordinaten: 46° 13′ 14″ N, 24° 47′ 30″ O
Zeitzone: OEZ (UTC+2)
Höhe: 380 m
Fläche: 113,47 km²
Einwohner: 32.570 (1. Juli 2007)
Bevölkerungsdichte: 287 Einwohner je km²
Postleitzahl: 545400
Telefonvorwahl: (+40) 02 65
Kfz-Kennzeichen: MS
Struktur und Verwaltung (Stand: 2008)
Gemeindeart: Stadt
Gliederung: 7 Gemarkungen/Katastralgemeinden: Angofa, Aurel Vlaicu, Hetiur, Rora, Şoromiclea, Venchi, Viilor
Bürgermeister: Ioan Dorin Dăneşan (PSD)
Postanschrift: Str. Muzeului, nr.7
loc. Sighişoara, jud. Mureş, RO-545400
Webpräsenz:
Altstadt - Stundturm (Mitte), Haus mit dem Hirschgeweih (rechts)
Altstadtgasse mit Blick zur Bergkirche
Schulberg mit Bergkirche und Joseph-Haltrich-Lyzeum

Sighişoara (deutsch Schäßburg, ungarisch Segesvár, latein erst Castrum Sex, später Saxoburgum) ist mit 32.570 Einwohnern (2007) eine der bedeutenderen Städte im Bezirk Mureş in Siebenbürgen, Rumänien. Sie liegt an der Großen Kokel (rumänisch Târnava Mare). Ihr einzigartiges historisches Zentrum wurde 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe erklärt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Schäßburg wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von deutschen Einwanderern, den sogenannten Siebenbürger Sachsen, gegründet. Im Jahre 1280 wird es als Castrum Sex das erste Mal urkundlich erwähnt. 1298 wird es als Schespurch bzw. Schaesbrich und 1337 mit dem ungarischen Namen Seguzwar erwähnt. 1435 taucht der aus dem Ungarischen entlehnte rumänische Name als Sigişoara erstmals schriftlich auf.

Die Schlacht bei Segesvár (1849)

Durch die Schlacht bei Segesvár am 31. Juli 1849 ging die Stadt auch in die Geschichte der revolutionären Auseinandersetzungen des 19. Jahrhunderts ein. In dieser Schlacht fiel unter anderem der ungarische Dichter und Volksheld Sándor Petőfi.

In jüngerer Zeit

In der Zwischenkriegszeit erlangte Schäßburg als Verwaltungssitz des Judeţ Târnava Mare (Bezirk Groß-Kokel) vorübergehend wieder administrative Bedeutung.

Dracula

Die literarische Gestalt „Dracula“ von Bram Stoker wird fälschlicherweise mit Schäßburg in Verbindung gebracht, da nationalkommunistische Lokalhistoriker in den 1970er Jahren auf politischen Befehl die unbelegte Behauptung aufgestellt haben, Vlad Ţepeş (der Pfähler), genannt auch Draculea, (Sohn des Vlad II. Dracul), sei in der Stadt geboren worden. Zwischen 1431 und 1436 soll er in der Stadt gewohnt haben. Die Planung eines „Dracula“-Freizeitparks in den Jahren 2001/03 stieß sowohl bei der einheimischen Bevölkerung als auch unter den - heute überwiegend in Deutschland lebenden - Siebenbürger Sachsen aus der Region auf heftige Kritik; auch der britische Prinz Charles sprach sich vor Ort gegen den Bau aus[1][2].

Der Schäßburger Schriftsteller Dieter Schlesak hat einen Roman über Dracula und Vlad den Pfähler veröffentlicht.

Bevölkerungsstruktur

Ethnische Bevölkerungsstruktur

Laut Angaben der Volkszählung von 2002 sind unter den 32.304 Einwohnern von Sighişoara 24.571 Rumänen (76,06 %), 5.934 Ungarn (18,36 %) , 1.135 Roma (3,51 %), 623 Deutsche (1,92 %) und 48 Andere (0,15%).[3]

Religion

Das Stadtbild von Sighişoara wird durch eine große Vielfalt an Sakralbauten geprägt. Nach offiziellen Statistiken gehörten im Jahr 2002 75,72% der Einwohner der rumänisch-orthodoxen Kirche an; 8,28% waren reformiert, 5,98% römisch-katholisch, 3,74% unitarisch, 1,07% Pfingstler, 0,89% evangelisch-lutherisch, 0,86% griechisch-katholisch u.a.[4]

Deutsche (Siebenbürger Sachsen) in Sighişoara

Bis zum Fall des Kommunismus in Rumänien lebten trotz massiver Auswanderung seit Mitte der 1970er Jahre etwa 1.500 Siebenbürger Sachsen in Sighişoara. Entsprechend der Statistik von 1992 zählte damals die deutsche Gemeinde der Stadt noch 1327 Personen.[5] Ihr Anteil sank aber in den 1990er Jahren weiter schnell und stetig, bis er mit etwa 1,9 % sogar hinter den der Roma zurückgefallen war. Am 27. März 2002 hatten nur noch 623 Deutsche ihren Wohnsitz in Sighişoara.

