- Silchester
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Calleva Atrebatum war eine römische Stadt in der Provinz Britannien im heutigen England. Der Ort ist heute vor allem als Silchester bekannt. Calleva Atrebatum ist von besonderer Bedeutung, da es seit der Antike nie wieder besiedelt wurde und in den Jahren von 1890 bis 1909 vollständig ausgegraben wurde. Bis heute gibt es zahlreiche Nachgrabungen. Es handelt sich um die am besten ergrabene und daher am besten bekannte römische Stadt Englands.
Inhaltsverzeichnis
Keltische Stadt
Calleva Atrebatum war schon in vorrömischer Zeit Hauptort des keltischen Stammes der Atrebaten. Aus dieser Zeit sind vor allen Verteidigungswälle erhalten. Reste von Wohnbauten zeigen, dass das Stadtgebiet schon damals dicht besiedelt war. Ein keltischer König mit dem Namen Eppillus prägte Münzen in der Stadt, jedenfalls tragen diese die Aufschrift CALLE oder CALLEV.
Die römerzeitliche Stadt
Nach der römischen Eroberung der Provinz entwickelte der Ort sich langsam zu einer römischen Stadt. Die Umwandlung von einer keltischen zu einer römischen Stadt und vor allem deren Zeitpunkt sind allerdings noch immer unklar. An dem Ort des späteren Forums fanden sich Reste eines Vorgängerbaues aus Holz. Ziegel, die mit dem Namen des Kaisers Nero versehen waren, deuten auf ein größeres, wohl öffentliches Gebäude aus dieser Zeit.
Es ist noch umstritten, wann die Stadt ihren römischen Stadtplan mit sich rechtwinklig kreuzenden Straßen erhielt. Die Zeit um 100 n. Chr. scheint am wahrscheinlichsten. Die einzelnen Insulae waren dabei 400 zu 400 oder 275 zu 400 römische Fuß groß.
Öffentliche Bauten
Die Stadt hatte eine annähernd achteckige Form mit einen Durchmesser von ca. 500 m. Im Zentrum befand sich ein Forum mit einer Basilika. Es konnten zwei Bauphasen unterschieden werden. Der erste Bau wurde um 85 n. Chr. errichtet und bestand aus Holz, der zweite Bau stammt aus der Zeit um 150 n. Chr. Das Forum und die Basilika des zweiten Jahrhunderts nahmen zusammen ca. 0.8 Hektar ein. Das Forum hatte einen großen Hof, der an allen Seiten von Portiken gerahmt war. Dahinter befanden sich Läden und Büros. Der Haupteingang lag im Westen und trug eine große Weihinschrift. Gegenüber, im Westen stand die Basilika, die 82 m lang und 17,5 m breit war. In ihre befand sich eine Reihe von korinthischen Säulen, die einst ca. 8,6 m hoch waren. An den Kurzseiten befanden sich jeweils Apsiden. Im Westen befanden sich weitere Büros, in deren Mitte sich eine dritte Apside befand. Ab der Mitte des dritten Jahrhunderts befanden sich Schmieden in der Basilika, was andeutet, dass das Gebäude ab dieser Zeit nicht mehr als öffentlicher Bau diente. Südöstlich des Forum stand ein kleiner Bau, der etwa 13 x 9 m groß war. Das Innere hatte eine Halle mit einer Apsis und zwei Schiffe. In der Apsis fand sich ein geometrisches Mosaik. Im Grundriss ähnelt der Bau einer christlichen Kirche, doch ist diese Zuweisung nicht gesichert.
Im Süden der Stadt stand ein großes Gasthaus (Mansio). Es konnten Thermen, ein Tempelbezirk und Tempel festgestellt werden. Keiner der Tempel entsprach dem klassischen antiken Typ; vielmehr handelte sich um gallo-römische Umgangstempel. Die hier verehrten Gottheiten sind nicht sicher. Mars wurde vielleicht in einem Tempel in Insula XXXV verehrt. Es fanden sich dort jedenfalls Skulpturen, die ihm zugeordnet werden können. Mithras hatte vielleicht einen Tempel in Insula XIX.
Es gab eine Stadtmauer, die wohl aber erst im späten zweiten Jahrhundert begonnen wurde. Es handelte sich zunächst um eine Wallanlage, die nur Tore in Stein hatte. Erst am Ende des dritten Jahrhunderts ist sie vollkommen in Stein erbaut worden.
Außerhalb der Stadt befand sich ein aus Erde erbautes Amphitheater, bei dem zwei Bauphasen unterschieden werden konnten. In der ersten bestanden die meisten Anbauten aus Holz, in der zweiten aus Stein. Das Theater hatte für ca. 4500 bis 9000 Zuschauer Platz. Es gab auch einige Vorstädte, die bisher aber noch nicht ergraben wurden. Es fehlen bisher auch Grabungen in den Friedhöfen.
Die meisten Gebäude und Wohnbauten der Stadt waren in Stein errichtet, doch gibt es zwischen ihnen viele Freiflächen, auf denen in der Antike wahrscheinlich Holzbauten standen, die die frühen Ausgrabungen nur ungenügend erkannten. Neuere, auf dem neuesten Stand durchgeführte Grabungen erbrachten diverse Belege für solche Häuser in Holzbauweise. Südlich des Forums konnte eine christliche Kirche des vierten Jahrhunderts gefunden werden. Sie hatte ein Mittel- und jeweils ein Seitenschiff. An der Kopfseite befand sich eine Apsis, in der sich ein geometrisches Mosaik, das gut erhalten war, befand. Die Stadt wurde wohl am Beginn des sechsten Jahrhunderts für immer aufgegeben.
Wohnbauten
Die ältesten Steinhäuser stammen vom Ende des ersten Jahrhunderts. Es gibt eine große Vielzahl verschiedener Haustypen. Einfache Steinbauten bestanden nur aus einem Raum und hatten vielleicht Einbauten aus Holz. Hier konnten Feuerstellen beobachtet werden, die vielleicht auf Werkstätten hindeuten. Andere Bauten bestanden aus verschiedenen Räumen. Ein Haus in Insula XIV hatte vier Flügel, die sich um einen inneren Hof arrangierten. In ca. 30 Häusern fanden sich Mosaiken, die meist geometrische Muster zeigen und in ihrer Mehrzahl in das dritte und vierte Jahrhundert datieren. Beheizbare Räume sind häufig anzutreffen. Viele Räume waren mit Wandmalereien dekoriert, von denen aber nur sehr wenige in bedeutenden Resten erhalten waren. Fesnterglas konnte bei den Ausgrabungen immer wieder angetroffen werden.
Status der Stadt
Calleva Atrebatum war der Hauptort einer Civitas, hatte anscheinend aber nie den Status eines Municipiums. Die einstige Einwohnerzahl kann nur schwer geschätzt werden. Es kann von ca. 1200 Einwohnern ausgegangen werden. Extremschätzungen schwanken aber zwischen 600 bis 7500 Einwohner.
Literatur
- Michael Fulford: A Guide to Silchester, The Roman Town of Calleva Atrebatum, 2002 ISBN 0951250914
- John Wacher: The Towns of Roman Britain, Routledge, London/New York 1997, S. 271-291 ISBN 0-415-17041-9
Weblinks
51.35-1.0666666666667Koordinaten: 51° 21′ N, 1° 4′ W
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