Simmern/Hunsrück

Simmern/Hunsrück
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Simmern/Hunsrück
Simmern/Hunsrück
Deutschlandkarte, Position der Stadt Simmern/Hunsrück hervorgehoben
49.9833333333337.5166666666667400Koordinaten: 49° 59′ N, 7° 31′ O
Basisdaten
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Landkreis: Rhein-Hunsrück-Kreis
Verbandsgemeinde: Simmern
Höhe: 400 m ü. NN
Fläche: 11,96 km²
Einwohner: 7711 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 645 Einwohner je km²
Postleitzahl: 55469
Vorwahl: 06761
Kfz-Kennzeichen: SIM
Gemeindeschlüssel: 07 1 40 144
Adresse der Stadtverwaltung: Brühlstraße 2
55469 Simmern/Hunsrück
Webpräsenz:
Stadtbürgermeister: Manfred Faust (parteilos)

Simmern/Hunsrück ist die Kreisstadt des Rhein-Hunsrück-Kreises und Mittelzentrum sowie Sitz der Verbandsgemeinde Simmern in Rheinland-Pfalz.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Simmern liegt in der Mittelgebirgslandschaft des Hunsrücks in der sogenannten Simmerner Mulde. Der alte Stadtkern befindet sich in der Tallage des Simmerbachs, die neueren Stadtteile breiten sich auf den umliegenden Erhebungen aus. Der Külzbach mündet am westlichen Stadtrand in den Simmerbach. Östlich der Stadt findet man ein Naherholungsgebiet mit dem künstlich angelegten Simmersee. Südlich der Stadt beginnen die Erhebungen des Soonwaldes mit einem Teil des Simmerner Stadtwaldes.

Die vierspurig ausgebaute Bundesstraße 50 verläuft südlich der Stadt Simmern. In Simmern ist ein Bahnhof, der zur Zeit nur als Busbahnhof dient, weil die Strecke der Hunsrück(quer)bahn BingenHermeskeil stillgelegt ist. Jedoch soll sie auf Grund des boomenden Flughafen Frankfurt-Hahn in den nächsten Jahren wieder reaktiviert werden und dann den Flughafen mit dem Rhein-Main-Gebiet verbinden.

Die Fläche der Stadt Simmern beträgt 1196 ha und wird vom 50. Breitengrad tangiert. Touristisch interessant ist Simmern wegen der zentralen Lage zur Mosel, zum Mittelrhein und zur Nahe, die jeweils etwa 25 km entfernt sind. Viele tief eingeschnittene Täler verbinden die Hunsrück-Hochfläche mit den Flußtälern.

Bildung

An Bildungseinrichtungen existieren mit der Kurt-Schöllhammer-Grundschule und der Rottmannschule, zwei Grundschulen sowie eine Regionale Schule für Haupt- und Realschulabschlüsse, das staatliche, mathematisch-naturwissenschaftliche Herzog-Johann-Gymnasium, die Berufsbildende Schule mit einem Wirtschaftsgymnasium, mehrere Fach- und Fachoberschulen und eine Schule für Lernbehinderte. Die Volkshochschule Simmern e. V. ist der Erwachsenenbildung verpflichtet.

Institutionen

Neben der Stadt- und Kreisverwaltung sind in Simmern auch eine Reihe weiterer Dienststellen (Amtsgericht, Finanz-,Forst-, Gesundheits- und Katasteramt, Polizei, Außenstelle der Industrie- und Handelskammer Koblenz, Kreishandwerkerschaft). Außerdem ist sie Standort eines Technologie- und Gründerzentrums. Das Hunsrück-Museum dokumentiert die Stadtgeschichte und zeigt Gebrauchsgegenstände und Gemälde aus Stadt und Region. Auch ein Kino („Pro-Winz-Kino“) ist vorhanden. Neben dem VfR 1921 Simmern verfügt die Stadt über eine ganze Bandbreite anderer Vereine. Die Werbegemeinschaft Simmern attraktiv e. V. zum Beispiel ist der Zusammenschluss der aktivsten Gewerbetreibenden der Stadt. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, den Einzelhandelsstandort Simmern zu stärken und die Stadt noch attraktiver für Bürger, Kunden sowie Besucher zu machen.