Dennoch konnte die Stadt ihren multikulturellen Charakter beibehalten. Sighişoara ist offiziell mittlerweile wieder dreisprachig. Die Ortstafeln und die touristischen Informationen sind Rumänisch, Deutsch und Ungarisch beschriftet. Die deutschsprachige Siebenbürgische Zeitung und die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien erscheinen auch hier täglich. [6] Es gibt Kindergärten, die außer von deutschen auch von rumänischen und ungarischen Kindern besucht werden, welche hier Deutsch als „zweite Muttersprache“ erlernen. Für ein weiteres Studium gibt es eine deutsche Grundschule und ein deutsches Gymnasium. Sighişoara hat auch eine Oberschule, in der Deutsch als Unterrichtssprache benutzt wird, nämlich das renommierte Joseph-Haltrich-Lyzeum. An diesem Lyzeum ist das Ablegen eines deutschsprachigen Abiturs möglich, das auch von deutschen Universitäten anerkannt wird.[7] Zudem gibt es in der Stadt mehrere evangelische Kirchen und ein reges Gemeindeleben.

Politik

Bürgermeister von Sighişoara ist seit dem Jahr 2000 Ioan Dorin Dăneşan, Sohn des früheren kommunistischen Bürgermeisters Ioan Dăneşan, dem der willkürliche, in Bukarest geplante Abriss eines Teils der historischen Altstadt nach den Überschwemmungen von 1975 zur Last gelegt wird. Dem jetzigen Bürgermeister wird (unter anderem von der vor Ort ansässigen Bürgerinitiative „Sighişoara Durabilă“ [Nachhaltiges Schäßburg])[8] vorgeworfen, zahlreiche illegale Bauvorhaben in der UNESCO-geschützten Altstadt von Sighişoara zu tolerieren und die Altstadt von der UNESCO-Welterbeliste streichen zu wollen.

Partnerstädte

Sehenswürdigkeiten

Das "Historische Zentrum" , die sog. Burg, ist als Unesco-Weltkulturerbe aufgeführt und stellt mit seinen Gebäuden eine bedeutende Sehenswürdigkeit dar.

