Simultangegner

Simultangegner

Das Simultanschach (lat./mlat. für gemeinsam, gleichzeitig) ist eine Form des Schachspiels, bei dem ein Spieler (Simultanspieler) gleichzeitig gegen mehrere Gegner (Simultangegner) antritt.

Inhaltsverzeichnis

Sinn und Spielgedanke

Simultanspiele geben Spielern mit geringen oder mittleren Kenntnissen und Fähigkeiten die Möglichkeit, gegen Spieler mit hoher oder sehr hoher Spielstärke anzutreten. Dabei erhöhen sich für die Simultangegner, die im Spiel 1:1 gegen einen solchen Spieler chancenlos wären, durch die längere Bedenkzeit und die Konzentration auf nur ein Spiel die Erfolgsaussichten. Der Simultanspieler muss nicht nur mehrere Spiele alternierend überblicken, sondern auch schneller reagieren: Wenn n die Anzahl der Gegner ist, muss er in der Zeit, die jedem seiner Gegner für einen Zug zur Verfügung steht, n Züge bedenken und ausführen.

Vlastimil Hort beim Simultanspiel

Ablauf eines Simultanspiels

Die Spieltische sind so aufgestellt, dass der Simultanspieler mühelos von einem Brett zum anderen gehen kann, ohne die Seiten zu wechseln. Wenn er beim letzten Brett angelangt ist, sollte er von dort bequem zum ersten Brett weitergehen können.

Der Simultanspieler hat die Wahl der Farbe. In der Regel wird er auf allen Brettern mit derselben Farbe spielen, und zwar zumeist mit Weiß. Seine eigene Bedenkzeit liegt in seinem Ermessen (es sei denn, für die konkrete Veranstaltung wurden Begrenzungen vereinbart), er wird aber nur in Ausnahmefällen bei schwierigen Stellungen etwas länger überlegen und ansonsten zügig spielen – das umso mehr, je mehr Partien noch im Gange sind.

Der Simultangegner hat für einen Zug genau so lange Bedenkzeit, wie der Simultanspieler für eine Runde über alle Bretter benötigt, dann sollte er vor den Augen des Simultanspielers ziehen.

Der Simultangegner hat sein Spiel ebenso wie der Simultanspieler ohne fremde Hilfe zu bestreiten. Für das Spiel selbst gelten die gewöhnlichen Wettkampf-Regeln (mit Ausnahme der Bedenkzeit) wie „Berührt – geführt“, Aufgabe, Remisangebote und die unmittelbaren Regeln auf dem Brett.

Da Schachspiele unterschiedlich schnell enden, spielt der Simultanspieler in der Endphase nur noch an wenigen Brettern. Da an diesen aber mutmaßlich die stärksten seiner Gegner sitzen, ist sein Handicap nur wenig geringer. Ob der Simultanspieler die Verpflichtung des Simultangegners, bei seinem Erscheinen sofort zu ziehen, etwas kulanter sieht (d. h. seinem Gegner noch etwas Bedenkzeit gibt), liegt im Ermessen des Simultanspielers. Als Simultangegner sollte man solche Zugeständnisse aber nicht überstrapazieren.

Magnus Carlsen beim Simultanspiel

Verhalten beim Simultanspiel

Die spielerische Überlegenheit des Simultanspielers ist der Ausgangspunkt, von dem aus er sich auf das Spiel mit mehreren Gegnern einlässt. Dennoch muss man bedenken, dass dies eine hohe physische und psychische Leistung und Beanspruchung darstellt, und dieser Leistung den nötigen Respekt entgegenbringen, insbesondere dadurch, dass man das Vertrauen des Simultanspielers nicht missbraucht und fair spielt, d. h. zum Beispiel

  • kein Verändern der Stellung, während der Meister wegsieht (die meisten Simultanspieler bemerken dies übrigens ohnehin, was für den Simultangegner peinlich enden kann);
  • keine Beratung mit anderen Spielern oder Kiebitzen;
  • keine Verwendung von Literatur, Telekommunikationsmedien oder Computern;
  • kein Feilschen über Farbwahl, Bedenkzeit oder nicht angenommene Remisangebote (etwa, indem das Angebot nach jedem Zug wiederholt wird)

Simultanschach als Trainingsmittel

Je höher die Spielstärke eines Simultanspielers (im Vergleich zu seinen Kontrahenten) ist, umso mehr Gegnern kann er ein gleichzeitiges Spiel gegen ihn gestatten. Bei Spielen gegen zwei oder nur eine Handvoll Gegner reicht aber oft schon ein vergleichsweise geringer Spielstärkeunterschied aus, um annähernde Chancengleichheit herzustellen. Damit eignet sich Simultanspiel auch als gutes Trainingsmittel, entweder, indem der Trainer gegen mehrere seiner Schüler antritt, oder indem die Besten aus der Trainingsgruppe gegen zwei oder mehr der weniger fortgeschrittenen Trainingskameraden antreten.

Spezialformen

Blind-Simultan

Wenn ein Spieler ohne Ansicht der Bretter simultan spielt, dann spricht man von Blind-Simultan-Schach.

Handicap-Simultan

Beim Handicap-Simultan (auch Uhrenhandicap genannt) wird mit normalen Schachuhren gespielt. Die Simultangegner führen ihren Zug aus, ohne auf den Simultanspieler zu warten und setzen dessen Uhr in Gang. Die Belastung für den Simultanspieler ist besonders groß, da er unter zusätzlichem Zeitdruck steht. Außerdem muss er den Überblick behalten, in welchen Partien er gerade am Zuge ist und wie es dabei jeweils um sein Zeitpolster beschaffen ist. Üblich ist Handicap-Simultan mit (beiderseits) 30 bis 90 Minuten Bedenkzeit an ca. 10 Brettern.

Turnier-Simultan

Beim Turniersimultan spielen im Prinzip die beteiligten Spieler ein vollrundiges Turnier (Jeder gegen Jeden). Allerdings laufen alle Partien gleichzeitig und mit Zeitkontrolle. Die Spieler müssen erkennen, in welchen Partien sie gerade am Zuge sind und markieren ihren gerade ausgeführten Zug in der Regel mit einem kleinen Ring, der über die gezogene Figur gelegt wird. Im Gegensatz zu anderen Simultan-Varianten, sollten hierbei alle Teilnehmer auf gleichem Leistungsniveau stehen. Jeder ist gewissermaßen zugleich Simultanspieler und -gegner.

Mannschaftssimultan

Spielen auf Seiten des Simultangebers mehrere Spieler abwechselnd einen Zug der gleichen Partie, dann spricht man von Mannschaftssimultan. Ein bekanntes Mannschaftssimultan findet alljährlich in Baden-Baden statt. Acht Bundesligaspieler des OSC Baden-Baden, darunter der aktuelle Weltmeister Viswanathan Anand, spielen hierbei gegen bis zu 150 Gegner.

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