Wirtschaft

Zu den größten Arbeitgebern der Stadt zählen: die ZF Boge Elastmetall (ca. 600 Beschäftigte), die CompAir Drucklufttechnik (ca. 500 Beschäftigte), die Firma Pfefferkorn (Sektstopfenhersteller), die Deutsche Fertighaus Holding (Fertighausbau), SchwörerHaus KG ein Werk zur Fertigung von Kastell-Massivhäuser, Keller, Decken und Beton-Fertigteile, Zischka Textilpflege (Großwäscherei), die Hunsrück-Klinik und die DHL mit einer Logistikzentrale. Daneben gibt es mehrere Verbrauchermärkte und eine Vielzahl kleinerer Dienstleister. Simmern hat sich in den letzten Jahren zu einem regionalen Zentrum des Automobilhandels entwickelt.

Freizeit

In Simmern gibt es ein Freizeitbad und ein Naturfreibad, die Indoor-Kindererlebniswelt „Dschungeldorf“, ein Jugendcafe, einen Skaterpark und ein Kino.

Am westlichen Stadtrand beginnt der Schinderhannes-Radweg und führt von dort durch das Külztal über Kastellaun nach Emmelshausen. In südlicher Richtung verläuft der Schinderhannes-Soonwald-Radweg der Simmern mit dem Soonwald verbindet.

2007 und 2008 führte die Stadt erstmals Schinderhannesfestspiele durch. Zur Erstaufführung kam das Stück Der Ausbruch. Es zeichnete die abenteuerliche Flucht des Räuberhauptmannes aus dem ehemaligen Pulverturm der Stadt im August 1799 nach. Der Pulverturm galt eigentlich als ausbruchsicher. Heute heißt der Turm deshalb Schinderhannesturm. Im Jahr 2010 wird es zum dritten Mal Schinderhannesfestspiele geben. Dann kommt das Musical Julchen zur Uraufführung.

Geschichte

Mittelalter und frühe Neuzeit

Neues Schloss Simmern/Hunsrück
Reste der mittelalterlichen Stadtmauer

Die Stadt wurde 847 erstmals urkundlich erwähnt, das Stadtgebiet war aber bereits in der Römerzeit besiedelt. Simmern lag an der wichtigen Heerstraße BingenTrier. Simmern gehörte zunächst den Nahegaugrafen, später wurde es Besitz der Raugrafen. Diese nahmen Simmern 1323/1330 vom Erzbistums Trier zu Lehen. Vermutlich unter Vermittlung von Erzbischof Balduin erhielt Simmern 1330 das Stadtrecht durch Kaiser Ludwig den Bayern. Die Wochen- und Jahrmärkte der Stadt zogen alsbald Händler des gesamten Hunsrücks an und sorgten für ein Aufblühen von Handel und Gewerbe. Mit dem Stadtrecht verbunden war die das Recht zur Befestigung mit einer wehrhaften Doppelmauer, die mit einer Reihe von Türmen und Toren versehen war. Noch im 14. Jahrhundert kam Simmern an die Pfalzgrafen aus dem Hause Wittelsbach.