Stundturm Stadtseite zur Kokel
Deutscher Friedhof auf dem Schulberg - zu sehen ist die von Sternheim-Gruft
  • Der Stundturm[9] ist das Wahrzeichen der Stadt. Er ist ein Torturm der mittelalterlichen Stadtbefestigungen, die rund um die Oberstadt auf dem Schulberg noch erhalten ist. Im Turm selbst waren zeitweise das Rathaus, ein Gefängnis und Folterkammern untergebracht. Heute befindet sich ein Mittelaltermuseum darin. Auch ist es möglich, die Aussichtsplattform unter dem Turmdach zu ersteigen. Es eröffnet sich von dort ein hervorragender Blick über Stadt und Umgebung. Als Zeichen der Blutgerichtsbarkeit, welche die Stadt einst besaß, sind vier Türmchen, je eins an jedem Turmdacheck, zu sehen - ein Merkmal, das sich an den Kirchtürmen aller mit diesem Recht ausgestatteten sächsischen Städten in Siebenbürgen findet.
  • Von den Stadtbefestigungen sind noch mehrere Türme, welche die Namen der Zünfte tragen, von denen sie einst erbaut und verteidigt wurden (u.a. Schneiderturm, Zinngießerturm), und eine fast komplette Ringmauer um die Oberstadt erhalten.
  • Das Josef-Haltrich-Lyzeum, ein Gymnasium der deutschen Minderheit, liegt auf dem Schulberg unterhalb der Bergkirche. Ein hölzerner, überdachter Treppenaufgang (Schülertreppe) mit über hundert Stufen führt von den Altstadtgassen hinauf.
  • Die Schäßburger Bergkirche ist mit Mitteln der Messerschmidt Stiftung von Grund auf renoviert worden (die Krypta - die einzige Siebenbürgens - ist ebenfalls zugänglich). Ausgestellt sind hier mehrere Altäre aufgelassener sächsischer Gemeinden aus dem Kirchenbezirk Schäßburg sowie eine größere Sammlung alter Stollentruhen aus dem 16. Jahrhundert, die ursprünglich aus der Kirchenburg in Henndorf stammen. Der dahinterliegende deutsche Friedhof mit seinen Gruften und schön gearbeiteten Grabsteinen ist ebenfalls sehenswert (insbesondere die von Sternheim-Gruft bzw. die dortigen Inschriften).
  • An Profanbauten sind das Haus mit dem Hirschgeweih und das Venezianische Haus zu nennen. Das Haus mit dem Hirschgeweih war jahrhundertelang der Wohnsitz der Patrizierfamilien Wenrich und Bacon, bis der rumänische Staat es 1950 enteignete. Im Jahre 2000 hat der Stadtrat von Schäßburg, trotz des fristgerechten Antrags auf Rückerstattung seitens der rechtmäßigen Erben, das Haus mit dem Hirschgeweih widerrechtlich an die Münchner Messerschmitt Stiftung verkauft, welche es bereits 1996 in ihre Obhut genommen hatte, um es unter dem Vorwand einer kulturellen Einrichtung in ein lukratives Hotel umzubauen. Das Haus mit dem Hirschgeweih ist ein aufwendig saniertes, seinem ursprünglichen Zweck als Wohnhaus leider entfremdetes, mittelalterliches Händlerhaus am Marktplatz, an welchem auch die Klosterkirche und das Venezianische Haus liegen. Letzteres hat den Namen von seinen gotischen Spitzbogenfenstern.
  • Die Klosterkirche, die heutige evangelische Stadtpfarrkirche, wurde 1492-1515 erbaut. Schöne Maßwerkfenster befinden sich im Chor und im Schiff. Der Barockaltar (1681) und die Barockorgel sind Werke des Schäßburger Meisters Johannes Fest und des Hermannstädter Malers Jeremias Stranovius, desgleichen die Brüstung und der Schalldeckel der Barockkanzel. In der Kirche befinden sich ein kostbares Chorgestühl, ein bronzenes Taufbecken in Kelchform aus dem Jahre 1411, Wandmalereien, 35 kostbare orientalische Teppiche aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
  • Die alte Schmalspurlokomotive (ausgestellt am Bahnhofsvorplatz).
  • Das Naturschutzgebiet Breite mit seinen mehrere hundert Jahre alten Eichen, eine alte Hutweide. Hier sollte der Dracula-Vergnügungspark entstehen, was jedoch verhindert wurde.

Ereignisse

  • Das jährlich stattfindende Mittelalter-Musikfestival (Juli).
  • Das interkulturelle Festival ProEtnica, an dem alle ethnischen Gemeinschaften Rumäniens teilnehmen. 2. Augusthälfte
  • Das „Akademische Musikfestival“ (Festivalul de muzica academica, August)
  • gradOST: Workshop für nachhaltige Stadtplanung (Herbst 2007, Frühjahr 2008)

Verkehr

Die Stadt liegt an der Nationalstraße (DN) 13, die Braşov (Kronstadt) mit Târgu Mureş (Neumarkt am Mieresch) verbindet. Auch die geplante Transsilvanien-Autobahn (Autostrada Transilvania bzw. "Bechtel-Autobahn") wird Sighişoara tangieren.

Mit einem Bahnhof an der Bahnstrecke Teiuş–Braşov ist Sighişoara auch an das internationale Schienennetz angeschlossen. Die Schmalspurlinie "Wusch" über Agnita (Agnetheln) nach Sibiu (Hermannstadt) wurde von den Rumänischen Staatsbahnen (CFR) etappenweise stillgelegt.

Persönlichkeiten

Geboren

Gestorben

  • Johann Baumgarten (* 1765 in Luckau / Niederlausitz, † 1843), Botaniker
  • Josef Bacon, (1857–1941), Arzt und Politiker, Gründer des Heimatmuseums
  • Georgius Krauss (*19. September 1607 in Hermannstadt; † 26. Januar 1679) Notar und Geschichtsschreiber
  • Sándor Petőfi, (* 1. Januar 1823 in Kiskőrös; † 31. Juli 1849 bei Schäßburg), ungarischer Nationaldichter

Sonstige

Einzelnachweise

  1. The Mihai Eminescu Trust
  2. www.siebenbürger.de Dracula-Freizeitpark
  3. Volkszählung 2002
  4. Volkszählung 2002
  5. www.recensământ.ro
  6. Siebenbürgische Zeitung
  7. Zeittafel der Bergschule in Schäßburg
  8. www.siebenbürger.de Andreas Mausollf
  9. Der Uhrendoktor von Schäßburg

Weblinks

Siehe auch


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