Die pfälzischen Wittelsbacher waren seit 1356 Kurfürsten und spalteten sich 1410 nach dem Tod Ruprechts III., der auch die deutsche Königskrone innehatte, in mehrere Linien auf, darunter die Linie Pfalz-Simmern, die ihre Residenz in der Stadt nahm. Zu nennen sind die Herzöge Stefan (Pfalz-Simmern-Zweibrücken), Friedrich I. von Pfalz-Simmern, Johann I. und vor allem Johann II. Dieser regierte in Simmern von 1509-1557, war humanistisch und künstlerisch gebildet, ließ eine erste Druckerei in der Stadt errichten und förderte insbesondere die Bildhauerkunst. Er führte in seinem Land auch die Reformation ein, was zu Spannungen mit den umgebenden Erzbistümern Trier und Mainz führte. Ihm folgte Kurfürst Friedrich III., genannt „der Fromme“, der 1563 zum Calvinismus wechselte und eine führende Rolle in der Reichspolitik spielte. Im Jahre 1559 folgte die Linie Pfalz-Simmern der erloschenen Hauptlinie der Pfalz mit der Kurwürde in Heidelberg nach. Die Brüder Friedrichs III., Georg und Reichard, bildeten die kurzlebige Linie der Pfalzgrafen von Simmern-Sponheim, deren Besitz nach Reichards Tod 1598 wieder an das Kurfürstentum unter Friedrich IV. zurückfiel.

Kriege um die Pfalz

Friedrichs IV. Sohn Friedrich V. trug mit seiner Kandidatur für den böhmischen Königsthron als „Winterkönig“ mit dazu bei, dass der Dreißigjährige Krieg auch seine Besitzungen in der Rheinpfalz erfasste. Diese waren inzwischen mit Begründung der jüngeren Linie Pfalz-Simmern durch seinen Bruder Ludwig Philipp 1611 erneut geteilt worden, doch fällt auch diese mit dem Tod von dessen Sohn Ludwig Heinrich 1673 wieder an die Hauptlinie unter Karl I. Ludwig zurück, der im Westfälischen Frieden die Kurwürde zurückerlangte. Dank seiner Befestigungen konnte die Stadt Simmern die Kriegswirren relativ unbeschädigt überstehen. Doch kam es durch den Tod des Sohnes von Karl I., Karl II. zu neuen Wirren, da mit ihm die Linie der pfälzischen Wittelsbacher ausstarb und Frankreich Besitzrechte anmeldete. Liselotte von der Pfalz, Schwester Karls II. und in den Augen der Franzosen erbberechtigt, war mit Philipp I. von Orléans verheiratet, dem Bruder Ludwigs XIV.; da aber auch die wittelsbacher Linie Pfalz-Neuburg Ansprüche auf das Simmerner Erbe erhob, brach 1688 der Pfälzer Erbfolgekrieg aus, in dessen Verlauf die Franzosen weite Gebiete der Pfalz verwüsteten.

1685 war das Herzogtum Simmern an die Linie Pfalz-Neuburg gefallen. Diese führte das katholische Bekenntnis wieder ein und rief 1686 den Bopparder Karmel zur Betreuung der Katholiken in Stadt und Oberamt Simmern. Mit Hilfe der Familie Schenk von Schmidtburg gründeten die Karmeliter in Simmern eine Niederlassung und übernahmen in der Stadt und zusammen mit den Kreuznacher Kapuzinern im Oberamt die Pfarrseelsorge. Sie errichteten die Josefskirche. Die Stadt Simmern selbst war kurz zuvor von zahlreichen Hugenotten, die der religiösen Verfolgung in Frankreich entflohen, regelrecht überflutet worden. Am 17. September 1689 schließlich eroberten die französischen Truppen die Stadt, die sie fast vollständig in Trümmern legten. Das Residenzschloss wurde, ebenso wie das in Heidelberg, zur Ruine, lediglich Stefanskirche, der Pulverturm, der spätere Schinderhannesturm und eine Handvoll Häuser überstanden die Katastrophe. Immerhin blieb die Pfalz infolge des Friedens von Rijswijk wittelsbachisch. Im 18. Jahrhundert war Simmern dann aber nur noch Sitz eines pfälzischen Oberamts, da die Kurfürsten in Mannheim residierten.

18. bis 20. Jahrhundert

Schinderhannesturm

Nach der französischen Revolution eroberten die Franzosen erneut die Pfalz, die ihnen, wie das ganze linksrheinische, deutschsprachige Gebiet, schließlich von Deutschland zugesprochen wurde. Simmern wurde ein Kanton im Département Rhin-et-Moselle. Bei den regelmäßigen Patrouillen der neu gegründeten Nationalgendarmerie wurde der später als Räuber bekannte Johannes Bückler, genannt „Schinderhannes“, gefangen, der zu dieser Zeit noch als kleiner Viehdieb in Hunsrück und Nordpfalz aktiv war. 1799 verbrachte er ein halbes Jahr im heutigen Schinderhannes-Turm in Simmern, von wo ihm aber die Flucht gelang. 1804 weilte Kaiser Napoleon I. in der Stadt, die mittlerweile auch eine Stadtverwaltung nach französischem Recht erhalten hatte. 1815 nach der Franzosenzeit kam Simmern dann an Preußen.

Die Situation der Stadt, die doch etwas abseits der Zentren der Industrialisierung lag, war im 19. Jahrhundert nicht leicht, zumal es 1845 auch noch zu Kartoffelfäule und Missernten kam, woraufhin viele Bewohner der Stadt nach Amerika auswanderten.

Im Ersten Weltkrieg war Simmern wichtiger Stützpunkt der Etappe der Westfront. In der Zwischenkriegszeit litt die Stadt, die zudem bis 1930 erneut französisch besetzt war, unter der wirtschaftlichen Situation jener Zeit. Im Zweiten Weltkrieg kam es dann erneut zu Verwüstungen. Im März 1945 wurde Simmern von US-amerikanischen Truppen besetzt, wurde dann mit der Pfalz der französischen Besatzungszone zugeschlagen und gehört seit 1946 dem Land Rheinland-Pfalz an.

Den Namensbestandteil „Hunsrück“ trägt die Stadt seit dem 1. Juni 1980. Am 15. April 1999 wurde ein Gebietstausch mit der Gemeinde Mutterschied durchgeführt, wodurch mehrere Einwohner die Gemeindezugehörigkeit wechselten.

Sehenswürdigkeiten

Stephanskirche und Fruchtmarktschule
Plastik des Simmerner Originals „Greta“ in der Fußgängerzone
  • Barocke katholische St. Josefskirche aus dem 18. Jahrhundert mit sehenswerten Deckenfresken.
  • Spätgotische evangelische Stephanskirche, erbaut 1486 bis 1510, mit Grabmälern der Herzöge von Pfalz-Simmern und historischer Orgel von 1776 aus der Werkstatt der Hunsrücker Orgelbauer Familie Stumm.
  • Kulturzentrum im Schloss Simmern mit Hunsrückmuseum, Friedrich-Karl-Ströher-Ausstellung (Hunsrück-Maler) und Stadtbücherei. Das neue Schloss wurde 1708 als Verwaltungsgebäude des Oberamtmannes erbaut. An gleicher Stelle stand die mittelalterliche Burg, die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert als Residenz ausgebaut und 1689 zusammen mit der Stadt zerstört wurde.
  • Schinderhannesturm, dem ehemaligen Pulverturm, waren zu verschiedenen Zeiten die Räuber Johannes Bückler, genannt Schinderhannes, und Johann Peter Petri, genannt Schwarzer Peter, gefangen; beide konnten ausbrechen.
  • Ein weiterer Turmrest befindet sich nördlich der Stephanskirche. Reste der mittelalterlichen Stadtmauer sind noch an der Koblenzer Straße zu sehen.
  • Restaurant Schwarzer Adler. Eines der wenigen Häuser, das von der Zerstörung der Stadt im Jahre 1689 verschont geblieben ist. Neben der Stephanskirche und dem Schinderhannesturm gehört es heute zu den ältesten Bauwerken der Stadt.

Persönlichkeiten und Menschen

in Simmern geboren

mit Simmern verbunden

Literatur

  • Willi Wagner, Gustav Schellack: 650 Jahre Stadt Simmern im Hunsrück; Simmern 1980

Quellen

  • Diarium residentiae Carmelitarum im Hunsrück-Museum Simmern.

Weblinks


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